Bearbeiten von „Weinbau“
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{{Tabelle.Zeile| Spalte1= [[1860]] | Spalte2= «Letzte Woche herrschte in unserm Dorfe ungeheurer Jubel (Ende Oktober [[1860]]). Eine Hochzeit? Nein. Eine Kindstaufe? Auch nicht. Die Weinlese, die Weinlese! Die Qualität steht hinter dem Bieler nicht weit zurück; wenigstens haben wir es unsern werten Nachbarn mit dem Zuckern nicht nachmachen müssen. Die Quantität wäre befriedigend ausgefallen, wenn der letzte Reif nicht so übel gehaust hätte. Preis haben wir keinen ausgemittelt; wir glauben, den Most in acht Tagen vertilgen zu können.»}} | {{Tabelle.Zeile| Spalte1= [[1860]] | Spalte2= «Letzte Woche herrschte in unserm Dorfe ungeheurer Jubel (Ende Oktober [[1860]]). Eine Hochzeit? Nein. Eine Kindstaufe? Auch nicht. Die Weinlese, die Weinlese! Die Qualität steht hinter dem Bieler nicht weit zurück; wenigstens haben wir es unsern werten Nachbarn mit dem Zuckern nicht nachmachen müssen. Die Quantität wäre befriedigend ausgefallen, wenn der letzte Reif nicht so übel gehaust hätte. Preis haben wir keinen ausgemittelt; wir glauben, den Most in acht Tagen vertilgen zu können.»}} | ||
{{Tabelle.Zeile| Spalte1= [[1866]] | Spalte2= Nach dem Katasterplan von [[1866]] besass Grenchen noch 9 ha Rebgut, das sich in der neuen Zelg, im Krähenberg, im Gespernmoos und in den hohen Reben befand.}} | {{Tabelle.Zeile| Spalte1= [[1866]] | Spalte2= Nach dem Katasterplan von [[1866]] besass Grenchen noch 9 ha Rebgut, das sich in der neuen Zelg, im Krähenberg, im Gespernmoos und in den hohen Reben befand.}} | ||
− | {{Tabelle.Zeile| Spalte1= [[1871]] | Spalte2= Im Jahre [[1871]] hatten die Reben sehr viel Früchte angehängt, die aber aus Mangel an warmem Sonnenschein nicht recht zur Reife gelangen konnten. Ein Pfiffikus meinte, die hiesigen Rebbesitzer hätten billig die Ueberkiesung der projektierten Bahnlinie Lyss-Herzogenbuchsee übernehmen können. Impulsive Eigenschaften musste aber der Grenchner Wein besitzen; denn im «Solothurner | + | {{Tabelle.Zeile| Spalte1= [[1871]] | Spalte2= Im Jahre [[1871]] hatten die Reben sehr viel Früchte angehängt, die aber aus Mangel an warmem Sonnenschein nicht recht zur Reife gelangen konnten. Ein Pfiffikus meinte, die hiesigen Rebbesitzer hätten billig die Ueberkiesung der projektierten Bahnlinie Lyss-Herzogenbuchsee übernehmen können. Impulsive Eigenschaften musste aber der Grenchner Wein besitzen; denn im «Solothurner Landbote»vom 14. Juli [[1873]] ist zu lesen: «Neben den industriellen Arbeiten und der vielseitigen Beschäftigung auf den Baustellen zappelt und krappelt es auf Wiese und Feld, als ob Grenchen ein rein landwirtschaftliches Dorf wäre. Rührigkeit und Ausdauer lassen sich unserer Einwohnerschaft nicht absprechen und dazu trägt unser Grenchner Wein sicher sehr viel bei; man mag darüber lachen und sich lustig,machen, es isch einewäg so!»}} |
{{Tabelle.Zeile| Spalte1= [[1876]] | Spalte2= Vom Jahre [[1876]] an gab es viele Fehljahre; entweder erfroren die Trauben zur Blütezeit, oder sie vermochten im Herbst nicht die richtige Reife zu erlangen, weil die nötige Sonne fehlte und folglich blieben die Beeren hart, so dass man, wie böse Zungen behaupteten, die Beeren gedroschen werden mussten, und da wollte es das Unglück, dass in einer Tenne, wo Trauben gedroschen wurden, ein Barrenladen offen war und eine Beere da hineinsprang und einem Stier ein Auge ausschlug! Und ein anderer Unfall passierte auf der Bahn, allwo eine Traubenbeere aus einem Korbe auf die Bahnschiene fiel und den Zug zum Entgleisen brachte! Um nun solche und ähnliche Unfälle zu verhüten, wurden die Reben nach und nach ausgerottet, was die Kinder sehr bedauerten; denn jetzt konnten sie nicht mehr «Rappen» gehen; d. h. sie durften nach dem «Läset» die vergessenen Trauben zusammenlesen.}} | {{Tabelle.Zeile| Spalte1= [[1876]] | Spalte2= Vom Jahre [[1876]] an gab es viele Fehljahre; entweder erfroren die Trauben zur Blütezeit, oder sie vermochten im Herbst nicht die richtige Reife zu erlangen, weil die nötige Sonne fehlte und folglich blieben die Beeren hart, so dass man, wie böse Zungen behaupteten, die Beeren gedroschen werden mussten, und da wollte es das Unglück, dass in einer Tenne, wo Trauben gedroschen wurden, ein Barrenladen offen war und eine Beere da hineinsprang und einem Stier ein Auge ausschlug! Und ein anderer Unfall passierte auf der Bahn, allwo eine Traubenbeere aus einem Korbe auf die Bahnschiene fiel und den Zug zum Entgleisen brachte! Um nun solche und ähnliche Unfälle zu verhüten, wurden die Reben nach und nach ausgerottet, was die Kinder sehr bedauerten; denn jetzt konnten sie nicht mehr «Rappen» gehen; d. h. sie durften nach dem «Läset» die vergessenen Trauben zusammenlesen.}} | ||
{{Tabelle.Zeile| Spalte1= [[1884]] | Spalte2= Erstes Auftreten des falschen Mehltaus (Peronospora) am Bielersee. Eine Rebkrankheit (Pilz), die vermutlich bald auch in Grenchen ausbrach. Am Bielersee tauchte die Reblaus im Jahre 1905 das erste Mal auf, zu einer Zeit als in Grenchen der Rebbau schon fast ganz aufgegeben war.}} | {{Tabelle.Zeile| Spalte1= [[1884]] | Spalte2= Erstes Auftreten des falschen Mehltaus (Peronospora) am Bielersee. Eine Rebkrankheit (Pilz), die vermutlich bald auch in Grenchen ausbrach. Am Bielersee tauchte die Reblaus im Jahre 1905 das erste Mal auf, zu einer Zeit als in Grenchen der Rebbau schon fast ganz aufgegeben war.}} | ||
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== Zehntenloskauf Neue Zelg == | == Zehntenloskauf Neue Zelg == | ||
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== Niedergang im 19. Jh. == | == Niedergang im 19. Jh. == | ||
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== Literarisches und Anekdoten == | == Literarisches und Anekdoten == | ||
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=== Franz Josef Schild: Grenchebuurs Herbstbitrachtige === | === Franz Josef Schild: Grenchebuurs Herbstbitrachtige === | ||
− | Den Text zu diesem Gedicht vom [[Grossätti us em Leberberg]] findet man [[Grenchebuurs | + | Den Text zu diesem Gedicht vom [[Grossätti us em Leberberg]] findet man [[Grenchebuurs Herbstbitrachtige | hier]]. |
=== Rainer W. Walter: Weshalb der Grenchner Wein so sauer war === | === Rainer W. Walter: Weshalb der Grenchner Wein so sauer war === | ||
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== Erinnerungen == | == Erinnerungen == | ||
− | {{File.BildRechts|Breite= | + | {{File.BildRechts|Breite=400|Bild=Wein Strassennamen.jpg|Text=Strassen-Namen erinnern an den Weinbau in Grenchen.}} |
Betrachtet man mit scharfem Auge das ehemalige Rebareal in der Neuen Zelg, lassen sich noch alte Terrassierungen erkennen. Die anderen Rebareale sind grösstenteils überbaut und lassen die früheren Rebberge kaum mehr erahnen. Strassennamen wie Rebgasse, Rebgässli, Am Weinberg, Weinbergstrasse, Rebhalden, Traubenweg sowie das Alterszentrum am Weinberg deuten an, wo früher Rebstöcke in Reih und Glied standen und ihre Früchte sonnten. | Betrachtet man mit scharfem Auge das ehemalige Rebareal in der Neuen Zelg, lassen sich noch alte Terrassierungen erkennen. Die anderen Rebareale sind grösstenteils überbaut und lassen die früheren Rebberge kaum mehr erahnen. Strassennamen wie Rebgasse, Rebgässli, Am Weinberg, Weinbergstrasse, Rebhalden, Traubenweg sowie das Alterszentrum am Weinberg deuten an, wo früher Rebstöcke in Reih und Glied standen und ihre Früchte sonnten. | ||
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== Neuanfang 1975/76 == | == Neuanfang 1975/76 == | ||
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− | Dieser Eintrag über den Grenchner Weinbau basiert auf der Ausstellung "Gretulozuzi" | + | Dieser Eintrag über den Grenchner Weinbau basiert auf der Ausstellung "Gretulozuzi" Geschichte des Weinbaus in Grenchen, die vom 27. April [[2007]] bis 28. September [[2007]] im [[Kultur-Historisches Museum | Kultur-Historischen Museum]] Grenchen statt findet. Ein grosses Dankeschön gebührt folgenden Personen und Institutionen, die durch ihre Mitarbeit zur Realisierung der Darstellung beigetragen haben: |
* Fred Fischer, Chäsi, Grenchen | * Fred Fischer, Chäsi, Grenchen | ||
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* Schweizerisches Idiotikon : Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Ges. auf Veranstaltung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes bearb. von Friedrich Staub und Ludwig Tobler [et al.] Frauenfeld : Huber, 1881- Bd. 1- | * Schweizerisches Idiotikon : Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Ges. auf Veranstaltung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes bearb. von Friedrich Staub und Ludwig Tobler [et al.] Frauenfeld : Huber, 1881- Bd. 1- | ||
* [[Werner Strub | Strub, Werner]]: [[Heimatbuch Grenchen]]. Die vergangenen Jahrhunderte bis in die Gegenwart dargestellt von Werner Strub. Solothurn: Vogt-Schild, 1949. - XVI, 758 S., ill, | * [[Werner Strub | Strub, Werner]]: [[Heimatbuch Grenchen]]. Die vergangenen Jahrhunderte bis in die Gegenwart dargestellt von Werner Strub. Solothurn: Vogt-Schild, 1949. - XVI, 758 S., ill, | ||
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+ | == Einzelnachweis == | ||
+ | <references /> | ||
== Quellen == | == Quellen == | ||
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* Geometrischer Plan über die Bachtalen und der daran liegenden Güter. Von Geometer J.U. Walker. Ca. 1830, Orig. 47 cm x 36 cm. Staatsarchiv Solothurn | * Geometrischer Plan über die Bachtalen und der daran liegenden Güter. Von Geometer J.U. Walker. Ca. 1830, Orig. 47 cm x 36 cm. Staatsarchiv Solothurn | ||
* Zehnt-Pläne des Stifts St. Ursen: Pläne der zehntpflichtigen Güter in Grenchen. Pläne Nr. 11, 12, 13, 14. ca. [[1820]]. Staatsarchiv Solothurn. | * Zehnt-Pläne des Stifts St. Ursen: Pläne der zehntpflichtigen Güter in Grenchen. Pläne Nr. 11, 12, 13, 14. ca. [[1820]]. Staatsarchiv Solothurn. | ||
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[[Kategorie:Landwirtschaft]] | [[Kategorie:Landwirtschaft]] |