Urs Josef Feremutsch

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Urs Josef Feremutsch
* 1827
† 1887
Bezirkschullehrer

1858 erschien, bearbeitet und erläutert vom Grenchner Bezirkslehrer Urs Josef Feremutsch, das erste Gesangbuch „für die Landschulen des Kantons Solothurn“. Das Schlusswort verfasste kein geringerer als Regierungsrat und Erziehungsdirektor Wilhelm Vigier.

Wie Urs Josef Feremutsch den Schulgesang veredelte

Gesangsbuch Umschlag
Gesangsbuch Übersicht
Gesangsbuch Anhang
Gesangsbuch, Noten "Schützenlied" und "Der gute Kamerad"

Als Feremutsch (* 1827; † 1887) sein Gesangbuch für die Landschulen (ob dieses an den Stadtschulen Solothurns nicht verwendet werden musste oder durfte?) war eigenes Musizieren, eigenes Singen die einzigen Möglichkeiten, überliefertes und neues Musikgut zur persönlichen und zur Freude der Umgebung widerzugeben. Die Musik- und Gesangsvereine waren deshalb sehr beliebt, und es war für die Dorfgemeinschaft jeweils wichtig, dass die eigenen Vereine an Gesangsfesten gut abschnitten. Solche Anlässe fanden regelmässig auf der Stufe Bezirk, Kanton und Eidgenossenschaft statt. Die gesangliche Grundausbildung wahrzunehmen, war ein wichtiger Auftrag an die Schule. Der Lehrerschaft musste ein verbindliches Lehrmittel zur Verfügung gestellt werden, damit dieser Unterricht optimal erteilt werden konnte.

Der Regierungsrat des Kantons Solothurn beauftragte den Grenchner Bezirkslehrer Urs Josef Feremutsch ein entsprechendes Lehrmittel zu erarbeiten. Es ist anzunehmen, dass Feremutsch am Grenchner Sängertag von 1842 und dann wieder im Jahre 1851 praktische Erfahrungen sammeln konnte. Er wurde 1863 in den ersten Zentralvorstand des Solothurnischen Kantonalgesangvereins gewählt, sicher als Anerkennung für seine grosse pädagogische Arbeit.

Drei Ziele angestrebt

Mit seiner Schrift wollte Feremutsch dem „Gehörgesang, der in unseren Dorfschulen meist planlos ertheilt wurde, eine bessere Richtung“ geben. – Der Unterrichtsstoff sei so angeordnet, stellt der Autor im Vorwort fest, dass er sich auf die gesamte Schulzeit ausdehnen lasse. Besonders wichtig war ihm das dritte Ziel:

"Bei einer angemessenen Zahl von Liedern die Wahl derselben nach den Herzen der Kinder zu treffen."

In den "Allgemeinen Vorbemerkungen" kommt Feremutsch als Anwalt der Kinder erneut auf sein grosses Anliegen zu sprechen:

"Die Kinder sollen durch den Gesang nicht gequält, sondern erfreut werden, darum lege der Lehrer jedes Lied zur Seite, das den Schülern nicht zuzusagen scheint."

Wichtig war Urs Josef Fermutsch die Pflege der guten Aussprache. Die Lehrperson müsse nicht allein in den Gesangsstunden auf eine "edle Aussprache" achten, sondern auch im übrigen Unterricht. Aus diesem Grunde riet Feremutsch seinen Kollegen, die Lieder erst dann singen zu lassen, wenn die Aussprache sitze. – Er wusste auch ein Rezept zur Behandlung „schwerhöriger“ Schülerinnen und Schüler. Die sollten in Ruhe gelassen und zum Mithören angeregt werden, und zwar so lange "bis der Gehörsinn sich vielleicht bei ihnen später bessere entwickle". Urs Josef Fermutsch war sehr viel daran gelegen, dass der Gesang nicht zum Zwang werden dürfe, sondern Freude vermittle.

Einem klaren Aufbau folgend

Die erste Abteilung des Buches ist dem einstimmigen Gehörgesang vorbehalten und nach Meinung des Autors geeignet für Kinder der ersten beiden Schuljahre. Feremutsch will, dass die Kinder bis zum Ende der zweiten Klasse das „Taktieren“ und die Tonleiter erkennen können. Die Liederauswahl umfasst Titel wie „Liebe zu den Eltern“, „Am Morgen“ oder „Schuleifer“ mit dem Text „Im Winter wenn es frieret, im Winter wenn es schneit, dann ist der Weg zur Schule fürwahr noch mal so weit.“

In einem zweiten Abschnitt präsentierte Feremutsch zweistimmige Lieder, die noch nach Gehör zu singen waren. Zur Erläuterung schrieb er den Lehrern nicht weniger als 15 verschiedene Übungen zur Stimm- und Gehörbildung vor. Diese reichen bis zum Erkennen der Tetrachorde, der Triolen und der Intervalle von C aus. - Unter den Liedern fallen "Die Uhr" auf und der schöne alte Klassiker "Guter Mond du gehst so stille..." Es folgen dann erneut seitenweite recht anspruchsvolle Übungen, darunter auch das Einüben von chromatischen Tonleitern.

Als recht anspruchsvoll erweist sich der dritte Abschnitt. Anschliessend an den zweistimmigen Gesang folgt nach und nach der dreistimmige. Entsprechend hochstehend sind die vorgeschriebenen Übungen im Bereich der Dur- und später der Moll-Tonarten. Unter den Liedern finden wir "Glück auf!" oder "Sehnsucht nach den Bergen". Den Abschluss des Liederbuches macht der Anhang in dem der Autor „Dreistimmige Lieder, meist vaterländischen Inhalts, oder volkstümlichen Charakters“ zusammengefasst sind.

In seinem Dank an den Verfasser schreibt Regierungsrat und Direktor des Erziehungsdepartements, Wilhelm Vigier:

"Mögen namentlich die Herren Pfarrer und Lehrer den Volksgesang durch Bildung neuer Gesangvereine fördern“.

Und ganz am Schluss danke der legendäre Regierungsrat Urs Josef Feremutsch für die grosse Arbeit. – Das kleine aber doch an Inhalt grosse Büchlein vermittelt einen aufschlussreichen Einblick in die Lied-Literatur und zeigt auf, was damals populär war.

Weblinks

INSA: Inventar der neueren Schweizer Architektur, 1850-1920: Städte. 5 (1990), S. 37.--

Quellen

(Dieser Artikel ist Eigentum des Autors / der Autorin und kann deshalb nicht editiert werden.)