Römisch-katholische Kirche

Aus Wiki der Stadt Grenchen
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1805 beginnt man in Grenchen eine neue Kirche zu bauen

Die 1812 eingeweihte römisch-katholische Kirche, mit deren Bau 1805 begonnen wurde.
Inneres der Eusebiuskirche vor den grossen Sanierungsarbeiten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

1805 beschlossen die Stimmberechtigten, die Stadtkirche neu zu bauen. Im gleichen Jahr wurde auch das erste Gemeindehaus errichtet. Es diente gleichzeitig als Schulhaus.

Das Kirchen-Projekt wurde zügig vorangetrieben

An der ordentlichen Neujahrsgemeindeversammlung vom 6. Januar 1805 wurde der Bau einer neuen Kirche grundsätzlich beschlossen. Gleichzeitig wurde eine vorberatende Kommission eingesetzt, die am 13. Januar ihre Arbeit aufnahm. Die Kommission machte sich auf die Suche nach geeigneten Bauplänen. Zwei Abgesandte wurden bei verschiedenen Kirchenneubauten im Luzernischen fündig. Nach diesen Plänen oder „Rissen“ wurden dann auch die Pläne für die Kirche in Grenchen angefertigt. Man spricht deshalb nicht von ungefähr, die heutige Eusebiuskirche sei im „Entlebucher Barock“ erbaut worden. Ein zweiter sehr wichtiger Ausschuss der Kommission suchte die „Guttäter“ in der Gemeinde auf und erhielt von diesen die Zusicherung, dass sie für den Kirchenbau insgesamt 4'295 Pfund als freiwillige Spenden abliefern würden; „ist aber nicht gänzlich eingegangen, wie härnach die Rechnung zeigt“, meldete der Chronist in seinem Bericht. Bereits am 27.Januar konnte auf Grund der geleisteten Vorarbeiten die Gemeindeversammlung den Bau der Kirche beschliessen. Am 17. Februar wurde die Baukommission eingesetzt. Ihr gehörten an: Johannes Burki, Urs Schwarzentrub Jakob Vogt, Jakob Rüefli, Viktor Gschwind (der spätere Chronist), Urs Ris, Andreas Schwarzentrub und als Vertreter Staads Johannes Obrecht. Gleichsam von Amtes wegen gehörten der Kommission an, der Pfarrer, der Gemeindeammann und sein Statthalter. Präsident der Kommission war Johannes Burki, Aktuar Urs Viktor Gschwind.

Das Vorhaben war nicht unbestritten

Offenbar traten kurz nach dem positiven Entscheid der Gemeindeversammlung unerwartete Probleme auf. Eine Gruppe der Bevölkerung wollte statt eines Neubaus die alte Kirche sanieren, eine zweite verlangte, es sei mit dem Baubeginn zuzuwarten und die dritte Fraktion vertrat die Meinung, die Kirche müsse, da die Entscheide vorlägen, sofort gebaut werden. Diese Diskussion drohte das Unterfangen zu verhindern, und weil auch die Mitglieder der verantwortlichen Kommission unter sich zerstritten waren, wurde am 12. Mai kurzerhand eine neue Kommission gewählt. Am 19. Mai schuf die Gemeindeversammlung endgültig Klarheit und entschied sich für den Neubau.

Zuerst einmal wurde der Kefiturm abgebrochen. Der untere Teil des Turmes bestand aus harten Quadersteinen, der obere Teil aus Tufffstein-Quadern. Auf einem der Steine standen die Buchstaben A.C.R.S. (ad coercendum rusticorum superbiam oder zu Deutsch: den Stolz der Bauern zu demütigen). Man versteht deshalb sehr gut, dass der Abbruch dieses Gefängnisses zu oberst auf der Prioritätenliste der Baukommission stand. Nach nur neun Tagen war das verhasste Gebäude dem Erdboden gleichgemacht und eine tiefe Grube, in der bequem bis 400 Fässer Kalk Platz finden konnten, erinnerte an die ehemalige „Zwing Grenchen“.

Am 31. Mai wurde von Baumeister Joseph Müller der Bauplatz ausgemessen und chaloniert. An dieser Stelle seines Berichtes befasste sich Gschwind mit der Ausrichtung der neuen Kirche. Detailliert schildert er, weshalb man auf die übliche West-Ost Ausrichtung verzichtete und dafür die Nord-Süd Achse wählte. Um Geld sparen zu können, beabsichtigte die Kommission den bisherigen Kirchturm zu belassen. Das hätte bei der Wahl einer West-Ost Achse zur Folge gehabt, dass man das Sigristenhaus hätte abbrechen müssen und so die gewonnen Einsparungen vertan hätte. Allerdings beschloss die Gemeindeversammlung am 27. Juli 1906, allen Sparbemühungen zum Trotz einen neuen Turm zu bauen. Am 9. Brachmonat 05 lieferte Euseb Affolter aus Grenchen den ersten Kalk auf die Baustelle, womit der eigentliche Bau beginnen konnte – In den folgenden Jahren verlief der Bau der Kirche zielstrebig, und am 12. Januar 1807 konnte der erste Eckstein gesetzt und anschliessend entsprechend gefeiert werden. Eine Dreierdelegation besuchte später das luzernische Schüpfheim, um sich dort nach verschiedenen Details zu erkundigen. Im Verlaufe der weiteren Baugeschichte streikten die Gesellen und waren sehr erstaunt, dass ihnen die Bauleitung kurzerhand kündigte. „Da sie dieses nicht erwartet hatten, so kam einer nach dem andern, um um Verzeihung zu bitten und um fernere Arbeit für den gleichen Lohn anzuhalten.“ Als der Streikführer entlassen wurde, arbeiteten, so berichtet Gschwind, doppelt so schnell. – Nach vielen Zwischenfällen wurde die Kirche am 4. Oktober 1812 durch den Bischof von Lausanne, Maximus Guisolan, eingeweiht. Kirche und Altar wurden dem heiligen Eusebius, Bischof und Märtyrer geweiht. Der Bischof von Lausanne schloss in den Alter Reliquien der Märtyrer Perfectus, Theophilus, Amanda und Desideria ein.

Die alte Kirche war ostwärts gerichtet

Der Tradition entsprechend war die alte Kirche „geostet“, d.h. der Eingang befand sich auf der Westseite und der Altar stand an der Ostwand. Urs Viktor Gschwind beschrieb die bisherige Kirche so: „Das alte Kirchengebäude war ein ungestaltetes Machwerk“. Der Haupteingang wurde durch ein grosses Vordach geschützt, und die Gläubigen mussten, um in die Kirche zu gelangen, sechs Stiegentritte heruntergehen. Die alte Kirche war ungefähr so lang, wie die heutige, die neue breit ist und der Turm befand sich auf der Südseite. Der Kirchhof war ostseitig der Kirche angelegt und durch eine schlechte Mauer gegen die Kirchstrasse abgestützt. Dort stand noch eine Kapelle, das sogenannte Beinhaus. An diesem angebaut, aber ausserhalb der Kirchenmauer gelegt, war das Spritzenhaus, und bergwärts daneben erblickte man den Kefiturm, das sogenannte „Fuchsenloch“.

Urs Viktor Gschwind 1778-1850

Die Geschichte vom Grenchner Kirchenbau (1805 bis 1812) schrieb Pfarrer Ernst Niggli nach der Hundertjahrfeier der Kirche auf und veröffentlichte sie 1914[1]. Pfarrer Niggli stützte sich bei seiner Arbeit auf die Bauakten, die Urs Viktor Gschwind angelegt hatte.

Das Fest von Eusebius - seit 1874 Jahren kein Feiertag mehr

Eusebius, der erste Bischof von Vercelli, ist Kirchenpatron Grenchens. Alljährlich wurde in unserer Gemeinde das Fest von Eusebius am 15. Dezember gefeiert. Am 6. Dezember 1874 beschloss aber die Grenchner Gemeindeversammlung das Fest des Kirchenpatrons auf den Sonntag zu verlegen, der dem 14. Dezember folgt. Damit mussten die Grenchnerinnen und Grenchner auf ein überliefertes Fest verzichten. Eusebius wurde um 283 auf Sardinien geboren und verstarb wahrscheinlich am 1. August 371 in Vercelli. In den Überlieferungen wird gemutmasst, dass Eusebius ein Märtyrer gewesen sein könnte. – Als Kind kam Eusebius mit den Eltern nach Rom, wo er hervorragend ausgebildet und zum Priester geweiht wurde. 340 übernahm er das Amt als erster Bischof von Vercelli. Als Erster führte er für die ihm anvertrauten Geistlichen eine halbklösterliche Gemeinschaft ein. Der Verurteilung des Patriarchen Athanasios von Alexandra während der Synode von Mailand im Jahre 355 konnte Eusebius nicht zustimmen und wurde deshalb vom Kaiser in die Wüste nach Palästina verbannt. Unter Kaiser Julian Apostatata kehrte Eusebius in seine Diözese zurück und bekämpfte in Briefen und Schriften den Arianismus. Diese Haltung führte schliesslich zur Legende, er sei von seinen Gegnern zu Tode gesteinigt worden. Nach zuverlässigen Quellen aber verstarb er wahrscheinlich im Jahre 371 eines natürlichen Todes.

Einzelnachweise

  1. Geschichte des Kirchenbaues in Grenchen 1805-1812. Aus den Bauakten mitgeteilt von Ernst Niggli, Pfarrer. Grenchen, 1914 (PDF Version)

Quellen

(Dieser Artikel ist Eigentum des Autors / der Autorin und kann deshalb nicht editiert werden.)