Klemens Maria Hofbauer

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Klemens Maria Hofbauer
* unbekannt
† unbekannt
Spion

Die folgende Geschichte besitzt einen wahren Kern: Hofbauer spionierte im Bachtelenbad gegen Giuseppe Mazzini, der dort Asyl gefunden hatte.

Der Spion der aus der Hofburg kam

In den Archiven der österreichischen Staatskanzlei sollen heute noch die Briefe eines gewissen Klemens Maria Hofbauer aufbewahrt werden. Sie sind als geheim eingestuft und deshalb nicht jedermann zugänglich. Das hat seinen guten Grund:

Klemens Maria Hofbauer war Spion.

Im Gegensatz zu seinen Zunftnachfolgern vom Schlage eines James Bond 007 war Klemens Maria Hofbauer ein Spion, der die in dieser Branche eher seltene Fähigkeit besass, denken zu können und die Anweisungen seiner Vorgesetzten nicht ohne Wenn und Aber übernahm, sondern bisweilen den ihm gebotenen Spielraum bis an die Grenzen auszunutzen verstand

Eines Morgens wurde Hofbauer in die Kanzlei Metternichs bestellt. Ein unerhörter Vorgang. Hofbauer vermutete, es könne sich bei der Vorladung nur um ein Versehen handeln. Doch bald wurde er eines bessern belehrt: In der Kanzlei wurde ihm nämlich bedeutet, dass das Wohl des Vaterlandes es notwendig mache, dass er nach Grenchen in Helvetien reise, um dort in einem kleinen Bad an der solothurnisch-bernischen Grenze das Vertrauen eines gewissen Giuseppe Strozzi zu gewinnen. Strozzi sei jedoch nur der Denkname für den international gesuchten Aufwiegler Mazzini, der von diesem Bad aus die republikanischen Genossen aller Länder vereinige und sie bewege, gegen ihre von Gott und den Menschen eingesetzten Obrigkeiten aufzutreten. Von Hofbauer werde erwartet, dass er sich über die Absichten Mazzinis orientiere und seine Berichte auf geeignet erscheinender Weise nach Wien weiterleite. Und weil Spione nun einmal sehr geheim sind und unerkannt bleiben müssen, erhielt Klemens Maria Hofbauer einen polnischen Pass auf den Namen Johann Sobieski. Die Polen, so wurde ihm bedeutet, seien eifrige Anhänger Mazzinis.

An einem schönen Sommertag gelangte Johann Sobieski mit dem Pferdeomnibus von Solothurn herkommend ins Bachtelenbad, wo er von der Wirtefamilie Girard herzlich willkommen geheissen wurde. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass er ein Zimmer im zweiten Stock in der Nähe der Zimmer Strozzis zugewiesen bekam. So kam es, dass er noch gleichentags Mazzini im Flur begegnete. Er stellte sich vor und betonte, er habe sein polnisches Vaterland vor einigen Jahren schon verlassen müssen und lebe seither in Wien. Er liess durchblicken, dass seine politischen Auffassungen mit jenen der polnischen Regierung nicht übereinstimmten, und er sich mit der Flucht nach Wien möglichen Nachstellungen entzogen habe. Mazzini (der sich natürlich als Strozzi vorstellte) zeigte sich interessiert am Schicksal des neuen Badegastes.

In den folgenden Tagen notierte Hofbauer in seinem kleinen Büchlein die Besucher Mazzinis. In seinem ersten Bericht nach Wien hielt er unter anderem fest: „Das Bad ist wie ein Bienenhaus, immer schwärmen von dort die bekanntesten Revolutionäre aller Nationen hin und her. Ueberhaupt bildet jetzt dieser Ort und Biel das Hauptquartier der europäischen Bewegungspartei.“ Mit dem gleichen Schreiben forderte Hofbauer eine zusätzlich Geldüberweisung an, weil, so schrieb er, das Leben in der Schweiz allgemein und im Bachtelenbad im besondern sehr teuer sei. Zudem müsse er, um in der Umgebung Mazzinis Vertrauen finden zu können, an den Gelagen der Revolutionäre teilnehmen. Hofbauer verschwieg, dass er dem roten Burgunderwein zugetan war, während Mazzini nur sehr mässig mit Wasser verdünnten Wein zu sich nahm. In Wien war man über diesen Bericht Hofbauers sehr erfreut, und namentlich Metternich fühlte sich in seiner Ueberzeugung bestätigt, dass Mazzini seine Getreuen zu einer weltweiten Revolution führen werde. Aus diesem Grunde auch wurde Hofbauers Spesensatz erhöht. In den weitern Berichten, denen er jeweils erfolgreich die Bitte nach zusätzlichen Finanzmitteln anfügte, erfand er neue Revolutionäre. Diese stammten nach Hofbauers Berichten aus so entfernten Ländern wie Island, Norwegen, und selbst in der Türkei wollte er Spuren einer möglichen Verschwörung gegen die herrschenden Kreise ausgemacht haben.

Hofbauer und Mazzini begegneten sich nun jeden Tag. Zusammen spazierten sie unter den Alleebäumen am Weg, der das Bachtelenbad mit dem Dorfe verband; dann wieder sassen sie am kleinen Teich mit der Tuffsteingrotte, in welcher ein kleiner steinerner Amor stand. Manchmal begleitete Hofbauer Mazzini nach Biel, wo er die Zeitung „Junge Schweiz“ mit seinen Artikeln unterstützt. Mehr und mehr verstand Hofbauer Mazzinis Ideen, dass kein Mensch unfrei sei. Nach wenigen Wochen war er zum glühendsten Anhänger des italienischen Denkers geworden.

In Wien wurde man misstrauisch und fragte sich, was Spion Hofbauer denn eigentlich treibe. Seine Berichte wurden abenteuerlicher und die Forderung nach zusätzlichen Geldern unverschämter. Hellhörig wurde man, als er Mazzini so beschrieb (es sollte Hofbauers letzter Brief an die kaiserliche Hofkanzlei des Barons von Metternich sein): „Er ist ein kleiner, sehr schmächtiger, gelblich-brauner Mann mit ausgezeichnet geistreichen und gutmütigen Augen und sehr nettem Schnurr- und Backenbart.“ Diese wohlwollende Schilderung des Staatsfeindes verärgerte Hofbauers Vorgesetzten, die verlangten, dass ihr ‚Mann in Grenchen' unverzüglich nach Wien zurückzukehren habe. Doch Hofbauer blieb für immer in Grenchen.

Quellen

(Dieser Artikel ist Eigentum des Autors / der Autorin und kann deshalb nicht editiert werden.)