Karl Mathy: Unterschied zwischen den Versionen

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| Gestorben =  3. Februar 1868
 
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| Bemerkung = Deutscher Journalist und Politiker, Gründer der Bezirksschule Grenchen.
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'''Nach der Gründung der Grenchner Bezirksschule durch Karl Mathy [[1838]] war es selbstverständlich, dass auch Kinder aus den bernischen Gemeinden Lengnau und Pieterlen diese höhere Schule im Solothurnischen besuchten. Die Kantonsgrenzen waren offensichtlich weniger hoch und dicht als heute!'''
 
  
== Den Grenchnern war die Schule immer etwas wert ==
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== Text Ehrentreppe ==
{{File.BildRechts|Breite=400|Bild=Schule Erstes Bezirksschulhaus.jpg|Text=Das erste "Bezirksschulhaus" Grenchens war das Häni-Haus am Geissweg (Bettlachstrasse) nahe der Kreuzung Kapellstrasse. Hier unterrichtete Karl Mathy [[1838]] die erste Bezirksschulklasse in Grenchen. Heute steht hier das Wohn- und Geschäftshaus Frohburg.}}
 
  
Über allgemeine Missstände im Schulwesen lamentierte die Regierung in ihrem Bericht für das Rechnungsjahr [[1833]]/[[1834|34]]. So wurde unter anderem festgestellt, dass ein Lehrer, der gegen das Schulschwänzen antritt von den Eltern "Grobheiten zu erwarten" habe. Zur Gleichgültigkeit der Eltern komme auch "die thörichte Befangenheit des Landvolkes, welches mit Mund, und sogar der That, allen auch noch so nützlich befundenen Neuerungen entgegenstrebt." Wie weit diese Äusserungen auch auf Grenchen, dessen Einwohner damals noch zur Landbevölkerung zählte, zutrafen, ist heute schwer festzustellen
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Karl Mathy wurde [[1807]] in Mannheim im Grossherzogtum Baden als Sohn eines Mathematikprofessors geboren. Nach seinem Studium der Staatswissenschaften war Mathy vorerst in verschiedenen Behörden des Grossherzogtums tätig. Daneben erteilte er immer wieder Unterricht und übte sich als Schriftsteller. Als [[1832]] in Baden die Pressefreiheit durch die Regierung beschnitten wurde, wurde Mathy oppositionell tätig. Durch sein politisches Engagement zog er den Unwillen der Regierung auf sich, so dass er sich entschloss, Asyl zu suchen. In Biel fand er eine Stelle bei der von Giuseppe Mazzini gegründeten Zeitung Junge Schweiz, die ebenfalls liberale Ideale vertrat. Schon bald entzog Bern Mathy die Aufenthaltsbewilligung aufgrund seiner politischen Tätigkeit wieder. Dieses Mal floh er ins [[Bachtelenbad - Als das Grenchenbad seine Renaissance erleben sollte | Bachtelen-Bad]] nach Grenchen, wo ihn die politisch engagierte Familie Girard vor seinen Verfolgern versteckte. Auch sein politischer Mitstreiter [[Giuseppe Mazzini | Mazzini]] fand in dieser Zeit dort Unterschlupf. Erst [[1837]] wurde sein Ausweisungsdekret aufgehoben, wodurch er [[1838]] die Stelle als erster [[Bezirksschule | Bezirksschulleiter]] Grenchens antreten konnte. Die Verantwortlichen äusserten zunächst Bedenken über die Anstellung eines Protestanten in der katholischen Gemeinde. Allerdings empfahl der Ammann in einem Schreiben an die Schulkommission Mathy aufs wärmste für die Stelle und lobte dessen Charakter und Betragen während seines Aufenthaltes in der Gemeinde. Als Lehrer genoss er bald einen ausgezeichneten Ruf und war in seinem Amt hochgeschätzt. Wegen Konflikt mit der Gemeinde über die Besoldung war Mathy jedoch [[1840]] aus finanziellen Gründen gezwungen in seine Heimat zurückzukehren. Grenchen versuchte ihn einige Jahre später erneut in die Gemeinde zu holen, allerdings überschlugen sich in Baden die Ereignisse: Mathy wurde [[1842]] in die badische Kammer gewählt. Später wurde er zum badischen Handelsminister und sogar zum Ministerpräsidenten ernannt. Bis heute gilt Mathy als ein bekannter Vorkämpfer für die deutsche Einheit. Zu seinen Ehren gibt es in Grenchen die [[Strassennamen | Karl Mathystrasse]]. [[1870]] publizierte Gustav Freytag unter dem Titel Karl Mathy. Geschichte seines Lebens, eine Biografie über den berühmten Flüchtling. Das Kapitel Aus dem Leben eines Schullehrers behandelt Mathys Aufenthalt in Grenchen.
  
== Auf Lob folgt Tadel und dann wieder Lob ==
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Im Rechenschaftsbericht von [[1837]]/[[1838|38]] hielt der regierende Kleine Rat mit Genugtuung fest, dass in Grenchen die Lehrmittel durch die Gemeinde angekauft werden, etwas, das damals nicht selbstverständlich war. Positiv erwähnt wurde ferner, dass in Grenchen die Lehrer nicht bloss die gesetzlich vorgeschriebene Besoldung von 150 Franken in Geld und vier Klafter Holz erhielten, darüber hinaus erhöhten die Gemeindebehörden den Lohn des 2. Lehrers um 100 und den des ersten um 50 Franken pro Jahr. Allerdings musste sich der zweite Lehrer verpflichten für die zusätzlichen hundert Lohnfranken mehr Sommerschule zu halten als bisher. – Doch dem Lob folgte der Tadel auf den Fuss:
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= Quellen =
 
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* AEBI, Paul, 150 Jahre [[Bezirksschule Grenchen]] 1838-1988, Lengnau 1988, S. 6-13.  
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* FREYTAG, Gustav, Karl Mathy. Geschichte seines Lebens, Leipzig 1870.  
"In Bezug auf die Schullokale bleibt noch Vieles zu wünschen übrig. In Grenchen sind für die drei Primarschulen die Lokale weder hinreichend noch geeignet."
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* KAUZ, Daniel et al., Stadt Grenchen (Hrsg.), [[Vom Bauerndorf zur Uhrenmetropole]]. Grenchen im 19. und 20. Jahrhundert, Grenchen 2018, S. 275.
</blockquote>
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* PORTMANN-Tinguely, Albert, Karl Mathy, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom: 22.10.2007, URL: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/028124/2007-10-22/ (Zugriff: 13.07.2020).  
 
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* SCHILD, Adolf Richard, Schild-Hugi-Bilderbogen. Eine Plauderei über Familien- und Ortsgeschichte, Grenchen 1997, S. 211-213.  
Im Inspektorenbericht wurden die Fortschritte, welche die Schülerinnen und Schüler der Grenchner Schulklassen erzielt hatten, mit einer 3 (mittelmässig) und einer 4 (sehr gering) benotet. Das waren die schlechtesten Bewertungen im Leberberg. Somit kann angenommen werden, dass Grenchens Schule zu dieser Zeit nicht den allerbesten Ruf besass.
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* [[Rainer W. Walter | WALTER, Rainer W.]], Vom Heilbad zum Kinderheim [[Zeittafel Bachtelen | Bachtelen]], Grenchen 2004, S. 34-36.
Dem Bericht kann weiter entnommen werden, dass in Grenchen die Mädchenarbeitsschule gegründet wurde, und dass am 13. April [[1838]] die Bezirksschule mit 26 Schülern, wovon 18 aus Grenchen selber, ins Leben gerufen wurde. Man darf mit einigem Recht annehmen, dass die acht Schüler, die nicht in Grenchen wohnten, zu einem guten Teil aus den bernischen Nachbargemeinden stammten. Auf Anhieb erhielt die Bezirksschule höchstes Lob:
 
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"Die öffentliche Prüfung zeigte, dass für so kurze Zeit Ausserordentliches geleistet wurde".
 
</blockquote>
 
 
 
Mit grossem Erfolg liessen sich drei Schüler in die Lateinische Sprache einführen.
 
1846 schrieb die Regierung, dass die zweite und dritte Schule gute Fortschritte machten, die erste hingegen in Rückstand geraten sei. Grenchen II wurde sogar in die kleine Gruppe jener Schulen aufgenommen, welche die grössten Fortschritte erzielten.
 
 
 
== Im Blickpunkt die Bezirksschule ==
 
[[1846]] befasste sich die Regierung im Rechenschaftsbericht vor allem mit der Bezirksschule, die damals 30 Schüler zählte. Unterrichtet wurde während wöchentlich 30 Schulstunden. Detailliert wurde im Bericht die Unterrichtsgegenstände aufgezählt.
 
An der Primarschule unterrichteten damals drei Lehrer. Der eine reichte keine Arbeiten zur Beurteilung ein und wurde deshalb mit einer blanken 0 eingestuft. Die dritte Primarschule hingegen erhielt in Schrift, Aufsatz und Rechtschreibung je eine 1 (sehr gut). Nur im Zeichnen musste sie sich mit einer 3(mittelmässig) begnügen.
 
 
 
== Fortschrittlicher als heute ==
 
 
 
In den Jahren [[1851]]/[[1852|52]] zählte die Grenchner Bezirksschule 25 Schüler und Schülerinnen. Von diesen stammten sechs aus den bernischen Gemeinden Lengnau und Pieterlen. Es ist kaum wahrscheinlich, dass eine derartige regionale Zusammenarbeit auf der Stufe weiterführender Schulen über die Kantonsgrenzen hinweg heute noch denkbar wäre. Sehr detailliert wurde im regierungsrätlichen Bericht festgehalten, welche Fächer an der Grenchner Bez unterrichtet wurden.
 
 
 
1866 wurde berichtet, dass Grenchens Bezirksschule mit 60 Schülerinnen und Schülern die grösste Schule dieser Art im Kanton Solothurn sei. Ferner war zu erfahren, dass neben Deutsch und Französisch auch Latein unterrichtet wurde. Ohne näher auf die einzelnen Schulorte einzugehen, beklagte sich der Regierungsrat über die grossen Unterschiede von Schule zu Schule, ein Unterschied, der sich auch in den uneinheitlichen Lehrmitteln manifestiere. „Die Schulen stehen in geringem Zusammenhange unter sich und arbeiten, neben und über ihnen.“ Die Regierung verlangte deshalb von den Schulbehörden, dass den Anschluss an die Mittelschule in Solothurn und an die Voraussetzungen für handwerkliche Lehren erfüllen.
 
 
 
== Quellen ==
 
{{Quelle.RainerWWalter}}
 
{{Info.Schreibgeschützt}}
 
  
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==

Aktuelle Version vom 29. November 2020, 09:44 Uhr

Karl Mathy Portrait.jpg
Karl Friedrich Wilhelm Mathy
* 17. März 1807 in Mannheim (Deutschland)
† 3. Februar 1868 in Karlsruhe (Deutschland)
Deutscher Journalist und Politiker


Text Ehrentreppe

Karl Mathy wurde 1807 in Mannheim im Grossherzogtum Baden als Sohn eines Mathematikprofessors geboren. Nach seinem Studium der Staatswissenschaften war Mathy vorerst in verschiedenen Behörden des Grossherzogtums tätig. Daneben erteilte er immer wieder Unterricht und übte sich als Schriftsteller. Als 1832 in Baden die Pressefreiheit durch die Regierung beschnitten wurde, wurde Mathy oppositionell tätig. Durch sein politisches Engagement zog er den Unwillen der Regierung auf sich, so dass er sich entschloss, Asyl zu suchen. In Biel fand er eine Stelle bei der von Giuseppe Mazzini gegründeten Zeitung Junge Schweiz, die ebenfalls liberale Ideale vertrat. Schon bald entzog Bern Mathy die Aufenthaltsbewilligung aufgrund seiner politischen Tätigkeit wieder. Dieses Mal floh er ins Bachtelen-Bad nach Grenchen, wo ihn die politisch engagierte Familie Girard vor seinen Verfolgern versteckte. Auch sein politischer Mitstreiter Mazzini fand in dieser Zeit dort Unterschlupf. Erst 1837 wurde sein Ausweisungsdekret aufgehoben, wodurch er 1838 die Stelle als erster Bezirksschulleiter Grenchens antreten konnte. Die Verantwortlichen äusserten zunächst Bedenken über die Anstellung eines Protestanten in der katholischen Gemeinde. Allerdings empfahl der Ammann in einem Schreiben an die Schulkommission Mathy aufs wärmste für die Stelle und lobte dessen Charakter und Betragen während seines Aufenthaltes in der Gemeinde. Als Lehrer genoss er bald einen ausgezeichneten Ruf und war in seinem Amt hochgeschätzt. Wegen Konflikt mit der Gemeinde über die Besoldung war Mathy jedoch 1840 aus finanziellen Gründen gezwungen in seine Heimat zurückzukehren. Grenchen versuchte ihn einige Jahre später erneut in die Gemeinde zu holen, allerdings überschlugen sich in Baden die Ereignisse: Mathy wurde 1842 in die badische Kammer gewählt. Später wurde er zum badischen Handelsminister und sogar zum Ministerpräsidenten ernannt. Bis heute gilt Mathy als ein bekannter Vorkämpfer für die deutsche Einheit. Zu seinen Ehren gibt es in Grenchen die Karl Mathystrasse. 1870 publizierte Gustav Freytag unter dem Titel Karl Mathy. Geschichte seines Lebens, eine Biografie über den berühmten Flüchtling. Das Kapitel Aus dem Leben eines Schullehrers behandelt Mathys Aufenthalt in Grenchen.

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Quellen

  • AEBI, Paul, 150 Jahre Bezirksschule Grenchen 1838-1988, Lengnau 1988, S. 6-13.
  • FREYTAG, Gustav, Karl Mathy. Geschichte seines Lebens, Leipzig 1870.
  • KAUZ, Daniel et al., Stadt Grenchen (Hrsg.), Vom Bauerndorf zur Uhrenmetropole. Grenchen im 19. und 20. Jahrhundert, Grenchen 2018, S. 275.
  • PORTMANN-Tinguely, Albert, Karl Mathy, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom: 22.10.2007, URL: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/028124/2007-10-22/ (Zugriff: 13.07.2020).
  • SCHILD, Adolf Richard, Schild-Hugi-Bilderbogen. Eine Plauderei über Familien- und Ortsgeschichte, Grenchen 1997, S. 211-213.
  • WALTER, Rainer W., Vom Heilbad zum Kinderheim Bachtelen, Grenchen 2004, S. 34-36.

Weblinks