Gemeinnützige Gesellschaft

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Skizzen aus der Geschichte der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen

Vortrag von Rainer W. Walter gehalten am Donnerstag, 11. Mai 2006, um 20.00 Uhr, im Kultur-Historischen Museum Grenchen.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Es handelt sich um eine Skizze

Was hier nachstehend berichtet wird, ist eine sehr unvollständige Skizze. In dieser wird ein Stück Vergangenheit unserer Stadt behandelt. Es ist die Geschichte der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen. Im Verlaufe meines Suchens nach Spuren fand ich, dass die Geschichte der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen eine durchaus spannende ist. Wollte man sie jedoch umfassender aufarbeiten, müssten nun umfangreiche Recherchen vor allem im Staatsarchiv Solothurn angestellt werden. In verschiedenen Berichten der kantonalen Gemeinnützigen Gesellschaft wird nämlich drauf hingewiesen, dass das Staatsarchiv bereits in der Frühzeit der Gesellschaft deren Protokolle und Eingaben aufbewahrt habe. Es ist anzunehmen, dass sich hier noch einiges finden lässt, das für die Darstellung der Vergangenheit der GGG interessant sein müsste. Die hier vorliegende Skizze kann also ohne weiteres erweitert werden und so zu einer Art Grenchner Sozialgeschichte werden, die noch zu erforschen und zu schreiben wäre.

Grundsatz

An den Anfang meiner Ausführungen stelle ich den Grundsatz. Was ist gemeinnützig? Im Buch „Die humanitären und gemeinnützigen Bestrebungen im Kanton Solothurn“ schrieb Dr. Kaufmann – Hartenstein im Jahre 1903:

Weiter als die Wohlfahrt geht die Gemeinnützigkeit. Diese umfasst alle Gebiete der Volkswohlfahrt. Die Wohltätigkeit ist ein vereinzeltes, zeitweiliges Wohltun, wie es durch bestimmte Fälle von Unterstützungsbedürftigkeit, Armut und Elend hervorgerufen wird. Die Gemeinnützigkeit sieht nicht auf den Einzelnen, sondern auf die Gesamtheit des Volkes; sie will Einrichtungen schaffen, welche die sozialen Schäden nach Möglichkeit heben, Not und Elend verhüten und ausgleichen sollen. Die Gemeinnützigkeit hat vor allem vorbeugenden Charakter; sie will die verschiedenen Bevölkerungsklassen durch gemeinsame Arbeit einander näher bringen und die Klassengegensätze mildern.“

Die Geschichte

Die Geschichte der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen lässt sich in drei Abschnitte und einem Zwischenspiel gliedern. Es sind dies:

  • Die Konkordia von 1838 – ca. 1880
  • Die erste GGG von 18931920
  • Zwischenspiel „Gemeindestubenverein“ von 1923/ 241942
  • Die „neue“ GGG von 1942 – heute

Konkordia

In der bereits erwähnten Schrift von 1903 ist zu lesen, dass die „Anfänge gemeinnütziger Tätigkeit“ in Grenchen auf die Zeit zurückgehe, als sich die Uhrenindustrie in der Gemeinde etabliert hatte. Namentlich wurden erwähnt der Arzt Dr. Josef Girard und der Uhrenpionier Urs Schild. Diese Männer gründeten im Jahre 1838 eine Gesellschaft namens „Konkordia“. Dieses Ereignis lag jedoch rund 13 Jahre vor der Einführung der Uhrenindustrie, aber kurz nach Giuseppe Mazzinis Aufenthalt im Bachtelenbad.

Ziel der Gruppierung, der 51 Personen angehörten, war es, „die Wohlfahrt des Volkes in intellektueller, moralischer und ökonomischer Beziehung“ zu mehren. Der Gedanke der Wohltätigkeit trat zu Gunsten einer gesamtheitlicheren Betrachtungsweise in den Hintergrund. Die materielle Unterstützung Bedürftiger wurde als selbstverständliche Aufgabe wahrgenommen, doch stand diese nicht mehr allein im Zentrum. Dafür wollten die „Konkordianer“ mit einem alle Bereiche erfassenden Programm das Wohl der Bevölkerung fördern. Es dürfte wahrscheinlich nicht falsch sein, wenn man die Bestrebungen dieser Organisation mit der bekannten Formel „Hilfe zur Selbsthilfe“ umschreibt. Leider ist über die Projekte der Konkordianer“ nichts bekannt. Die kirchlichen und politischen Ereignisse in den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, die als Kulturkampf in die Geschichte eingingen führten dazu, dass im gesellschaftlichen Leben unserer Gemeinde andere Prioritäten gesetzt wurden. Hinzu kam, dass die Gründer und Förderer der „Konkordia“ ausstarben und Nachwuchs war keiner in Sicht.

Die erste GGG

1893 wurde die GGG gegründet. Sofort wurde die Umsetzung erster Projekte an die Hand genommen.

Gründung der Haushaltungsschule

Als erstes Ziel nannte die neue Gesellschaft die Gründung einer Koch- und Haushaltungsschule mit dem Zweck „die ältern schulpflichtigen Mädchen zur Leitung des Hauswesens auszubilden.“ Sehr geschickt wurde die Realisierung des Projektes in die Wege geleitet. In einer öffentlichen Veranstaltung referierte Professor Gunzinger aus Solothurn zum Thema, und bereits im Herbst 1894 stand die Organisation mit allem notwendigen Drum und Dran fest. Im November 1894 wurde die Schule eröffnet. 1896 übergab die Gemeinnützige Gesellschaft die Schule der Gemeinde. Einige Jahre später stellte die Gesellschaft zufrieden fest, dass die Schule ihren normalen Gang gehe und sich als ein „überaus segensreiches Institut“ erweise.

Kampf gegen die Kindersterblichkeit

Fast gleichzeitig nahm die Gesellschaft den Kampf gegen die Kindersterblichkeit auf. Man vermutete als Hauptursachen: Mangelnde Kenntnis vieler Mütter über Pflege und Ernährung der Kinder und die Frauenarbeit in den Fabriken „und den dieselbe begleitenden Übelständen“. Die Gemeinnützige kaufte mehrere Exemplare der Schrift „Die Pflege der Kinder im ersten Lebensjahr“ von Custer und liess diese durch das Zivilstandsamt verteilen.

Die Gründung des Samaritervereins

Auf Anregung der Gemeinnützigen Gesellschaft wurde im Jahre 1896 der Samariter- Verein Grenchen ins Leben gerufen. Am Anfang des Jahres 1896, noch vor der eigentlichen Vereinsgründung, organisierte die Gemeinnützige Gesellschaft einen ersten Samariterkurs, der ausdrücklich „für Herren“ ausgeschrieben worden war. Der Kurs stand unter der Leitung des Arztes Dr. Ernst Girard, damals noch Spitalarzt in Solothurn und Vorstandsmitglied der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen. Am Kurs, der insgesamt 28 Stunden dauerte, nahmen 28 Männer teil, von denen 22 spontan dem Verein beitreten wollten. Eigentlicher Auslöser für die Gründung des Samaritervereins aber war der Vortrag „Das Samariterwesen“ von Dr. Ernst Girard. 80 Personen besuchten diese Veranstaltung. Angeregt wurde dieser Vortrag durch die Gemeinnützige Gesellschaft Olten – ein Zeichen für die enge Zusammenarbeit einzelner Sektionen. 1887 wurde ein Krankenpflegekurs durchgeführt, der von 45 Frauen besucht wurde.

Elf Männer legten noch im gleichen Jahr „den Grundstein“ für den Samariterverein. Es waren dies: Dr. Ernst Girard, Emil Eggimann, Oskar Weingart, Fritz Jaggi, Robert Emch, Benedikt Vögeli, Pfarrer Josef Walker , Walter Schweingruber, Franz Feremutsch und Emil Uebersax.

Dieser machte sofort mit Fachvorträgen und dem Errichten von Samariter-Posten von sich reden und genoss „die ungeteilte Sympathie der Bevölkerung und der hiesigen Ärzte“.

Der Sonntag ist ein Ruhetag

Das Interessengebiet der Gemeinnützigen Gesellschaft war erstaunlich gross und reichte von der Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit bis zur Garantie des freien Sonntags für junge Leute in Ausbildung. Im November 1891 wurde in Grenchen die gewerbliche Fortbildungsschule gegründet. Die angehenden Berufsleute mussten jeweils am Sonntagmorgen diese Schule besuchen. Gegen diese Regelung und „in Hinsicht auf die Heilighaltung des Sonntags als Ruhetag“ regte die Gemeinnützige Gesellschaft die Verlegung des Unterrichtes auf einen Werktag-Nachmittag und die Abendstunden der Woche an. Tatsächlich gelang es ihr ,den Gemeinderat und die „Prinzipale und Meister“ zu bewegen, diesen Vorschlag anzunehmen und umzusetzen.

Es kam zu keiner Fusion

Keinen Erfolg hatte die Gesellschaft dagegen mit einem weiteren Projekt. In Grenchen bestanden offenbar Ende des 19. Jahrhunderts zwei Armenvereine. Die Gesellschaftsmitglieder versuchten diese beiden Organisationen zu vereinigen. Dabei beeilte man sich hinzuzufügen, dass man mit dieser Fusion keineswegs die Kirchgemeinden hindern wolle, ihren verarmten und in Not geratenen Angehörigen zu helfen. Vielmehr bestehe die Absicht, im Armenwesen eine gewisse Vereinheitlichung zu erreichen.

Endlich eine Gemeindebibliothek

Noch um die Jahrhundertwende sah die GGG keine Notwendigkeit zur Gründung einer Volksbibliothek. – Im Verlaufe der Diskussionen stellte die Gesellschaft nämlich fest, dass die Bibliothek des Grütlivereins „dem Bedürfnis nach literarischer Speise zu genügen scheint“. Die Volksbibliothek wurde dann trotzdem dank einer anonym überwiesenen finanziellen Zuwendung von Gemeindeammann Robert Luterbacher, er war übrigens aktives Vorstandsmitglied der Gemeinnützigen Gesellschaft, im Jahre 1903 gegründet. Luterbacher bestimmte auch, dass die Benützung der Bibliothek unentgeltlich sein müsse.

Hingegen zeichnete die Gemeinnützige Gesellschaft der Schweiz verantwortlich für die Herausgabe der Hefte „Gute Schriften“. Für die erfolgreiche Umsetzung dieses Vorhabens waren die Sektionen von Zürich, Bern und Basel zuständig. Die Hefte wurden bis in jüngerer Zeit zu aussergewöhnlich günstigen Preisen verkauft. Sie sollten die stärkste Waffe im Kampf gegen den Heftli-Schund der Zeit werden. Die GGG entschloss sich, diese Hefte zu unterstützen und unter die Leute zu bringen und richtete mit der Zeit mehrere Verkaufsstellen ein. Diese Reihen förderten das Lesen und vor allem das Lesen guter Literatur.

Und immer wieder gute Vorträge

Grossen Erfolg hatte die Gemeinnützige Gesellschaft mit ihren Vorträgen. Die Themen reichten von der Kinder-Ernährung über die Eigerbesteigung durch den Solothurner Apotheker Forster bis Dr. Ernst Girard’s Ausführungen über die Tuberkulose. Der heute leider zu wenig bekannte Bezirks-Lehrer Eberwein, er war zuerst Lehrer am Knabeninstitut Breidenstein im Bachtelenbad, referierte über Gold- und Silber-Währungen. Diese Vorträge waren in Grenchen sehr beliebt und entsprechend gut besucht.

Um die Jahrhundertwende beschäftigten sich die Mitglieder der Gemeinnützigen Gesellschaft mit der Frage, ob sie eine sogenannte Volksküche einrichten wolle oder nicht. -

In erster Linie Männer

Im Jahre 1903 zählte die Gemeinnützige Gesellschaft 73 Mitglieder. Dem Vorstand gehörten an: Präsident: St. Zimmermann, Fabrikant, ; Vizepräsident: E. Obrecht Bürgerammann; Kassier: Adrian Girard, Banker (Sohn des Arztes Dr. Josef Girard); Aktuar: Burkhard Stöcklin, Lehrer; Beisitzer: Joseph Eberwein, Bezirkslehrer (er war ursprünglich Lehrer am berühmten Knabeninstitut Breidenstein im ehemaligen Bachtelenbad und schrieb an einer Grenchner Ortsgeschichte), Ossian Fluri, Lehrer; Dr. Ernst Girard (Neffe von Dr. Josef Girard; Badarzt im Bachtelenbad unter Adolf Boss und Arzt im „Tripoli“): Pfarrer Bernhard Kocher, Robert Luterbacher, Gemeindeammann; Pfarrer Josef Walker.

Nur wenige Grenchner Mitglieder waren 1903 in kantonalen Gremien tätig. Eine Ausnahme machte beispielsweise Bezirkslehrer Joseph Eberwein, der der Aufsichtskommission der „Anstalt für schwachsinnige Kinder in Kriegstetten“ angehörte. Der Grenchner Arzt Ernst Girard war im gleichen Jahre Mitglied der Aufsichtskommission der Solothurnischen Heilstätte für Lungenkranke auf dem Allerheiligenberg. Schliesslich sei der Fabrikant Ernst Obrecht erwähnt, der im Komitee zur Schaffung eines Kantonalen Krankenasyl mitarbeitete.

Wer waren eigentlich die Mitglieder der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen?

Sehr aufschlussreich ist in dieser Hinsicht der Bericht, den die kantonale Gesellschaft 1908 zur Generalversammlung herausgegeben hatte. In diesem wurden namentlich alle Mitglieder erwähnt. Die Sektion Grenchen zählte damals genau 200 Mitglieder. Davon waren jedoch nur gerade zehn Frauen. Die Gemeinnützigkeit war zu jener Zeit offensichtlich eine männliche Angelegenheit. Verglichen mit dem Jahre 1903 erlebte die Gemeinnützige in Grenchen einen eigentlichen Mitglieder-Boom. Innerhalb von nur gerade fünf Jahren wurde der Mitgliederbestand mehr als verdoppelt. Die zehn Frauen sollen hier namentlich erwähnt werden:

  • Frau Feller M., Witwe, Wirtin
  • Frau Flury-Leuenberger Lina, Witwe
  • Frau Flury-Gast Thekla, Witwe
  • Frau Girard-Schild, Witwe
  • Frau Girard-Amiet, Dr. sel., Witwe
  • Frau Glauser A., Wirtin
  • Frau Schild-Blaser, M., Wirtin
  • Frau Uebersax-Baumann, E. Wirtin
  • Frau Vogt Marie, Wirtin
  • Fräulein Wittmer Anna

Auffallend ist es, dass die aktiven Frauen in der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen mit einer Ausnahme, welche wohl die Regel bestätigt, entweder Witwen (5) oder Wirtinnen (5) waren! Es dürfte interessant sein, nach den Gründen zu forschen! Der Vorstand zählte 1908 insgesamt elf Mitglieder. Selbstverständlich ausschliesslich Männer! Es waren dies:

  • Präsident: Stephan Zimmermann
  • Vizepräsident: Oberstlt. Ernst Obrecht–Hugi
  • Kassier: Bezirkslehrer Theodor Kuhn
  • Aktuar: Pfarrer Josef Walker
  • Beisitzer:
    • Ossian Flury-von Arx
    • Adrian Girard
    • Dr. Ernst Girard
    • Bezirkslehrer Fritz Iseli
    • Pfarrer Bernhard Kocher

Studiert man die Liste der Mitglieder, so stellt man fest, dass vom Wirt und Weinhändler Riba, über Lehrer Albin Stebler bis zum Buchdrucker Arnold Niederhäuser ein repräsentativer Querschnitt der bestimmenden Grenchner Gesellschaft der GGG angehörte.

Kultur und Tourismus

In den beiden Jahren 1906 und 1907 konzentrierte die Gemeinnützige Gesellschaft ihre Tätigkeit auf zwei Gebiete: Weil Grenchen keinen Verkehrsverein hatte, nahm sich die Gesellschaft dessen Aufgaben an. Die Tätigkeit der Gesellschaft konzentrierte sich auf jenes Gebiet, das anderswo vom Verkehrsverein bearbeitet wurde. Im Zentrum des Dorfes wurde eine „hübsche, umfriedigte“ Anlage geschaffen (war das der Lindenpark?). Das Vorhaben wurde von der Gemeinde und Privaten unterstützt. Einwohner- und Bürgergemeinde sanierten den Weg durchs Engloch und errichteten bessere Schutzwehren auf der Wandfluh. Und schliesslich stellte die GGG Wegweiser zu den schönsten und interessantesten Punkte der Gemeinde auf. Auf Veranlassung der GGG trat die Gemeinde dem Juraverein bei. Gleichzeitig wurden weitere Ablagen für den Vertrieb der „Guten Schriften“ ins Leben gerufen. Schliesslich konnten diese Hefte an acht verschiedenen Stellen erworben werden.

Interessant ist der Umstand, dass die bildende Kunst zu einem Thema wurde. Deshalb wollte die GGG 1907 eine Ausstellung und ein Depot mit „Bilderschmuck fürs Schweizerhaus“ organisieren. Doch der Versuch fiel nicht positiv aus: „... und so eine Zierde des heimischen Herdes anzuregen, fand dermalen noch nicht den erhofften Anklang.“ So ist im Jahresbericht nachzulesen. Sämtliche Mitglieder erhielten eine Broschüre verfasst von alt Bundesrat E. Frey zugestellt. Ihr Titel lautete: „Die Erziehung der schweizerischen Jungmannschaft zur Erfüllung ihrer Bürgerpflichten“. Unschwer ist festzustellen, dass die Einführung des Frauenstimmrechtes noch in weiter Ferne lag. Beinahe nebenbei wird im Mehrjahresbericht erwähnt, dass die Gemeinnützige Gesellschaft den Kindergarten in eigener Regie führt. Als Kindergärtnerin amtete Frau Luise Heutschi-Spitzmüller.

Die GGG arbeitete auch im Kanton und auf Bundesebene

Unter dem Patronat der Kantonalen Organisationen standen schwergewichtig die Unterstützung und Finanzierung des Kinderheims für „schwachsinnige Kinder“ in Kriegstetten und die Heilstätte für Lungenkranke auf dem Allerheiligenberg. In diesem Umfeld wurde auch die Frauenliga zur Bekämpfung der Tuberkulose ins Leben gerufen. Die GGG verkaufte jedes Jahr die Pro Juventute Marken. Ein grosses Projekt der Kantonalen Gemeinnützigen Gesellschaft war die Betreuung der „wandernden arbeitssuchenden Wandergesellen“. Im Kanton wurden für diese fünf Anlaufstellen geschaffen und zwar in Solothurn, Balsthal, Olten, Breitenbach und Grenchen. In einem Bericht stellte die kantonale Organisation fest, dass besonders in Krisen- und Notzeiten die Zahl der Wandergesellen zunehmen. Die Gemeinnützige Gesellschaft Grenchen betreute 1906 insgesamt 425 Wandergesellen und brachte dafür 295 Franken auf. Alle fünf Stationen zusammen betreuten 2'270 Personen. Rund 19 Prozent davon in Grenchen. - 1907 waren es 399 „Durchreisende“ oder rund 17 Prozent, die in Grenchen Betreuung fanden. – Später muss es in Grenchen eine weitere Aufnahmestätte gegeben haben. Diese war dem Polizeiposten der Kantonspolizei angegliedert. Ich weiss, dass in den 30er Jahren bis 1942 diese Stelle von meiner Grossmutter, Martha Schwägli, geführt wurde. Die „Vaganten Herberge“ befand sich, wenn ich meinen Erinnerungen trauen kann, in der Umgebung des heutigen Rest. Gärtli resp. beim seinerzeitigen „Rosengarten“.

Das Armenasyl wurde nicht gegründet

Die Gemeinnützige Gesellschaft Olten-Gösgen befasste sich nach einem überlegten Referat von Otto Wyser aus Schönenwerd mit der Gründung eines Amenasyls nach dem Vorbild der bernischen Anstalt auf dem Dettenbühl. Kernstück dieses Vorstosses war die Beteiligung der Gemeinden. Vorgesehen war, dass auf je 200 Einwohner ein Anteilschein im Werte von 1000 Franken gezeichnet werden musste. Im Gegenzug erhielt die Gemeinde je Anteilschein eine Option auf einen Platz im Armenasyl. Der Vorschlag wurde 1898 in gedruckter Form in die Gemeinden verschickt. Im Gegensatz zu den Dorf-Gemeinden sollte Grenchen nur auf je 300 Einwohner einen Anteilschein lösen. Nach der Berechnung von Otto Wyser hätte Grenchen somit 16 Anteilscheine erwerben müssen. Dafür hätten 16 Grenchnerinnen oder Grenchner im Asyl Aufnahme finden können. Nirgends fand ich einen Hinweis, dass man sich in der GGG ernsthaft über eine Beteiligung Gedanken gemacht hätte.

Nachdem die Idee eines kantonalen Armenasyls vom Tisch war, setzte sich die Gemeinnützige Gesellschaft für den Bau von Altersheimen ein. - Eine Kommission der Gesellschaft übernahm die Schutzaufsicht für entlassene Strafgefangener. Auf kantonaler Ebene wurde die Sonntagsruhe diskutiert und wurde die Alkoholfrage behandelt. Schliesslich darf erwähnt werden, dass die kantonale Organisation die Förderung der Kinder- und Schülerkrankenversicherung postulierte und die Vorarbeiten leistete, damit ein Arbeitsnachweisamt geschaffen werden konnte.

Vor und während des Ersten Weltkrieges

1912/ 13 konzentrierte sich die GGG auf die Durchführung von Kursen für „die fabrikarbeitende weibliche Bevölkerung“. In erster Linie wurden 1912 zwei Kochkurse angeboten, die jeweils drei Wochen dauerten und von Frau Oberholzer-Schild erteilt wurden. Mehr als 40 Frauen besuchten diese Kurse. – Es folgte ein Flickkurs unter der Leitung der Arbeitslehrerin Marie Schild. Die Kursteilnehmerinnen hatten während zehn Wochen je zwei Kursabende zu absolvieren. Der Erfolg der Kurse war sehr gross, und wenn man bedenkt, dass die Programme sich an berufstätige Frauen wandte, so ist der Einsatz auch der Kursteilnehmerinnen beachtlich. Angeboten wurden 1913 Kleidermachkurse, Weissnäh-, Knabenkleider-, Glätte- und Kochkurse. Im Jahresbericht beklagte sich der Vorstand, dass die Schulkommission lange zögerte, Schulzimmer zur Verfügung zu stellen, weshalb einige Kurse, für welche Anmeldungen vorlagen, leider nicht durchgeführt werden konnten.

Rechtsauskunftsstelle

Darüber hinaus hegte man in der „Gemeinnützigen“ grosse Pläne. Man wollte eine Rechtsauskunftsstelle für Kinder- und Frauenschutz ins Leben rufen und liess sich dabei von Pfarrer Hürzeler aus Biel und vom Juristen Markus Wyler aus St. Gallen beraten. Die designierte erste Leiterin dieser Beratungsstelle verliess Grenchen noch bevor die Institution angelaufen war. Ersatz fand man in der Person von Frau Zemp- Wyss. Leider war schon zu viel Zeit verstrichen, so dass die vorgesehene Beratungsstelle 1913 noch nicht eröffnet werden konnte. – Zu Beginn des Weltkrieges konnte die bereits beschlossene Auskunftsstelle für Kinder- und Frauenschutz ihre Tätigkeit aufnehmen. Der Andrang blieb jedoch vorerst noch gering, weshalb diese Stelle die Vermittlung von Mittagstischen für bedürftiger Kinder an die Hand nahm. Dabei arbeitete die Gesellschaft eng mit der Gemeindeverwaltung zusammen. Auf Anhieb konnten für acht Kinder Plätze gefunden werden.

Stadtbild

Offenbar gelang es zu jener Zeit der Gemeinnützigen Gesellschaft, die alte grosse Dorflinde bei der röm. - kath. Kirche zu retten und vor ihr eine Ruhebank aufzustellen. Auf Ende des Jahres 1913 trat der Kassier, Pfarrer Joseph Walker von seinem Doppelmandat als Kassier und Aktuar zurück.

Schwere Zeiten gemeinsam meistern

Es wurde im Herbst eine Frauenkommission eingesetzt und ihr der Auftrag erteilt, eine Kleiderstube zu eröffnen und zu führen. Zeitungsaufrufe führten dazu, dass zahlreiche Wäsche- und Kleidungsstücke abgegeben wurden, die dann im neuen Schulhaus (Schulhaus II) gelagert und verarbeitet wurden. An drei Abenden pro Woche gingen freiwillige arbeitende Frauen daran, diese textilen Stücke in Stand zu stellen. Gleichzeitig konnten Arbeitnehmerinnen am gleichen Ort ihre eigenen Kleidungsstücke unter Anleitung von Arbeitslehrerinnen und Schneiderinnen flicken. – Die wieder in Stand gestellten Kleidungsstücke wurden an Bedürftige verteilt. Die am Projekt Beteiligten waren äusserst fleissig; Innerhalb von vier Monaten konnten 503 Kleidungsstücke weitervermittelt werden. Sehr auf die Zeitereignisse abgestimmt lautete der Titel eines Vortrages von Frau Staatsanwalt Glättli (Präsidentin der Zentralstelle für Frauenhilfe in Zürich) „Zweckmässiges und billiges Kochen unter Berücksichtigung der Kochkiste“. Erstaunlich: Über 200 Personen folgten dem Vortrag und erhielten anschliessend eine Druckschrift für bessere Ernährung. Ein zweiter Vortrag, diesmal gehalten von Frau Müller-Vögeli zum Thema „Die Milch und ihre Verwertung im Haushalt“ stiess auf gleich grosses Interesse. Damit nicht genug organisierte die GGG einen Gemüseanbaukurs. Adolf Schild sen. stellte das notwendige Land zur Verfügung, und Landwirt Cäsar Vogt pflügte es so um, dass Gärtner Fröhlicher mit den 30 Interessierten den mehrteiligen Kurs in Angriff nehmen konnte. Dieser Kurs wurde im darauf folgenden Jahre fortgesetzt, und dem Ferienheim Prägelz konnte die Gemeinnützige vier Körbe besten Grenchner Gemüses schenken.

Die Grenchner waren keine Vegetarier!

Mit Feuereifer ging der Vorstand der Gemeinnützigen im Winter 1915/16 daran, hauswirtschaftliche Kurse vorzubereiten. Noch immer galt die Kochkiste als modernes Kochgerät und entsprechend sollte es in den Kursen auch propagiert werden. Dann aber entschied der Vorstand, die Kurse sollten so angelegt werden, dass der Fleischkonsum sehr beschränkt werde. Vor allem aber sollte auf die Verwendung teurer Fleischsorten verzichtet werden. Als Alternative wurden Milch und Milchprodukte sowie Obst und Gemüse propagiert. Ein kluger Vorschlag! Die Vorstandsfrauen erarbeiteten zusammen mit den Kursleiterinnen einen entsprechenden Speisezettel, bei dem die Hälfte der Menus fleischlos, jedoch trotzdem abwechslungsreich waren. Dazu wurde später im Jahresbericht festgehalten: „Merkwürdigerweise wurde im Verlaufe des Kurses, der mit 16 Teilnehmerinnen abgehalten wurde, bei der Leitung reklamiert, der Speisezettel müsse abgeändert werden. Zu Hause hätte man auch alle Tage Fleisch!“

Schülergärten – eine Aktion der GGG

1916 noch immer litt die Bevölkerung unter den Auswirkungen des Ersten Weltkrieges – setzte der Vorstand eine Kommission zur Einführung von Schulgärten ein. Ein Vorstandsmitglied stellte das notwendige Grundstück zur Verfügung. Ein Geräteschuppen wurde mit Hilfe einer Kollekte bei den Unternehmungen und unter Einsatz der Kursgelder der Schülerinnen und Schüler errichtet. Mehrere Lehrerinnen und Lehrer sowie eine Gruppe Privater leiteten das Unternehmen. Schülerinnen und Schüler der 5. bis 7. Primarschulklasse konnten sich am Anbau beteiligen. Jeder Jugendliche erhielt 15 Quadratmeter Land zugeteilt. Auf dieser Parzelle mussten die Schüler einerseits einem übergeordneten Plane folgend Gemüse anbauen, anderseits konnten sie aber auch Blumen ziehen. Der Erlös aus dem Verkauf blieb bei den Jugendlichen. Sie mussten fünf Franken bezahlen, wobei zwei Franken als Haftgeld galten, das ihnen im Herbst zurückerstattet wurde. Im Jahresbericht ist nachzulesen, aus welchen Gründen der Schulgarten eingeführt wurde: „Durch diese Einrichtung hoffte die Gemeinnützige Gesellschaft, einen kleinen Teil der Schuljugend dem Gassenleben etwas zu entziehen und dadurch dem Müssiggang und der Verwahrlosung entgegenzuarbeiten.“ – Die Schulgärten existierten noch in den 70er und zum Teil in den 80er Jahren. Der Pädagoge Dr. h.c. Karl Stieger sah in seinen pädagogischen Konzepten den Schulgarten als wichtiges Betätigungsfeld. – Der Schulgarten stiess auf gutes Echo und wurde in den folgenden Jahren mit ungebrochenem Erfolg fortgesetzt. Interessant ist die Tatsache, dass die Gemeinnützige das Leiterteam der Schulgärten nach zwei Jahren bereits in die Selbständigkeit entliess und sich mit der Oberaufsicht begnügte. Das Gerätehüttchen ging in die Obhut der Schulkommission.

Die Bülacher Kochflasche erobert Grenchen

Während der Kriegsjahre wurde bisher Selbstverständliches und Gewohntes hinterfragt. Im August 1916, gerade rechtzeitig bevor in den Gärten geerntet werden konnte, organisierte die Gemeinnützige einen Konservierungskurs für Gemüse und Früchte. Es wurde eine zeitgemässe Methode vermittelt, nach der man auf Zucker und die Verwendung eines Sterilisationsapparates verzichten konnte. Der Andrang war derart gross, dass 40 Interessierte abgewiesen werden mussten. Im Verlaufe des Kurstages wurde gezeigt, wie die weithalsigen Bülacher Kochflaschen verwendet und damit auf die weit teureren Sterilisationsgläser verzichtet werden konnte. In der Folge erfreute sich die „Bülacherin“ eines derartigen Erfolges, dass die Gemeinnützige diese zu Hunderten direkt ab Fabrik bezog.

Begann hier die Zeit der Volkshochschule?

Im Winter 1916/ 17 organisierte die Gemeinnützige Gesellschaft zusammen mit der Arbeiterunion und dem Protestantenverein einen dreiteiligen Vortragszyklus „volkstümliche Hochschulvorträge“. Die Referenten waren Mitglieder des Bernischen Hochschulvereins. Nun traten in der Vereinsleitung erste ernsthafte Probleme auf: Präsident L. Bloch demissionierte nach siebenjähriger Arbeit. Der Vizepräsident, Pfarrer Pfarrer Niggli konnte das Amt nicht übernehmen, weil er weitere Arbeiten zu erledigen hatte. (Niggli schrieb unter anderem eine vielbeachtete Schrift über die Eroberung Grenchens durch die Franzosen und eine Chronik des Kirchenbaus. Pfarrer Niggli war es auch, der den berühmten Chappelitüfel in einem Solothurner Antiquarat aufgestöbert und dann wieder zurückgekauft hatte. 1924 wurde er Domherr des Bistums Basel und gleichzeitig war er Kantonsrat)1 –Ein Sprung nach vorn zeigt, dass im Oktober 1947 die neue GGG eine Ausstellung zum Thema „“Pflege der Familie“ in Grenchen platzierte. Im Rahmenprogramm fanden Referate statt und zwar zu den folgenden Themen: Wie teilen wir unser Haushaltungsgeld ein? – Wie wohnen wir? – Hausmusik – Spielen und Basteln – Was lesen und erzählen wir den Kindern? – Die Verantwortung der Frau. Die Ausstellung wurde von Schülern von der 6. Klasse an besucht, und es fanden Führungen für Lehrlinge statt. Insgesamt wurde die Ausstellung von 6'525 Personen besucht. Dies war eine unglaublich grosse Zahl.

Zwei Bänke sind die letzten Spuren

Die interimistische Leitung der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen übernahm nach dem Ausscheiden von Präsident Bloch Amtschreiber Hädener. Er wollte das Amt des Präsidenten jedoch nicht übernehmen, und mit der Anschaffung zweier Bänke für den Friedhof stellte die Gemeinnützige Gesellschaft Grenchen ihre Tätigkeit (vorläufig) ein. In der Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Solothurnischen Gemeinnützigen Gesellschaft 1939 wurde festgestellt, dass die Sektion Grenchen 1920 aufgehört habe zu bestehen. Im Stadtarchiv finden sich dazu keine Hinweise, wie mir die Stadtarchivarin Frau Salome Moser mitteilte. Man muss deshalb davon ausgehen, dass nach Hädeners Verzicht auf das Amt des Präsidenten, die Gemeinnützige Gesellschaft nicht mehr aktiv war.

Zwischenspiel: Gemeindestubenverein

Der Gemeindestubenverein wurde wahrscheinlich in den Jahren 1923 oder 1924, nach einem Vortrag von Bezirkslehrer Steber (Albin Stebler?) aus Solothurn in der „Schweizerhalle“ gegründet. Erste schriftliche Zeugnisse liegen aber erst ab 1932 vor. Der Verein nahm sich besonders der schulentlassenen Jugend an. Zu diesem Zweck betrieb er eine „freundliche und warme“ Gemeindestube, wo jedermann ohne Konsumzwang und unentgeltlich seine freie Zeit zubringen und die vorhandenen Bücher, Zeitungen und Spiele benützen konnte. Die Gemeindestube befand sich im Gebäude Zentralstrasse 82 und gehörte einer Fräulein Langlotz.Aus dem Jahre 1933 ist das Protokoll der Komiteesitzung vom 26. Oktober vorhanden. Allerdings dürfte der Verein bereits 1923 oder 1924 auf Anregung von Bezirkslehrer Stebler (Albin Stebler?) gegründet worden sein. Als Präsidentin amtete von allem Anfang an Frau Dr. Maria Schürer. Das Komitee beschloss, jeden 2. Samstag im Monat unter der Bezeichnung „Gemeindestubensitz“ im Lokal einen besonderen Anlass durchzuführen. Die Vervielfältigung und der Versand der Einladungen wurde vom SMUV Büro übernommen. Die erste Veranstaltung wurde sehr genau vorbereite. Es sei wichtig, dass am „Gemeindestubensitz“ Kreise zusammenkommen könnten, die dies im Alltag nicht täten, stellte der Vorstand fest. Die Integration – allerdings noch mehrheitlich verstanden als Integrationen zwischen den sozialen Schichten sowie den Zuzügern aus den verschiedenen Kantonen des Landes – stand offensichtlich im Vordergrund der Tätigkeiten. Eine sehr interessante Reaktion auf einen Vortrag von Albin Stebler (er war Lehrer in Grenchen und führte die erste Grenchner Ferienkolonie durch) im Jahre 1933 liegt heute noch in handschriftlicher Form vor. Hier schreibt Alfred Lanz an das Komitee.

„Es war zu erwarten, dass der Vortrag von Herrn Stebler am 16. Januar nicht allen imponierte. Es mag eine Sache noch so gut und Edel sein, so wird sie von einer Seite angegriffen. Umso mehr freut es mich, dass ich bei dieser Gründung auch mithelfen durfte. Nur schade, dass auf dem Platz Grenchen nebst den vielen Vereinen nicht auch ein Sozialdemokratischer Abstinenzverein besteht, Arbeit wäre auch für diesen mehr als genügend vorhanden und es wäre zu begrüssen, dass bei der nächsten Wahl des erweiterten Komitees letztgenannter Verein auch könnte vertreten sein. Bei den letzten Zusammenkünften ist allgemein der Wunsch geäussert worden, dass die Gemeindestube ganz neutral soll durchgeführt werden und so hoffe ich das Lokal zu bezahlen.“

Am 10. März 1934 fand die erste urkundlich festgehaltene Generalversammlung des Vereins statt. Der Vorstand wurde in seiner bisherigen Zusammensetzung wiedergewählt: Präsidentin Frau Dr. Maria Schürer; Vizepräsident Dr. Bloch; Kassierin Frau Probst; Sekretär Eugen Bader. Weitere Mitglieder des Vorstandes waren Fritz Aeberhardt, Alfred Lanz, Dr. Walter Schürer, Herr Hoffmann, Herr und Frau Wälti, Dr. Hermann Hugi, Frau Looser, Frau Pfister-Zimmermann, Frau Rüfenacht, Frau Nussbaumer und Frau Schweingruber.- Im Oktober 1934 bestimmte das Komitee, dass wohl das Jassen in der Stube, nicht aber das Tanzen erlaubt sei. – Wenige Wochen später beschloss das Komitee, am Heiligen Abend einen Baum aufzustellen und Einsamen „Gratistee samt Beilage“ zu verabreichen. Anfangs Anfangs 1935 wurde das bisherige Lokal gekündet. Frau Dr. Maria Schürer bemängelte, dass sich dort mehr und mehr Vereine zu Versammlungen zusammenfänden und die eigentliche Kundschaft der Gemeindestube keinen Platz mehr fände. Am 23. Februar fand ein „Bunter Abend“ statt, an dem Ferdinand Kaus, der spätere bekannte Kunstmaler Grenchens, begleitet von Max Vogt ein Liederkonzert gab. Der Anlass gibt in der Stadt Anlass zu vielen positiven Diskussionen, und verschiedene Vereine beteiligen sich, und selbst die Billettsteuer wurde erlassen. Weil Abstimmungssamstag ist, musste kein Freinacht-Gesuch gestellt werden. Am Nachmittag vor dem Anlass trugen Schulkinder Plakate zu Gunsten des „Bunten Abend“ durch die Gemeinde und werden auf ihrem Werbegang von Musikanten begleitet. – Bemerkenswert ist die Tatsache, dass nur wenige Wochen zur Verfügung standen, um den „Bunten Abend“ gründlich vorzubereiten. Es muss dabei aber erwähnt werden, dass alle Mitglieder des Vorstandes sich in die Arbeiten teilten und selbst das Einrichten des Saales übernahmen.Im April wird im Komitee erwähnt, dass das Tea Room von Bäcker Zimmermann an der Zentralstrasse als neue Gemeindestube in Frage kommen könnte.

Grenchner Schokoladetage

Am 1. Mai 1937 wurde der Schokoladentag durchgeführt. Die benötigten 2’000 „Chnörzli“, die verkauft werden sollten, wurden bei der Konditorei Lavoyer bezogen, wo sich die Gemeindestube befand. Kurz vor dem grossen Tag wurde die Stube im oberen Stockwerk der Confiserie renoviert. Das Resultat dieser Bemühungen gefiel den Komiteemitgliedern besser als sie es erwartet hatten.Am 8.April 1938 fand eine Vorstandssitzung statt. An dieser wurde der neue „Schokoladetag“ vorbereitet und eine Delegation abgeordnet, bei Lavoyer Muster zu holen. Diese jedoch „...bleibt so verdächtig lange aus, dass sich andere entschliessen, auch Muster zu holen.“ Es wurde beschlossen, jetzt 3'000 „Chnörzli“ zu kaufen. Der Vorstand entschied sehr souverän: „Die Herren Lehrer sorgen für Mädchen zum Verkauf“ (der „Chnörzli“ natürlich!) Doch bereits im Mai 38 kündet Herr Lavoyer den Vertrag. Als Kündigungsgrund nannte er mangelhafte Ordnung in der Stube. Noch im gleichen Jahr stellt Meier-Rebmann sein Lokal (eine Kaffeestube) als Gemeindestube zur Verfügung. 1939 fand der Schokoladentag wiederum statt, wobei nicht Lavoyer sondern logischerweise Meier –Rebmann die neuerdings 6’000 benötigten Chnörzli beschaffte. Immer wieder scheint der Schokoladetag in den Unterlagen des Gemeindestubenvereins auf. Die Schokolade wurde später direkt in einer Fabrik bezogen. Der Reinertrag dieser Aktion war offensichtlich neben den Einnahmen aus den „Bunten Abenden“ und den Mitgliederbeiträgen das wichtigste finanzielle Standbein der Organisation. Im April 1943 erhielt der „Schokoladetag“ vereininterne Ergänzung mit dem Bretzeliverkauf. Das Gebäck wurde im Emmental bezogen.

Der Zweite Weltkrieg bringt neue Aufgaben

Im September 1939 sah sich der Gemeindestubenverein vor die Aufgabe gestellt, eine Soldatenstube für die in Grenchen stationierten Wehrmänner einzurichten. In den Schulhäusern fand sich kein geeigneter Platz, wohl aber im Gebäude Lindenstrasse 4. Hier gab es sogar zwei unbenützte Räume, und rechnete man noch die Gemeindestube hinzu, konnten die Soldaten drei „Soldatenstuben“ aufsuchen. Sofort stellten sich die Frauen zur Verfügung, um für die Soldaten zu stricken. Sehr umsichtig ging der Vorstand sofort an die Arbeit und organisierte unter der Bezeichnung „Soldatenfürsorge“ eine Aktion zu Gunsten der Wehrmänner. Zur Mitarbeit angefragt wurden vorerst alle Frauenvereine. Das Komitee des Gemeindestubenvereins stellte vorerst einmal 200 Franken (aus dem Reingewinn des Schokoladentages) zur Verfügung. Es wurden Depots für Wolle und Garne geschaffen, von wo aus, die strickwilligen Frauen mit Material versorgt wurden. Gleichzeitig benötigten aber auch Schweizer, die aus dem Ausland zurückkehrten Unterstützung. Vor allem brauchten sie Räume, um ihre Habe zu deponieren. Ferner wurde festgestellt, dass die Kleider und Wäsche der Einreisenden in Stand gehalten werden müssten. Ab 1942 sieht sich der Gemeindestubenverein mit der Flüchtlingsfrage konfrontiert. Die fremdsprachigen Kinder sollen möglichst guten Unterricht erhalten, aber die ohne hin belastete Schule (die Lehrer leisteten Aktivdienst; die Lehrerinnen und ältere Lehrer unterrichteten in Schichten) weiter zu belasten.

Jugendhort geschaffen

Im Oktober 1940 öffnete das Komitee die Gemeindestube für Frauen, die während der kalten Jahreszeit nicht heizen konnten. Für Kinder, die zu Hause keine warmen Zimmer hätten, wurde der Schülerhort ins Leben gerufen. Auf eine Ausschreibung der Leiterinnenstelle wurde verzichtet, weil nach Meinung des Komitees nur Frau Dora Hug in Frage kommen konnte. 1942 wurde eine Kinderhort-Kommission gebildet. Im September 1942 ersuchte die Sozialdemokratische Partei Grenchens den Verein, unter seiner Leitung den Jugendhort zu erweitern. Man beabsichtigt eine zweite Lehrkraft anzustellen, wobei die Gemeinde finanzielle Unterstützung zusagte. Bewusst wollte man nicht, dass der Jugendhort zu einem Zweig der öffentlichen Schule wurde. Der Weg zur GGG Ein vereinsinterner historischer Tag war der 3. Februar 1942. Frau Dr. Maria Schürer bericht über ihre Teilnahme am Tag der Gemeinnützigen Gesellschaft Solothurn und ihre Erklärung, dass der Gemeindestubenverein in der Lage wäre, die gute alte GGG wieder zum Leben zu erwecken. Regierungsrat Robert Schöpfer, Präsident der kantonalen Gemeinnützigen Gesellschaft, drängte darauf, dass die GGG wieder aktiv werde. Noch zur gleichen Stunde ging der Vorstand des Gemeindestubenvereins (jetzt Vorstand der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen) an die Beratung eines Statutenentwurfes. – Dass Protokoll der Komitee-Sitzung vom 14. April 1943 wurde erstmals offiziell mit der Bezeichnung „Gemeinnütziger Gesellschaft (Gemeindestubenverein) Grenchen“ überschrieben. Es fällt auf, dass die Arbeit des Gemeindestubenvereins und jene der neuen GGG von Persönlichkeiten geprägt wurde, die sich durch eine überdurchschnittliche Treue zur Sache auszeichneten. Neben Frau Dr. Maria Schürer war es vor allem der spätere Gewerbelehrer Fritz Aeberhardt. Er war sozialdemokratischer Gemeinderat, rief die Altersehrung der Stadt ins Leben und zeichnete sich bereits sehr früh als Schriftsteller aus. Für das Radio verfasste er mehrere Hörspiele, schrieb Theaterstücke für Kinder und Jugendliche. Besonders wertvoll sind zwei Bücher, die im Berner Benteli Verlag erschienen. Es sind dies das „Heitere Rätselbuch“ und „Fischers Fritz fischt frische Fische“, eine Sammlung von Kinderversen in Mundart und Schriftdeutsch. Zahlreiche dieser hier gesammelten Aussprüche stammen aus unserer Gegend.

Die neue GGG

Nachdem die Gemeinnützige Gesellschaft auf ein neues Fundament gestellt war, arbeitete sie bis auf den heutigen Tag und zwar ohne jeglichen Unterbruch.

Ein Grundsatz wird aufgestellt

An der Komitee-Sitzung vom 15. Mai 1943 (es war erst die zweite Sitzung der neuen GGG, wurde aufAntrag des Präsidentin entschieden, dass niemand für die Arbeiten im Verein ein Geschenk erhalte. Geschenke anzunehmen widerspreche dem Grundsatz der Gemeinnützigkeit.

Der Vorstand von 1943

Die Generalversammlung von 1943 wählte einen 23-köpfigen Vorstand. Ihm gehörten an:

  • Maria Schürer-Schaad, Präsidentin
  • Dr. Walter Schürer-Schaad, Vizepräsident
  • Kassier Herr Flury-Feuz
  • Sekretär Eugen Bader-Geissbühler
  • Dr. Werner Strub
  • Alfred Lang-Beer
  • J. Hofmann
  • Fritz Aeberhardt
  • Frau Rüfenacht-Zemp
  • Herr und Frau Wälti-Steffen
  • Frau Matter-Friedli
  • Fräulein M. Probst
  • Frau Pfister-Zimmermann
  • Frau Direktor Marlies Baumgartner
  • Frau Dr. Clémençon
  • Frau Tschudin-Zemp
  • Herr Arnold Schaeren
  • Frau Meyer-Wyss
  • Frau Kummer (Bettlach)
  • Frau Fasnacht-Nussbaumer
  • Frau Marti-Schweingruber
  • Frau Glocker-Baumgartner

Bettagskollekte

Es war offenbar Tradition, dass die GGG die Bettagskollekte organisierte, wobei der Cäcilienverein den eigentlichen Einzug übernahm. 1944 verlief die Sammelaktion sehr gut (das Resultat wurde leider im Protokoll nicht festgehalten), weil in diesem Jahre das Kinderheim im Bachtelen Nutzniesser der Aktion war. 1945 überwies die GGG 500.- Franken an die Schweizerspende für Kriegsgeschädigte. Je 100.- Franken wurden vom Vorstand bestimmt für Norwegen, Dänemark, Holland, Belgien und Frankreich.

Freizeitwerkstatt

1945 wollte die GGG den lange gehegten Wunsch nach einer Freizeitwerkstatt realisieren. Leider liess sich kein geeignetes Lokal finden, denn die Wohnungsnot war überaus gross.

Später realisierte die Volkshochschule (wahrscheinlich mit Hilfe der GGG) im Schulhaus Kastels eine Freizeitwerkstatt. Während vieler Jahre war Paul Böhi, Schreinermeister im Kinderheim Bachtelen, Leiter dieser Institution.

Grenchen hilft Steinach

Eines der grösseren Hilfsprojekte, das Grenchen trug, war die Hilfe für die Gemeinde Steinach im Tirol. Eine Grenchner Delegation vergewisserte sich vor Ort über die dort herrschende grosse Not. So wurde unter anderem berichtet, einzelne Familien seien derart arm, dass ihnen selbst das Essbesteckt fehle. Sehr stark litten die Kinder in Steinach unter den misslichen Verhältnissen, und einige von ihnen seien bereits seit fünf bis sechs Jahren richtig unterernährt. Die GGG beschloss, zusammen mit den Organen der Gemeinde den Menschen im Tirol zu helfen. So konnten Kinder aus der Patengemeinde sich in Grenchen erholen und Ferien machen. Vor allem wollte die GGG die Leute in Steinach mit Kleiderspenden unterstützen. Es gelangte aber auch zahlreiche Lebensmittelspenden nach Steinach. Später wurde erwogen, die Musikgesellschaft Steinach zu einem Konzert nach Grenchen einzuladen, um den Kontakt mit der Tiroler Gemeinde zu vertiefen.

Es erschienen später im Zusammenhang mit dieser Hilfsaktion einige Zeitungsberichte. Diesen kann man unter anderem entnehmen, dass eine Aufnahme Equipe von Radio Innsbruck unter Leitung von Dr. Schuschnigg, dem Bruder des früheren österreichischen Bundeskanzlers, in Grenchen Aufnahmen machte und diese dann in Österreich ausstrahlte. Ein weiterer Zeitungsbericht trug den Titel „Steinach dankt Grenchen“. Dabei würdigten die Steinacher den Einsatz von Kurt Staub und seinen Kollegen. Sie bezeichneten Grenchen als ihre Patenstadt. - In der Grenchner Kunstsammlung befinden sich übrigens zwei Öl-Bilder des Steinacher Künstlers Professor A. Graber. Sie tragen die Titel „Steinach“ und „Zwei Mädchen“ (1947).

Haushalthilfe und Hauspflege

Hier nur einige Schlaglichter, die ich da und dort in den Akten fand: 1947 gründete die GGG die Abteilung Haushilfe- und Hauspflege. Damit verfügte Grenchen als erste Gemeinde des Kantons über eine derartige Institution. Anlässlich der Komiteesitzung im Mai 1947 wurde bereits die Anstellung von zwei Heimpflegerinnen diskutiert und zwar sollte eine protestantisch, die andere römisch-katholisch sein. Die Abteilung „Haushalthilfe und Hauspflege“ sollte grundsätzlich selbsttragend sein, indem die GGG den Familien Rechnung stellte. Für die fehlenden Gelder kamen der Verein und die Gönner auf. 1965 unterstützte die Einwohnergemeinde die Organisation mit 7'500 Franken. In einem Brief an das Ammannamt teilte der damalige Präsident der GGG, Fritz Wälti-Graf, der Stadtbehörden mit: „Wir beschäftigen drei vollamtliche Pflegerinnen. Leider steigen aber auch bei uns die Unkosten, so dass unsere Hauspflege pro 1964 mit FR. 3'241.65 Franken defizitär wurde. Wir mussten dieses Defizit von der allgemeinen Kasse decken, die aber nur noch einen Saldo von Fr. 5'000 aufweist.“ Der Präsident beeilte sich der Stadt zu erklären, dass die Hauptkasse mit dem Erlös des Bretzeliverkaufs gespiesen werde. –Schliesslich würdigte der Präsident der GGG die Leistungen eines sechs- bis zehnköpfigen Frauenkomitees, dessen Mitglieder wöchentlich ein- bis zweimal für das Spital Grenchen arbeitete und vor allem Strickarbeiten durchführten. Ab 9. April 1950 beschäftigt die GGG zwei Hauspflegerinnen.

Aktive GGG an der Spital-Schau

In der kurzen Zeit vom 31. Oktober bis 2. November 1952 fand die Spital-Schau statt. Ganz Grenchen benützte die Gelegenheit, um einen finanziellen Beitrag an die Ausrüstung des neuen Spitals zu leisten. Die GGG übernahm die Kosten von 2'000.- Franken für die Anschaffung eines Gebärbettes. Einige Mitglieder des Vorstandes hüteten die Ausstellung. Diese Spitalschau war überaus erfolgreich. In nur zweieinhalb Tagen spendete die Bevölkerung nicht weniger als eine Viertelmillion Franken, und die Schlussbilanz ergab Einnahmen in der Höhe von 0.354 Mio.

Lokalsuche und Jugendbibliothek

Im Dezember 1953 wurde im Vorstand der GGG bekannt, dass die Confiserie Walker verkauft worden sei und abgerissen werde. Damit stellte sich die Frage nach einem neuen Lokal für die Unterbringung der Gemeindestube. Gleichentags wurde auch bekannt, dass die Stadt den Kinderhort übernommen habe. Und schon standen noch am gleichen Abend neue Ideen zur Diskussion: Die Jugendbibliothek. Das Projekt erwies sich in mehreren Hinsichten als sehr anspruchsvoll. Vorgesehen war, dass Jugendlichen in der alten Post eine spezielle Bibliothek zur Verfügung stehen sollte. Weiter wollte die GGG erreichen, dass zwei- bis dreimal pro Woche Erwachsene den Jugendlichen geeignete Bücher vorlesen. Vorerst scheiterte die Idee, weil man fürchtete, die Jugendbibliothek könnte die Schulbibliotheken (in jedem Schulzimmer eine eigene!) konkurrenzieren. Im Verlaufe der weiteren Diskussionen sprach man von der Mitbenützung des Wohlfahrtshauses der Ebauches SA und setzte sich – immer während der gleichen Sitzung – mit der Frage eines Jugendhauses auseinander. Und – immer noch am gleichen Abend – beschloss das Komitee, dass die GGG sich mit vorerst 3'000.- Franken an einem noch zu gründenden Spital-Hilfs- Fonds zu Gunsten schlecht bemittelter Mitmenschen beteiligen könnte.

Frau Dr. Maria Schürer reichte auf die GV 1964 ihre Demission als Präsidentin der GGG ein. Sie stand der Gemeinnützigen seit deren Wiederbelebung im Jahre 1942 vor, nachdem sie vorher schon den Gemeindestubenverein seit 1923/ 24 präsidiert hatte. Insgesamt waren es über 40 Jahre, in denen sich Maria Schürer der Sozialarbeit widmete. Als Nachfolger wurde 1964 Fritz Wälti-Graf gewählt. In ihrer Abschiedsrede erinnerte sich die Präsidentin, dass sie in jungen Jahren als Lehrerin in der „Anstalt für Schwachsinnige“ in Kriegstetten gearbeitet habe, einem Werk der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Solothurn. Maria Schürer trat als eifrige Korrespondentin im „Grenchner Tagblatt“ in Erscheinung und schrieb 1935 das Festspiel „Gränche bigott“ zum damaligen Jahresereignis, dem Landesschiessen. Auf Seite 33 von Hans Kohlers Buch „Damals in Grenchen“ finden wir ein Bild der aktiven Frau. – Man wollte nicht zu letzt um Frau Dr. Maria Schürer zu ehren, die Generalversammlung der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft nach Grenchen holen. Weil es an Hotelzimmern mangelte, musste dieses Vorhaben beerdigt werden. 1967 verstarb Frau Dr. M. Schürer, Ehrenpräsidentin der GGG. Am 5. Juni 1971 leitete die Vizepräsidentin der GGG die Generalversammlung für den im Vorjahr verstorbenen Fritz Wälti-Graf. Dieser stand während sechs Jahren der Gesellschaft vor. Als Präsidentin wurde an jenem 5. Juni 1971 Frau Lotti Tschudin-Benz gewählt . In der Folge führte sie mit Bravour und vorbildlichem Einsatz die GGG durch schwere Zeiten.

In der Bevölkerung anerkannt

1972 verschickte der Vorstand über 8'000 Einzahlungsscheine, von denen 1'365 eingelöst resp. mit denen bezahlt wurde. Im Jahresbericht wurde vermerkt, dass im Jahre 1971 nur gerade 620 Angeschriebene einen Beitrag bezahlt hätten.

Immer mehr Mitglieder

1990 wurde anlässlich der Generalversammlung bekannt, dass die GGG 2'700 Mitglieder zählt. Damals übergab Franziska Schild-Friedli ihr während 13 Jahren ausgeübtes Amt als Leiterin der Hauspflege und des Haushilfedienstes an Annemieke Moonen.

Mahlzeitendienst floriert

1991 wurde anlässlich der Generalversammlung festgestellt, dass die Dienstleistungen der GGG stark „nachgefragt“ würden. In den letzten vier Jahren sei der Mahlzeitendienst verfünffacht worden.

Fonds zugunsten von Müttern und Familien in Grenchen mit Mehrlingsgeburten

1992 schuf die GGG einen mit 30'000 Franken dotierten Fonds „zugunsten von Müttern und Familien in Grenchen mit Mehrlingsgeburten“. Das Reglement wurde 1997 an die neuen Gegebenheiten angepasst. Aus diesem Fonds können Grenchner Müttern von Mehrlingsgeburten nach ihrer Rückkehr aus der Klinik oder Spital der Einsatz einer Haushilfe während 80 Tagen finanziert werden. Dies aber nur, wenn die Leistungen des Spitex-Vereins oder Dritter zu den gleichen Bedingungen erbracht werden. Über die Verwendung der Gelder entscheidet der Vorstand der GGG auf Antrag des Spitex-Vereins. Bedingung ist ferner, dass die Begünstigten Wohnsitz in Grenchen haben und ihr Bruttoeinkommen das Existenzminimum um nicht mehr als 50'000 Franken übersteigt.

Zusammenschluss

Am 24. September 1992 schlossen sich unter dem Tagespräsidium von Altstadtschreiber Pierre Colombo verschiedene in der Betreuung von Kranken und Betagten engagierte Vereine zum Verein „ Spitex Grenchen“ zusammen. Im „Grenchner Jahrbuch 1992“ würdigte German Vogt die einzelnen Vereine. Die fusionierenden Vereine waren: Der Allgemeine Krankenpflege-Verein (AKPV), Der Reformierte Kranken-Verein (RKPV), die Abteilungen „Haushilfe und Hauspflege“ sowie der Mahlzeitendienst der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen (GGG).

Brockenstube an der Bündengasse

Anfangs 1994 – die GGG hatte etliche ihrer Dienstzweige der Spitex übergeben – gründete die Gemeinnützige an der Bündengasse 5 eine Brockenstube, die „Brocante“. Dazu schrieb die Präsidentin Frau Lotti Tschudin folgendes, aus dem das Bestreben der Gesellschaft hervorgeht, Positives für die Bevölkerung unserer Stadt zu leisten: „Bald wurde klar, dass die finanziellen Mittel der GGG nicht ausreichen, um eines der geplanten Projekte zu finanzieren. Es widerstrebt in der heute schwierigen Zeit mit der Bitte um Geldspenden an die Einwohner oder den Gemeinderat zu gelangen und so entschlossen wir uns, eine Brockenstube zu führen mit dem Ziel, finanzielle Mittel für gemeinnützige Aufgaben zu erwirtschaften.“

Wichtige Projekte der „alten“ und der neuen GGG

Zwei Projekte, welche bereits die erste GGG gestartet hatte und dann von der neuen GGG weitergeführt wurde, seien hier besonders erwähnt.

Die Lehrerschaft als Bankkassiers

1896, kurz nach der Gründung der Gemeinnützigen Gesellschaft befasste sich diese Institution mit der Frage, ob eine Schulsparkasse eingeführt werden soll oder nicht. Allgemein war man der Auffassung, dass es gut sei, bei den Kindern den Sparsinn zu fördern. Nachdem sich die Mitglieder der Gemeinnützigen mit der Lehrerschaft unterhalten hatte, wurde im Winter 1901/ 02 die Schulsparkasse eingeführt.

1943 wurde beim Rücktritt von Werner Vogt (dem späteren Regierungsrat) die Schulsparkasse reorganisiert. Es lohnt sich hier die Ausführungen nachzulesen, welche Schulrektor Staempfli im Rechenschaftsbericht 1942/ 43 machte:

„ Die Schulsparkasse durfte bisher keine Propaganda entfalten, weil es sich nur um eine Rücklagekasse handelte, welche nicht unter dem schweizerischen Bankengesetz stand.“ Die neue Vereinbarung sah nun die Kantonal Ersparniskasse Solothurn (Kantonalbank) als eigentliche Trägerin der Schulsparkasse Grenchen. Weiter war im erwähnten Bericht der Schulleitung über die neue Organisation und namentlich die Beteiligung der Lehrerschaft folgendes nachzulesen: „Das Rektorat stellt der Lehrerschaft die notwendigen Marken zu 10 Rappen zur Verfügung. Diese Marken werden von den Spareinlegern gekauft und auf spezielle Sparkarten aufgeklebt. Mit Fr. 3.— gefüllte Sparkarten können am Schalter der Kantonalbank vorgewiesen werden, worauf die Eintragung in die einzelnunen Sparkassenbüchlein, selbstverständlich auf den Namen des Spareinlegers lautend, vorgenommen wird. Das Sparkassenbüchlein enthält den Vermerk, dass über das Sparguthaben durch die Eltern erst nach dem Schulaustritt verfügt werden kann. Jeder Lehrer erhält ein eigenes Postbüchlein und Posteinzahlungsscheine , auf den Namen der Solothurner Kantonalbank lautend. Sobald der Lehrer im Besitze eines bestimmten Betrages (mindestens Fr. 3.-) ist, füllt er einen Einzahlungsschein aus und zahlt diesen Betrag auf der Post ein. Am Ende des Jahres wird abgerechnet. Was in einer Klasse an Marken nicht mehr vorhanden ist, kann durch Einzahlungen im Postbüchlein ausgeglichen werden.“ Rektor Staempfli rühmte das neue System als bedeutend einfacher als das bisherige. Leider (oder wahrscheinlich besser glücklicherweise) ist uns das frühere System unbekannt geblieben. In den folgenden Jahren zahlten die Schülerinnen und Schülern im Rahmen des vereinfachten Systems die folgenden Beträge ein:

Jahr Beitrag in Fr.
1943/44 2'725.30
1944/45 1'631.80
1945/46 1'927.20
1946/47 1'902.80
1947/48 1'796.20
1948/49 2'130.50
1949/50 2'198.30
1950/51 1'789.90
1951/52 2'445.40
1952/53 1'789.90
1953/54 1'318.95
1954/55 1'588.80
1955/56 698.00

In seinen Jahresberichten führte Schulrektor René Staempfli genau auf, wie viel Spargeld jede Schulklasse das Jahr über einbezahlt hatte. Als Beispiel sei hier aus dem Jahresbericht 1952/ 53 zitiert: Mit 339,90 Franken führte die Primarschulklasse 1b von Marie Probst die Liste an. Am Ende der Rangliste finden wir die beiden 8. Klassen von Hans Marti und Emil Strausak. Beide Klassen lieferten keinen Rappen ab. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Achtklässler nach Abschluss des Schuljahres ihre obligatorische Schulzeit beendet hatten. Diese Statistiken wurden noch im Jahresbericht 1955/ 56 veröffentlicht. In den folgenden Jahren finden sich keine Anmerkungen mehr in den Schulberichten. Es ist anzunehmen, dass ab 1956 die Schulsparkasse eingeschlafen war. 1959 waren jedoch die für das Schulsparen noch vorhanden.

Der Schülerhort besitzt in Grenchen Tradition

Im Jahre 1940 wurde vom Gemeindestubenverein der Schülerhort gegründet. Im Rechenschaftsbericht für das Schuljahr 1942/| 43 stellte Rektor René Staempfli fest, dass der Hort erweitert werden musste. Während der Kriegsjahre wurde der Schulunterricht „geschichtet“ erteilt, und es konnte vorkommen, dass eine Lehrerin nicht nur ihre Schulklasse, sondern auch jene eines militärdienstleistenden Kollegen führen musste. So ist es erklärlich, dass es Schüler gab, die die ersten beiden Stunden schulfrei hatten. Deshalb wurde der Hort jeweils schon um 7.45 Uhr geöffnet. Der Stundenplan sah wie folgt aus: 7.45 Uhr bis 12 Uhr leitete Grety Staempfli den Hort; von 12 Uhr bis 13.30 Uhr war es Alice Giger (die als Sekretärin auf der Schuldirektion arbeitete und später vor allem als initiative Mitleiterin im Ferienheim Prägelz bekannt wurde); 16 Uhr bis 18 Uhr Dora Hug. Im Durchschnitt besuchten 30 Kinder den Hort, und an kalten Tagen konnten es gut und gerne auch 60 sein. Der Schülerhort wurde vollumfänglich von der Gemeinnützigen Gesellschaft finanziert. – Im Bericht der Schule für das Jahr 1944/ 45 wird festgehalten, dass die Gemeinde sich jährlich mit 300 Franken an den Kosten des Schülerhortes beteilige. In den folgenden Jahren fanden sich in den Jahresberichten des Rektorats keine Hinweise auf den Schülerhort. Es ist aber anzunehmen, dass diese Einrichtung bestand.

Nach Bezug des Schulhauses IV trat 1952 eine völlig veränderte Situation ein. Im Schulhaus wurde ein spezieller Raum für den Schülerhort errichtet. Frau Hildegard Gribi-Meier führte den Hort, der durchschnittlich von 60 Kindern besucht wurde. Der Hort wurde offensichtlich ab 1952 durch die Stadt geführt und auch finanziert. Die ursprüngliche Idee jedoch blieb bestehen: Den Hort konnten Schülerinnen und Schüler besuchen, deren beide Elternteile „werktätig“ waren, aber nicht im eigenen Betrieb.

Die GGG hatte stets Einfluss

Mit den folgenden Hinweisen soll die Sozialgeschichte Grenchens ansatzweise erweitert werden. Dies nicht zuletzt, weil die Haltung und das Beispiel der Gemeinnützigen Gesellschaft starken Vorbild-Charakter besass. Zudem arbeiteten die nachstehend erwähnten Organisationen sehr eng mit der Gemeinnützigen Gesellschaft zusammen.

Der Krankenpflege Verein

Der Krankenpflege Verein wurde am 16. Januar 1898 gegründet, nachdem Ingenbohl zugesichert hatte, zwei ausgebildete Krankenschwestern nach Grenchen zu entsenden. Dies erfolgte im Frühling 1898. Im Jahre 1903 zählte der Verein bereits 207 Mitglieder. Nachstehend werden als Beispiel für die Arbeit dieses Vereins Jahresrechnung und Rechenschaftsbericht für das Jahr 1906 beleuchtet: 1906 betreuten zwei Krankenschwestern die Kranken in der Gemeinde. Getragen wurde diese Leistung vom Krankenpflegeverein, der auf privater Basis agierte. In seinem Rechenschaftsbericht für das Jahr 1906 stellte das Komitee des Krankenpflege-Vereins erfreut fest, dass die Krankenschwestern in der Kinderkrippe des Caritas-Vereins an der Schützengasse Zimmer beziehen konnten. „Unsere Schwestern besitzen nun ein schönes, sonniges Logis von zwei Zimmern, ein eigenes Sprechzimmer, ein Esszimmer. Geräumige Küche, Waschhaus und Estrich, nebst einem grossen Garten zur Erholung in den allerdings wenigen freien Stunden.“ Gleichzeitig dankte das Komitee der Familie Studer-Schild. Diese bot während 8½ Jahren den Schwestern Unterkunft in ihrem Hause.

Die Jahresrechnung schloss sehr erfreulich ab: den Einnahmen von 2’050 Franken standen Ausgaben von 1'275 Franken gegenüber. Das Vereinsvermögen belief sich am Jahresende auf 6'873 Franken. Den Hauptanteil der Einnahmen bildeten mit 1'310 Franken die Mitgliederbeiträge. Zudem konnten Bargeldspenden in der Höhe von 425 Franken entgegen genommen werden. – Für den Unterhalt der Schwestern bezahlte der Verein 450 Franken und weitere 300 Franken als Lohn – Im Vergleich dazu kosteten die Brennmaterialien 101 Franken. Dem Komitee gehörten die folgenden Grenchner an (Frauen hatten keinen Sitz im Vorstand!): Pfarrer Bernhard Kocher, Präsident; Charlers Gygi, Vizepräsident und Kassier; Walter Girard, Fabrikant; die Ärzte Ernst Girard, Hunziker und Camenzind; Direktor Oskar Häfely, Fabrikant Adolf Schild und Fabrikant Stephan Zimmermann.

Eine grosse Aufgabe bewältigt

Die beiden Schwestern hatten im Verlaufe des Jahres die unglaublich hohe Zahl von 1'352 Fälle zu bewältigen. Die grosse Leistung, welche die beiden Frauen erbrachten, wird durch weitere Zahlen erhärtet: Während des Berichtsjahres mussten sie 189 Nachtwachen bei Kranken und 279 Tagpflegen bewältigen. Hinzu kamen 784 Besuche mit verschiedenen Dienstleistungen. Insgesamt betreuten die beiden Krankenschwestern 78 Patientinnen und Patienten. Darunter waren zwölf Männer, 48 Frauen und 18 Kinder. Bedürftige Kranke, es waren zwölf, erhielten unentgeltliche Pflege. Und schliesslich wurde im Rechenschaftsbericht festgehalten, dass im Verlaufe des Jahres leider 16 Patienten verstorben waren.

Wirklich ehrenamtliche Arbeit

Der Krankenpflegeverein war für Grenchen sehr wichtig und stand in vielen Belangen an Stelle eines Ortspitals. Getragen wurde der Verein von 257 Mitgliedern. Die Leitung des Vereins arbeitete ehrenamtlich und fühlte sich in hohem Masse für die Pflege der Kranken auf privater Ebene verantwortlich. Unter den Sponsoren befand sich die Firma Maggi in Kempthal, welche jedes Jahr grössere Mengen von Suppenprodukten nach Grenchen schickte. Mit je 100 Franken unterstützten die Einwohner- und die Bürgergemeinde den Verein, während der Kontrollverein weitere 200 Franken zur Verfügung stellte. – Im Jahresbericht erwähnte das verantwortliche Komitee, dass sich der Zweigverein Grenchen des Roten Kreuzes mit dem Samariterverein vereinigt habe; die Vereins-Mitglieder müssten die Krankenpflegeutensilien beim neuen Verein mieten. Es sei eine Ehrensache, so der Jahresbericht, dass die „oft kostspieligen Gegenstände“ nach Gebrauch in tadellosem Zustande retourniert werden.

Der Armen-Unterstützungsverein Grenchen

Dieser Verein wurde 1890 gegründet. Zweck des Vereins war es arme, kranke und arbeitsunfähige Menschen und kinderreiche Witwen durch „Verabreichung von Lebensmitteln und Kleidungsstücken“ zu unterstützen. Barunterstützungen wurden nur ausnahmsweise bewilligt. In der Regel wurden für die Berechtigten Eier, Brot, Milch und Fleisch eingekauft und abgegeben. 1903 wurden 157 Mitglieder gezählt.

Die St. Josephs-Anstalt in Däniken

Im grossen Bericht aus dem Jahre 1903 wurde auch die St. Josephsanstalt in Däniken und ihre Filialbetriebe erwähnt. Gegründet wurde diese durch Pfarrer Otto Widmer im Jahre 1891. Die Institution wurde von einem Verein getragen. Am 13. Dezember 1915 kam Pfarrer Widmer mit seinen Kindern ins Bachtelenbad nach Grenchen. Aus der St. Josephs-Anstalt wurde das heutige Kinderheim Bachtelen. Interessant ist es festzustellen, dass das Kinderheim Bachtelen von der GGG nicht betreut wurde. Dies ist wahrscheinlich auf die Tatsache zurückzuführen, dass die GGG im Kinderheim keine Defizite ausmachte. Es gab keine Probleme zu lösen. Umgekehrt stellte sich Prälat Giuseppe Crivelli der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen als Vizepräsident zur Verfügung.

Die Stiftungen

Nicht selten nahmen Mitglieder der Gemeinnützigen Gesellschaft ihre Verpflichtung der Allgemeinheit gegenüber auch als Privatleute wahr und verhielten sich entsprechend positiv. Am deutlichsten kam dieser selbst auferlegten Verpflichtung der Gemeindepräsident Robert Luterbacher nach. Der finanziell gut situierte Sozialdemokrat, Junggeselle, Weinhändler, Kantonsrat und Mitinitiant verschiedener Zukunftsprojekte, unter anderem der Münster-Lengnau-Bahn, schenkte seiner Gemeinde drei wichtige Institutionen: Das Ferienheim der Schulen in Prägelz, die heutige Stadtbibliothek und die Kinderkrippe. Bemerkenswert ist die Art, wie er die Gelder für die Realisierung seiner Wunsch-Projekte verschob: Er blieb ganz geheim und bis zu seinem Tode wusste niemand in der Gemeinde, wer wirklich der Spende dieser Einrichtungen war. Erst als sein Testament geöffnet wurde und weitere Legate zur Verteilung anstanden, erst zu diesem Zeitpunkt wurde bekannt, was Luterbacher für seine Gemeinde getan hatte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden verschiedene Stiftungen errichtet. Die Stifter folgten damit den ideellen Vorgaben der Gemeinnützigen Gesellschaft: Wer vermögend war, sollte Teile seiner finanziellen Mittel für die Hebung der allgemeinen Wohlfahrt einsetzen. In der Regel verwaltete die Gemeinde die Stiftungsmittel. Das hatte den Vorteil, dass Grenchen zu günstigem Geld kam. Einige dieser Stiftungen existieren heute noch und werden von der Stadt verwaltet. Hier eine kurze Liste:

Name Jahr Gründungskapital in Fr. Kapital 2004
Schülerreisefonds 1924 7'000 108’878
Grabstätten Girard/Dorrer 52'869
Schild Rust Stiftung 1889 20'000 45’619
Ad. Schild-Hugi Stiftung 1915 25'000 84’928
Kurtli Schild Stiftung 1927 10'000 80’406

Allein diese fünf Stiftungen mit einem ursprünglichen Dotationskapital von 64'000 Franken besitzen heute einen Umfang von 342'700 Franken. Ich habe diese Stiftungen deshalb erwähnt, weil sie mehr Zins erhalten, als sie zur Erfüllung ihres ursprünglichen Stiftungszweckes benötigen. Sie wachsen deshalb Jahr für Jahr an. Es ist heute recht schwierig und juristisch nicht einfach, will man die Zweckbestimmungen von Stiftungen verändern.

Die Stadt verwaltet weitere Stiftungen, deren Zinsabfluss für die Erfüllung des jeweiligen Stiftungszweckes vollständig aufgebraucht werden kann. Es sind dies

  • der Armenfonds der Einwohnergemeinde mit einem Stammkapital von 5'000 Fr. Der Zins geht an den privaten Unterstützungsverein.
  • Fonds zur Bekleidung armer Schulkinder mit einem Stammkapital von 2'000 Fr. Der Zins fliesst in die Adolf Schild-Hugi Stiftung (siehe oben)
  • Dr. Josef Girard-Stiftung mit einem Stammkapital von 49'700 Fr. Der Zins wird dem privaten Unterstützungsverein zugewiesen.
  • Robert Luterbacher-Stiftung mit einem Stammkapital von 50'000 Fr. Der Zins fliesst je zur Hälfte in die Rechnung des Ferienheims Prägelz und in jene des Schülerhortes.
  • Fäh-Strotz-Stiftung mit einem Stammkapital von 40'000 Fr. Der Zins fliesst in die Rechnung des Ferienheims Prägelz.
  • Rosa-Baumgartner-Laubscher-Stiftung mit einem Stammkapital von 30'000 Fr. Der Zins fliesst in den Schülerreisefonds (siehe oben)
  • Fond Adolph Neumann, Genf mit einem Stammkapital von 5'000 Fr. Der Zins fliesst in die Rechnung des Ferienheims Prägelz
  • Theodor Schild-Fonds mit einem Stammkapital von 15'000 Fr. Der Zins fliesst in den Schülerreisefonds. Die Erträge dreier Stiftungen fliessen in andere Stiftungen oder Fonds, die nicht ausgeschöpft werden können.

Eine Art Schlusswort

Die Gemeinnützige Gesellschaft nahm in unserer Stadt eine weit grössere und bedeutendere Stellung ein, als man auf den ersten Blick annehmen würde. In der Gesellschaft waren die wichtigsten Meinungsträger der Gemeinde versammelt, und wie selbstverständlich arbeitete der Gemeindepräsident im Vorstand mit.- Auch heute noch ist die Wirkung der GGG grösser, als man auf den ersten Blick annehmen könnte. Aber, der Tradition der GGG „Tu Gutes und red nicht darüber“ werden die sozialen und gesellschaftlichen Leistungen nicht an die grosse Glocke gehängt. Neben den Fabrikanten, Pfarrherren und Wirten waren es Lehrer, Landwirte, Apotheker, Handwerker und Visiteure, welche sich in der Gemeinnützigen trafen. Hier fanden sie gegenseitig Kontakte über die parteipolitischen und gesellschaftlichen Grenzen hinweg. Und weil alle Mitglieder das Ziel hatten, mitzuhelfen der Bevölkerung eine bessere Zukunft zu vermitteln, waren sie auch in der Lage, gemeinsam Wichtiges zu erreichen. Wer die vorhandenen Berichte liest, stellt zufrieden fest, dass nie die Rede ist „me sött“, sondern stets die Bereitschaft sichtbar war, selber etwas zu tun. Ich meine, dass die Gemeinnützige für Grenchens Bevölkerung weit mehr erreichte, als wir heute vermuten. Kaum ein Gebiet des öffentlichen Lebens existierte, zu dem sie sich nicht zu Worte gemeldet hätte. Ich denke, dass dieser Geist heute noch vorhanden ist. Die heutigen Mitglieder der Gemeinnützigen Gesellschaft führen bekanntlich eine Brockenstube an der Bündengasse. Persönlicher unentgeltlicher Einsatz ist heute noch die Grundlage, auf der die Mitglieder arbeiten. Sie haben eine gute Geschichte und eine noch bessere Zukunft vor sich.

Dank

  • Herzlichen Dank Frau Annelies Widmer, die mir das Archiv der GGG zur Verfügung gestellt hat - Und schliesslich danke ich Ihnen, die Sie hier ausharrten.
  • Es kommt wie es kommen musste: Ich habe natürlich auch eine grosse Bitte: Wenn Sie zu Hause Bilder der GGG haben, oder Bilder, auf denen Projekte der GGG zu sehen sind, sind wir Ihnen dankbar, wenn Sie uns diese zur Verfügung stellen, damit wir sie elektronisch aufnehmen können.

Grenchen, im Mai 2006 Rainer W. Walter

Quellen

  • Text von Rainer W. Walter
  • Gedruckte Quellen Prof. Dr. O. Hunziker und R. Wachter „Geschichte der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft 1810 – 1910“ erschienen 1910 Druck und Verlag von Zürcher & Furrer, Zürich
  • Dr. J. Kaufmann-Hertenstein „Die humanitären und gemeinnützigen Bestrebungen im Kanton Solothurn“, 1903 Zepfel’sche Buchdruckerei Solothurn Gemeinnützige Gesellschaft Olten-Gösgen „Zur Gründung eines Armenasyls für den Kanton Solothurn“ 1898 Buchdruckerei des „Oltner Tagblatt“, Olten

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