Ernst Girard

Aus Wiki der Stadt Grenchen
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ernst Girard Portrait.jpg
Ernst Girard
* 22. Januar 1869 in Grenchen
† 26. Oktober 1930 in Glyon
Arzt und Politiker.

Nekrolog

Am 22. Januar 1869 wurde im elterlichen Garten vor dem Hause an der Bahnhofstrasse ein junger Lindenbaum gepflanzt, als Erinnerungszeichen an das freudige Familienereignis, dass ein junger Erdenbürger in diesem Hause das Licht der Welt erblickte. Knabe und Lindenbaum wuchsen rasch empor. Es schien, als wollte der Knabe an schlankem Wuchs und Grösse mit seinem Lebensbaume wetteifern. Doch mit dem körperlichen Wachstum hielt auch die geistige Entwicklung des Knaben Schritt. Schon in den Primar- und Bezirksschulen von Grenchen zeichnete sich Ernst Girard durch Talent, Fleiss und Pflichtfreue aus. Daher bestimmte ihn auch sein Vater zum Weiterstudium. Er besuchte das Gymnasium der Kantonsschule Solothurn und bestand im Frühjahr 1889 mit ausgezeichnetem Erfolge die Maturitätsprüfung. Hierauf entschloss er sich zum Studium der Medizin; waren ihm doch in seiner Verwandtschaft schon mehrere bekannte Aerzte vorausgegangen. Nach dem Besuch der Universitäten Genf, Bern, München und Zürich bestand er schon im Jahre 1895 das medizinische Staatsexamen, als reife und wohlverdiente Frucht eines sorgfältigen Studiums. Ein Jahr darauf erwarb er sich die Doktorwürde. Zur weitern Ausbildung begab er sich nach Tübingen und Berlin und war noch einige Zeit als Assistenzarzt im Bürgerspital Solothurn tätig. Nun zog es aber den Sohn Grenchens in seine Heimat zurück. Im Jahre 1896 eröffnete er seine ärztliche Praxis in unserer Ortschaft und begründete gleichen Jahres mit Fräulein Emma Schöpfer einen glücklichen Familien stand. Jetzt treffen wir ihn als rüstigen, rastlosen Mann, der von Krankenlager zu Krankenlager eilt. Jahraus, jahrein, bei Tag und bei Nacht, hastet Dr. Girard durch die Strassen Grenchens. Und wie oft haben wir seine hohe Gestalt zu Pferd bei Regen, Schnee und Sturm über die Grenchner-Wite hinabjagen sehen, nach Staad und Arch, sowie nach den andern umliegenden Ortschaften. Unverdrossen, mit ganzer menschlicher Hingabe und vorbildlicher Gewissenhaftigkeit erfüllt er den schweren Beruf eines Landarztes. Eine solche Werktätigkeit, welche sich vollständig in den Dienst der Mitmenschen stellt, muss uns Ächtung und Anerkennung abzwingen. Dr. Girard, der nimmermüde, rastlose Mann, nahm trotz der schweren Berufslast auch an dem öffentlichen Leben regen Anteil. Wie wäre dies auch anders denkbar. In seinen Adern rollte doch das feurige, unerschrockene „Schüra-BIut; in seinem Kopfe hauste ein fortschrittlicher, demokratischer Geist. Wenn Vaterland und Politik ihn riefen, so stellte er sich ohne Zögern und mit Mannesmut zur Verfügung. So gehörte er einige Zeit dem Gemeinderate und während vielen Jahren der Bezirksschulpflege, der Primarschulkommission, der Schülerfürsorgekommission und verschiedenen andern Kommissionen an. Dr. Girard amtete an unserm Schulwesen als geschätzter Schularzt. Wann und wo Dr. Girard das Wort ergriff, war es wahr, klar und bestimmt. Unbelastet von allen diplomatischen Redewendungen, ging er ohne Umschweife aufs Ziel los, auch wenn er auf harten Widerstand stiess. Mit Dr. Ernst Girard ist eine markante Gestalt aus Grenchen ausgezogen. Die Schule verlor an ihm einen grossen Freund und Förderer, die Gemeinde einen ganzen Grenchner. Ehre seinem Andenken!

Verschiedenes

1905 übernahm der Arzt Ernst Girard das Präsidium der Rotkreuzsektion Grenchen. Ernst Girard war der Neffe von Dr. Joseph Girard, dem berühmten Badarzt im Bachtelenbad und Pionier der Uhrenfabrikation in Grenchen. Er führte seit 1893 eine Praxis und war als Badarzt in der zweiten Epoche des Bachtelenbades. In der Zeit des Tunnelbaus war er aber auch im „alten Spitäli“ engagiert und betreute als externer Arzt die Erkrankten. 1918 obduzierte er die drei Opfer des Generalstreiks und unterschrieb die Obduktionsberichte. Ernst Girard amtete als Gemeinderat, war Mitglied der Bezirksschulpflege und der Gesundheitskommission. Er wirkte als Präsident der Bibliothekkommission. Er präsidierte die Grenchner Ärztevereinigung und gehörte der Aufsichtsbehörde des Sanatoriums Allerheiligenberg an. Ernst Girard verstarb am 26. Oktober 1930 in Glyon am Genfersee.

Quellen