Bärensturz

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Das Wiederauftauchen des Bären im Gebiet des Nationalparkes beschäftigt die Gemüter. Vor 250 Jahren war der Braunbär auch im Wald oberhalb Grenchens und Bettlachs daheim und wurde eifrig gejagt. Schliesslich war es ein unbekannter Bettlacher, der 1754 den letzten Bären im Kanton Solothurn erlegt hatte. Beim oberen Brüggli erinnert eine Holzskulptur mit einer Infotafel an dieses Ereignis.

Als der Braunbär noch im Grenchenberg-Wald herrschte

Sturz mit dem Bär über die Wandfluh 1754
Diese Skulptur beim oberen Brüggli erinnert an den Bärensturz von 1754.
Infotafel mit der Geschichte des Bärensturzes.

Ende Oktober 1754 schlugen Bettlacher Männer wie sie es oft taten auf dem Obergrenchenberg Bäume, die sie über die Wandfluh stürzten, mit der Absicht, sie später zu verkohlen. Nach getaner Arbeit zogen sie sich in die Sennhütte zurück, wo sie die Nacht verbringen wollten. Nur einer blieb im Freien, denn weil er verspätet gekommen war, wollte er noch einen Baum am Abgrund der Wandfluh fällen. Plötzlich hörte er hinter sich ein Brummen, und als er sich umschaute, erblickte er einen grossen aufrecht stehenden Bären, der im Begriff war, ihn mit den Vorderpranken zu umklammern. Ohne lange zu überlegen, hob der Bettlacher seine Axt und schlug dem Bären eine grosse Wunde in die Brust. Das Tier wurde geriet vor Schmerz in grosse Wut, umklammerte den Holzhauer und versetzte ihm mit seinen Krallen mehrere Wunden. Die beiden rangen mit einander und gerieten in ihrem Kampf immer näher an den Abhang der Wandfluh. Der Mann, der sich vor dem Tod durch die schrecklichen Zähne des Bären fürchtete, wollte den Kampf so oder so beenden und liess sich mitsamt seinem Gegners über die Fluh in die Tiefe fallen. Weil der Bär schwerer war als der Mann, kam er beim Fall unter den Holzhauer zu liegen. Zuerst wurde der Fall von einer Tanne gemildert, dann jedoch stürzten die beiden auf die Steine am Fusse der Wandfluh. Dort blieb der Bär zerschmettert liegen, auf ihm ohnmächtig der geschwächte Mann. Am Morgen weckte ihn der Regen, und er stellte fest, dass wohl überlebt, aber einiges gebrochen hatte. An ein Fortkommen war nicht zu denken. – Später sah er seine Kameraden und rief sie um Hilfe. Als er abends nicht in die Sennhütte gekommen war, vermuteten sie, er sei noch vor Einbruch der Nacht nach Hause zurückgekehrt. – Dank guter ärztlicher Betreuung und Pflege überlebte der Mann. Das rechte Bein allerdings musste amputiert werden. Trotzdem lebte er noch etliche Jahre lang. Diese Geschichte erzählte der Berner Professor Emanuel Friedrich Zehnder, Herausgeber des „Schweizerischen Jugendfreund“ und zwar im Jahrgang 1838. Im „Heimatbuch Grenchen“ schrieb Werner Strub dazu: „ Durch den Todessturz des Zotteltieres bei Bettlach war in unserer Gegend die Bärengefahr definitiv beseitigt.“

Als die Grenchner den Bären jagten

In den Chroniken wird als erste Bärenjagd jene vom 5. Februar 1578 erwähnt. Es darf aber angenommen werden, dass bereits früher Jagden auf den Brummbären stattgefunden hatten. Item. An dieser ersten schriftlich erwähnten Jagd beteiligten sich Bettlacher und Grenchner. Es gelang der Gruppe tatsächlich, den Bären zu töten. Anschliessend entstand jedoch zwischen den beiden Dorfgemeinschaften ein grosser Streit, weil beide Gemeinden des ganzen Bären für sich beanspruchten. Die Regierung spielte Schiedsrichter und entschied, der Bär gehöre nach Grenchen, sei er doch auf dortigem Gemeindegebiet getötet worden. Allerdings müssten die Grenchner die nicht unerheblichen Kosten vollumfänglich übernehmen. Später subventionierte der hohe Regierungsrat allerdings die Bärenjagd. In späteren Jahren geisterte der Bär immer wieder durch die Geschichte unserer Gegend: 1589 erhielt Ris „Marxens Sohn“ von der Regierung zur Belohnung, dass er einen Bären zuerst gestochen hatte, ein Paar Hosen geschenkt. 1634 gelang dieses Kunststück Joggi Hentzi, worauf ihm die Regierung als besondere Auszeichnung Hosen in den Solothurner Farben überreichte. – Nigi Güggi stach 1634 einen erst halbgewachsenen Bären und erhielt dafür statt der üblichen regierungsrätlichen Hosen bloss ein Trinkgeld von drei Pfund und sechs Schilling sowie acht Plutzgern. – Eine grosse Bären-Jagd fand 1657 statt. Ein Bär hatte im Leberberg mehrere Tiere gerissen, worauf die Regierung zur „Landjagd“ aufbot, welche mehrere Vogteigrenzen überschritt. Leider sind über die Ergebnisse dieses Abenteuers keine Unterlagen vorhanden. Dafür existiert die peinlich genau geführte Abrechnung über die Bärenjagd von 1734. Auf Befehl von Jungrat und Obervogt Sury von Bussy beteiligten sich nicht weniger als 178 Personen an diesem Unternehmen, das offenbar mehrere Tage dauerte. Seit 251 Jahren wurde in den Grenchner Jurawäldern kein Bär mehr gesichtet, und es ist wohl kaum anzunehmen, dass der Bär hier wieder heimisch wird. Doch, wer weiss es wirklich...?

Quellen

(Dieser Artikel ist Eigentum des Autors / der Autorin und kann deshalb nicht editiert werden.)