Burg Grenchen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Erste Besiedlungsperiode ==
 
== Erste Besiedlungsperiode ==
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{{File.BildRechts|Breite=200|Bild=Burg Terasse und Wall.jpg|Text=Blick vom Burghügel auf den nördlichen Teil der Terrasse und den Wall, hinter dem Wall der Schlossgrabe.}}
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{{File.BildRechts|Breite=200|Bild=Burg Terasse Flaeche W.jpg|Text=Terrasse, Fläche W: Ungefähre Lage der Feuerstelle. Links: Wall. Rechts: Nordwestl. Abhang des Burghügels.}}
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{{File.BildRechts|Breite=200|Bild=Burg Terasse Flaeche K.jpg|Text=Blick hinunter vom Burgtor auf die Fläche K, den ungefähren Bereich der Steinsetzungen am südwestlichen Ende der Terrasse.}}
 
{{File.BildRechts|Ausrichtung=center|Breite=600|Bild=Burg Plan Meyer Erste Siedlungsperiode.jpg|Text=Plan der ersten Siedlungsperiode.}}  
 
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11. bis Mitte 12. Jahrhundert: Wall und Holzbauten.
 
11. bis Mitte 12. Jahrhundert: Wall und Holzbauten.
  
 
Die Füllung des Walls enthielt kleine Brocken verkohlten Holzes, Ziegelfragmente wohl römischer Herkunft sowie ein altertümliches Keramikfragment, das in die Jahrtausendwende zu datieren war. Das meiste Material für den Wall gewann man vermutlich durch den Aushub und die Ausebnung der Terrasse. Der Wall war wohl zusätzlich mit einem Holzzaun erhöht. Der Zaun hielt das Vieh im inneren Bereich und schützte vor Eindringlingen aller Art.  
 
Die Füllung des Walls enthielt kleine Brocken verkohlten Holzes, Ziegelfragmente wohl römischer Herkunft sowie ein altertümliches Keramikfragment, das in die Jahrtausendwende zu datieren war. Das meiste Material für den Wall gewann man vermutlich durch den Aushub und die Ausebnung der Terrasse. Der Wall war wohl zusätzlich mit einem Holzzaun erhöht. Der Zaun hielt das Vieh im inneren Bereich und schützte vor Eindringlingen aller Art.  
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{{File.BildRechts|Ausrichtung=center|Breite=400|Bild=Burg Skizze Fasnacht Holzburg.jpg|Text=Darstellungsversuch der Holzburg.}}
  
Spuren von Holzbauten mit Feuerstelle im Bereich der Fläche W (Plan oben). Funde: Tierknochen, Keramikfragmente (11./12. Jahrhundert), Hufeisen von kleinwüchsigen Pferden, ein langes Messer mit Griffdorn.  
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Spuren von Holzbauten mit Feuerstelle im Bereich der Fläche W (Plan oben). [[#Funde bei den Holzbauten | Funde]]: Tierknochen, Keramikfragmente (11./12. Jahrhundert), Hufeisen von kleinwüchsigen Pferden, ein langes Messer mit Griffdorn.  
  
Quadratischer Holzbau (5 x 5 m) mit Steinsetzungen im Bereich der Fläche K (Plan oben). Funde: Tierknochen, Keramikfragmente (11./12. Jahrhundert), Eisenteile wie Nägel verschiedener Grösse sowie Türangeln, Angellager, einen Schlüssel, Hufeisen und eine Pfeilspitze. Die Steinsetzung stellte offenbar ein Gehniveau dar. Von den sich deutlich abhebenden Steinreihen dienten wohl zwei, die rechtwinklig aufeinander zuliefen, als Auflager für die Schwellbalken des Holzgebäudes. Unter den Steinsetzungen konnte eine weitere Kulturschicht ausgemacht werden, die dem 11. Jahrhundert zuzuordnen war.
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Quadratischer Holzbau (5 x 5 m) mit Steinsetzungen im Bereich der Fläche K (Plan oben). [[#Funde bei den Holzbauten | Funde]]: Tierknochen, Keramikfragmente (11./12. Jahrhundert), Eisenteile wie Nägel verschiedener Grösse sowie Türangeln, Angellager, einen Schlüssel, Hufeisen und eine Pfeilspitze. Die Steinsetzung stellte offenbar ein Gehniveau dar. Von den sich deutlich abhebenden Steinreihen dienten wohl zwei, die rechtwinklig aufeinander zuliefen, als Auflager für die Schwellbalken des Holzgebäudes. Unter den Steinsetzungen konnte eine weitere Kulturschicht ausgemacht werden, die dem 11. Jahrhundert zuzuordnen war.
  
 
Ueber die Konstruktionsweise der Holzbauten lässt sich heute nichts mehr feststellen. Es könnte sich durchaus um einfache Fachwerkbauten gehandelt haben. Diese Technik findet man wieder (durch Funde bestätigt) bei den Anbauten der Steinburg.
 
Ueber die Konstruktionsweise der Holzbauten lässt sich heute nichts mehr feststellen. Es könnte sich durchaus um einfache Fachwerkbauten gehandelt haben. Diese Technik findet man wieder (durch Funde bestätigt) bei den Anbauten der Steinburg.
  
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Die in Fläche W (Plan oben) aufgefundene Feuerstelle und Fragmente von Ofenkacheln aus dem späten 11. Jahrhundert, die im Bereich der Steinsetzung (Fläche K) gefunden wurden, weisen darauf hin, dass die Holzbauten bewohnt waren.
  
Die in Fläche W (Plan oben) aufgefundene Feuerstelle und Fragmente von Ofenkacheln aus dem späten 11. Jahrhundert, die im Bereich der Steinsetzung (Fläche K) gefunden wurden, weisen darauf hin, dass die Holzbauten bewohnt waren.
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=== Funde bei den Holzbauten ===
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File:Burg Funde Skizze Meyer Keramikfragmente.jpg | Keramikfragmente ca. 12. Jahrhundert. Fundstelle der mit K bezeichneten Stücke: südwestliche Terrasse.
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File:Burg Funde Skizze Meyer Hufeisen.jpg | Links: Hufeisen mit Nagel, frühes 11. Jh., rechts: Hufeisen 11. - 13. Jh.
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File:Burg Funde Skizze Meyer Messerklingen.jpg | 2 Messerklingen aus dem 11. Jahrhundert.
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File:Burg Funde Messerklinge KHM.jpg | Klinge, ausgestellt im Kultur-Historischen Museum Grenchen.
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File:Burg Funde Pfeileisen.jpg | Pfeileisen: L 27, 12. Jahrhundert. M 28, 12. Jahrhundert oder älter.
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File:Burg Funde Schnalle Tuerangel.jpg | Schnalle aus dem 11. Jahrhundert, Türangel ca. 12. Jahrhundert.
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== Ausgrabungen und Beschreibung ==
 
== Ausgrabungen und Beschreibung ==

Version vom 1. Mai 2015, 15:57 Uhr

Info - In Arbeit.jpg

Inhaltsverzeichnis

Vor 800 Jahren

Massstabgetreue Verkleinerung einer Digitalfotografie des Burg-Modells aus dem Kultur-Historischen Museum Grenchen im korrekten Blickwinkel eingesetzt ins Digitalbild des Burghügels. Wegdenken muss man sich neben Leitungsmast und Stacheldraht auch die Bewaldung bis zum und rund um den Burghügel.

Fotomontage der Burg Grenchen

Die zwei Burgstellen und das Rodungsgebiet

Die zwei Burgstellen: Die Obere Burg auf der Schlossfluh und die Untere Burg auf der Hofacherfluh. Die Rodungsgebiete: Teile des Hofachers (Burgacker) unten und erste Teile der Weiden des Bettlachbergs oben.

Burgstellen und Rodungsgebiet.

Definition des Begriffs Burg

Definitionsversuch

In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts setzt sich eine Neudefinition des Begriffs Burg durch. Die bis anhin dominierende militärische Bedeutung der Burg wird relativiert. In den Vordergrund treten folgende Komponenten: die Burg als Repräsentationsbau, als Macht- und Wirtschaftszentrum, als landwirtschaftlicher Gutsbetrieb[1]

Burgen und Schlösser: Definition und Terminologie

Unter dem Begriff Burg ist grundsätzlich eine hoch- und spätmittelalterliche Wehranlage zu verstehen, die gleichzeitig Angehörigen der Oberschicht (Adel) als Wohnsitz diente, den Mittelpunkt eines herrschaftlich organisierten Güter- und Rechtsverbands sowie eines Wirtschaftsbetriebs bildete und mit ihren Bauformen Stand, Macht und legitime Herrschaft repräsentierte. In den lat. Quellen werden solche Anlagen meist als castrum, seltener als castellum, fortalicium oder munitio bezeichnet. Neben den Begriff Burg traten vom 13. Jh. an die Synonyme Schloss, Haus oder Feste. Vom 15. Jh. an verband sich der Begriff Schloss immer häufiger mit bestimmten Burgnamen (z.B. Schloss Wildenstein). In der modernen Fachterminologie bedeutet Burg den ma. Wehrbau, Schloss den neuzeitlichen Herrensitz ohne ausgesprochenen Wehrcharakter. Wehr- und Sperrfunktionen kamen auch verschiedenen anderen Formen von Befestigungen zu.[2]


Oder eine andere Definition


Erst Burgenforscher wie August von Cohausen (1812–1896) und Otto Piper (1841–1921) räumten mit viel burgenkundlichem Unsinn auf (so den heidnischen oder römischen Ursprüngen unserer Burgen), waren aber immer noch von der militärischen Hauptfunktion der Burg überzeugt. Gemeinsam mit Bodo Ebhardt (1865–1945) begannen sie jedoch, verstärkt auch auf die repräsentative Ausgestaltung der Burg, das heißt auf ihre Funktion als vornehmer Wohnsitz, einzugehen. Was sich damals vorsichtig abzeichnete: dass die Burg nicht nur ein Kriegsinstrument war, ist heute durch neue Forschungsmethoden zur Gewissheit geworden.

Mittlerweile begreifen wir die mittelalterliche Burg als einen Mehrzweckbau, dessen militärische Bedeutung wir zugunsten eines höheren Statuswerts und Symbolgehalts spürbar reduzieren müssen. Für den mittelalterlichen Menschen war die Burg das sichtbare Zentrum einer Herrschaft: Wer die Burg besaß, hatte auch die Herrschaft inne. Von einer Burg aus wurde das zugehörige Land verwaltet, regiert und befriedet. Zur Burg gehörte auch ein Rechtsbezirk, in dem der Burgherr meist die Niedere, bisweilen auch die Hohe Gerichtsbarkeit innehatte. Die zeitgenössische Malerei benutzte folglich die burgenreiche Landschaft als Symbol für ein befriedetes Land, denn die Burgendichte veranschaulichte, wie intensiv eine Herrschaft die Gegend durchdrungen und befriedet hatte. “Burgenpolitik” war letztlich das Resultat der systematischen Unterteilung eines Territoriums in kleine Grundherrschaften, die ihrerseits von Burgen aus verwaltet und gesichert wurden. Wenn wir aber die Burg als sichtbaren Anspruch auf eine wie auch immer geartete Herrschaft definieren, dann war der Kampf um Burgen viel eher ein Kampf um Herrschaftssymbole und Herrschaftsrechte als um Militärbasen.

Die Burg stellte innerhalb eines kleinräumigen Handelsraums auch ein lokal-regionales Wirtschaftszentrum dar, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als die Städte zu übermächtigen Wirtschaftszentren heranwuchsen, Handwerker und Kaufleute an sich banden, großräumig Handel betrieben und die Burgen ins wirtschaftliche Abseits beförderten. Die herausragende gesellschaftliche Stellung eines Landbesitzers und Landherrn ließ sich in der Tat nicht besser demonstrieren als durch eine Burg, die sich weithin sichtbar über das Tal und das Umland erhob. Sehen und vor allem Gesehenwerden spielte bei der Wahl des Burgstandorts eine ganz wesentliche Rolle.

Auf die Wahl des Lageplatzes wirkten sicherlich auch andere Faktoren ein: die Nähe zum burgeigenen, für die Existenz der Burgbewohner unabdingbaren und von daher unbedingt zu schützenden Wirtschaftshof mit seinen Ställen, Scheunen, Äckern und Feldern; die Nähe zur zugehörigen Siedlung mit ihren Bauern, Handwerkern und Kaufleuten, eine weitgehend sichergestellte Wasserversorgung, eine günstige wegemässige Erschließung zur täglichen Ver- und Entsorgung. Wehrtechnische Belange traten demgegenüber eher in den Hintergrund.

Abgesehen vom augenfälligen Lageplatz stellen die Dimensionen der Gebäude weitere äußerlich sichtbare Machtsymbole dar: Je höher, mächtiger und imposanter die Baumassen, um so erhabener der Burgherr. Der Burgenbau folgte hierin der mittelalterlichen Adelspyramide: an der “Luxusspitze” standen königliche, landesherrliche und bischöfliche Burgen, die in ihren Dimensionen, in ihrer Ausgestaltung und in der Hochrangigkeit ihrer höfischen Kultur Ausnahmebauten darstellten. Innerhalb der nachfolgenden Gruppe der Dynastenburgen sind schon beachtliche Differenzierungen festzustellen, wenngleich sich viele dieser Anlagen erneut durch ihre Großflächigkeit, ihre Gebäudevielfalt, ihren Bauschmuck und ihre aufwendige Hofhaltung auszeichnen. Wie die Reichs- und Landesburgen waren auch viele Dynastenburgen schon im 11. und 12. Jahrhundert aus Stein errichtet.

Auch innerhalb des Ministerialenstands, der zahlenmäßig den Sockel der Adelspyramide bildete, erkennt man anhand der Baudimensionen und -materialien eine Ober-, Mittel- und Unterschicht. Die Burganlagen sind mittelgroß bis klein, besitzen als Hauptbauten meist einen Palas mit Bergfried oder einen Wohnturm. Die ärmlichen Sitze des Landadels, quasi der “Bodensatz” der Pyramide, waren bescheidene Wohntürme, “Feste Häuser” oder sogar bauernhofähnliche Anlagen, lange noch aus Holz und Erde, sonst oft aus Bruchstein. Auch sie erfüllten innerhalb eines begrenzten territorialen Raums ihre Funktion als örtliches Status- und Machtsymbol. Gemeinsam ist all diesen Burgen das Streben nach Höhe, sowohl in der Architektur als auch in der Topographie. [3]

Burg Grenchen - Bettleschloss

Werner Meyer, Basel, meldet sich in seinem Grabungsbericht zur Burg Grenchen schon 1963 mit sehr modernen Definitionsansätzen zum Begriff Burg. Meyer gilt in der Schweiz als Pionier der Burgenarchäologie und der Neuinterpretation der Funktionen unserer Burgen[4]

S.214

"Kuno [von Grenchen], der erste urkundlich nachgewiesene Vertreter des Geschlechtes, dürfte noch in der Holzburg gehaust haben. In der nächsten Generation aber muss mit dem Bau der Steinburg begonnen worden sein. Sucht man nach Gründen, welche die Errichtung des Steinbaus veranlasst haben, so muss man sich davor hüten, bloss rationale, verteidigungstechnische Erwägungen anzunehmen. Diese mögen mitgespielt haben. Entscheidend aber war, dass das Geltungsbedürfnis, welches durch das in jener Zeit erwachende adlige Standesbewusstsein geweckt worden war, nur durch einen repräsentativen Steinbau gestillt werden konnte. Der Wechsel von der optisch bescheidenen Holzbauweise zum attraktiven Steinbau stellte eine jener zahlreichen Aeusserungen dar, welche das Aufkommen eines neuen adligen Lebensstiles kennzeichneten."

S. 216

"Die abseitige Lage der Burg hängt jedenfalls mit der typischen pastoralen Lebensweise des mittelalterlichen Adels im Jura zusammen. Sie befand sich am Rande des grossen, von der Natur geschützten Weidegebietes des Bettlacherberges. Der Viehraub, der in den mittelalterlichen Fehden eine gewaltige Rolle spielte, wurde dadurch erschwert. Denn der Zugang zum Bettlacherberg konnte von der Burg aus überwacht werden, so dass das Vieh, das auf dem Bettlacherberg weidete, höchstens auf sehr schwer passierbaren Pfaden abzutreiben war."

Geografische Lage, Umgebung, Klima, Strategische Bedeutung

Die Burg liegt auf der Schlossfluh (950 m ü.M.) in unwegsamem, felsigem Gelände am Jura-Südhang auf dem Gebiet der Gemeinde Bettlach, einer aufstrebenden Ortschaft östlich der Uhrenstadt Grenchen im Kanton Solothurn. Die Burg Grenchen reiht sich in die frühen Rodungsburgen des Juras aus dem 10. Jahrhundert ein. Gerodet wurden Teile des Hofachers (älterer Flurame 'Burgacker') und Teile der heutigen Weiden auf dem Bettlachberg.

Die Burg bestand aus zwei Burgstellen: die Obere Burg (Hauptanlage) auf der Schlossfluh und die Untere Burg auf der Hofacherfluh, der Schlossfluh vorgelagert.

Eine bedeutende strategische Aufgabe der Burg ist nicht nachzuweisen. Sie kontrollierte weder einen Juraübergang noch andere Verkehrswege. Die Wege zum Mürenpass, der seit der Römerzeit begangen wird, führten nicht an der Burg vorbei. Für dessen Sicherung war wahrscheinlich die Schauenburg (nahe der Hasenmatt) zuständig.

Einen historischen Plan (K. Meisterhans) aus dem Jahr 1894 und eine interessante geografische Beschreibung der Burg finden wir bei J.R. Rahn: Die Mittelalterlichen Kunstdenkmäler des Cantons Solothurn. Zürich, 1893/94. S. 226/227. Ferner finden wir die Burg und die benachbarte Schauenburg auf einigen Landkarten und Plänen aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Vorsicht! Die Besichtigung der Burg ist nicht ungefährlich. Die Ruine liegt im Gebirgsgelände. Gutes Schuhwerk ist unbedingt nötig (steile Abhänge, Felsen, Sturzgefahr).

In Anbetracht der hohen Lage der Burg muss auch die klimatische Voraussetzung dieser Zeit berücksichtigt werden. Die Besiedlungszeit der Burg fällt ziemlich genau in die sog. Medieval Warm Period[5] (Klimaoptimum des Mittelalters), die von ca. 900 bis ca. 1300 dauerte. Die durchschnittlichen Temperaturen lagen in dieser Zeit ungefähr 1 Grad Celsius höher als vorher und nachher. Nach der Medieval Warm Period begann die sog. Kleine Eiszeit, die bis ins späte 19. Jahrhundert reichte.

Während der Besiedlungszeit der Burg waren die Voraussetzungen für den Betrieb einer Gutswirtschaft in höheren Lagen wahrscheinlich besser als in späteren Epochen, obwohl es auch während dieser "Warm Period" zu erheblichen klimatischen Schwankungen kam. So sind z.B. aus dem 11. Jahrhundert mehrjährige Feuchtperioden mit grossen Niederschlagsmengen überliefert, die Missernten und Hungersnöte bewirkten. Im Burgund soll es sogar zu Kannibalismus gekommen sein (Bericht des Mönchs Radulf Glaber über eine Hungersnot in den Jahren 1032-1034).

Die Besiedlungsepoche der Burg Grenchen fällt zugleich voll in die Zeit eines starken Bevölkerungswachstums. Von 950 bis 1300 wuchs die europäische Bevölkerung um 140%, von 22 Mio. auf 55 Mio. Einwohner. Für diese markante Aufschwungsbewegung gibt es wohl verschiedene, z.T. einander bedingende Faktoren: Klima, grosser Landgewinn durch Rodungen, Dreifelderwirtschaft , die Herausbildung der feudalen Gesellschaft, die allmähliche Entfaltung des Städtewesens, neue technische Hilfsmittel, (Egge, Anspanntechnik (Kummet)).

Die Burg auf alten Landkarten und Plänen

Der Plan von K. Meisterhans (1894)

Vielleicht der älteste Plan der Burg.

Strassberg oder Bettlach-Schloss

Zitat aus Rahn, J.R.: Die Mittelalterlichen Kunstdenkmäler des Cantons Solothurn. Zürich, 1893/94. S. 226/227

Es gab zwei Schlösser dieses Namens, das eine bei Büren, Ct. Bern, das andere etwa eine Stunde oberhalb Bettlach im Solothurner Amte Lebern gelegen und ohne Zweifel identisch mit der pag. 34 erwähnten Ruine.

Die zwischen 1637 und 1640 verfasste "Croneck Loblicher Statt Solothurn" (Msc. in der Stadtbibliothek Solothurn) p.22 meldet hierüber: "Strassberg, das Schloss ligt ob dem dorf Bettlach, von den Inwohneren die burg genannt, dessen Vestigia vnd alt gemür, daselbst noch zu sechen, darvon von etlich jaren vill Maurstein gehn Grenchen (vgl. oben p.90, Art. Grenchen) zu erbauwung der Kefi daselbst, Fuchsenloch genambt, von den landleuthen gefüert worden".

Der Weg zu der Ruine führt dem Giglerbach entlang über einen prähistorischen Bergsturz, auf dessen unterem Theile, im Kastelsfelde, die Ruinen einer römischen Villa liegen, und an der "Burgmatt" vorbei. Westlich erhebt sich die Gestlerfluh, oder Gäschlerfluh, wie sie im Volksmunde und auf dem Katasterplane der Amtsschreiberei Lebern, Detail-Blatt Nr. 44, heisst. Auf dem Hofacker angelangt, sieht man vor sich zwei hinter und über einander gelegene Flühen: die vordere Hofacker- und die hintere Schlossfluh. Auf dieser stand die Burg (Fig. 107). Dass auch die Südseite D mit einer Mauer bewehrt war, möchte ich bezweifeln, obwohl Mörtelstücke herumliegen. Ich glaube, dass die ganze Burg aus nichts als aus dem Thurme bestand. Bei C ist eine runde Vertiefung von ca. 3 m. Weite, deren Tiefe sich ohne Spaten nicht feststellen lässt. Von den Mauersteinen (Kieseln) haben viele durch Feuer eine röthliche Färbung angenommen, besonders bei F. Die Mauerdicke ist bei E gemessen 1m. Die Ruine liegt 400 m. über dem Dorfe Bettlach. Auf Fig. 107 ist fälschlich ein nasser Graben verzeichnet.
Meisterhans, 14/IV, 1894.

Zitat ebenda p. 90, Art. Grenchen:

Zum Neubau der Kirche hatte man die Steine eines das "Fuchsenloch" genannten Thurmes verwendet, der 1581 über der nach Biel führenden Strasse zur Aufnahme der Gefangenen aus den Trümmern des Schlosses Strassberg (wohl eher Burg Grenchen?) errichtet worden sein soll. Auf einem Steine desselben standen die Initialen A.C.R.S., wie Strohmeier 1. c. sie deutet, die Anfangsbuchstaben der Inschrift: ad coercendum rusticorum superbiam!! [den Stolz der Bauern zu demütigen]
R. 1892

Erläuterungen von A. Fasnacht

Beim Plan aus dem Jahre 1894 von K. Meisterhans handelt es sich wahrscheinlich um den ältesten erhaltenen Plan der Anlage der Burg Grenchen (Bettleschloss). Bemerkenswert ist das Versehen, den Schlossgraben als nassen Graben, d.h. als Wassergraben darzustellen. Der Plan ist nach den damals noch sichtbaren Teilen der Burg genau und sorgfältig gezeichnet worden und stellt zusammen mit der Beschreibung der geografischen Lage und der Ruinenstätte ein interessantes Dokument dar. Was den Namen der Burg betrifft, bestand damals noch Unsicherheit. Drei Namen standen zur Auswahl:

  • Schloss Strassberg ob Bettlach
  • Bettlach-Schloss
  • Burg Grenchen

Rahn verwendet in seinem Artikel von Grenchen bei der Nennung der Burg Grenchen noch ein Fragezeichen und setzt die Bezeichnung in Klammern. Er war sich damals der historischen Sachlage noch nicht ganz sicher. Diesbezügliche Sicherheit bringt schliesslich Ferdinand Eggenschwiler mit seiner kurzen Abhandlung über die Burg Grenchen aus dem Jahre 1912. (F. Eggenschwiler: Die Burg Grenchen. Aus: Solothurner Monatsblatt, Jg. 1912, S. 146-148).

Das Zitat aus der Solothurner Chronik aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ("Croneck Loblicher Statt Solothurn") erwähnt zwei interessante Tatsachen. Einmal ist da der vom Volk gebrauchte Namen 'burg' und anderseits der Bericht über den Zustand der Ruine und die Nennung des Gefängnisbaus in Grenchen. Dieser Gefängnisturm, im Volksmund das "Fuchsenloch" genannt, stand nördlich der alten katholischen Kirche an der Mauer des ehemaligen Friedhofs, ungefähr dort wo sich heute die Treppe von der Kirchstrasse zum Vorplatz der Kirche befindet. Mit 'dessen Vestigia' meint der Verfasser etwa 'dessen Spuren, Ueberreste'.

Hartnäckig hatte sich während Jahrhunderten der Name Schloss Strassberg verbreitet, dies vor allem in schriftlichen Quellen. Der Name Schloss Strassberg leitet sich ab von den Herren von Strassberg, die im frühen 13. Jahrhundert die Burg von der letzten Angehörigen der Familie von Grenchen (Berta II von Grenchen) über den Strassberger Zweig des Hauses Nidau erbten. Die Strassberger waren ein historisch sehr wichtiges und mächtiges Geschlecht für die Gegend von Büren a.A. und des Oberen Leberbergs. Im Jahre 1309 schliesslich fand die Erbteilung unter den Strassbergern statt, wo die Burg dem heutigen Gemeindegebiet von Bettlach zugeschlagen wurde. All diese Tatsachen trugen dazu bei, dass die 'Burg ob Bettlach' zunehmend in den schriftlichen Quellen mit 'Schloss Strassberg ob Bettlach' oder ähnlich zitiert wurde und das ausgestorbene Geschlecht der Edelfreien von Grenchen allmählich in Vergessenheit geriet, also kaum mehr mit der Burg in Verbindung gebracht wurde. Erst die historische Quellenforschung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts rief die Gründer der Burg Grenchen, die Familie der Edelfreien von Grenchen, wieder zurück ins geschichtliche Bewusstsein einer breiten Bevölkerung. Neben dem im Volksmund geläufigen Namen 'Bettleschloss' erhält die Burg ihren ursprünglichen und wissenschaftlich korrekten Namen 'Burg Grenchen' zurück.

Lange hielt sich auch die Deutung der eingemeisselten Buchstaben in einigen Quadersteinen der Burg, die beim Gefängnisbau in Grenchen eingemauert wurden: A.C.R.S. - Diese sollen gemäss einer Deutung von Peter Strohmeier (1836) die Initialen zu folgender Inschrift gewesen sein: ad coercendum rusticorum superbiam (zur Bekämpfung des bäuerlichen Übermuts). Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass es sich bei diesen Buchstaben um Steinmetzzeichen handelte. Die Steine des Grenchner Gefängnisturms 'Fuchsenloch' verwendete man beim Neubau der katholischen Kirche in Grenchen (ca. 1806).

Die runde Vertiefung C auf dem Plan von Meisterhans wurde bei den Ausgrabungen 1959/61 untersucht. Es handelt sich dabei um einen natürlichen Schacht von etwas mehr als 3 m Tiefe. Als Teil einer Wasserversorgung kommt er nicht in Frage, da weder Bearbeitungsspuren noch Abdichtungen nachgewiesen werden konnten, die bei der Funktion z.B. als Zisterne nötig gewesen wären. Ob der Schacht damals anderswie genutzt wurde, ist nicht bekannt, da sein Inhalt einigen Raubgrabungen zum Opfer fiel. Abenteurer vermuteten dort einen unterirdischen Gang.

Meisterhans gibt beim Turm (Plan Mauer E) einen Mauerdurchmesser von 1 m an. Die Mauern des Turms weisen jedoch eine Dicke von 2 bis 2,6 m auf. Damals waren vermutlich bloss der Innenmantel der Mauern und teilweise der Mauerkern sichtbar.

Die strategische Bedeutung der Burg

Allgemeines

Berghaus Schauenburg, hinten der bewaldete Burghügel der Schauenburg, links der Weg über den Mürenpass bei der Hasenmatt (Bild ungefähr aus dem Jahr 1960).

Die Burg Grenchen hatte keine wichtige strategische Bedeutung. Sie sicherte weder einen Juraübergang noch andere wichtige Verkehrswege. Die Wege zum Mürenpass, dem nächstgelegenen Juraübergang, der übrigens seit der Römerzeit begangen wird, führten nicht an der Burg vorbei. Für die Sicherung des Passweges war wahrscheinlich die Schauenburg bei der Hasenmatt zuständig. Dieser Juraübergang führt vom Aaretal (Selzach, Lommiswil) nach Gänsbrunnen oder Court.

Die Burg Grenchen überwachte die Gebiete des eigenen Gutsbetriebs, so die Weiden auf dem Bettlachberg und im Hofacher (Untere Burg), wo auch Ackerbau betrieben wurde.

Viehraub und Fehden waren sehr häufig während der Besiedlungszeit der Burg. Diese Tatsache und das Repräsentationsdenken rechtfertigten den steinernen, wehrhaften Neubau der Burg in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Dauerhafte politische und militärische Geltung konnte im 12./13. Jahrhundert von den gräflichen und edelfreien Geschlechtern kaum mehr durchgesetzt werden ohne das zeitgemäss gestaltete Machtzentrum einer Steinburg.

Befestigungsanlagen der Burg

Was die Verteidigung betrifft, war die Standortwahl für die Burganlage auf der Hofacher- und auf der Schlossfluh nahezu ideal. Die topografischen Voraussetzungen für eine Wehranlage waren gegeben. Grosse, besondere Bauten und Erdarbeiten für die Verteidigung waren nicht notwendig. Beide Burghügel ( Untere und Obere Burg) waren gesichert durch steiles Gelände und Felswände. Bei der Oberen Burg waren der Burggraben und die Wallanlage natürlich vorgegeben. Allein der Wall musste über eine Strecke von gut 40m künstlich aufgeschüttet werden. Der Wall war mit einem Zaun erhöht.

Aussehen und Grundrisse der frühen Holzburg und der noch nicht erforschten Unteren Burg sind nicht bekannt. Hingegen kennen wir die Ruine des Wohnturms der oberen Burg. Die Obere Burg konnte nur auf der Nordseite angegriffen werden. Die Nordwest- und die Nordostmauer des Turms sowie auch die Stirnmauer der Anbauten an die Nordostwand waren auch als Wehrmauern angelegt. So weisen die Nordwest- und die Nordostmauer des Wohnturms eine um rund ½ m erhöhte Festigkeit auf im Vergleich zu den nach Süden ausgerichteten Turmflanken. Die Umfassungsmauern im südöstlichen Bereich schliesslich fügten die Obere Burg zu einer rundum befestigten Wehranlage zusammen.

Von der Unteren Burg wissen wir, dass sie auf ihrer Nordseite durch einen Graben vom Burgweg abgesetzt und von einer etwa 1,5m dicken Wehrmauer auf der Nord- und vielleicht auf der Westseite geschützt war. Aussehen und Funktion der Unteren Burg sind noch nicht bekannt. Schriftliche Quellen übermitteln kaum Hinweise zu den Bauten der Burganlage.

Überwachung und Kommunikation

Untere Burg: Blick hinauf zur Oberen Burg. Die Rodung vom Okt. 2001 bringt es an den Tag: Die beiden Burgen waren durch Sichtkontakt miteinander in Verbindung.
Untere Burg: Blick auf den Hofacher und auf die Burgmatt.

Obwohl die Rolle der Unteren Burg nach wie vor unbekannt ist, geben Beobachtungen doch einige allgemeine Hinweise. Am Aktionstag auf der Burg (27. Oktober 2001) befreite man die Ruinen der Oberen Burg von der Vegetation. Dadurch wurden die Mauerreste der Burg gut sichtbar.

Diese Rodung hatte zur Folge, dass man im Winter/Frühjahr bei entlaubten Bäumen und Sträuchern feststellen kann, wie ausserordentlich gut der Sichtkontakt zwischen den beiden Burgen gewesen sein muss. Von der Unteren Burg kann man einige Mauern der Oberen Burg sehr gut erkennen. Als die Burgen bewohnt waren, hielt man die Burghügel unbewaldet. Das bedeutet, dass ein ständiger Sichtkontakt zwischen den Burgen da war, der höchstens wetterbedingt (Nebel) unterbrochen werden konnte. Die Distanz zwischen den Burgen ist gering – eine Verständigung durch akustische oder visuelle Signale war problemlos möglich: Rufe, Hornsignale, Fahnen, Feuersignale.

Beim Begehen des Burgwegs fällt auf, dass dieser überwacht werden konnte. Vom Turm oder vom Wehrgang der Umfassungsmauer der Oberen Burg liess sich das Wegstück hinunter zur Unteren Burg leicht überwachen. Auch von der Unteren Burg konnte der Burgweg überschaut werden. Hier vor allem das Wegstück unter der Schlossfluh (östlich des Felsentors) wie auch hinauf zur Oberen Burg.

Die zum Gutsbetrieb der Burg gehörenden Landwirtschaftsgebiete auf dem Bettlachberg wie auch einen Teil des Hofachers überwachte die Obere Burg. Die Untere Burg hatte den Hofacher und die Burgmatt voll im Blickfeld.

Das Herrschaftsgebiet zu Füssen

Von ihrer Burg aus hatten die Herren von Grenchen eine faszinierende Aussicht auf ihr Herrschaftsgebiet - atemberaubend gar war der Ausblick von der Turmzinne. Bei gutem Wetter war sicher die Burg Strassberg ob Büren an der Aare sichtbar, wo die Verwandten der Freiherren von Grenchen, die Freiherren von Strassberg, ihren Wohnsitz hatten. Infolge der heutigen Bewaldung kann die Aussicht nicht mehr voll genossen werden.

Geschichtliche Grundlagen

Allgemeine Situation

Die Position des Adels festigte sich zusehends während des allmählichen Niedergangs Hochburgunds. Eine Folge davon war auch die starke Zunahme des Burgenbaus. Adelsfamilien sorgten so für feste Refugien und durch Rodungen vergrösserten sie ihren Grundbesitz. Auch die Gründung der Burg Grenchen im späten 10. Jahrhundert ist wohl in diesem Zusammenhang zu sehen.

Die Herren von Grenchen, Gründer der Burg

Das Adelsgeschlecht der Herren von Grenchen gab es tatsächlich. Diese Familie bewohnte die Burg Grenchen. Wahrscheinlich waren sie auch die Gründer der Burg.

Erstmals erwähnt wurde ein Kuno von Grenchen (Chono de Granechun) 1131 im Zusammenhang mit der Stiftung des Klosters Frienisberg, wo Kuno als Zeuge auftrat. Man darf mit Sicherheit annehmen, dass es die Familie von Grenchen schon länger gab, weisen doch die älteren Funde auf der Burg ins 10. Jahrhundert zurück, als die heutige Westschweiz wie auch das Gebiet des Leberbergs noch zum Königreich Hochburgund[6] gehörten. Die Herren von Grenchen waren keine Grafen, wie es früher oft vermutet wurde. Sie gehörten aber doch dem höheren Adel an, wahrscheinlich als Edelfreie, wie ihre Verschwägerung mit Grafengeschlechtern wie den Grafen von Neuenburg und den Grafen von Neuenburg-Nidau[7] vermuten lässt. Mit dem Niedergang der Königsautorität, der sie allein verpflichtet waren, verfügten Edelfreie wie die Herren von Grenchen ziemlich souverän über ihre Güter.

Das Geschlecht der Herren von Grenchen war früh ausgestorben, vermutlich schon im 13. Jahrhundert mit Berta II von Grenchen, die mit dem Minnesänger Graf Rudolf I von Neuenburg-Nidau verheiratet war. Die Herren von Grenchen waren offenbar Verwandte der Herren von Strassberg, deren Burg in Büren a.A.stand. Etwa 1180 wird Ulrich von Strassberg als Cognatus (Verwandter) Hessos von Grenchen erwähnt.

Zu ihrem Besitz zählten die Herren von Grenchen die Dörfer Grenchen, Bettlach und Selzach sowie wahrscheinlich kleinere Gebiete südlich der Aare.

Graf Rudolf I von Neuenburg-Nidau

Bild aus der Manessischen Liederhandschrift[8], die zwischen 1300 und 1340 in Zürich entstand. Heute in der Universitätsbibliothek Heidelberg.
Wappen des Bezirks Lebern, Kanton Solothurn.

Es scheint tatsächlich der Fall zu sein, dass die Freiherren von Grenchen verschwägert waren mit einem der grossen Minnesänger, nämlich Rudolf von Fenis-Neuenburg, der offenbar identisch ist mit dem Grafen Rudolf I von Neuenburg-Nidau und der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts oft in den Urkunden erscheint[9]. Seine erste Ehefrau war Berta II von Grenchen (erwähnt 1225).

Gemäss neusten Forschungen ist es nicht mit Sicherheit nachzuweisen, wer im Codex Manesse als Graf Rudolf von Fenis Neuenburg dargestellt ist: Handelt es sich um den Minnesänger Rudolf II von Neuenburg (1158-1192) oder um seinen Neffen Rudolf I von Neuenburg-Nidau (1201-1258)?

Interessant ist die heraldische Verwandtschaft der Wappen des Grafen (s. Bild aus der Manessischen Liederhandschrift) und des heutigen Bezirks Lebern

Zur Quellenlage

Woher stammte eigentlich diese Familie von Grenchen? Hinweise auf Beziehungen zum deutsch-alemannischen Adel im Norden und Osten gibt es nicht. Man darf fast davon ausgehen, dass die Herren von Grenchen altem burgundischem Adel entstammten.

Rückblickend kennen wir mit einiger Sicherheit aus Erwähnungen in schriftlichen Quellen nur fünf Vertreter aus drei bekannten Generationen der Familie von Grenchen, nämlich:

Prof. Werner Meyer: Versuch einer Stammtafel.

Bei den Erwähnungen in schriftlichen Quellen muss man davon ausgehen, dass es damals bei weniger bedeutenden Geschlechtern und Gütern recht selten vorkam, dass ihre Namen in Urkunden erschienen. Vermutlich lebten noch weitere Angehörige der Herren von Grenchen, deren Namen bis heute unbekannt geblieben sind. Das dürfte bestimmt für die Zeit vor Kuno von Grenchen und etwas vermindert auch nachher zutreffen. In der Zeit vom 10. bis ins 12. Jahrhundert flossen die schriftlichen Quellen sowieso nur sehr spärlich.

Schenkungsurkunde der Berta von Grenchen aus dem Jahre 1225. Flächenmass: 1 Schuppose = 10 - 12 Jucharten, also rund 400 a (40'000 m2)

Zur Erläuterung der Quellensituation sei Werner Meyers Einleitung zum Bericht über die Ausgrabung der Burg Grenchen zitiert:

"Der Jura bot mit seinen mannigfachen Bergkuppen und Felsrippen im Mittelalter günstige topographische Voraussetzungen für den Bau von Burgen. Es kann deshalb nicht verwundern, dass sich in der Feudalzeit zahlreiche Festen auf den Höhen dieses Waldgebirges erhoben. Über ihren Ursprung wissen wir im allgemeinen sehr wenig. Die schriftliche Überlieferung setzte erst im Laufe des 13. Jahrhunderts in grösserem Umfang ein. Aus jener Zeit erfährt man vielleicht ein paar Dinge über ihre Bewohner und deren Besitzverhältnisse. Nur von Burganlagen, die bis in die Spätzeit des 15. oder 16. Jahrhunderts Bestand hatten, sind Nachrichten über die Baugeschichte, die Inneneinrichtung oder das tägliche Leben auf uns gekommen. Über die Entstehung der Festen ist aus schriftlichen Quellen in den seltensten Fällen etwas zu entnehmen.

Die moderne Bodenforschung mit ihren Zweigwissenschaften ist imstande, einen Teil der durch die Dürftigkeit der schriftlichen Überlieferung entstandenen Wissenslücke zu schliessen."

Das Wappen der Herren von Grenchen

Die Chronik von Johannes Stumpf "Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen und Völckeren Chronick wirdiger Thaaten Beschreybung", gedruckt 1548 bei Froschauer in Zürich, überliefert das Wappen der Herren von Grenchen in den Farben Silber (Weiss) und Blau.

Die Chronik von Johannes Stumpf "Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen und Völckeren Chronick wirdiger Thaaten Beschreybung" , gedruckt 1548 bei Froschauer in Zürich, überliefert das Wappen der Herren von Grenchen in den Farben Silber (Weiss) und Blau. Die Chronik erwähnt es offenbar als Wappen Hessos von Grenchen.

Erben der Herrschaft von Grenchen waren die Strassberger

Der erwähnte Besitz der Herren von Grenchen geht nach dem Ableben von Berta II von Grenchen (in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts) an den Strassberger Zweig des Hauses Nidau. In einer der nächsten Generationen der Strassberger fand eine wichtige Erbteilung statt, die sich bis heute auswirkt. 1309 erhielt Otto von Strassberg das Dorf Grenchen mit dem Kirchensatz, Büren a.A. und die Burg Strassberg. Berchtold von Strassberg dagegen erhielt Altreu[10], Selzach[11], Bettlach [12] und die Burg Grenchen mit dem Dorfe Burg. Seit dieser Erbteilung im Jahre 1309 liegt die Burg Grenchen auf Bettlacher Boden.

Das heute nicht mehr lokalisierbare Dorf Burg lag möglicherweise nahe dem Landwirtschaftsbetrieb Burghof. Wahrscheinlich von diesem Betrieb aus wurde das Gut der Burg Grenchen bewirtschaftet. Vermutlich wuchs das Dorf Burg aus dem mit der Burg verbundenen Landwirtschaftsbetrieb heraus.

Die neuen Herren benutzten die Burg nicht mehr. Vermutlich bewohnten Ministeriale (Dienstleute) der Strassberger die Anlage noch einige Jahrzehnte. Anfangs des 14. Jahrhunderts gab man das Bauwerk auf und überliess es dem Zerfall. Ihre rechtliche Bedeutung als Herrschaftssitz behielt die Burg jedoch bei. Sie erscheint bis um 1400 in den Handänderungsurkunden.

Erste Besiedlungsperiode

Blick vom Burghügel auf den nördlichen Teil der Terrasse und den Wall, hinter dem Wall der Schlossgrabe.
Terrasse, Fläche W: Ungefähre Lage der Feuerstelle. Links: Wall. Rechts: Nordwestl. Abhang des Burghügels.
Blick hinunter vom Burgtor auf die Fläche K, den ungefähren Bereich der Steinsetzungen am südwestlichen Ende der Terrasse.
Plan der ersten Siedlungsperiode.

11. bis Mitte 12. Jahrhundert: Wall und Holzbauten.

Die Füllung des Walls enthielt kleine Brocken verkohlten Holzes, Ziegelfragmente wohl römischer Herkunft sowie ein altertümliches Keramikfragment, das in die Jahrtausendwende zu datieren war. Das meiste Material für den Wall gewann man vermutlich durch den Aushub und die Ausebnung der Terrasse. Der Wall war wohl zusätzlich mit einem Holzzaun erhöht. Der Zaun hielt das Vieh im inneren Bereich und schützte vor Eindringlingen aller Art.

Darstellungsversuch der Holzburg.

Spuren von Holzbauten mit Feuerstelle im Bereich der Fläche W (Plan oben). Funde: Tierknochen, Keramikfragmente (11./12. Jahrhundert), Hufeisen von kleinwüchsigen Pferden, ein langes Messer mit Griffdorn.

Quadratischer Holzbau (5 x 5 m) mit Steinsetzungen im Bereich der Fläche K (Plan oben). Funde: Tierknochen, Keramikfragmente (11./12. Jahrhundert), Eisenteile wie Nägel verschiedener Grösse sowie Türangeln, Angellager, einen Schlüssel, Hufeisen und eine Pfeilspitze. Die Steinsetzung stellte offenbar ein Gehniveau dar. Von den sich deutlich abhebenden Steinreihen dienten wohl zwei, die rechtwinklig aufeinander zuliefen, als Auflager für die Schwellbalken des Holzgebäudes. Unter den Steinsetzungen konnte eine weitere Kulturschicht ausgemacht werden, die dem 11. Jahrhundert zuzuordnen war.

Ueber die Konstruktionsweise der Holzbauten lässt sich heute nichts mehr feststellen. Es könnte sich durchaus um einfache Fachwerkbauten gehandelt haben. Diese Technik findet man wieder (durch Funde bestätigt) bei den Anbauten der Steinburg.

Die in Fläche W (Plan oben) aufgefundene Feuerstelle und Fragmente von Ofenkacheln aus dem späten 11. Jahrhundert, die im Bereich der Steinsetzung (Fläche K) gefunden wurden, weisen darauf hin, dass die Holzbauten bewohnt waren.

Funde bei den Holzbauten

Ausgrabungen und Beschreibung

Ausgrabungen auf der Burg Grenchen

Bemerkung: Die folgenden Farbbezeichnungen in Klammern beziehen sich auf den sensitiven Plan der Oberen Burg.

Seit Jahrzehnten durchwühlten romantisch angehauchte Schatzsucher die Ruine. Vieles ging durch diesen Raubbau für spätere, wissenschaftliche Ausgrabungen verloren. Doch fanden auch einige seriöse Grabungen statt, die sich vor allem auf Sondiergrabungen beschränkten. Bereits konnten einige Funde sichergestellt werden.

Besonders spektakulär war ein Münzfund des Bettlacher Waldarbeiters German Leimer im Jahre 1930. Dieser Fund in den Mauern des Wohnturms wurde von Prof. Tatarinoff im Jahrbuch für Solothurnische Geschichte, Bd. 4(1931), S. 202-203, beschrieben. Der Münzfund steht jedoch in keinem Zusammenhang mit der Besiedlungsepoche der Burg durch die Freiherren von Grenchen, stammen doch die Fundstücke aus dem 14. Jahrhundert. Solche Funde schürten die Fantasie von Unberufenen und es wurde im Verlauf der folgenden Zeit auch immer wieder im Schutt gewühlt.

Der Architekt F. Gruber hob 1946 im Auftrag der Museums-Gesellschaft Grenchen einige Sondiergräben aus und erstellte eine umfassende Vermessung der Oberen Burg. Gruber hatte bei seinen Grabungen einige Funde gemacht, die er mit seinen Aufzeichnungen der Museumsgesellschaft Grenchen überliess. Aufzeichnungen und Funde Grubers sind leider verschollen.

Vor den Ausgrabungen 1959 und 1961 waren von der Ruine allein die Innenwände (ca. 1 - 2 m hoch) des Wohnturms sichtbar. Die Aussenwände erreichten nur noch Bodenhöhe. Das Innere das Wohnturms wurde im Laufe der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch Raubgrabungen ausgeräumt.

Die Burg Grenchen im Lichte der Ausgrabungen 1959 und 1961

Die Museums-Gesellschaft Grenchen veranlasste die umfassende Erforschung der Burg. Es war auch diese Gesellschaft, welche die für die Arbeiten notwendigen Geldmittel zusammenbrachte. Die Ausgrabungsarbeiten in den Jahren 1959 und 1961 standen unter der Leitung des bekannten Burgenforschers Werner Meyer[13], Basel, der die Burgenarchäologie in der Schweiz auf einen hohen, international anerkannten Stand führte.

Die Ausführungen basieren grösstenteils auf den den Grabungsberichten von Werner Meyer (siehe Literaturverzeichnis).

Unmittelbar nach den Ausgrabungen begann man im Herbst 1961 mit der Konservierung des Mauerwerks und des Backofens. Die Konservierungsarbeiten fielen sehr umfangreich aus und dauerten bis ins Jahr 1963.

Das Kultur-Historische Museum in Grenchen zeigt in seinen Ausstellungen Funde der Burg Grenchen sowie ein Modell der Burg. Ein Besuch lohnt sich, vor allem vor einer Besichtigung der Burgruine. Vorsicht! Die Besichtigung der Burg ist nicht ungefährlich. Die Ruine liegt im Felsgelände. Gutes Schuhwerk ist unbedingt nötig (steile Abhänge, Sturzgefahr).

Beschreibung der Burg

Die Lage der Oberen und Unteren Burg.

Es gab zwei Burgstellen: die eigentliche Hauptburg auf der Schlossfluh (Obere Burg) und die Untere Burg auf einem Felsen (Werner Strub nennt ihn Hofacherfluh), der Schlossfluh südwestlich vorgelagert. Die Obere Burg stand auf einem natürlichen Felshügel, der auf der Nordwestseite von einer künstlich aufgeschütteten Wallanlage und einem Burggraben gesichert wurde. Die Wallkrone war, wie ein gefundenes Pfostenloch zeigt, wahrscheinlich durch einen Holzzaun erhöht (ein Hinweis auf Palisaden fehlt). Auf den anderen Seiten des Hügels waren wegen der steil abfallenden, mit Felsen durchzogenen Abhängen keine weiteren Befestigungen nötig.

Der Burgweg

Die Burg war, ursprünglich von Grenchen aus, durch einen 2-3 m breiten Burgweg erschlossen, der heute an einigen Stellen beim Burghügel und unter der Schlossfluh noch gut erhalten ist. Damals konnte der Weg wahrscheinlich bis zur Wallanlage mit leichten, einachsigen Ochsen- oder Pferdekarren befahren werden. Eine besonders schöne Partie des Burgwegs befindet sich bei der Unteren Burg, wo der Weg zwischen zwei Felsenpfeilern durchführt.

Der Zugang zur Burg von der Terrasse hinter dem Wall her ist nicht mehr eindeutig rekonstruierbar. Wahrscheinlich führte er an der Südwestseite des Hügels hinauf zum gepflasterten Gehniveau ( Rampe). Vielleicht war die dem Hang entlang führende Mauer ein Teil des Zugangs. Beim Abtragen der Burg im Jahr 1585 und wahrscheinlich auch durch Verwitterung wurden die Hauptteile des Zugangs zerstört oder waren abgerutscht.

Das Tor zum Innenhof, das eigentliche Burgtor befand sich wahrscheinlich am Ende des Gehniveaus (Rampe) auf der Südwestseite des Turms in der Umfassungsmauer. Das Tor war vom Gehniveau aus wahrscheinlich über eine kleine brückenähnliche Holzkonstruktion zugänglich.

Nach der Holzburg folgt ca. 1150 der Steinbau

Fundgegenstände datieren den Siedlungsbeginn der Anlage auf die Jahrtausendwende 10. / 11. Jahrhundert. Es entstanden mit grosser Sichereit erste Holzbauten, die Wallanlage sowie oben auf dem Burghügel eine Holzburg, deren bauliche Gestalt und Grundrisse archäologisch nicht mehr nachgewiesen werden konnten. Der Holzbau wurde etwa 1150 durch einen Steinbau abgelöst, der aus einem Wohnturm mit einem fast quadratischen Grundriss von rund 11,5 m Seitenlänge (innere Seitenlänge rund 8 m) als Hauptgebäude bestand (gelb). Südlich des Wohnturms war der Vorplatz der Burg durch eine erste Umfassungsmauer (rot) umbaut, die offenbar zusammen mit dem Turm enstand. Dieser Hof war mit leichten Nutzgebäuden, besseren Unterständen versehen. Ferner führte auf der Südostseite des Turms eine Holztreppe zum Hocheingang des Wohntrums. Der Turm hatte vielleicht vier Stockwerke, vielleicht auch mehr. Seine Höhe dürfte zwischen 10 m und 15 m gelegen haben.

Umgestaltung der Anbauten und der Umfassungsmauer um 1200

Etwa um 1200 veränderte man den Innenhof mit einer neuen Umfassungsmauer und baute grössere Nutzgebäude, die im oberen Bereich als Fachwerkbau ausgeführt waren. Diese Anbauten waren vermutlich bewohnt. Man fand in diesem Bereich eine Ansammlung von Ofenkacheln. Südlich des Turms war das bebaubare Gelände stark terrassiert durch bearbeitete Felsterrassen. Es mussten also beim Bau der Nutzgebäude starke Niveauunterschiede überwunden werden. Ein grösserer Brand zerstörte die Anbauten kurz nach der Fertigstellung. Die zerstörten Nebengebäude baute man sofort wieder auf, wie die darunter liegende Brandschicht bekundet, die bei den Ausgrabungen zum Vorschein kam.

Der Backofen der Burg

Das Schicksal des Bauwerks

Die Untere Burg

Der Alltag auf der Burg

Funde bei den Ausgrabungen 1959/1961

Haustiere, Nutztiere, Landwirtschaft

Offene Fragen

Bilder von den Ausgrabungen 1959 / 1961

Der Münzschatz der Burg

Die Geschichte und Bedeutung des Fundes

Wo befindet sich der Münzschatz der Burg Grenchen heute?

Literaturverzeichnis zum Münzfund

Alltag und Funde auf der Burg

Landwirtschaft und Ernährung

Das Roden

Die Reuthaue, ein starker, einseitiger Pickel, gals als das wichtigste Rodungswerkzeug.

Das Roden, eine harte Arbeit

Das Roden[14] zählte zu den härtesten körperlichen Arbeiten im Mittelalter. Man begann das Roden einer Waldfläche meistens mit dem Schwenden, dem Abschälen der Rinde von den Bäumen. Das Schwenden verursachte das Verdorren der Bäume. Oft folgte danach die Brandrodung. Es ist jedoch anzunehmen, dass man in Waldstücken mit hochwertigem Stammholz auf die Brandrodung verzichtete.

Als Werkzeuge dienten Beile, Gerteln, Sägen und verschiedenartige Kettenkeile. Das Hauptwerkzeug beim Roden war die Reuthaue. Sie diente zum Ausgraben und Ausheben von Wurzelstöcken, zum Entfernen von Gestrüpp und zum Wegwuchten von Steinen, denn allein mit dem Abbrennen und Entfernen der Bäume war die Rodungsarbeit längst nicht erledigt.

Schliesslich legte man eine bepflanzbare, sichere Bodendecke (Humus) an. Erst jetzt konnte man an eine erste Aussaat denken. Das neu gewonnene Land musste weiter sorgfältig gepflegt werden.

Rodungen rund um die Burg

Der Plan der Einungen Grenchen, Bettlach, und Selzach aus dem Jahre 1822 zeigt Weidegebiete nördlich angrenzend an die Burg. Die Weiden der Bützen und des Bettlachbergs berührten sich bei der Burg. Seit wann sich die Weidegebiete der beiden „Berge“ bei der Burg vereinigten, ist nicht bekannt. Vermutlich erreichte im 19. Jahrhundert die vieh- und weidewirtschaftliche Nutzung des Leberberger Juras ihren Höhepunkt.

Später wurden etliche Weidegebiete wieder aufgeforstet, so z.B. in Grenchen das Witeli (unterhalb des Stierenbergs) und die Fuchsböden (östlich des Käswegs) sowie auf Bettlacher Gebiet das Weidegebiet unmittelbar bei der Burg (im Kehr) wie auch am Bettlachstock. Vermutlich nutzte man auch die Ebene Matt (westlich der Burg) weidewirtschaftlich. Der Flurname deutet es an.

Der Plan aus dem Jahre 1822 ist ein interessantes und wichtiges Dokument. Er zeichnet sich aus durch hohe Genauigkeit und vermittelt ein entsprechend klares Bild der damaligen landschaftlichen Realität rund um die Burg.

Laut Werner Meyer umfassten die Rodungsgebiete der Burg und der Freiherren von Grenchen allein den Hofacher und die Teile der Weiden auf dem Bettlachberg. Die oben erwähnten, burgnahen Gebiete wurden höchstwahrscheinlich im Laufe der späteren Jahrhunderte gerodet.

Offene Fragen

Konservierung des Mauerwerks und des Backofens

Beschreibung der heutigen Ruine

Die untenstehenden sensitiven Pläne führen zu den Bildern der angeklickten Stellen.

Hocheingang zum WohnturmWehrmauerNeue UmfassungsmauerAlte UmfassungsmauerTormauer mit WehrgangBackofenBurg ModellModell der Burg Grenchen.
RampeTurm SüdwestmauerTurm NordwestmauerTurm SüdostmauerTurm NordostmauerNordostanbauNeue UmfassungsmauerAlte UmafssungsmauerBackofenTormauerAbhang BurghügelFunde bei den AusgrabungenWohnturm innenAlte UmfassungsmauerAlte UmfassungsmauerPlan der Burg Grenchen.

Burg-Modell aus dem Kultur-Historischen Museum

Burghügel

Burgwall

ca. 10. Jahrhundert.


Südecke des Turms, Torpartie

Umfassungsmauern im südlichen Bereich der Burg

Turm Südostmauer, Burghof

Turm Südwestmauer

Turm Südwestmauer mit Rampe

Turm Nordwestmauer

Turm Nordostmauer

Wohnturm innen

Nordost-Anbau der Umfassungsmauer an den Turm

Alte Umfassungsmauer ca. 1150

Neue Umfassungsmauer ca. 1200


Süd-Westabhang Burghügel

Backofen ca. 1200

Literarisches zum Thema Burg Grenchen - Bettleschloss

Bibliographie der verwendeten Literatur

Quellen

  • Text von Alfred Fasnacht
  • Die Grundlagen dieser Dokumentation basieren auf den Arbeiten von Prof. Dr. Werner Meyer[13]

Literaturverzeichnis

  • Meyer, Werner: Bericht über die Ausgrabung der Grenchner Burg im Sommer 1959. Jurablätter. Monatsschrift für Heimat- und Volkskunde. 22. Jg 1960. S. 1-16. Derendingen, 1960
  • Meyer, Werner: Die Burg Grenchen. Ein Beitrag zur wissenschaftlichen Burgenforschung. Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Solothurn. Bd 36 (1963). S. 142-219
  • Meyer, Werner: Die Ausgrabung der Burg Grenchen vom Sommer 1961. Separatdruck aus der Ebauches-Hauszeitung, Nr. 1, 2 und 3/1963. Solothurn: Vogt-Schild AG, 1963. 11 S. ( PDF Version).
  • Stampfli, H.R.: Die Tierknochenfunde der Burg Grenchen. Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Solothurn. Bd 35 (1962) S. 160-178
  • Hugi, Hermann: Ausgrabung der Burg Grenchen. Separatdruck der Ebauches-Hauszeitung Nr. 4,5,6/1959 und 1/1960. Solothurn: Vogt-Schild, 1960. 20 S.
  • Hugi, Hermann: Ein Wappen der Herren von Grenchen. Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Solothurn. Bd 26 (1955) S. 219-220
  • Eggenschwiler, Ferdinand: Die Burg Grenchen. Solothurner Monatsblatt. Jahrgang 1912, S. 146-148.
  • Tatarinoff, Eugen: Prähistorisch-archäologische Statistik des Kantons Solothurn. 4. Folge 1930. Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Solothurn. Bd 4(1931) S. 202-203 zum Münzfund auf der Burg Grenchen (Bettlacher Schloss) im Jahre 1930.
  • Strub, Werner: Heimatbuch Grenchen: Die vergangenen Jahrhunderte bis in die Gegenwart. Solothurn: Vogt-Schild, 1949. 758 S.
  • Kaufmann, Hans, und Peter Zurschmiede: Grenchen. Solothurn: Verlag Vogt-Schild, 1974. 248 S. ISBN 3-85962-023-1
  • Kaufmann, Hans: Semper Curiosus. Hans Kaufmanns kleinere Schriften zu Grenchen und Umgebung. Unter Mitwirkung des Autors hrsg. von Rolf Max Kully. Grenchen: Literarische Gesellschaft Grenchen, 1995. 196 S. [ohne ISBN]
  • Rahn, J. R.: Die Mittelalterlichen Kunstdenkmäler des Cantons Solothurn. Im Auftrag der Eidg. Landesmuseums-Commission beschrieben von J.R. Rahn, unter Mitwirkung von Robert Durrer, K. Meisterhans und Josef Zemp. Zürich: Verlag der Antiquarischen Gesellschaft, 1893/94. S. 89/90, 226/227,
  • Piper, Otto: Burgenkunde. Bauwesen und Geschichte der Burgen. Neue, verbesserte und erweiterte Auflage. Verbesserter und erweiterter Nachdruck der 3. Auflage von 1912. Zweiter, neuer Teil von Werner Meyer Frankfurt a.M.: Verlag Wolfgang Weidlich, 1967. 711 S. ISBN 3-8035-0316-7
  • Meyer, Werner und Eduard Widmer: Das grosse Burgenbuch der Schweiz. Zürich: Ex Libris Verlag, 1977. 320 S.
  • Meyer, Werner: Hirsebrei und Hellebarde. Auf den Spuren des mittelalterlichen Lebens in der Schweiz. Olten, Freiburg i.Br.: Walter Verlag, 1985.395 S. ISBN 3-530-56707-8
  • Meyer, Werner: Der mittelalterliche Adel und seine Burgen im ehemaligen Fürstbistum Basel. 140. Neujahrsblatt, hrsg. von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen. Basel: Helbing & Lichtenhahn, 1962. 90 S., Illustr.
  • Meyer, Werner: Rodung, Burg und Herrschaft. Ein burgenkundlicher Beitrag zur mittelalterlichen Siedlungsgeschichte. Aus: Burgen aus Holz und Stein. Burgenkundliches Kolloquium in Basel 1977. 50 Jahre Schweizerischer Burgenverein. Olten: Walter Verlag, 1979. S. 43-80. ISBN 3-530-12790-6
  • Pfostenbau und Grubenhaus. Zwei frühe Burgplätze in der Schweiz. Hugo Schneider: Stammheimer Berg ZH. Bericht über die Forschungen von 1974 bis 1976. Werner Meyer: Salbüel LU. Bericht über die Forschungen von 1982. (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters. Bd 17) Basel: Schweiz. Burgenverein, 1991. 139 S., Ill. ISBN 3-908182-02-6
  • Boxler, Heinrich und Jörg Müller: Burgenland Schweiz. Bau und Alltag. 2. Auflage 1991. Solothurn: Verlag Aare, 1991. 176 S. ISBN 3-2760-0352-5
  • Zeune, Joachim: Steinerne Zeugen der Macht. DAMALS, Nr. 8 (1997) München: Deutsche Verlagsanstalt, 1997.
  • Tauber, Jürg: Herd und Ofen im Mittelalter. Untersuchungen zur Kulturgeschichte am archäologischen Material vornehmlich der Nordwestschweiz (9. - 14. Jh.). (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters. Bd 7). Hrsg. vom Schweizerischen Burgenverein Olten: Walter Verlag, 1980. 415 S. Ill. ISBN 3-530-87101-x
  • Leimer, Edgar: Bettlach. Geschichte und Geschichten. 800 Jahre Bettlach, 1181-1981. Bettlach: Einwohnergemeinde, 1981. reich illustriert. 343 S.
  • Solothurner Urkundenbuch. Hrsg. vom Regierungsrat des Kantons Solothurn. Erster Band: 762-1245. Bearb. von Ambros Kocher. (Quellen zur Solothurnischen Geschichte). Solothurn: Staatskanzlei, 1952. 350 S., 13 Tafeln im Anhang.
  • Kully, Rolf Max: Solothurnische Ortsnamen. Die Namen des Kantons, der Bezirke und der Gemeinden. (Solothurnisches Namenbuch 1). Solothurn: Drucksachenverwaltung/Lehrmittelverlag Kanton Solothurn, 2003. 763 S., Illustriert. ISBN 3-905470-17-9
  • Gesellschaft und Ernährung um 1000 : eine Archäologie des Essens. Hrsg. von Dorothee Rippmann ... [et al.] Vevey : Alimentarium, 2000. - 288 S. Ill. Begleitband zur Ausstellung "Les mangeurs de l'an 1000", Alimentarium, Vevey. ISBN 2-940284-05-9
  • Rösener, Werner: Bauern im Mittelalter. 4., unver. Aufl. - München: Beck, 1991. 335 S. ISBN 3-406-30448-6
  • Hinz, Hermann: Motte und Donjon. Zur Frühgeschichte der mittelalterlichen Adelsburg. (Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters. Beiheft 1) Köln: Rheinland Verlag, 1981. 164 S., Ill. ISBN 3-7927-0433-1
  • Schild, Franz Josef: Aus dem Leberberg : Gedichte und Sagen in Solothurner Mundart. Erstes Bändchen. Beitrag zum schweizerischen Idiotikon. Biel: Steinheil, 1860. 106 S.
  • Festschrift Jugendfest Grenchen 1938. 26. Juni eventuell 3. Juli verbunden mit dem 25-jährigen Jubiläum des Ferienheims Grenchen. Grenchen: Buchdruckerei von Gunten, 1938. 48. S. [S. 7-18: Marti, William: Der letzte Graf von Grenchen. Festspiel]

Einzelnachweis

  1. Aus: "Historisches Lexikon der Schweiz".
  2. Definition von Werner Meyer, Basel
  3. Ausschnitt aus Zeune, Joachim: "Steinerne Zeugen der Macht" Erschienen in der Zeitschrift: DAMALS Nr. 8, 1997
  4. Meyer, Werner: "Die Burg Grenchen. Ein Beitrag zur wissenschaftlichen Burgenforschung", Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Solothurn. Bd 36 (1963). S. 142-219
  5. Welt am Sonntag: "Als Grönland noch grün war", Axel Bojanowski, 15.06.2003 ( Artikel als PDF)
  6. Europa im Jahre 1000 (zur Karte): Die Burg Grenchen wird in dieser Zeit gegründet. Wallanlage und erste Gebäude: Holzburg, einfache Oekonomiegebäude aus Holz.
  7. Schloss Nidau
  8. Codex Manesse
  9. Kaufmann, Hans, und Peter Zurschmiede Grenchen. Solothurn: Verlag Vogt-Schild, 1974. 248 S. ISBN 3-85962-023-1 S. 29-30
  10. Altreu im Historischen Lexikon der Schweiz
  11. Selzach im Historischen Lexikon der Schweiz
  12. Bettlach im Historischen Lexikon der Schweiz
  13. 13,0 13,1 Auszug aus einem Beitrag von Heinrich Boxler in der Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 1997. Rücktritt des langjährigen Präsidenten, Prof. Dr. Werner Meyer. "Werner Meyer — als «Burgenmeyer» fast eine Legende!"( Auszug als PDF)
  14. Landesausbau, Historisches Lexikon der Schweiz

Weblinks