Uhrmachervokabular: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 25. Dezember 2020, 13:36 Uhr
Vokabular zur Uhrmacherei, unter anderem verwendet von Adolf Gschwind in seinen Erinnerungen eines Eta-Arbeiters.
Fachausdruck | Erklärung |
---|---|
Acheveur | In der Uhrenindustrie Arbeiter, der die Funktionen der Hemmung einstellte; ehemals auch der Gehäusespezialist für den Zusammenbau der Taschenuhrgehäuse. |
Adoucir | Feinschleifen von Oberflächen. |
Arbre | Welle, in der Uhrmacherei Synonym für Federkern, bzw. Federwelle. |
Balancier | Unruh, in Verbindung mit der Spiralfeder Schwingsystem für den genauen Gang der Uhr; auch gebräuchlich für das Pendel oder eine manuelle Stanzpresse. |
Barillet | Federhaus, Käfig für die Zugfeder. |
Bride | Befestigungsvorrichtung, Haltevorrichtung; auch äusseres Ende der Zugfeder zum Anhaken im Federhaus. |
Burin | Drehstahl, Schneidwerkzeug. |
Calibre/Kaliber | Synonym für Abmessung und Formgebung eines Uhrwerkes; auch Schieblehre (Messwerkzeug) oder Geschossdurchmesser. Im Uhrenbau spricht man von Rund-, Oval- und Formkalibern, solchen mit einzelnen Brücken, mit Dreiviertelbrücke, mit sichtbarem Aufzug oder von Konstruktionstypen wie Lépine, Savonnette, Anker, Stiftanker, Zylinder, etc. |
Calibriste | Praktischer Uhrenkonstrukteur, der Modelle von Mechanismen erstmalig ausführte und erprobte und anschliessend die Methoden und Werkzeugfertigung für die Serienfabrikation begleitete. Er galt auch als Prototypenbauer. |
Carré | Welle mit quadratischem Ansatz oder Oeffnung mit quadratischem Querschnitt. |
Colimaçon | Schneckenhausförmig, besonders für spiralförmige Verzierungen auf Sperrad und Kronrad. |
Coq | Unruhkloben, Unruhbrücke. |
Coulisse | Gleitbahn, Schlitten, z.B. an Werkzeugmaschinen. |
Cylindre | Zylinderuhrwerk, Uhr mit Zylinderhemmung. |
Décolletage | Formdreherei mittels Langdrehautomaten (Décolleteuses). |
Découpoir | Stanzvorrichtung, auch Stanzmaschine oder Stanzwerkzeug. |
Démonteur | Arbeiter, der das Rohwerk zerlegte und Teile zur galvanischen Behandlung weiterleitete, aus der Zeit da die Einzelteile noch nicht austauschbar waren. |
Ebauche | Rohwerk; früher Werkplatte und Brücken, heute alle Teile des Uhrwerkes ohne die regulierenden Bestandteile. |
Ebaucher | Zurichten, grob verarbeiten, Rohling herstellen. |
Ebavurer, Ebavage | Entgraten, Säge-, Bohr-, Dreh- oder Fräsgrate entfernen. |
Echappement | Hemmung, hat in der Uhr die Aufgabe die Schwingungen des Schwingsystems zu unterhalten. |
Entrée | Einschnitt, Oeffnung, Kerbe; in der Uhr besonders die T-förmige Oeffnung in der Werkplatte für Aufzugs- und Schiebetrieb. |
Etabli | Uhrmacher-Werktisch, oft in Verbindung mit einem Schubladenstock (Layette) für Werkzeuge und Bestandteile. |
Etamper | Ausstanzen, Prägen. |
Etampes | Stanz- und Prägewerkzeuge. |
Finissage | fertigbearbeitung, letzter Schliff einer Arbeit. In der Uhrmacherei auch Fachausdruck für die Gesamtheit des Räderwerks. |
Finisseur | Allgemein der Arbeiter, der den letzten Arbeitsgang ausführt oder Arbeiter, der das Räderwerk der Uhr einsetzt und einstellt. |
Fournitures | Bestandteile, Einzelteile des Uhrwerkes. |
Gouge | Polierte Rille, konkave Eindrehung, auch Oelsenkung bei Lagerstellen. Oft angewandt zur Verkleinerung von Reibflächen oder auch als Dekorationselement bei Kron- und Sperrrad. |
Grande Moyenne | Grossbodenrad, auch Zentrumsrad oder Minutenrad. |
Jauge | Lehre, Kontrollwerkzeug für Masshaltigkeit. |
Laminoir | Walzwerk, zur Erlangung der zweckmässigsten Abmessungen des Ausgangsmaterials für die Fertigung; auch für die Walzgoldauflagen auf Buntmetallen für die Uhrengehäusefertigung verwendet. |
Ligne | Linie, Masseinheit zur Bezeichnung der Uhrwerkgrösse. Die Linie misst: 1’’’ = 2,255 mm. |
Mince Platine | In alten Uhren dünne, obere Werkplatte, die als Brücke die Organe eines Uhrwerkes mit Pfeilern überdeckt. Später wurde „Mince“ in unserer Gegend bis ca. 1960 als Bezeichnung für die Federbrücke verwendet. |
Nickelage | Tätigkeit um ein unedleres Metall mit einer Nickelschicht zu überziehen durch galvanische oder chemische Vernickelung mit Hilfe von in Bädern gelösten Salzen und Gleichstrom. |
Noyure | Ausfräsung, Eindrehung. |
Oxydage | Anbringen einer dekorativen Färbung auf Oberflächen von Metallteilen. Es geht dabei nicht um die reine Oxydation mit Sauerstoff, sondern um die Erzeugung einer chemischen Patina. |
Perçage | Bohren, Bohrung. |
Pignon | Trieb, Ritzel, in der Regel Zahnrad mit 6 bis 14 Zähnen. |
Pignon coulant | Schiebe- oder Kupplungstrieb. |
Pignon remontoir | Aufzugstrieb, steuert das Aufziehen der Zugfeder von der Aufzugskrone, über die Aufzugswelle bis zum Sperrrad. |
Pivot | Drehzapfen, der sich im festen Lager (coussinet) dreht. Der Lagerzapfendreher (Pivoteur) war als Arbeiter für die Anfertigung der Lagerzapfen zuständig. |
Plantage | Uebertragung der Lagerpositionen von Räderwerk, Hemmung und Unruh der Werkplatte auf die zugehörigen Brücken. Der Arbeitsgang wurde von der modernen Technik verdrängt. |
Platine | Werkplatte, welche die Brücken und die verschiedenen Teile des Uhrwerkes trägt. |
Pointage | Ankörnern der mittels Zirkel festgelegten Drehpunkte beweglicher Teile auf der Werkplatte. Die Tätigkeit wurde in der Folge von der Koordinatenbohrmaschine übernommen und gehört heute der Vergangenheit an. |
Polissage | Polieren, Aktion zum Glanzschleifen. |
Poussette | Drückstift, Druckknopf; in alten Uhren Drücker zum Zeigerrichten. |
Préparage | Vorbereitender Arbeitsgang. |
Près goule | Nachstanzen einer Vierkantöffnung. |
Quinquet | Ehemals Oel-Arbeitslampe des Uhrmachers nach Ami Argand, hergestellt durch Quinquet; heute elektrische Arbeitslampe mit Eisenfuss, Messinggestänge und grün-weissem Papier- oder Emailschirm. Umgangssprachlich: Gänggi. |
Rainures de graissage | Schmiernuten bei Gleitbahnen an Werkzeugmaschinen. |
Raquette | Rücker, Organ um den täglichen Gang der Uhr zu verändern, indem die aktive Spiralfederlänge verkürzt oder verlängert wird. |
Réglage | Tätigkeit des Einrichtens einer Produktionsmaschine. In der Uhrmacherei ehemals Tätigkeit der Verarbeitung von Unruh und Spiralfeder und deren Einbau in das Uhrwerk, inkl. Gangkontrolle. Auch Einregulierung einer Pendeluhr durch Verlängerung oder Verkürzung des Pendels. |
Remontage | Zusammenbau des Uhrwerkes. |
Remonter | Aufziehen einer Uhr, spannen der Zugfeder. |
Remonteur | Arbeiter, der die verschiedenen Teile des Uhrwerkes zusammenbaut bis zum Einbau der Hemmung. Anschliessend kommen der Acheveur und der Régleur zum Zug. |
Remontoir | Aufzugsmechanismus des Uhrwerkes. |
„Renure“, rainure | Nute, länglicher oder konzentrischer, dünner Einschrnitt. |
Retouche | Nachträgliche Feineinstellung des Ganges der Uhr, genauester Frequenzabgleich. |
Rhabilleur / Rhabilleuse | FacharbeiterIn für Instandstellungsarbeiten. In der Uhrmacherei ausgebildeter Fachmann, der sich in allen Sparten (Pendulerie, Kleinuhren, Elektronik) auskennt und Reparaturen fachgerecht ausführt. |
Rochet | In der Uhrmacherei Bezeichnung für das Sperrrad. |
Roskopf | Georg Friedrich Roskopf, 1813 - 1889. Er eröffnete 1868 in La Chaux-de-Fonds eine Uhrenfabrik, um in grossen Stückzahlen preiswerte Uhren herzustellen. Er gilt als Pionier auf dem Gebiet der industriellen Serienfabrikation. Das nach ihm benannte, vereinfachte Räderwerk und die angewandte Stiftankerhemmung wurden als Roskopfuhr erfolgreich bis in die Anfänge der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in grossen Stückzahlen gebaut. |
Roulage | Rollieren der Lagerzapfen von Drehteilen mittels Rollierfeile (Brunissoir) oder maschinell auf Wig-Wag-Maschine oder mit Rollierscheibe. Die Lagerzapfen erhalten dadurch die erforderliche Druckpolitur, die nicht nur eine feinst geläppte, sondern auch eine verdichtete Oberflächenstruktur zur Folge hat. |
Sertissage | Einsetzen der Lagersteine. Diese wurden früher gefasst in der Art der Edelsteine, heute mit Presssitz eingepresst. |
Sertisseur | Arbeiter, der die Steine fasste, oder heute einpresst. |
Taillage | Durch das Schneiden einteilen. In der Uhrenindustrie Synonym für das Verzahnen von Zahnrädern. |
Tambour | Federhaustrommel, mit oder ohne Verzahnung. |
Taraudeuse | Gewindebohr- oder Gewindeschneidemaschine. |
Tasseau | Träger, Auflage, kleiner Amboss oder Unterlage zum Nieten, Zeigersetzen, usw.: auch Werkzeugträger von Werkzeugmaschinen. |
Tige | Welle, Stift, zylindrischer Werkteil, der mit Zapfen, Fräsungen oder Gewinden versehen ist. In der Uhrmacherei Synonym für Aufzugswelle. |
Tirette | Stell- oder Kupplungshebel, der durch Zugbewegung betätigt wird. |
Visiteur | Kontrollarbeiter, Kontrolleur. |
Quelle[Bearbeiten]
- Erklärungen von Peter Aebi, Ing. HTL, Grenchen