Weinbau: Unterschied zwischen den Versionen

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* Stadtarchiv Grenchen
 
* Stadtarchiv Grenchen
 
* Universitätsbibliothek Bern, Zentralbibliothek
 
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== Literaturverzeichnis ==
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=== Karten, Pläne ===
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* Topographischer Atlas der Schweiz, Genannt "Siegfriedkarte". Blatt 123 Grenchen, Erstausgabe 1874, Nachträge 1885, 1891, 1902, 1910, Massstab 1:25'000
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* Klimaatlas der Schweiz. Hrsg.: Schweizerische Meteorologische Anstalt = Atlas climatologique de la Suisse éd.: Institut suisse de météorologie = Atlante climatologico della Svizzera ed.: Istituto svizzero di meteorologia. Gesamtleitung: Walter Kirchhofer, Wabern : Verl. des Bundesamtes für Landestopographie, 1982- Mappe, Ill. ; 34 cm
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* Uebersichtsplan der Gemeinde Grenchen aufgenommen durch K. Feller, 1866-70. Massstab 1:10'000 Planslg. Staatsarchiv Solothurn
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* Plan von Grenchen vor dem Jahre 1900. Rekonstruiert von der Bauverwaltung Grenchen, im Dez. 1939. Ohne Massstab-Angabe.
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* Geometrischer Plan über die Bachtalen und der daran liegenden Güter. Von Geometer J.U. Walker. Ca. 1830, Orig. 47 cm x 36 cm Planslg. Staatsarchiv Solothurn
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* Zehnt-Pläne des Stifts St. Ursen: Pläne der zehntpflichtigen Güter in Grenchen. Pläne Nr. 11, 12, 13, 14. ca. 1820. Planslg. Staatsarchiv Solothurn.
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* Katastervermessung Grenchen Blatt 82: Neue Zelg von K. Feller, Geometer. ca. 1860-70 mit Eintragungen bis ca. 1925. Massstab 1:1000. Planslg. Staatsarchiv Solothurn.
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* Plan des Bâtiments et terres de l'Institution Breidenstein à Granges, Ct. de Soleure. Ca. 1865.
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=== Monographien, Zeitschriften ===
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* Aeberhard, Marcel: Geschichte der alten Traubensorten. Ein historisch-ampelographischer Rückblick. Solothurn: Aarcadia 2005. 256 S., ill., Bibliografie S. 250-256. ISBN:3-908579-04-X
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* Angelrath, Heinz: Berner Weinbüchlein. Mit Beiträgen von Gottlieb Kurz und Alfred Stettler. Münsingen: Fischer, 1985. - 112 S., ill.
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* Bärtsch, Albert: Von der Rebe zur Traube. Rebkunde, Winzerregeln, Illustrationen. Wädenswil: Verlag Stutz Druck, 1999. - 88 S., ill.
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* Das Buch vom Grenchner Wein. Weinetiketten und Textbeiträge. Etiketten von Urs Dickerhof, [[Walter Emch]], Urs Flury, Rolf Iseli, [[Marcel Niederhauser]], Cuno Röthlisberger, Robert Schüll und [[Peter Travaglini]]. Texte von [[Gerald Lechner]], [[Rainer W. Walter]], [[Hans Kaufmann]] und [[Walter Emch]]. Grenchen: Galerie [[Toni Brechbühl]], 1976. - 21 S., ill. Auflage 200 nummerierte und signierte Exemplare
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* Duttweiler, Georges: Schweizer Weine. Ein Buch über die edlen Gewächse aus allen schweizerischen Weinbaukantonen, deren Bereitung und Genuss. Basel: Pharos, 1977. - 269 S., ill.
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* Eggenberger, Walter und Joachim Liennert: Lexikon des Schweizer Weins. Aarau: AT Verlag / Mondo Verlag, 1996. 215 S., ill. ISBN 2-88168-649-4
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* Engel-Schmidlin, R.: Der bernische Rebbau am Bielersee zur Zeit der Blüte-Periode der oekonomischen Gesellschaft. Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde, Jg. 1948, H. 1, S. 19-26
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* Johnson, Hugh: Weingeschichte. Deutsch von Wolfgang Kissel. Bern: Hallwag, 1990. 480 S., ill., Bibliografie. ISBN 3-444-10370-0
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* [[Hans Kaufmann | Kaufmann, Hans]]. Semper Curiosus. Grenchen: Literarische Gesellschaft, 1984. - 196 S., ill
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* [[Hans Kohler | Kohler, Hans]]: Damals in Grenchen. Seltene Lithos, Ansichtskarten, Fotos und Dokumente aus meiner Heimatsammlung. Grenchen: Hans Kohler, 2005. - 256 S., ill.
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* [[Hans Kohler | Kohler, Hans]]: Grenchen in alter Zeit. Grenchen: Hans Kohler, 1990. - 234 S., ill.
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* [[Hans Kohler | Kohler, Hans]]: Gruss aus Grenchen. Alte Fotos, Dokumente und Ansichtskarten aus der Sammlung Hans Kohler. Grenchen: Literarische Ges., 1985
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* Kurz, Gottlieb: Die alten Berner und der Wein. Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde Jg. 1968, H. 1, S. 22-29.
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* Lorey, Elmar M.: Die Weinapotheke, Amüsantes, Kurioses und Wissenswertes aus alten Arzneibüchern und Chroniken. 2. erg. und erw. Auflage Bern: Hallwag, 1997.- 188 S., ill. ISBN 3-444-10464-2
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* Markwalder, Hans: Das Rebgut der Stadt Bern am Bielersee. Bern: Haupt, 1946. - 164 S., ill., Tab.
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* Meyer, Thomas, und Martin Sieber: Höhen- und Sturzflüge in den Anfängen der Alkohologie. (Forel Klinik Ellikon a.d. Thur, Bulletin Nr. 4,2004) 52 S., Tab., Fig., Bibliogr.
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* Pfister, Christian: Im Strom der Modernisierung : Bevölkerung, Wirtschaft und Umwelt im Kanton Bern, 1700-1914. Bern [etc.] : Verlag Paul Haupt, 1995. 453 S., Taf. : Ill. ; 24 cm SA aus: Geschichte des Kantons Bern seit 1798 ; Bd. 4
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* Pfister, Christian: Klimageschichte der Schweiz 1525-1860 : das Klima der Schweiz von 1525-1860 und seine Bedeutung in der Geschichte von Bevölkerung und Landwirtschaft. (Academica helvetica) 3., durchges. Aufl. Bern [etc.] : Verlag Paul Haupt, 1988 184, 163 S., Tab. : graph. Darst. ; 29 cm
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* Rochaix, Michel, und Fernand Rausser: Unsere Reben - unser Wein. Konzeption Michel Rochaix, Fotos Fernand Rausser. Lausanne: Mondo, 1977. - 156 S., ill.
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* [[Franz Josef Schild | Schild, Franz Josef]]: Dr Grossätti us em Leberberg. Ausgewählte Werke in drei Teilen. Neu hrsg. von Leo Altermatt. Solothurn: Vogt-Schild, 1960. - 501 S.
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* Schlegel, Walter: Der Weinbau in der Schweiz. (Erdwissenschaftliche Forschung. Band VI) Wiesbaden: Franz Steiner, 1973. 257 S., ill., Tab., Falttafeln, Bibliografie.
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* Schweizer Rebbau - Schweizer Wein. Hrsg. Von Niklaus Flüeler. Zürich: Ex Libris, 1980. - 320 S., ill.
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* Schweizer Weinatlas. Walter Eggenberger, Markus Fürstenberger u.a. Basel: Pharos, 1975. - 216 S., ill. ISBN 3-7230-0183-1
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* Schweizerisches Idiotikon : Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Ges. auf Veranstaltung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes bearb. von Friedrich Staub und Ludwig Tobler [et al.] Frauenfeld : Huber, 1881- Bd. 1-
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* [[Werner Strub | Strub, Werner]]: [[Heimatbuch Grenchen]]. Die vergangenen Jahrhunderte bis in die Gegenwart dargestellt von Werner Strub. Solothurn: Vogt-Schild, 1949. - XVI, 758 S., ill,
  
 
== Quellen ==
 
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* [[Werner Strub | Strub, Werner]]: [[Heimatbuch Grenchen]], Solothurn: Vogt-Schild, [[1949]].
 
* [[Werner Strub | Strub, Werner]]: [[Heimatbuch Grenchen]], Solothurn: Vogt-Schild, [[1949]].
* [[Hans Kaufmann | Kaufmann, Hans]]: Semper Curiosus. Grenchen: Literarische Gesellschaft, [[1995]].
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* [[Hans Kaufmann | Kaufmann, Hans]]: Semper Curiosus. Grenchen: Literarische Gesellschaft, [[1995]].
 
* Markwalder, Hans: Das Rebgut der Stadt Bern am Bielersee. Bern, [[1946]].
 
* Markwalder, Hans: Das Rebgut der Stadt Bern am Bielersee. Bern, [[1946]].
 
* Walter, Rainer W: [[Als Gotthelf den Dorbach ausgerechnet nach Grenchen schickte]].
 
* Walter, Rainer W: [[Als Gotthelf den Dorbach ausgerechnet nach Grenchen schickte]].
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* Grund- und Hypothekenbücher Grenchen [[1824]]-[[1876]]. Staatsarchiv Solothurn
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* Katastervermessung Grenchen Blatt 82: Neue Zelg von K. Feller, Geometer. ca. [[1860]]-[[1870 | 70]] mit Eintragungen bis ca. [[1925]]. Massstab 1:1000. Staatsarchiv Solothurn.
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* Geometrischer Plan über die Bachtalen und der daran liegenden Güter. Von Geometer J.U. Walker. Ca. 1830, Orig. 47 cm x 36 cm. Staatsarchiv Solothurn
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* Zehnt-Pläne des Stifts St. Ursen: Pläne der zehntpflichtigen Güter in Grenchen. Pläne Nr. 11, 12, 13, 14. ca. [[1820]]. Staatsarchiv Solothurn.
  
 
[[Kategorie:Landwirtschaft]]
 
[[Kategorie:Landwirtschaft]]

Version vom 18. Juli 2015, 17:19 Uhr

Weinbautradition in Grenchen

Nach heutigem Wissensstand ist der Weinbau in Grenchen seit 1576 schriftlich belegt. Diese Tatsache lässt die Vermutung zu, dass die Grenchner schon viel früher ihre Rebberge anlegten und auf eine jahrhundertealte Weinbautradition zurück blicken durften. Im Laufe dieser langen Zeit entwickelten sich über Generationen reiches Wissen und Erfahrung, ein Schatz der mit der Aufgabe der Rebberge anfangs des 20. Jahrhunderts verloren ging und heute von den Mitgliedern der Grenchner Rebbauvereine neu erarbeitet und erworben werden muss. Dabei geht es weniger um Rebsorten und Weinbereitungsmethoden, als um jenen jahrhundertealten Fundus, den man Tradition und Kultur nennt.

Man kann davon ausgehen, dass sich während der historischen Weinbau-Epoche bis 1914 die Dorfbevölkerung voll mit dem Verlauf des Rebenjahres identifizierte. Die Entwicklung der Reben, der Leset und der Wein hatten ihren festen Platz im Grenchner Alltag, waren tägliches Gesprächsthema, das alleweil zu Diskussionen und Witzeleien Anlass gab.

Römerzeit

Das Ausmass des römischen Gutshofs Breitholz (150 n.Chr. - 300 n.Chr.) und die Amphorenfunde bei den Ausgrabungen 1940/41 lassen den Rückschluss zu, dass Wein in dieser Zeit konsumiert wurde. Die Römer waren bekannt als Weintrinker. Offen bleibt, ob es auch Rebberge gab. Da die Römer über ein weites und gutes Handelsnetz verfügten, liegt die Vermutung näher, dass sie Trauben und Wein nach Grenchen transportieren liessen.

Mittelalter

Im Hochmittelalter, als die Freiherren von Grenchen ihre Burg bewohnten (1000 - 1225), war die Herrschaft Grenchen weltlich und kirchlich eng mit der Westschweiz und insbesondere mit dem Seeland verbunden. Die Herren von Grenchen waren verwandt mit den Herren von Strassberg (Büren a.A.) und mehrfach verschwägert mit den Grafen von Neuenburg und Neuenburg-Nidau. Auch die enge Bindung des hoch-mittelalterlichen Grenchens an das Kloster Erlach ist urkundlich überliefert.

Die letzte aus dem Feiherrengeschlecht der von Grenchen, Bertha II von Grenchen, schenkte im Jahre 1225 dem Kloster Erlach ein 4 Schupposen (ca. 16 ha) umfassendes Stück Land zu ihrem und ihres Bruders Seelenheil. Das Grundstück lag unterhalb der Burg. Es handelte sich wohl um einen Teil des Hofachers.

Im Mittelalter waren es hauptsächlich die Klöster, die den Anbau von Reben förderten und verbreiteten. Vermutlich ist die ausgeprägte Weinbautradition Grenchens zum Teil in dieser Epoche begründet.

Weinbau-Chronik Grenchen bis 1914

150 n.Chr. - 300 n.Chr. Die Grösse des römischen Gutshofs Breitholz und die Amphorenfunde bei den Ausgrabungen 1940/41 lassen den Rückschluss zu, dass Wein in dieser Zeit konsumiert wurde. Die Römer waren bekannt als Weintrinker. Offen bleibt, ob es auch Rebberge gab. Da die Römer über ein weites und gutes Handelsnetz verfügten, liegt die Vermutung näher, dass Trauben und Wein nach Grenchen transportiert wurden.
1000-1225 Im Hochmittelalter, als die Freiherren von Grenchen ihre Burg bewohnten (1000 - 1225), war die Herrschaft Grenchen weltlich und kirchlich eng mit der Westschweiz und insbesondere mit dem Seeland verbunden. Die Herren von Grenchen waren verwandt mit den Strassbergern (Büren a.A.) und mehrfach verschwägert mit den Grafen von Neuenburg und Neuenburg-Nidau. Auch die enge Bindung des hochmittelalterlichen Grenchens an das Kloster Erlach ist urkundlich überliefert. Die letzte aus dem Feiherrengeschlecht der von Grenchen, Bertha II von Grenchen, schenkte im Jahre 1225 dem Kloster Erlach ein 4 Schupposen (ca. 16 ha) umfassendes Stück Land zu ihrem und ihres Bruders Seelenheil. Das Grundstück soll unterhalb der Burg gelegen haben. Es dürfte sich um einen Teil des Hofachers gehandelt haben. Im Mittelalter waren es vor allem die Klöster, die den Anbau von Reben förderten und ausbauten. Vermutlich ist die ausgeprägte Weinbautradition Grenchens zum Teil in dieser Epoche begründet.
1576 Schon im Jahre 1576 beschwerte sich der Rat beim Ammann von Grenchen, dass er den Kilchherren verbiete, Wein beim Zapfen auszuschenken oder zu wirten «dhann es keinem geystlichne zuostatt.
1581 Bewilligte der Rat von Solothurn Marx Ris, dem Müller von Grenchen, im Jahre 1581 Rebstecken aus dem Ittenberg
1611 Jakob Menz erhielt 1611 die Bewilligung, eine Gemeindetrotte zu erstellen
1625 u. 1661 Erfolgten Neuanlagen (neue Rebberge)
1634 Nebst dem Rotwein gedieh aber auch der Weisswein und dieser wird wohl qualitativ dem Rotwein den Rang streitig gemacht haben; denn aus einem Beschlusse des St. Ursenstiftes vom Jahre 1634 ist zu entnehmen: «Was den Zehntenwein von Grenchen anbelangt, so soll der rote im Schulhaus mit Fröhlichkeit getrunken werden; der weisse aber soll fürderlich nach Solothurn geschickt und unter die Chorherren verteilt werden.»
1693 Im September weihte der Bischof von Lausanne, Peter von Montenach, die Kapelle Allerheiligen ein. Der Rat spendierte ihm und seinem Gefolge ein Fass Wein haltend 2 Säum (ca. 280 Liter) und 12 Mütt (etwa 800 kg?) Hafer für die Pferde. Nebstdem wurde ihm für die Einweihung eine Entschädigung von 6 Pistolen (etwa 6 Louisdor zu ca. 6.7 g Gold) zugesprochen, wovon die eine Hälfte von der Gemeinde und die andere vom Staat zu bezahlen waren. Dass der Bischof Grenchner Wein in Empfang nehmen durfte, darf durchaus vermutet werden. Übrigens: die Säulen am Haupt- und an den beiden Seitenaltären auf Allerheiligen sind reich mit Weinranken umwunden.
1716 1716 wurde dem Pfarrer gestattet, den Wein von den Pfrundreben auszuwirten.
1717 Das Rebgelände fand stetsfort eine Erweiterung. So wurde 1717 Hans Güggi ein Viertel Land (vermutlich 1/4 Juchart = 9 a) bewilligt, worauf er Reben pflanzte
1731-1766 Auch Georg Gotthard, von 1731-1766 Pfarrer in Grenchen, hatte im Pfarrhaus seinen Wein aus den Pfarr- und Zehntenreben auswirten lassen.
1777 Der Bischof wünschte bei seiner letzten Visitation, dass das Wirten des Pfarrers unterbleibe. Pfarrer Nussbaumer liess sich hierauf vernehmen, dass er das Weinausschenken eingestellt habe. Dabei wies er aber darauf hin, dass der Wein einen beträchtlichen Teil seiner Einkünfte ausmache. Mit der Verbesserung der Pfrundreben habe er namhafte Kosten bestritten und den Wein könne er nicht anders als durch das Ausschenken an den Mann bringen. Man solle daher die getroffenen Vorkehrungen gegen sein Wirten etwas mildern, da schon seit 29. Januar 1716 seinen Vorgängern das Wirten erlaubt worden sei. Wenigstens solle ihm für dieses Jahr das Ausschenken in einem dritten Hause gestattet werden, da er sonst beträchtlichen Schaden erleide. Der Rat beharrte jedoch auf dem Verbot. Aber schon im nächsten Jahre machte der Wirt zu Grenchen, Ludwig Affolter, den Rat aufmerksam, dass der Pfarrer weiter den Wein im Pfarrhof ausschenke, desgleichen auch der Bäcker Amiet; aber auch der Zapfenwirt zu Allerheiligen handle der «Erkenntnis vom 7. "November 1777 zuwider», indem er nicht nur den Wallfahrern, sondern auch den umliegenden bernischen und solothurnischen Untertanen Wein serviere. Der Pfarrer von Grenchen wurde hierauf mit 50 Pfund gebüsst und der Vogt von Lebern beauftragt, innert 14 Tagen die Busse einzukassieren, ansonst der Zehnten des Pfarrers mit Arrest belegt werde. Sollte künftighin der Pfarrer vom Wirten nicht lassen, so werde seine Abberufung verlangt. Auch sollen Amiet und der Wirt zu Allerheiligen wegen ihrer Verfehlungen gegen die Verordnung gebührend bestraft werden.
1783 Als der Bischof von Lausanne, Bernhard Emanuel von Lenzburg, im Jahre 1783 die Pfarreien seines Bistums besuchte, hörte er auch vom Grenchner Wein. Der Solothurner Benedikt Bass erzählt darüber: «Als er zu Grenchen zu Mittag speisete, forderte er von Herrn Pfahrherrn den Grenchner Wein zu versuchen. Als man ihm dessen befragete, gab er in Rückantworth, es seye besser, den bischöfliechen Seegen zu trinken, als einen solchen andern Grenchner Wein. Nichtsdestoweniger verkostete er denselben und fande ihn sehr sauer; worauf ein grosses Gelächter entstunde.»
1802 Josef Hugi, Präsident der Munizipalität zu Grenchen, und Josef Wullimann liessen die Regierungskommission zu Solothurn wissen, dass die Gemeinde Grenchen pro 1802 keinen Weinzehnten zu geben willens sei, da die meisten Reben erfroren seien, weshalb die Ernte nur gering ausfiel. Zudem verursachte diese Zehntenforderung bei den Gemeindegenossen grossen Unwillen. Die Regierungskommission verfügte hierauf, dass nur diejenigen den Zehnten zu geben schuldig seien, die Wein geerntet haben und es sei ihnen gestattet, diesen in natura oder in bar zu bezahlen.
1817 Jakob Lüthi musste 1817 beim Antritt der Pfarrei den Eid schwören, dass er für alle vorigen Pfarrechte besorgt sein wolle. Der Wein bildete einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Einkommens. Missriet er, so war der Pfarrer übel daran; denn die jährlichen Auslagen an Arbeitslohn für Rebarbeiten betrugen gegen 400 Batzen. Seit neun Jahren, so erklärte Lüthi, habe er nicht soviel aus der Wirtschaft gezogen, als die sämtlichen Unkosten für die Reben ausmachten.
1826 Am 13. September 1826 berichtete der Oberamtmann an den Finanzrat: «Auf mehrfache Verzeihung hin habe ich gegen Jakob Frei, Krämer, eine Untersuchung angebahnt; denn dieser Mann trachtet alle Jahre, so oft es Grenchner Wein gibt, sowohl den zuhanden der Regierung als auch zuhanden des Pfarrers abfallenden Weinzehnten zu kaufen, um denselben auszuwirten. So trieb Frei schon einige Jahre eine ziemlich frequente Wirtschaft, wobei er dann als Krämer auch Branntwein ausschenkte. Auch habe ich erfahren, dass er des Nachts fremden Wein einführte und bei seinem Schwiegervater einkellerte. Letzten Monat liess ich durch Hans Zetter des Freis Keller untersuchen; er fand zwar keinen fremden Wein, sondern Grenchner, der aber beinahe verdorben war. Wäre es, zur Vermeidung ferneren Missbrauchs, nicht zweckmässig, bei der Zehntsteigerung zu eröffnen, dass der Käufer dadurch, wenn er nicht schon als Wirt berechtigt sei, kein Recht habe, den Zehntenwein auszuwirten. Ebenso sollte dem Pfarrer verdeutet werden, dass derjenige, welcher seinen Zehntenwein besteht, deswegen kein Recht zum Auswirten habe; sonst tritt der gleiche Uebelstand ein. Zwar wird dann der Pfarrer den Zehntenwein sowie sein Eigengewächs selbst wirten, was dann noch schlimmer ist. Denn ich vernahm im Laufe dieses Jahres, dass einige Saufgelage im Pfarrhofe zu Grenchen Platz hatten, wobei man sich nicht erbauen konnte und im Publikum Aufsehen erregte, welches der Würde des Pfarrers schadet. Aber wie darf man Abhilfe begehren, da das Gesetz das Ausschenken des Eigengewächses erlaubt und da das Wirten im Pfarrhof zu Grenchen schon von jeher üblich war»
1827 Durch Ratsbeschluss vom 22. September 1827 untersagte man in Zukunft dem jeweiligen Pfarrer von Grenchen, seinen Zehntenwein und denjenigen der Pfründe auszuwirten. Man gestatte ihm aber, den Wein durch jemand anders im Dorfe auswirten zu lassen. Nur musste dem Finanzrat die Person und das Lokal, worin der Wein ausgeschenkt wurde, angezeigt werden. Auch konnte der Wein en gros an Gemeindeangehörige verkauft werden, denen man das Recht einräumte, den Pfarrwein der Kehre nach auszuwirten.
1830 Waren 30 Jucharten oder etwa 11 ha mit Reben bestockt. Die Jucharte (36 a) Reben galt Fr. 800.- bis Fr. 1200.-.
1833 Nun verlangte das Verbrauchssteuergesetz für das Mass selbstgepflanzten Weines einen Rappen per Mass. Das traf die rebenbauenden Bauern schwer, weshalb die Gemeinde Grenchen am 9. Dezember 1833 eine Petition an den Grossen Rat richtete, worin ausgeführt wurde, dass man für das Mass fremden Weines sechs Rappen zu bezahlen habe, die aber vom Konsumenten getragen werden. Allein der einheimische Wein müsse vom Rebbauer selbst getrunken werden, was für die Gemeinde Grenchen besonders zutreffe, da dieser nicht verkauft werde. Es sei daher diese Verbrauchssteuer eine Ungerechtigkeit und der Rat solle das Gesetz zurückziehen. Der berühmte Grenchner Arzt, Dr. losef Girard (1803-1869), der Emigrantenfreund und Industriegründer, erfüllte in dieser Hinsicht besonderen Lokalstolz. Ihm ist es zu verdanken, dass der Grenchner Wein einmal sogar im solothurnischen Kantonsrate erwähnt wurde, wie wir aus der Berichterstattung über die Grossratsitzung vom 14. Dezember 1833 dem Solothurner Blatt gleichen Tages entnehmen können. Als letzter Redner unterstützte Dr. Girard damals die erwähnte Petition der Weinbauern vom Leimenthal und von Grenchen gegen die Rappenabgabe: «Es tut mir leid, nicht ein Müsterchen vom heurigen Grenchenwein mit mir genommen zu haben, um jeden der Herren vor dem Abstimmen versuchen zu lassen, was vielleicht auf ihre Vota günstig einwirken würde!» Leider hatte Girard seinen Wein im entscheidenden Augenblicke nicht zur Hand; die Zeitung meldet lakonisch über den Ausgang des Geschäftes: «Die Petition geht endlich in der Tagesordnung unter.»]
1834 Im Zuge der Regeneration im Jahre 1830 und den folgenden Jahren, als hauptsächlich die Landbevölkerung des Kantons auf ihre Rechte und auf eine angemessene Vertretung in Parlament und Regierung pochte, nahm auch der Druck wieder zu auf die Abschaffung der Zehnten und Bodenzinse durch Loskäufe. In der Ausstellung zum Grenchner Weinbau liegt ein Originaldokument (1834) aus den Beständen der Heimatsammlung Grenchen Hans Kohler auf, das die Bereitschaft der Rebenbesitzer des Weinbergs in der Unteren Neuen Zelg bezeugt, sich von den Zehnten des St. Ursenstifts in Solothurn los zu kaufen. Der Loskauf der Rebenbesitzer in der Unteren Neuen Zelg ist nicht als Einzelfall zu werten, sondern als Teil der Freiheitsbewegung, die sich in diesen Jahren mit grosser Kraft durchzusetzen begann und mit der Gründung des schweizerischen Bundesstaates 1848 und der freiheitlichen Kantonsverfassung von 1856 ihr Ziel finden sollte. Als Berechnungsgrundlage der Loskaufssummen diente meistens der Durchschnittswert des Zehntertrages der letzten Jahre multipliziert mit 15 bis 25.
1836 Die Weinlese setzte jeweils die Gemeindeversammlung fest. So wurde 1836 die Weinlese auf den 23. Oktober verschoben und dem Ortspfarrer die Erlaubnis gegeben, zwei Tage vorher in seinen Reben mit dem Lesen zu beginnen.
1847 Auch der Wein des Nachbardorfs Lengnau dürfte als recht sauer bekannt gewesen sein. Kein geringerer als Jeremias Gotthelf erwähnte den Tropfen in seinem „Doctor Dorbach“ mit den Worten: „..in Längnau wächst nicht bloss ein Wein, der seinesgleichen nicht hat in Europa (derselbe vergläsurt die Magen, nämlich die, welche ihn ertragen mögen, so, dass sie fürder verdauen und verwerchen können an Speis und Trank, was unter dem Himmel auf Erden ist, hundertjähriges Kalbfleisch, französischen Branntwein in Nidau oder Biel gemacht, ja Specksalat von Schirling und Erbsmus mit Blausäure gekocht)..“.
1853 Dass der Grenchner Wein seinem Rufe alle Ehre machte, beweist folgender Vorfall, der am 29. Oktober 1853 im Solothurner Blatt geschildert wird: «Vor einigen Tagen ertappte der Landjäger in Grenchen eine Frau in den Reben, wo sie Trauben stahl. Er arretierte die Frau und führte sie zum Friedensrichter, damit sie für den Frevel angemessen bestraft werde. Der Friedensrichter sprach: ,Weib, dein Vergehen ist gross und schwer zu sühnen, daher verurteile ich dich dazu, die gestohlenen Trauben auf der Stelle und vor meinen Augen zu essen.' Das Weib flehte: ,Habt Barmherzigkeit mit einer armen Frau!' ,Nichts da', sprach der Friedensrichter, ,die Strafe muss der Sünde angemessen sein und es muss ein Exempel statuiert werden'.» Das Urteil ward vollzogen und die Frau schwor bei allen Heiligen, nie mehr Grenchner Trauben zu stehlen.»
1857 Ums Jahr 1857 waren die Grenchner noch stolz auf ihre Reben. Was war das für eine Freude im Weinmonat, wenn es ans Lesen ging! Die jungen Grenchner der alten Zeit konnten auch schön jodeln und jauchzen und von den Reben her hörte man schon früh morgens die fröhlichen Stimmen der Winzer. Und wenn dann das letzte Fuder Trauben heimgeführt wurde, trug die Hausfrau oder wohl auch die hübsche Tochter einen vollen Rebstock in der Hand wie einen «Meie».
1860 «Letzte Woche herrschte in unserm Dorfe ungeheurer Jubel (Ende Oktober 1860). Eine Hochzeit? Nein. Eine Kindstaufe? Auch nicht. Die Weinlese, die Weinlese! Die Qualität steht hinter dem Bieler nicht weit zurück; wenigstens haben wir es unsern werten Nachbarn mit dem Zuckern nicht nachmachen müssen. Die Quantität wäre befriedigend ausgefallen, wenn der letzte Reif nicht so übel gehaust hätte. Preis haben wir keinen ausgemittelt; wir glauben, den Most in acht Tagen vertilgen zu können.»
1866 Nach dem Katasterplan von 1866 besass Grenchen noch 9 ha Rebgut, das sich in der neuen Zelg, im Krähenberg, im Gespernmoos und in den hohen Reben befand.
1871 Im Jahre 1871 hatten die Reben sehr viel Früchte angehängt, die aber aus Mangel an warmem Sonnenschein nicht recht zur Reife gelangen konnten. Ein Pfiffikus meinte, die hiesigen Rebbesitzer hätten billig die Ueberkiesung der projektierten Bahnlinie Lyss-Herzogenbuchsee übernehmen können. Impulsive Eigenschaften musste aber der Grenchner Wein besitzen; denn im «Solothurner Landbote»vom 14. Juli 1873 ist zu lesen: «Neben den industriellen Arbeiten und der vielseitigen Beschäftigung auf den Baustellen zappelt und krappelt es auf Wiese und Feld, als ob Grenchen ein rein landwirtschaftliches Dorf wäre. Rührigkeit und Ausdauer lassen sich unserer Einwohnerschaft nicht absprechen und dazu trägt unser Grenchner Wein sicher sehr viel bei; man mag darüber lachen und sich lustig,machen, es isch einewäg so!»
1876 Vom Jahre 1876 an gab es viele Fehljahre; entweder erfroren die Trauben zur Blütezeit, oder sie vermochten im Herbst nicht die richtige Reife zu erlangen, weil die nötige Sonne fehlte und folglich blieben die Beeren hart, so dass man, wie böse Zungen behaupteten, die Beeren gedroschen werden mussten, und da wollte es das Unglück, dass in einer Tenne, wo Trauben gedroschen wurden, ein Barrenladen offen war und eine Beere da hineinsprang und einem Stier ein Auge ausschlug! Und ein anderer Unfall passierte auf der Bahn, allwo eine Traubenbeere aus einem Korbe auf die Bahnschiene fiel und den Zug zum Entgleisen brachte! Um nun solche und ähnliche Unfälle zu verhüten, wurden die Reben nach und nach ausgerottet, was die Kinder sehr bedauerten; denn jetzt konnten sie nicht mehr «Rappen» gehen; d. h. sie durften nach dem «Läset» die vergessenen Trauben zusammenlesen.
1884 Erstes Auftreten des falschen Mehltaus (Peronospora) am Bielersee. Eine Rebkrankheit (Pilz), die vermutlich bald auch in Grenchen ausbrach. Am Bielersee tauchte die Reblaus im Jahre 1905 das erste Mal auf, zu einer Zeit als in Grenchen der Rebbau schon fast ganz aufgegeben war.
1887 Ueber die Ernte von 1887 schreibt «Der Freie Solothurner»: «Letzten Donnerstag (13. Oktober) fand nun der hiesige ,Leset' statt und glücklich ist derselbe um zirka zehn Uhr vormittags desselben Tages fertig geworden. Ueber die Quantität ist man nicht befriedigt, ebenso behauptet man von der Qualität, dass selbe alle frühern Jahrgänge übertreffe, d. h. in Bezug auf die ,Strumpflöcherzusammenziehende Eigenschaft'. Von freudiger Stimmung haben wir beim Leset nichts wahrgenommen.»
1902-1910 Hans Kaufmann schrieb: „Das Blatt Grenchen des Topographischen Atlasses der Schweiz, der besser unter der Bezeichnung «Siegfriedatlas» bekannt ist, verzeichnet in der Ausgabe von 1875 noch fünf Rebareale: die Höhreben unter der Schönegg, die Krähenbergreben zwischen Weinberg- und Promenadenstrasse, die oberen Neureben zwischen Bergstrasse und Grubenweg und zwei Rebparzellen im Neuen Zelg. Auch der Kartennachtrag von 1891 dokumentiert noch diese fünf Areale; während die Ausgabe von 1902 nur noch ein ganz kleines Stücklein Rebland am Krähenberg nachweist, zeigt die Karte von 1910 überhaupt kein Rebland mehr. Aber schon die Ausdehnung von 1875 dieser sympathischen landwirtschaftlichen Nutzungsform bedeutet Reliktzustand; damals waren die Büelireben, die Katzenreben, die Ribireben, die Mühlereben und die unteren Neureben bereits verschwunden.“

So waren 1875 auch die Bachtalen-Reben (Allerheiligenstrasse / Dählenstrasse) nicht mehr nachgewiesen, die auf dem Bachtalen-Plan (ca. 1830) von J. U. Walker eingetragen sind. Die Siegfriedkarten weisen nach, dass zwischen den Jahren 1891 und 1902 die Grenchner Rebareale bis auf einen winzigen Weinberg am Krähenberg verschwanden. Alternativen zum Weinbau waren einerseits die Uhrenindustrie Grenchens und anderseits die Verlagerung des betrieblichen Schwergewichts der Rebbauern auf die sich besser bezahlt machende Landwirtschaft, die in Grenchen durch Entsumpfung der Witi ab 1878 positive Impulse erhielt. Schliesslich war es der falsche Mehltau, eine Rebkrankheit, die dem Rebbau in Grenchen den Rest gab und innert weniger Jahre zum Erliegen brachte. Die Grenchner Rebbauern hatten nicht mehr viel zu verlieren, doch Grenchen verlor in diesen wenigen Jahren eine jahrhundertealte traditionsreiche Kultur - unwiederbringlich.

1914 W. Strub: „Warum ging der Weinbau in Grenchen ein? Mit der Einführung der Industrie verlor die Landwirtschaft Arbeitskräfte. Die Reben verlangten aber exakte und geübte Arbeiter, die nicht mehr vorhanden waren. Die Reben wurden in der Folge nur noch nachlässig bearbeitet, was den Ertrag schmälerte. Dazu gesellten sich Rebkrankheiten, namentlich der falsche Mehltau, so dass man die Stöcke nicht mehr verjüngte. Zu allem wurden billige italienische und spanische Weine eingeführt, so dass in verhältnismässig kurzer Zeit der Rebbau aufhörte. Im Jahre 1914 verschwand das letzte Stück Rebland, das sich im Krähenberg befand.“
Nach 1914 Die Grenchner Rebberge befanden sich ausnahmslos in sonnigen und aussichtsreichen Lagen wie Schönegg / Rebgasse, Traubenweg / Weinbergstrasse, Neue Zelg, Gespermoosstrasse / Bergstrasse / Grubenweg. So setzte kurz nach dem Roden der Rebberge deren Überbauung mit Wohnhäusern ein. Die Bauaktivität erreichte in den Fünfziger- und Sechziger Jahren, also während der Hochkonjunktur der Uhrenindustrie, ihren Höhepunkt. Heute ist das ehemalige Rebgelände mit Ausnahme der Neuen Zelg weitgehend überbaut und bietet vielen Grenchnerinnen und Grenchnern ein sonniges Zuhause mit prächtiger Aussicht auf die Aareebene, den Bucheggberg und die Alpen.

Stellenwert des Weins

Wirtschaften mit dem Grenchner Wein

Rebareal Hohe Reben (Schönegg/Rebgasse), wo auch die 2 Jucharten Reben (Pfrundreben) des Pfarrers gedeihten. Das Bild entstand ca. 1912 während des Tunnelbaus. Stützmauern und Parzellierung erinnern noch an den vor einigen Jahren eingestellten Weinbau.

Der Weinbaubetrieb war bis ins 19. Jahrhundert ein Zweig der Landwirtschaft, der selbst in durchschnittlichen Erntejahren mit kleinen Grundstücken eine hohe Wertschöpfung erlaubte. Diese Tatsache und die Beliebtheit des Weines sorgten dafür, dass sich die Rebfläche der Schweiz laufend vergrösserte. Häufig entstanden Weinberge an klimatisch ungünstigen Lagen und nicht selten traf man Reben an auf über 1000 m ü.M.

Es ist anzunehmen, dass die Grenchner Weinbauern mit ihren Weinen keinen grossen Reichtum scheffeln konnten. Was nicht an Zehnten der Herrschaft abgeliefert werden musste, diente dem Eigenbedarf des Besitzers. Die Bauern betrieben den Weinbau als Teil ihrer Landwirtschaft. So fand man in Grenchen keine eigentlichen Weinbauern. Neben den Bauern gab es wohlhabende Bürger, Wirte oder Gewerbetreibende mit eigenen Rebbergen. Meistens waren weinbaukundige Bauern beauftragt, diese Rebberge zu pflegen und den Wein für die Besitzer zu keltern.

Gewiss konnte in guten Jahren ein Teil der Ernte an Wirte in der näheren Umgebung oder an andere Abnehmer verkauft werden. Vermutlich kamen die Grenchner Weine kaum viel weiter als bis nach Solothurn, weniger im Verkauf sondern viel mehr als Zehntenabgabe. Der Markt für den Grenchner Wein war eng, geeignete Transportmittel fehlten. Man darf durchaus festhalten, dass der Grenchner Wein nie eigentliche Marktfähigkeit erlangte. Mit dem zunehmend dichter werdenden Schienennetz der Eisenbahn verbesserte sich die Verkehrslage, nicht zu Gunsten der Grenchner Weinbauern, sondern viel mehr zu Gunsten der Weinhändler. Sie wussten die mächtige Transportkapazität der Eisenbahn für die Weinimporte zu nutzen.

Eine sehr wichtige Rolle spielte der Weinbau für Grenchens Pfarrherren. Der Ertrag aus den etwa 2 Jucharten Pfrundreben am Abhang der Schönegg war ein erheblicher Bestandteil der Einkünfte des jeweiligen Grenchner Pfarrers. Im Pfarrhof befand sich eine Trotte, die in guten Weinjahren einige Zeit in Betrieb war. Zum pfarrherrlichen Tropfen überliefert die Geschichte etliche Episoden mit der Obrigkeit. Meistens ging es darum, ob der Pfarrer Wein ausschenken dürfe oder nicht.

Rebareal Hohe Reben (Schönegg/Rebgasse), wo auch die 2 Jucharten Reben (Pfrundreben) des Pfarrers gedeihten.

Nach 1880 verschlechterte sich die Lage der schweizerischen Rebbauern ganz allgemein. Betroffen waren auch die Grenchner Rebbauern. Etwa 1885 begann die schweizerische Rebbaukrise, die bis 1930 dauern sollte. Neben anderen Krisenursachen wirkten sich auch die Ertragsschwankungen im Weinbau negativ aus. Bei guten Ernten fiel der Weinpreis stark und bei geringeren Ernteerträgen stiegen die Preise nicht entsprechend an. Die Roherträge blieben unter dem Produktionskostenniveau.

Wein, mehr als ein Lebensmittel

Rebmann um 1564.

In den vergangenen Jahrhunderten setzte sich die Volksernähung ganz anders zusammen als heute. Zu den Hauptnahrungsmitteln gehörten Hafer- oder Gersten-mus, Brot, Käse, Ziger, Bohnen, Erbsen, Linsen. Daneben hatten Obst und weitere Gemüse ihre Bedeutung. In den Haushaltungen standen der Mehlsack und der Schnitztrog (Dörrfrüchte). Geräuchertes Schweinefleisch fehlte nur auf den Speisezetteln der Ärmsten. Rindfleisch und Schaffleisch besorgte man sich beim Metzger. In den ländlichen Gegenden bildeten Milch und Milchprodukte den Ernährungsschwerpunkt.

Schon früh spielte der Wein als Getränk und Lebensmittel eine wichtige Rolle im Alltag. Heute können wir uns die täglich konsumierten Mengen kaum mehr vorstellen. Schriftliche Zeugnisse berichten, dass 1471 im Kloster Interlaken jeder Nonne jährlich 200 Mass Wein zustanden. Das waren rund 320 Liter pro Jahr und Nonne. Soldaten konnten mit täglichen Rationen von etwa 3 Litern rechnen. Selbst in den Spitälern und Armenanstalten floss der Rebensaft in grosszügigen Mengen. In den Spitälern verabreichte man den Patienten üppige Tagesrationen (täglich bis zwei Liter) gegen Schmerzen und für das seelische Wohlbefinden. Der hohe Stellenwert des Weines in den religiösen Riten, in der biblischen Überlieferung, im Brauchtum und in der Geselligkeit bedarf keiner besonderen Erwähnung. Der Weinbau und sein Produkt liessen eine eigene, reiche Kultur entstehen und sind wichtige Kulturträger geblieben.

Der Wein war spätestens seit dem 18. Jahrhundert für die breite Bevölkerung erschwinglich und erfreute sich grösster Beliebtheit. Gab es doch zum Rebensaft kaum Alternativen ausser Wasser und Milch. Bier, Limonaden, Kaffee und Tee verbreiteten sich erst im 19. Jahrhundert.

Diese Verbrauchszahlen und Trinkgewohnheiten belegen die herausragende wirtschaftliche Position des Weines in den vergangenen Jahrhunderten. Der Wein schaffte Verdienst und Arbeit. Zehntherren, Rebbergbesitzer, Rebbauern, Rebleute, Weinhändler, Fuhrleute, Weinschiffer, Wirte fanden mit dem Rebensaft ihr Auskommen. In den aufblühenden Städten entstanden Zünfte der Rebleute. In den Kriegen der Eidgenossen mass man der Erbeutung von Wein hohen Stellenwert bei. Alles Tatsachen, welche die Bedeutung des Weines im gesellschaftlichen und politischen Leben unterstreichen.

Vom Alkoholproblem im 19. Jahrhundert

Albert Anker: Der Trinker.
Pro-Kopf-Verbrauch alkoholischer Getränke (Liter) 1880-1922, ein Spiegelbild des Alkoholproblems um die Jahrhundertwende.

Die Arbeitssituation im 19. Jahrhundert war in der Heim- und Fabrikarbeit geprägt von tiefen Löhnen, langen Arbeitszeiten, Frauen- und Kinderarbeit, aber auch von Arbeitslosigkeit. Noch 1882 waren von 100 Arbeitern in der gesamten Industrie 46 Frauen und 14 Jugendliche. Die Arbeitszeiten waren extrem hoch und die Arbeit monoton, so dass viele Arbeiter und Arbeiterinnen diese ohne ein gewisses Quantum Schnaps wohl kaum ausgehalten hätten. So wurde der Alkoholkonsum am Arbeitsplatz von den Arbeitgebern nicht nur geduldet, sondern in der Hoffnung auf eine grössere Produktivität gar gefördert. Auch in der verarmenden Klein- und Halbbauernschaft nahm der Konsum von Schnaps drastisch zu und wurde oft als Ergänzung zur ungenügenden Ernährung eingesetzt. Auch Grenchen mit seiner aufblühenden Uhrenindustrie kannte diese traurigen Probleme.

Die Verarmung der Unterschicht wurde akzentuiert durch eine Verdoppelung der Schweizer Bevölkerung zwischen 1800 und 1910, die zu einem Wachstum im Angebot an Arbeitskräften führte, das nicht aufgefangen werden konnte und seinerseits zu einer Verschlechterung der Lohnsituation führte.

Auf politischer Seite war ein wesentlicher Grund für die Schnapswelle die Totalliberalisierung der Volkswirtschaft durch die 1874 in Kraft getretene Bundesverfassung, in der Bedürfnisklauseln, insbesondere für Gastwirtschaften und Alkoholausschankstellen, abgeschafft wurden. Das führte innert kurzer Zeit zu einem raschen Anstieg der Zahl der Wirtshäuser und Kleinverkaufsstellen für Alkohol.

Heute geht man davon aus, dass 10% der AlkoholverbraucherInnen mehr als 50% des Gesamtverbrauchs konsumieren.

In einem Gutachten zur Kunstweinproblematik zuhanden des Schaffhauser Regierungsrats aus dem Jahr 1875 heisst es: «Ohne Wein ist es bei uns nicht möglich, Dienstboten oder Arbeitsleute zu haben. Sogar in den Armenhäusern wird den Bewohnern ziemlich regelmässig, wenn auch nicht viel, Wein verabreicht, ja noch mehr, selbst die Sträflinge im Zuchthaus erhalten von Zeit zu Zeit ihren Schoppen.»

In seiner Äusserung (vermutlich 1836) über Karl Mathy berichtet Giovanni Ruffini auch über das Trinkverhalten der Grenchner: «Ausserdem, dass er Protestant war und sich mit einer Sache befasste, die in ihren (der Grenchner) Augen keinen Wert hatte, so hatte Karl Mathy noch ein drittes Hindernis zu besiegen, woran er nie gedacht, bis der Doktor ihn darauf aufmerksam machte. Karl Mathy liebte den Wein nicht, trank fast nur Wasser. "Und", fügte der Doktor hinzu, "so lange Sie nicht ein paar Flaschen trinken können, ohne zu wanken, so lange dürfen Sie nie hoffen, diese Kerle zu bereden. Sie kennen keinen Beweis männlicher Kraft, als das Mass starker Getränke, das einer vertragen kann". »

Recht bedenkenlos zog man auch die Jugend in das Trinken hinein. In seiner Grenchner Geschichte „Von Drogen- und anderen Problemen an der Schule“ erzählt Rainer W. Walter von der Einweihung des Schulhauses I in Grenchen. Das war im Jahre 1846: „Bevor man sich zur Einweihung des Schulhauses treffen konnte, diskutierte der Gemeinderat intensiv darüber, ob den Schulkindern bereits Wein ausgeschenkt werden dürfe oder nicht. Nach heftigen Debatten einigte man sich darauf, dass man ihnen 30 Mass Wein (etwa 50 Liter) und Brot verabreichen wolle. Es muss beigefügt werden, dass die drei Klassen zusammen 217 Schülerinnen und Schüler zählten(!), die sich in die gut 50 Liter Wein teilen konnten, womit jedem Kind etwa ein Dreier zugemessen wurde. Damit wird erstmals in der Geschichte der Stadt deutlich, dass es offenbar zur Tagesordnung gehörte, dass vor rund 150 Jahren die Kinder Wein tranken.“

Anlässlich der ersten Grenchner Ferienkolonie 1905 auf dem Obergrenchenberg ereifert sich Lehrer Albin Stebler sehr zu Recht über die Verabreichung alkoholischer Getränke an die Kinder: „Ja, leider kommt es vor, dass Eltern ihren Kindern alkoholhaltige Getränke geben, die sie oft um teures Geld ankaufen. Aber um dasselbe Geld einige Liter Milch mehr kaufen, nein, das wäre Verschwendung.“

Strub schreibt über den Grenchner Wein: „Das Eigengewächs, obschon sauer, hatte das Gute, dass für das Getränk keine Ausgaben notwendig waren; zudem trank man in den Bauernhäusern keinen Branntwein oder dann nur etwas Obstbranntwein. Der Schnaps wurde erst mit dem Brennen des Kartoffelbranntweins zum verderblichen Gemeingut."

Saurer Wein und alte Rebsorten

Der saure Grenchner, war er der einzige?

Der Wein, den man früher in Grenchen kelterte, hatte den weit verbreiteten Ruf, äusserst sauer zu schmecken. Hohn und Spott blieben nicht aus. Heute noch zirkulieren in der Region Anekdoten über den alten sauren Grenchner.

Doch man weiss, dass der Wein, der in jener Zeit im Mittelland wuchs, allgemein recht sauer war und deshalb vor dem Genuss nach Belieben mit Honig (später mit Zucker) und Gewürzen angereichert wurde. Erst mit dieser Behandlung erreichte der Wein seine lieblichen Eigenschaften. Im Vergleich mit den importierten Weinen aus dem Süden, die ohne weitere Zusatzbehandlungen zu trinken waren, fielen die einheimischen Gewächse stark ab.

Auffallend ist die Tatsache, dass viele Anekdoten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden. In einer Zeit also, wo sich der Grenchner Weinbau bereits im Niedergang befand. Die Vermutung liegt nahe, dass sich mit der allmählichen und nach 1891 spürbar beschleunigten Aufgabe der Grenchner Rebberge und des Weinbaus eine gewisse Resignation breit machte, die sich auch in Form von Anekdoten äusserte. Man rechtfertigte die Aufgabe des Weinbaus mit Witz und Humor, die Rebbauern hatten nicht mehr viel zu verlieren.

Arbeit in den Grenchner Rebbergen

Viel Geschick war für das Schneiden der Reben notwendig. Der Mist wurde mit Halskörben in die Rebberge getragen. Diese mit Weiden geflochtenen Körbe endigten unten mit einer Stange. War der Träger müde, so setzte er die Stange auf den Boden auf. Auch die herabgeschwemmte Erde trug man wieder hinauf oder es wurde hiezu die Lime gebraucht, ein Rad, an dem ein langes Seil läuft. Das eine Ende war mit einem Kippkarren verbunden, an das andere wurde ein Rind gespannt oder aber es zogen einige Jünglinge daran. Mit dem Leset waren kleine Feste verbunden. Es standen zur Zeit in der Gemeinde vier Trotten.

Ums Jahr 1857 waren die Grenchner noch stolz auf ihre Reben. Was war das für eine Freude im Weinmonat, wenn es ans Lesen ging! Die jungen Grenchner der alten Zeit konnten auch schön jodeln und jauchzen und von den Reben her hörte man schon früh morgens die fröhlichen Stimmen der Winzer. Und wenn dann das letzte Fuder Trauben heimgeführt wurde, trug die Hausfrau oder wohl auch die hübsche Tochter einen vollen Rebstock in der Hand wie einen „Meie“. Nach dem „Leset“ gehörten die Weinberge den Kindern. Sie gingen „Rappen“, das heisst, sie durften die vergessenen Trauben einsammeln. So berichtet uns Werner Strub über Arbeit und Bräuche in den Grenchner Weinbergen.

Franz Josef Schild, der Grossätti us em Leberberg, überliefert uns in seinem zwischen 1856 und 1860 entstandenen Gedicht "Grenchebuurs Herbstbitrachtige" (19 vierzeilige Strophen) eine Menge Nachrichten über den Grenchner Weinbau und die Bräuche im Dorf Grenchen. Schon in den ersten zwei Strophen erzählt er, dass die Landwirte den Weinbau als Teil ihrer Landwirtschaft betrieben. In Grenchen fand man keine eigentlichen Weinbauern. Neben den Bauern gab es Einwohner, Wirte oder Gewerbetreibende mit eigenen Rebbergen. Meistens waren weinbaukundige Bauern beauftragt, diese Rebberge zu pflegen und den Wein für die Besitzer zu keltern. Als Entschädigung hatten die als Rebleute arbeitenden Bauern Anspruch auf einen Teil der Ernte oder auf eine Barentlohnung ihrer Arbeit. Zur Mithilfe in den Reben stellten die Bauern Taglöhner oder Kleinstbauern (Tauner) ein. Doch mit dem Aufkommen der Uhrenindustrie standen diese Hilfskräfte nicht mehr zur Verfügung. Sie fanden ein regelmässiges und besseres Auskommen als Uhrenarbeiter.

In der dritten Strophe berichtet Schild, dass gar nicht jedes Jahr eine Weinernte eingefahren werden konnte. Schild spricht sogar von mehreren Fehljahren in Folge:

Mr hei scho mängs Johr nüt meh gläse, Hei 's Wygschirr uff dr Schöpfi gloh Und d'Züber, d'Bränte loh verlächne, Und d'Fässer gar vergraue no.

Aus einer Strophe vernehmen wir, dass der Grenchner Wein oft schon im Frühjahr zur Neige ging:

Do geit me goge d'Fässer helte, Wo alli uff dr Truese sy, Und schänkt de no zum Fasnechtgrümpel Die allerletschte Schoppen y.

Im Gedicht stossen wir auf Wörter, die aus der heutigen Grenchner Mundart verschwunden sind, so zum Beispiel: Räbesoome, das war der Wein, der während des Schneidens der Reben getrunken wurde oder Räbwärch, darunter verstand man den Weinberg. Es Tränli Wy, war gleichzustellen mit einem Tröpfchen (Träne) Wein, unter Abbräng verstand man Speiseresten, An- oder Abschnitte. Fasnacht war die Zeit der Maschgrate und Harligingge, der Masken und Harlekine.

Der Alkoholgehalt des Weins in alter Zeit

Der Alkoholgehalt des Weines war in früheren Jahrhunderten um etliche Volumenprozente niedriger, als wir es heute gewöhnt sind. Flaschen vom Bielersee, die man vor einigen Jahren geöffnet hatte und die aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen mussten, enthielten Wein mit lediglich acht Prozent Alkohol. Hans Rudolf Schinz berichtet in seinen «Beiträgen zur näheren Kenntniss des Schweizerlandes», im Mendrisiotto habe der Wein im Jahr 1779 etwa 5,5 Alkolholgrade besessen. Solche Werte dürften auch für das Mittelalter gegolten haben.

Die geschichtlichen Werte entsprechen etwa dem Alkoholgehalt eines heutigen Starkbiers. Die heutigen Weine kommen mit einem Alkoholgehalt von 11-13% Vol. im Weisswein und 12-14% Vol. im Rotwein auf den Markt.

Alte Traubensorten

Text von Heidi Lüdi, Konservatorin, Rebbau-Museum am Bielersee "Hof", Ligerz

Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts haben sich Rebsorten im modernen Rebbau eingebürgert, während man im Mittelalter und weit darüber hinaus nur von Trauben und Traubensorten sprach. Erste Traubennamen sind schon im 11. Jahrhundert entstanden. Damals unterschied man noch nicht einzelne Sorten, sondern nur verschiedene Traubengruppen mit gleichen Merkmalen. Die wichtigsten Kriterien für die Benennung und Einteilung der mittelalterlichen Traubensorten waren:

  • die Beerenfarbe (weisse, rote, schwarze),
  • die Reife (früh-, spätreifende) und
  • die Herkunft (fränkisch, hunnisch, burgundisch).

Daneben waren auch Grösse und Form der Trauben, auffallende Form der Blätter, spezielles Aroma oder Farbe des Rebholzes für die Bezeichnung massgebend. Erstmals unterschied Hieronymus Bock (1498-1554) in seinem 1539 veröffentlichten Kreütterbuch 12 Traubensorten mit ihren deutschen Namen. Er unterschied diese sogar als Zame Weinreben von den Wild Weinreben. Die Sortenauswahl war im Mittelalter in der Deutschschweiz nicht besonders so gross. Bei den weissen Sorten waren fast überall Elbling, Räuschling, weisser Heunisch und seltener noch Chasselas anzutreffen, für rote Weine wurde ausschliesslich Blauburgunder angebaut.

Weisse Sorten

Im Mittelalter war in unseren Breitengraden die reichtragende Weissweinsorte Elbling die am häufigsten angebaute Traube. Elber lässt sich in Oberhofen am Thunersee seit dem 12. Jh. nachweisen. Auch am Bielersee wurde er unter den Sortennamen Elsasser/Elsässer angebaut. Für den Eigengebrauch falle der gewöhnliche Elsisser noch immer stark in Betracht, schrieb Emanuel Friedli 1922 in seinem Twann-Buch. Nachgewiesen ist diese Sorte auch in den Kantonen Aargau, Zürich, Schaffhausen, Thurgau, Schwyz und St. Gallen.

Nachweislich seit dem Mittelalter wurde aber nicht nur in der französischen sondern auch in der deutschen Schweiz Chasselas unter dem Namen Edeldraube/Gut Lauter/Gutedel angebaut. Zum Teil wurde er auch Klepfer oder Sprützer genannt. Fast ausgestorben ist die alte, ehemals weitverbreitete Traubensorte Heunisch. Diese ebenfalls weisse Traube wurde im 19. Jh. wegen mangelnder Qualität praktisch überall ersetzt. Hingegen erfreute sich der Räuschling in der Schweiz, insbesondere am Zürichsee bis ins 20. Jh. immer noch grosser Beliebtheit. An anderen Orten wurde er durch den RieslingxSylvaner verdrängt.

Rote Sorten

Unter den roten Trauben war sehr früh der Blauburgunder mit vielen Spielarten bekannt. Als Klebroth, Klävner, Clevner, Pinoz oder unter dem französischen Synonym Savagnin noir ist er seit dem Mittelalter in der Schweiz weitverbreitet. Andere Rotweinsorten wurden nur sehr lokal angebaut und fanden keine grössere Verbreitung.

Dank

Dieser Eintrag über den Grenchner Weinbau basiert auf der Ausstellung "Gretulozuzi" Geschichte des Weinbaus in Grenchen, die vom 27. April 2007 bis 28. September 2007 im Kultur-Historischen Museum Grenchen statt findet. Ein grosses Dankeschön gebührt folgenden Personen und Institutionen, die durch ihre Mitarbeit zur Realisierung der Darstellung beigetragen haben:

  • Fred Fischer, Chäsi, Grenchen
  • Roland Gasser, Produzent DVD, Balsthal
  • Peter Gassler, Bäckerei, Grenchen
  • Roland Guex, Metzgerei, Grenchen
  • René Inderkummen, Museums-Gesellschaft Grenchen
  • Manfred Kliegl, Weinbauer, Grenchen
  • Hans Kohler, Heimatsammlung Grenchen, Grenchen
  • Heidi Lüdi, Konservatorin, Rebbau-Museum am Bielersee "Hof", Ligerz
  • Isabelle Sieber, Ausstellungsgestaltung, Leuzigen
  • Urs Siegrist, Sozialpädagoge und Weinbauer, Grenchen
  • Lukas Walter, Stiftung Museum, Grenchen
  • Rainer W. Walter, Grenchen
  • Burgerbibliothek Bern
  • Rebbau-Museum am Bielersee "Hof", Ligerz
  • Staatsarchiv Solothurn
  • Stadtarchiv Grenchen
  • Universitätsbibliothek Bern, Zentralbibliothek

Literaturverzeichnis

Karten, Pläne

  • Topographischer Atlas der Schweiz, Genannt "Siegfriedkarte". Blatt 123 Grenchen, Erstausgabe 1874, Nachträge 1885, 1891, 1902, 1910, Massstab 1:25'000
  • Klimaatlas der Schweiz. Hrsg.: Schweizerische Meteorologische Anstalt = Atlas climatologique de la Suisse éd.: Institut suisse de météorologie = Atlante climatologico della Svizzera ed.: Istituto svizzero di meteorologia. Gesamtleitung: Walter Kirchhofer, Wabern : Verl. des Bundesamtes für Landestopographie, 1982- Mappe, Ill. ; 34 cm
  • Uebersichtsplan der Gemeinde Grenchen aufgenommen durch K. Feller, 1866-70. Massstab 1:10'000 Planslg. Staatsarchiv Solothurn
  • Plan von Grenchen vor dem Jahre 1900. Rekonstruiert von der Bauverwaltung Grenchen, im Dez. 1939. Ohne Massstab-Angabe.
  • Geometrischer Plan über die Bachtalen und der daran liegenden Güter. Von Geometer J.U. Walker. Ca. 1830, Orig. 47 cm x 36 cm Planslg. Staatsarchiv Solothurn
  • Zehnt-Pläne des Stifts St. Ursen: Pläne der zehntpflichtigen Güter in Grenchen. Pläne Nr. 11, 12, 13, 14. ca. 1820. Planslg. Staatsarchiv Solothurn.
  • Katastervermessung Grenchen Blatt 82: Neue Zelg von K. Feller, Geometer. ca. 1860-70 mit Eintragungen bis ca. 1925. Massstab 1:1000. Planslg. Staatsarchiv Solothurn.
  • Plan des Bâtiments et terres de l'Institution Breidenstein à Granges, Ct. de Soleure. Ca. 1865.

Monographien, Zeitschriften

  • Aeberhard, Marcel: Geschichte der alten Traubensorten. Ein historisch-ampelographischer Rückblick. Solothurn: Aarcadia 2005. 256 S., ill., Bibliografie S. 250-256. ISBN:3-908579-04-X
  • Angelrath, Heinz: Berner Weinbüchlein. Mit Beiträgen von Gottlieb Kurz und Alfred Stettler. Münsingen: Fischer, 1985. - 112 S., ill.
  • Bärtsch, Albert: Von der Rebe zur Traube. Rebkunde, Winzerregeln, Illustrationen. Wädenswil: Verlag Stutz Druck, 1999. - 88 S., ill.
  • Das Buch vom Grenchner Wein. Weinetiketten und Textbeiträge. Etiketten von Urs Dickerhof, Walter Emch, Urs Flury, Rolf Iseli, Marcel Niederhauser, Cuno Röthlisberger, Robert Schüll und Peter Travaglini. Texte von Gerald Lechner, Rainer W. Walter, Hans Kaufmann und Walter Emch. Grenchen: Galerie Toni Brechbühl, 1976. - 21 S., ill. Auflage 200 nummerierte und signierte Exemplare
  • Duttweiler, Georges: Schweizer Weine. Ein Buch über die edlen Gewächse aus allen schweizerischen Weinbaukantonen, deren Bereitung und Genuss. Basel: Pharos, 1977. - 269 S., ill.
  • Eggenberger, Walter und Joachim Liennert: Lexikon des Schweizer Weins. Aarau: AT Verlag / Mondo Verlag, 1996. 215 S., ill. ISBN 2-88168-649-4
  • Engel-Schmidlin, R.: Der bernische Rebbau am Bielersee zur Zeit der Blüte-Periode der oekonomischen Gesellschaft. Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde, Jg. 1948, H. 1, S. 19-26
  • Johnson, Hugh: Weingeschichte. Deutsch von Wolfgang Kissel. Bern: Hallwag, 1990. 480 S., ill., Bibliografie. ISBN 3-444-10370-0
  • Kaufmann, Hans. Semper Curiosus. Grenchen: Literarische Gesellschaft, 1984. - 196 S., ill
  • Kohler, Hans: Damals in Grenchen. Seltene Lithos, Ansichtskarten, Fotos und Dokumente aus meiner Heimatsammlung. Grenchen: Hans Kohler, 2005. - 256 S., ill.
  • Kohler, Hans: Grenchen in alter Zeit. Grenchen: Hans Kohler, 1990. - 234 S., ill.
  • Kohler, Hans: Gruss aus Grenchen. Alte Fotos, Dokumente und Ansichtskarten aus der Sammlung Hans Kohler. Grenchen: Literarische Ges., 1985
  • Kurz, Gottlieb: Die alten Berner und der Wein. Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde Jg. 1968, H. 1, S. 22-29.
  • Lorey, Elmar M.: Die Weinapotheke, Amüsantes, Kurioses und Wissenswertes aus alten Arzneibüchern und Chroniken. 2. erg. und erw. Auflage Bern: Hallwag, 1997.- 188 S., ill. ISBN 3-444-10464-2
  • Markwalder, Hans: Das Rebgut der Stadt Bern am Bielersee. Bern: Haupt, 1946. - 164 S., ill., Tab.
  • Meyer, Thomas, und Martin Sieber: Höhen- und Sturzflüge in den Anfängen der Alkohologie. (Forel Klinik Ellikon a.d. Thur, Bulletin Nr. 4,2004) 52 S., Tab., Fig., Bibliogr.
  • Pfister, Christian: Im Strom der Modernisierung : Bevölkerung, Wirtschaft und Umwelt im Kanton Bern, 1700-1914. Bern [etc.] : Verlag Paul Haupt, 1995. 453 S., Taf. : Ill. ; 24 cm SA aus: Geschichte des Kantons Bern seit 1798 ; Bd. 4
  • Pfister, Christian: Klimageschichte der Schweiz 1525-1860 : das Klima der Schweiz von 1525-1860 und seine Bedeutung in der Geschichte von Bevölkerung und Landwirtschaft. (Academica helvetica) 3., durchges. Aufl. Bern [etc.] : Verlag Paul Haupt, 1988 184, 163 S., Tab. : graph. Darst. ; 29 cm
  • Rochaix, Michel, und Fernand Rausser: Unsere Reben - unser Wein. Konzeption Michel Rochaix, Fotos Fernand Rausser. Lausanne: Mondo, 1977. - 156 S., ill.
  • Schild, Franz Josef: Dr Grossätti us em Leberberg. Ausgewählte Werke in drei Teilen. Neu hrsg. von Leo Altermatt. Solothurn: Vogt-Schild, 1960. - 501 S.
  • Schlegel, Walter: Der Weinbau in der Schweiz. (Erdwissenschaftliche Forschung. Band VI) Wiesbaden: Franz Steiner, 1973. 257 S., ill., Tab., Falttafeln, Bibliografie.
  • Schweizer Rebbau - Schweizer Wein. Hrsg. Von Niklaus Flüeler. Zürich: Ex Libris, 1980. - 320 S., ill.
  • Schweizer Weinatlas. Walter Eggenberger, Markus Fürstenberger u.a. Basel: Pharos, 1975. - 216 S., ill. ISBN 3-7230-0183-1
  • Schweizerisches Idiotikon : Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Ges. auf Veranstaltung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes bearb. von Friedrich Staub und Ludwig Tobler [et al.] Frauenfeld : Huber, 1881- Bd. 1-
  • Strub, Werner: Heimatbuch Grenchen. Die vergangenen Jahrhunderte bis in die Gegenwart dargestellt von Werner Strub. Solothurn: Vogt-Schild, 1949. - XVI, 758 S., ill,

Quellen

  • Text von Alfred Fasnacht
  • Strub, Werner: Heimatbuch Grenchen, Solothurn: Vogt-Schild, 1949.
  • Kaufmann, Hans: Semper Curiosus. Grenchen: Literarische Gesellschaft, 1995.
  • Markwalder, Hans: Das Rebgut der Stadt Bern am Bielersee. Bern, 1946.
  • Walter, Rainer W: Als Gotthelf den Dorbach ausgerechnet nach Grenchen schickte.
  • Grund- und Hypothekenbücher Grenchen 1824-1876. Staatsarchiv Solothurn
  • Katastervermessung Grenchen Blatt 82: Neue Zelg von K. Feller, Geometer. ca. 1860- 70 mit Eintragungen bis ca. 1925. Massstab 1:1000. Staatsarchiv Solothurn.
  • Geometrischer Plan über die Bachtalen und der daran liegenden Güter. Von Geometer J.U. Walker. Ca. 1830, Orig. 47 cm x 36 cm. Staatsarchiv Solothurn
  • Zehnt-Pläne des Stifts St. Ursen: Pläne der zehntpflichtigen Güter in Grenchen. Pläne Nr. 11, 12, 13, 14. ca. 1820. Staatsarchiv Solothurn.