Wasserversorgung

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Rolle des Grenchenbergtunnels[Bearbeiten]

Erdbeben 1913[Bearbeiten]

Tunnelbau: Massive Wassereinbrüche im Grenchenbergtunnel.
Grotte im Grenchenbergtunnel.

In der zweiten Hälfte des Monats Januar 1913 wurde beim Bau des Grenchenbergtunnels die Dorfbachquelle angebohrt. Das Wasser stürzte mit 3000 bis 5000 Minutenliter wuchtig in den Tunnel. Aus dieser Quelle stammte der grösste Teil des Trinkwassers der Gemeinde Grenchen. Am 15. Januar 1913 lieferten die Dorfbach- und Limmersmattquelle zusammen 120 Sekundenliter; am 1. März waren es nur noch 8,5 Sekundenliter und am 4. März schliesslich war die Dorfbachquelle vollständig versiegt. Die Bauherrschaft der Lengnau-Münster-Bahn war dank verschiedener Gutachten auf mögliche Wassereinbrüche vorbereitet. Doch wurden die schlimmsten Erwartungen von der Wirklichkeit bedeutend übertroffen. Oberingenieur Custer berechnete später, dass von Januar 1913 bis im Juni des gleichen Jahres 6 Millionen Tonnen Wasser aus dem Bergesinnern geflossen waren. Diese Menge entspricht einem Gewicht von 6 Millionen Tonnen! Bedingt durch den gewaltigen Gewichtsverlust des Grenchenbergs entstanden neue geologische Gegebenheiten. Nicht weniger als drei Erdbeben wurden im Verlaufe des Jahres 1913 in Grenchen verspürt. Diese Erschütterungen waren derart stark, dass am Hang spielende Kinder umgeworfen wurden und Gegenstände in den Wohnungen zu Boden fielen.

Wassereinbruch 1913[Bearbeiten]

Nach dem grossen Wassereinbruch von 1913 reagierte die Bauherrschaft rasch. Dem Schlussbericht von 1917 ist zu entnehmen: „Nachdem erstmals das fehlende Trinkwasser durch eine elektrisch betriebene Pumpanlage aus dem Tunnelinnern dem bestehenden Röhrennetz zugeführt und den betroffenen Wasserwerkbesitzern elektrische Ersatzkraft zur Verfügung gestellt worden war, beabsichtigten wir, durch Anlage einer provisorischen Wasserkraftanlage den kostspieligen elektrischen Pumpbetrieb zu ersetzen.“ Gegen dieses Vorhaben machte sich aus verschiedensten Gründen Widerstand bemerkbar. Der Kanton Solothurn beispielsweise setzte seine Auffassung, wonach der Tunnelbach öffentliches Gewässer sei, durch. In einer Übereinkunft konnten aber im Jahre 1914 sämtliche strittigen Punkte am Verhandlungstisch geklärt werden.

Zwischen Tunnelkilometer 1,325 und 1,955 wurden in der Folge 20 verschiedene Quellfassungen erbaut. Im Schlussbericht zum Tunnelbau lesen wir: „ Diese vom Tunnel abgeschlossenen Quellfassungen wurden als eigentliche Brunnstuben hinter den Tunnelwiderlagern erstellt und mit Über- und Leerläufen versehen und ergaben eine Trinkwassermenge, die zwischen 50 und 75 Sekundenlitern schwankt.“

In der Folge wurde Grenchen in drei Druckzonen[1] aufgeteilt: Die Hochzone mit dem Reservoir Tuffgrube, die Mittelzone mit dem Reservoir Schmelzi und schliesslich die Niederdruckzone mit dem Reservoir Burgweg.

Vergangenheit[Bearbeiten]

Verkauf der Wasserversorgung 1903[Bearbeiten]

Am 29. April 1903 genehmigte die Gemeindeversammlung einen Vertrag mit der Bürgergemeinde. In diesem konnte der Kauf des Wassers der Dorfbach- und der Limmersmattquelle durch die Einwohnergemeinde Grenchen geregelt werden. Damit wurde die Voraussetzung geschaffen, in Grenchen erstmals eine einheitliche Wasserversorgung aufzubauen. Die Bürgergemeinde erhielt bei Vertragsabschluss eine Entschädigung von 10'000 Franken ausbezahlt. Zusätzlich bekam sie den zeitlich unbeschränkten Anspruch auf einen Viertel des Reingewinns der Wasserversorgung. 1925 wurden die Zahlungen an die Bürgergemeinde eingestellt, weil sich der Gemeinderat auf den Standpunkt stellte, das Wasser werde nun ja von der BLS und nicht von der Bürgergemeinde geliefert. In der Folge ging die Bürgergemeinde vor Gericht, und 1934 entschied das Bundesgericht, dass die Einwohnergemeinde der Bürgergemeinde 150'000 Franken bezahlen müsse.

Ingenieur J.G. Peter aus Zürich verfasste den Plan zum Bau der Wasserversorgung Grenchens. Die Realisierung dieses Projektes kam auf 130'000 Franken zu stehen. Am Eusebiustag,15. Dezember 1903 konnte die Wasserversorgung in Betrieb genommen. Damals waren genau hundert Abonnenten an der gemeinsamen öffentlichen Wasserversorgung angeschlossen.

Die Dorfbachquelle lieferte bei niedrigem Wasserstand 30 und bei mittlerem 50 Sekundenliter. Im Jahre 1905 wurde das Hydrantennetz bis nach Staad erweitert, womit das gesamte Gemeindegebiet an der Wasserversorgung angeschlossen war.

Wasserversorgung im 16. Jahrhundert[Bearbeiten]

Spuren einer Wasserversorgung sind bereits im 16. Jahrhundert nachweisbar. Einzelne Dorfbrunnen dienten den Bewohnern in der unmittelbaren Umgebung der Quellen als Wasserlieferanten. Mit dem Wachsen der Gemeinde entstanden weitere Brunnengenossenschaften wie beispielsweise jene der Kirchstrasse, Landstrasse, Schmelzi, Oelematte, Unterdorf, Sandhubel (heute: Quartierstrasse). An der Käppeli-Brunnengesellschaft waren 28 Anschlüsse am Geissweg (heute: Bettlachstrasse) beteiligt. Die Gemeinde kaufte verschiedene Brunnenrechte. Unter anderem auch 1893 in der Dählen, von wo aus das Gemeindehaus und die Schulhäuser mit Wasser versorgt wurden. Diese Installationen kosteten damals den stolzen Preis von 6'600 Franken. 1901 – zwei Jahre vor Inbetriebnahme der Wasserversorgung – wurden im Netz der Unterdorf-Brunnengenossenschaft sechs Unterflurhydranten eingebaut. Diese bewährten sich beim Brand der Dorfschmiede.

Wasser für die Grenchenberge[Bearbeiten]

Bereits 1894 wurde ein Plan für eine Fassung der Quelle in der Schwelli ausgearbeitet. Man befürchtete, das Wasser könne des geringen Wasserstandes wegen nicht auf Obergrenchenberg befördert werden. Das 1903 ausgearbeitete Projekt für die Wasserversorgung des Ober- und Untergrenchenberges brachte die Lösung, in dem zwei Wassersäulen-Maschinen eingesetzt wurden. Die Maschinen verursachten nur geringen Wartungsaufwand. Die Kosten beliefen sich auf 18'000 Franken woran Bund und Kanton je 25 Prozent leisteten. Die eigentliche Wasserversorgung des Ober- und Untergrenchenberges kostete 21'523 Franken.

Gruppenwasserversorgung seit 1962[Bearbeiten]

Nach wie vor stammt der grösste Teil des Grenchner Wassers aus dem Tunnel. Doch auf diese Quellen allein mochte sich Grenchen nicht verlassen und suchte im Wasseramt ein zweites „Wasser-Standbein“.

Am 21. Dezember 1955 genehmigten die Stimmberechtigten an der Urne einen Kredit von 10 Mio. Franken zum Bau der Grundwasserfassungen in Recherswil und Obergerlafingen, den Ausbau des örtlichen Wasserleitungsnetzes und schliesslich den Bau eines neuen Werkgebäudes für das Gas- und Wasserwerk. Verschiedene Gemeinden des Wasseramtes und des Bucheggberges schlossen sich der Gruppenwasserversorgung an. 1966 bewilligte die Gemeindeversammlung die Kredite für den Landkauf und den Bau eines weiteren Pumpwerkes in Kyburg. Dieses Werk wurde am 15. Dezember (Eusebiustag) 1975 – auf den Tag genau 72 Jahre nachdem die Wasserversorgung „ans Netz ging“ – in Betrieb genommen.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Wasserversorgung Grenchen, Plan der Druckzonen

Quellen[Bearbeiten]