Technica

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Technica
Schmelzistrasse
Sonderwerkzeugmaschinenbau
Gegründet: 1941

Die Gründung

Die Technica wurde im Jahre 1941 gegründet. Aus der damaligen Waffenfabrik in Solothurn wurden gewisse Produkte herausgelöst und in Grenchen am nachmalig langjährigen Standort in der Schmelzi weiterproduziert. Der zweite Weltkrieg stand kurz bevor und Waffen und Munition waren überall sehr gefragt. Die Schweiz mit der bewaffneten Neutralität, eine Insel umgeben von den Achsenmächten und den Alliierten, war ein gefragtes Land im Zusammenhang mit guten und weniger guten Diensten. So erklärt sich, dass im Neuling Technica zuerst nicht Werkzeugmaschinen sondern Munitionsbestandteile (Zeitzünder) hergestellt wurden. Der alliierten Kriegsgeneralität war bald einmal bekannt, dass ein grosser Teil der von Technica gefertigten Zeitzünder im dritten Reich Verwendung fand. So geriet das junge Unternehmen auf eine schwarze Liste. Das Ende des Zweiten Weltkrieges dürfte daher auch bei Technica für Aufatmen gesorgt haben. Wer weiss, was alles noch passiert wäre.

Von Anfang an wurde die Firma als AG innerhalb der damaligen Ebauches SA (mit Sitz in Neuenburg) geführt. Diese Eingliederung gewährte den Übergang in zivile Produktionssparten.

Der Tätigkeitsbereich beschränkte sich anfänglich auf Produkte welche nicht direkt mit der Uhrenindustrie zusammen hingen. So wurden u.a. Stanzwerkzeuge für die Firma ASSA (heute ETA) gefertigt um damit die patentierten vierzackigen Reissnägel in riesigen Stückzahlen auszustanzen. Dergleichen wurden auch Werkzeuge für die Herstellung von Seegerringen hergestellt.

Der Aufschwung

Der generelle wirtschaftliche Höhenflug nahm nach Ende des zweiten Weltkrieges ungeahnte Formen an, wobei auch die junge Technica am Aufschwung teilhaben konnte. 1944, 3 Jahre nach der Gründung wurde in der Person von Herrn Hugo Fluri ein Fabrikationschef eingestellt, welcher bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1983 (ab 1972 technischer Direktor) die Firma im technischen Bereich wie kein anderer prägte. 5 Jahre nach der Gründung musste die kaufmännische Seite besser aufgestellt werden. Mit Herrn Hans Kronenberg als kaufmännischer Direktor wurde der Grundstein gelegt, aus dem bald ein erfolgreiches, globales mittelgrosses Unternehmen hervorging. Schon Mitte der 40er Jahre konnten ca. 60 Personen beschäftigt werden.

Die dunkeln und engen Arbeitsplätzen aus den 40er Jahren genügten der aufstrebenden Firma nicht mehr und sie musste gezwungenermassen in Neubauten investieren. Dies dauerte bis in die 70er Jahre an.

Der Übergang der Produktion von Massenteilen und Stanzwerkzeugen zur Herstellung von Maschinen, vorerst vorwiegend für die Uhrenindustrie, erfolgte fliessend.

Die ersten von Technica hergestellten Maschinen fanden u.a. zum Polieren von Uhrenschrauben-Köpfen Verwendung: Die sog. Flachpoliermaschinen, auch Blaqueusen genannt. Weiter fanden spezielle Flachschleifmaschinen zur Stanzwerkzeug-Bearbeitung immer grösseren Anklang. Oder die AS75, eine kleine Stanzmaschine vor allem für ASSA gefertigt. Auch eine Bandschneide- Maschine wurde ins Programm aufgenommen. Von diesen Maschinen waren etlich z.B. bei BASF in Ludwigshafen zum Schneiden von Tonbändern im Einsatz. Zusätzlich wurde das Sortiment mit Klein-Stichfräsmaschinen erweitert.

Die Entwicklung ging rasant voran und so entschloss sich Technica aus der ehemaligen Waffenfabrik in Solothurn ein Produkt (Patent) heraus zu kaufen, welches bis zum heutigen Tag und sicher noch weit darüber hinaus auf dem Weltmarkt gefragt ist. Es handelt sich um die Zentrumsschleif-Maschine kurz ZSM. Mit dieser Maschine werden, wie es die Bezeichnung sagt, Zentren mit einer Genauigkeit im 1/1000 mm Bereich rund geschliffen (d.h. es werden die Zentrierbohrungen geschliffen, welche die Folgeoperation, das Rundschleifen in höchster Präzision, beeinflussen. Das Zentrumschleifen bildet die Basis zur Herstellung von Wellen mit minimalen Rundheitstoleranzen im 1/10'000 mm Bereich [1] ). Was man damals nicht wusste ist heute bewiesen: Dieser Maschinentyp ist das einzige Erzeugnis von Technica, welches seit Produktionsbeginn in praktisch unveränderter Form auf dem Markt ist.

Im Sog der fortschreitenden wirtschaftlichen Entwicklungen wurden bei Technica auch Werkzeuge gefertigt, die sich auf dem Markt ebenfalls behaupten konnten. Dabei handelte es sich um Präzisions-Innenmessgeräte, Reibahlen, Modulfräser usw.

Einen grossen Meilenstein wurde Anfang der 50er Jahre mit der Herstellung von Aufbau- und Rundtakt-Maschinen gesetzt. Diese Produkte, im Laufe der Jahre immer aufwändiger und grösser, trugen hauptsächlich zu den durchschlagenden Verkaufserfolgen und somit zu den positiven Jahresbilanzen bei. Da dieses Baukastensystem grossen Anklang fand, war es für Technica interessant, einzelne Elemente wie Bohr-und Fräseinheiten mit den dazugehörigen Rundschalttischen den Kunden verkaufen zu können. Von der allgemeiner Teileproduktion über die optische Industrie, Rüstung, chirurgische Produkte bis hin zum Hauptabnehmer der Autoindustrie, waren und sind Technica-Sonder-Werkzeugmaschinen auf allen Kontinenten anzutreffen. So wurde es ein Muss, Auslands-Vertretungen einzurichten um entsprechend den Verkaufserfolgen in den einzelnen Ländern präsent zu sein. Es ist naheliegend, dass Technica in Deutschland das dichteste Verkaufsnetz hatte, da ein grosser Anteil der Maschinen dorthin geliefert wurde.

Übernahme der Firma Lambert

Das Jahr 1972 brachte Technica, durch die Uebernahme der Firma Lambert an der Sportstrasse in Grenchen, eine zusätzliche Erweiterung der Produktpalette. So konnten unter dem gleichen Dach auch Abwälzfräsmaschinen zur Herstellung von Zahnrädern, sowie Gewinde- und Schneckenfräsmaschinen hergestellt werden.

Die Zentrumsschleif-Maschinen

Das Präzisions-Zentrumschleifen wurde immer gefragter, so dass die Standard ZSM in der vorhandenen Baugrösse oft nicht mehr den Anforderungen genügte. In der Folge wurde ein Zwischenprodukt entwickelt. Diese ZSM, auch Jumbo genannt, kam dann allerdings nur in einer Stückzahl von 4 Maschinen auf den Markt. Bald zeigte sich, dass das vertikale Beladen der Maschine mit schweren Wellen ein zu grosser Nachteil war. So kam es zum Bau einer komplett anderen Zentrumsschleif-Maschine, die zwar noch das gleiche Schleifprinzip aufwies, aber im technischen Aufbau ganz anders war. Im Jahre 1973 entstand der Prototyp als Handmaschine und wurde nach Polen geliefert. Die Horizontale Zentrumschleif-Maschine (HZSM) ist entstanden. Zwischen den Längen von 1.2 bis 5m wurde alles angeboten. Ob handbedient oder CNC gesteuert, und für leichte oder schwere Werkstücke bis 3 Tonnen. Die Kundenwünsche konnten so weitgehend abgedeckt werden.

Bis 1977 wurde immerhin 1000 Zentrumschleifmaschinen ausgeliefert. Die HZSM erriecht ihr Produktionsende mit gerade nur 25 ausgelieferten Maschinen.

Das Rad der Zeit bewegte sich immer schneller. Die Rundtakt-Maschinen verwandelten sich immer mehr zu Fabrikations-Zentren, und die Kunden wünschten 30 und mehr möglichen Bearbeitungs-Schritte. So wurden schon in der 2.Hälfte der 70er Jahre anstelle von runden, Maschinen in Längsanordnung verkauft. Die 2 grössten mit 4 Bearbeitungstischen wurden an die Firma Grundig nach Nürnberg geliefert.

Die Durststrecke

Die erste grosse Durststrecke bei Technica zeichnete sich Mitte der 70er Jahre ab. Während der Uhrenkrise wurde auch Technica nicht verschont. Durch die Vorwärtsstrategie des Duos Fluri / Kronenberg kam die Firma heil über die Runden. Nach einem gewissen Durchhänger füllten sich die Auftragsbücher wieder. Im Jahre 1983, in einer nächsten Phase der soliden Geschäftsentwicklung wurde zum Jahresende ein Führungswechsel vollzogen. Die Herren Kronenberg und Fluri übergaben die Leitung den Herren Obrecht und Strasser.

SMH Engineering

Nach wenigen Jahren verdüsterte sich die wirtschaftliche Situation des Unternehmens abermals, hervorgerufen durch grosse Umbaugerüchte innerhalb des ganzen SMH Konzerns. Die Bestätigung, dass ein Wandel im Gange sei, liess nicht mehr lange auf sich warten. Die beiden Uhrendachorganisationen ASUAG und SSIH wurden durch Nicolas Hayek in die SMH integriert. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Technica und führte zu einer neuen Namensgebung. Aus Technica wurde SMH Engineering. Ab 1988 war es dann soweit. Umstrukturierungen am laufenden Band waren die Folge. Eine Einsicht hatte sich glücklicherweise durchgesetzt: Die Maschinen behielten den bewährten und angestammten Namen „Technica“.

Wohin steuert das Schiff, wenn die Kapitäne nach kurzer Zeit wieder ausgewechselt werden? Dies war in dieser Zeit die aktuelle Frage der langjährigen Mitarbeiter. Mitte August 1991 bekamen 180 Technica Angestellte die beklemmende Nachricht, dass bis Ende 1992 ein Käufer für die Firma gefunden werden müsste. Andernfalls wird das Kapitel Technica endgültig geschlossen. Der 50. Geburtstag von Technica wurde so zum Trauertag.

Leider war der Maschinen-Verkauf 1991 durch die Turbulenzen der Ausgliederung eingebrochen.

Der Neuanfang

Durch geschäftliche Beziehungen eines Technica Kadermitarbeiters mit einer Firma in Deutschland, bahnte sich eine Lösung an, welche in der Folge umgesetzt werden konnte.

Ab dem 1.März 1992 war die Firma wieder unter dem Namen „Technica AG“ auferstanden. Mit anfangs nur noch 13 Beschäftigten konnte an der Sportstrasse 33 im ehemaligen Gebäude Technica Werk 2 (ex Lambert) die Produktion der Maschinen fortgesetzt werden. Der neue Besitzer, Arnold Müller (AMK) aus Kirchheim unter Teck (D) konnte so gewisse eigene Produkte, wie Antriebsmotoren und Steuerungen, in die Technica Maschinen verbauen. Die Herstellung der Maschinenteile musste allerdings aufgegeben werden, da es sich nicht rechnete. Alles wurde von nun an extern fabriziert. Die Montage der Flach- und der Hartmetallschleifmaschinen wurde ebenfalls aufgegeben. Zum Glück konnte sich die Technica aus einer sich anbahnenden Lethargie befreien und ist gut durch diese Übernahme gekommen. Man konnte wieder vorwärts schauen, auch wenn die erste Zeit harzig verlief.

Die Rundtaktmaschinen

Im Jahr 1985 entwickelte Technica eine Rundtakt-Maschine, welche zukunftsgerichtet mit neuartiger Technik ausgerüstet war. Sie wurde an der EMO in Hannover vorgeführt. Der Erfolg liess jedoch noch einige Jahre auf sich warten. Die Zeit wurde dazu genutzt, die Maschine kontinuierlich zu verbessern. Erst im Jahr 2001 bzw. 2003 gelang der Durchbruch im Verkauf der Rundtakt-Maschinen RT und DV (Direktverriegelung). Gleichzeitig erreichte man eine höhere Produktions-Genauigkeit der gefertigten Teile.

Ein Grossauftrag der Firmen Bosch / Voit in St. Ingbert im Saarland (D) in der Grössenordnung von 10 Mio.Fr. bescherte Technica den erhofften Wiederaufschwung nach der Neugründung. Es handelte sich um die grösste von Technica je gebaute Transferstrasse. Sie diente der Herstellung von Einspritzpumpen für Lastwagen. Die Abmessung von 10 x 25 x 4m mit über 300 CNC-Achsen war für Technica Verhältnisse gigantisch. Beim Bau dieser Maschine konnte auf personelle Unterstützung des Kunden gezählt werden. In der Folge konnte der Personalbestand bis zur Jahrhundertwende auf 42 Personen gesteigert werden.

Die Maschinenindustrie, insbesondere der Sonder-Werkzeugmaschinenbau, ist einem steten Wandel unterworfen. Immer öfters tauchte die Frage auf, dass diese teuren Investitionen vielseitiger einzusetzen sind, d.h. flexibler sein müssen. Schnell im Umrichten auf andere Werkstücke für kleinere Stückzahlen und trotzdem von hoher Masshaltigkeit. Für Zulieferer der Autoindustrie gelten schon seit Jahren ganz besonders enge Kriterien bezüglich Toleranzen und Ausschussquote bei Grossserien von mehreren tausend Teilen. Dieser grossen Herausforderung stellte sich Technica mit neuen Maschinen-Typen. Sie kamen in den vergangenen Jahren in stetiger Verbesserung als Varioflex 250 auf den Markt.

Die Finanzkrise

Die sich anbahnende Finanzkrise in den Jahren 2007/2008 kam auch für Technica ungelegen. Trotzdem konnte man nach schwierigen Monaten die Auftragsbücher beinahe wieder füllen. Dies unabhängig vom hohen Frankenkurs,.

Im Frühjahr 2011 konnte Bruno Meister, als Geschäftsführer erst im dritten Amtsjahr, eine Vorwärtsstrategie zu Papier bringen, welche die Angestellten verblüffte. Mit dem Neubau einer Fabrikationshalle nördlich des bestehenden Komplexes sollte bis 2014 eine mit ca 100 Mitarbeitern moderne Technica entstehen. Im alten Gebäude gab es zugegebenermassen keinen Platz mehr für einen Ausbau.

Innere und vor allem äussere Umstände zwangen die Geschäftsführung bald einmal wieder auf den Boden der Realität.

Das Ende

Leider führte der weitere Verlauf der Ereignisse dazu, dass Technica am 11. Februar des Jahres 2013 in Konkurs gehen musste.

Zwischen 1946 und 1977 wurden tausend ZSM Maschinen verkauft. Bis 2017 waren es mehr als 2500, geliefert in alle Welt. Das einmalige Schleifprinzip, das oft als genial dargestellt wurde, hat zu diesem durchschlagenden Erfolg geführt. Mit dem dreidimensionalen, mechanisch vom Schleifkopf aus gesteuerten Bewegungsablauf, ist das erreichen des 1/1000 mm (1μm) Standard. Ausser der ZSM werden keine Maschinen mehr hergestellt. Es bleiben nur noch die Unterhaltsarbeiten beim Kunden.

ws technica technology gmbh (wstt)

2013, nach dem Konkurs der Firma Technica AG Grenchen, wurde die technica technology gmbh (wstt) gegründet. Firmensitz ist Derendingen, Kanton Solothurn. Weitere Information findet man auf der Homepage der Firma.

Einzelnachweise

  1. Rundschleifen / Zentrumschleifen auf Wikipedia

Quelle

Weblinks