Gemeinnützige Gesellschaft

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Skizzen aus der Geschichte der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen

Vortrag von Rainer W. Walter gehalten am Donnerstag, 11. Mai 2006, um 20.00 Uhr, im Kultur-Historischen Museum Grenchen.

Einleitung

Es handelt sich um eine Skizze

Was hier nachstehend berichtet wird, ist eine sehr unvollständige Skizze. In dieser wird ein Stück Vergangenheit unserer Stadt behandelt. Es ist die Geschichte der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen. Im Verlaufe meines Suchens nach Spuren fand ich, dass die Geschichte der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen eine durchaus spannende ist. Wollte man sie jedoch umfassender aufarbeiten, müssten nun umfangreiche Recherchen vor allem im Staatsarchiv Solothurn angestellt werden. In verschiedenen Berichten der kantonalen Gemeinnützigen Gesellschaft wird nämlich drauf hingewiesen, dass das Staatsarchiv bereits in der Frühzeit der Gesellschaft deren Protokolle und Eingaben aufbewahrt habe. Es ist anzunehmen, dass sich hier noch einiges finden lässt, das für die Darstellung der Vergangenheit der GGG interessant sein müsste. Die hier vorliegende Skizze kann also ohne weiteres erweitert werden und so zu einer Art Grenchner Sozialgeschichte werden, die noch zu erforschen und zu schreiben wäre.

Grundsatz

An den Anfang meiner Ausführungen stelle ich den Grundsatz. Was ist gemeinnützig? Im Buch „Die humanitären und gemeinnützigen Bestrebungen im Kanton Solothurn“ schrieb Dr. Kaufmann – Hartenstein im Jahre 1903:

Weiter als die Wohlfahrt geht die Gemeinnützigkeit. Diese umfasst alle Gebiete der Volkswohlfahrt. Die Wohltätigkeit ist ein vereinzeltes, zeitweiliges Wohltun, wie es durch bestimmte Fälle von Unterstützungsbedürftigkeit, Armut und Elend hervorgerufen wird. Die Gemeinnützigkeit sieht nicht auf den Einzelnen, sondern auf die Gesamtheit des Volkes; sie will Einrichtungen schaffen, welche die sozialen Schäden nach Möglichkeit heben, Not und Elend verhüten und ausgleichen sollen. Die Gemeinnützigkeit hat vor allem vorbeugenden Charakter; sie will die verschiedenen Bevölkerungsklassen durch gemeinsame Arbeit einander näher bringen und die Klassengegensätze mildern.“

Die Geschichte

Die Geschichte der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen lässt sich in drei Abschnitte und einem Zwischenspiel gliedern. Es sind dies:

  • Die Konkordia von 1838 – ca. 1880
  • Die erste GGG von 18931920
  • Zwischenspiel „Gemeindestubenverein“ von 1923/ 241942
  • Die „neue“ GGG von 1942 – heute

Konkordia

In der bereits erwähnten Schrift von 1903 ist zu lesen, dass die „Anfänge gemeinnütziger Tätigkeit“ in Grenchen auf die Zeit zurückgehe, als sich die Uhrenindustrie in der Gemeinde etabliert hatte. Namentlich wurden erwähnt der Arzt Dr. Josef Girard und der Uhrenpionier Urs Schild. Diese Männer gründeten im Jahre 1838 eine Gesellschaft namens „Konkordia“. Dieses Ereignis lag jedoch rund 13 Jahre vor der Einführung der Uhrenindustrie, aber kurz nach Giuseppe Mazzinis Aufenthalt im Bachtelenbad. Ziel der Gruppierung, der 51 Personen angehörten, war es, „die Wohlfahrt des Volkes in intellektueller, moralischer und ökonomischer Beziehung“ zu mehren. Der Gedanke der Wohltätigkeit trat zu Gunsten einer gesamtheitlicheren Betrachtungsweise in den Hintergrund. Die materielle Unterstützung Bedürftiger wurde als selbstverständliche Aufgabe wahrgenommen, doch stand diese nicht mehr allein im Zentrum. Dafür wollten die „Konkordianer“ mit einem alle Bereiche erfassenden Programm das Wohl der Bevölkerung fördern. Es dürfte wahrscheinlich nicht falsch sein, wenn man die Bestrebungen dieser Organisation mit der bekannten Formel „Hilfe zur Selbsthilfe“ umschreibt. Leider ist über die Projekte der Konkordianer“ nichts bekannt. Die kirchlichen und politischen Ereignisse in den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, die als Kulturkampf in die Geschichte eingingen führten dazu, dass im gesellschaftlichen Leben unserer Gemeinde andere Prioritäten gesetzt wurden. Hinzu kam, dass die Gründer und Förderer der „Konkordia“ ausstarben und Nachwuchs war keiner in Sicht. Abschnitt: Die erste GGG 1893 wurde die GGG gegründet . Sofort wurde die Umsetzung erster Projekte an die Hand genommen: - Gründung der Haushaltungsschule Als erstes Ziel nannte die neue Gesellschaft die Gründung einer Koch- und Haushaltungsschule mit dem Zweck „die ältern schulpflichtigen Mädchen zur Leitung des Hauswesens auszubilden.“ Sehr geschickt wurde die Realisierung des Projektes in die Wege geleitet. In einer öffentlichen Veranstaltung referierte Professor Gunzinger aus Solothurn zum Thema, und bereits im Herbst 1894 stand die Organisation mit allem notwendigen Drum und Dran fest. Im November 1894 wurde die Schule eröffnet. 1896 übergab die Gemeinnützige Gesellschaft die Schule der Gemeinde. Einige Jahre später stellte die Gesellschaft zufrieden fest, dass die Schule ihren normalen Gang gehe und sich als ein „überaus segensreiches Institut“ erweise. - Kampf gegen die Kindersterblichkeit Fast gleichzeitig nahm die Gesellschaft den Kampf gegen die Kindersterblichkeit auf. Man vermutete als Hauptursachen: Mangelnde Kenntnis vieler Mütter über Pflege und Ernährung der Kinder und die Frauenarbeit in den Fabriken „und den dieselbe begleitenden Übelständen“. Die Gemeinnützige kaufte mehrere Exemplare der Schrift „Die Pflege der Kinder im ersten Lebensjahr“ von Custer und liess diese durch das Zivilstandsamt verteilen. - Die Gründung des Samaritervereins. Auf Anregung der Gemeinnützigen Gesellschaft wurde im Jahre 1896 der Samariter- Verein Grenchen ins Leben gerufen. Am Anfang des Jahres 1896, noch vor der eigentlichen Vereinsgründung, organisierte die Gemeinnützige Gesellschaft einen ersten Samariterkurs, der ausdrücklich „für Herren“ ausgeschrieben worden war. Der Kurs stand unter der Leitung des Arztes Dr. Ernst Girard, damals noch Spitalarzt in Solothurn und Vorstandsmitglied der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen. Am Kurs, der insgesamt 28 Stunden dauerte, nahmen 28 Männer teil, von denen 22 spontan dem Verein beitreten wollten. Eigentlicher Auslöser für die Gründung des Samaritervereins aber war der Vortrag „Das Samariterwesen“ von Dr. Ernst Girard. 80 Personen besuchten diese Veranstaltung. Angeregt wurde dieser Vortrag durch die Gemeinnützige Gesellschaft Olten – ein Zeichen für die enge Zusammenarbeit einzelner Sektionen. 1887 wurde ein Krankenpflegekurs durchgeführt, der von 45 Frauen besucht wurde. Elf Männer legten noch im gleichen Jahr „den Grundstein“ für den Samariterverein. Es waren dies: Dr. Ernst Girard, Emil Eggimann, Oskar Weingart, Fritz Jaggi, Robert Emch, Benedikt Vögeli, Pfarrer Josef Walker , Walter Schweingruber, Franz Feremutsch und Emil Uebersax. Dieser machte sofort mit Fachvorträgen und dem Errichten von Samariter-Posten von sich reden und genoss „die ungeteilte Sympathie der Bevölkerung und der hiesigen Ärzte“. - Der Sonntag ist ein Ruhetag Das Interessengebiet der Gemeinnützigen Gesellschaft war erstaunlich gross und reichte von der Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit bis zur Garantie des freien Sonntags für junge Leute in Ausbildung. Im November 1891 wurde in Grenchen die gewerbliche Fortbildungsschule gegründet. Die angehenden Berufsleute mussten jeweils am Sonntagmorgen diese Schule besuchen. Gegen diese Regelung und „in Hinsicht auf die Heilighaltung des Sonntags als Ruhetag“ regte die Gemeinnützige Gesellschaft die Verlegung des Unterrichtes auf einen Werktag-Nachmittag und die Abendstunden der Woche an. Tatsächlich gelang es ihr ,den Gemeinderat und die „Prinzipale und Meister“ zu bewegen, diesen Vorschlag anzunehmen und umzusetzen. - Es kam zu keiner Fusion Keinen Erfolg hatte die Gesellschaft dagegen mit einem weiteren Projekt. In Grenchen bestanden offenbar Ende des 19. Jahrhunderts zwei Armenvereine. Die Gesellschaftsmitglieder versuchten diese beiden Organisationen zu vereinigen. Dabei beeilte man sich hinzuzufügen, dass man mit dieser Fusion keineswegs die Kirchgemeinden hindern wolle, ihren verarmten und in Not geratenen Angehörigen zu helfen. Vielmehr bestehe die Absicht, im Armenwesen eine gewisse Vereinheitlichung zu erreichen. - Endlich eine Gemeindebibliothek Noch um die Jahrhundertwende sah die GGG keine Notwendigkeit zur Gründung einer Volksbibliothek. – Im Verlaufe der Diskussionen stellte die Gesellschaft nämlich fest, dass die Bibliothek des Grütlivereins „dem Bedürfnis nach literarischer Speise zu genügen scheint“. Die Volksbibliothek wurde dann trotzdem dank einer anonym überwiesenen finanziellen Zuwendung von Gemeindeammann Robert Luterbacher, er war übrigens aktives Vorstandsmitglied der Gemeinnützigen Gesellschaft, im Jahre 1903 gegründet. Luterbacher bestimmte auch, dass die Benützung der Bibliothek unentgeltlich sein müsse. Hingegen zeichnete die Gemeinnützige Gesellschaft der Schweiz verantwortlich für die Herausgabe der Hefte „Gute Schriften“. Für die erfolgreiche Umsetzung dieses Vorhabens waren die Sektionen von Zürich, Bern und Basel zuständig. Die Hefte wurden bis in jüngerer Zeit zu aussergewöhnlich günstigen Preisen verkauft. Sie sollten die stärkste Waffe im Kampf gegen den Heftli-Schund der Zeit werden. Die GGG entschloss sich, diese Hefte zu unterstützen und unter die Leute zu bringen und richtete mit der Zeit mehrere Verkaufsstellen ein. Diese Reihen förderten das Lesen und vor allem das Lesen guter Literatur. - Und immer wieder gute Vorträge Grossen Erfolg hatte die Gemeinnützige Gesellschaft mit ihren Vorträgen. Die Themen reichten von der Kinder-Ernährung über die Eigerbesteigung durch den Solothurner Apotheker Forster bis Dr. Ernst Girard’s Ausführungen über die Tuberkulose. Der heute leider zu wenig bekannte Bezirks-Lehrer Eberwein, er war zuerst Lehrer am Knabeninstitut Breidenstein im Bachtelenbad, referierte über Gold- und Silber-Währungen. Diese Vorträge waren in Grenchen sehr beliebt und entsprechend gut besucht. Um die Jahrhundertwende beschäftigten sich die Mitglieder der Gemeinnützigen Gesellschaft mit der Frage, ob sie eine sogenannte Volksküche einrichten wolle oder nicht. - In erster Linie Männer Im Jahre 1903 zählte die Gemeinnützige Gesellschaft 73 Mitglieder. Dem Vorstand gehörten an: Präsident: St. Zimmermann, Fabrikant, ; Vizepräsident: E. Obrecht Bürgerammann; Kassier: Adrian Girard, Banker (Sohn des Arztes Dr. Josef Girard); Aktuar: Burkhard Stöcklin, Lehrer; Beisitzer: Joseph Eberwein, Bezirkslehrer (er war ursprünglich Lehrer am berühmten Knabeninstitut Breidenstein im ehemaligen Bachtelenbad und schrieb an einer Grenchner Ortsgeschichte), Ossian Fluri, Lehrer; Dr. Ernst Girard (Neffe von Dr. Josef Girard; Badarzt im Bachtelenbad unter Adolf Boss und Arzt im „Tripoli“): Pfarrer Bernhard Kocher, Robert Luterbacher, Gemeindeammann; Pfarrer Josef Walker. – Nur wenige Grenchner Mitglieder waren 1903 in kantonalen Gremien tätig. Eine Ausnahme machte beispielsweise Bezirkslehrer Joseph Eberwein, der der Aufsichtskommission der „Anstalt für schwachsinnige Kinder in Kriegstetten“ angehörte. Der Grenchner Arzt Ernst Girard war im gleichen Jahre Mitglied der Aufsichtskommission der Solothurnischen Heilstätte für Lungenkranke auf dem Allerheiligenberg. Schliesslich sei der Fabrikant Ernst Obrecht erwähnt, der im Komitee zur Schaffung eines Kantonalen Krankenasyl mitarbeitete. - Wer waren eigentlich die Mitglieder der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen? Sehr aufschlussreich ist in dieser Hinsicht der Bericht, den die kantonale Gesellschaft 1908 zur Generalversammlung herausgegeben hatte. In diesem wurden namentlich alle Mitglieder erwähnt. Die Sektion Grenchen zählte damals genau 200 Mitglieder. Davon waren jedoch nur gerade zehn Frauen. Die Gemeinnützigkeit war zu jener Zeit offensichtlich eine männliche Angelegenheit. Verglichen mit dem Jahre 1903 erlebte die Gemeinnützige in Grenchen einen eigentlichen Mitglieder-Boom. Innerhalb von nur gerade fünf Jahren wurde der Mitgliederbestand mehr als verdoppelt. Die zehn Frauen sollen hier namentlich erwähnt werden: Frau Feller M., Witwe, Wirtin Frau Flury-Leuenberger Lina, Witwe Frau Flury-Gast Thekla, Witwe Frau Girard-Schild, Witwe Frau Girard-Amiet, Dr. sel., Witwe Frau Glauser A., Wirtin Frau Schild-Blaser, M.; Wirtin Frau Uebersax-Baumann, E. Wirtin Frau Vogt Marie, Wirtin Fräulein Wittmer Anna Auffallend ist es, dass die aktiven Frauen in der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen mit einer Ausnahme, welche wohl die Regel bestätigt, entweder Witwen (5) oder Wirtinnen (5) waren! Es dürfte interessant sein, nach den Gründen zu forschen! Der Vorstand zählte 1908 insgesamt elf Mitglieder. Selbstverständlich ausschliesslich Männer! Es waren dies: Präsident: Stephan Zimmermann Vizepräsident: Oberstlt. Ernst Obrecht – Hugi Kassier: Bezirkslehrer Theodor Kuhn Aktuar: Pfarrer Josef Walker Beisitzer: Ossian Flury-von Arx Adrian Girard Dr. Ernst Girard Bezirkslehrer Fritz Iseli Pfarrer Bernhard Kocher Studiert man die Liste der Mitglieder, so stellt man fest, dass vom Wirt und Weinhändler Riba, über Lehrer Albin Stebler bis zum Buchdrucker Arnold Niederhäuser ein repräsentativer Querschnitt der bestimmenden Grenchner Gesellschaft der GGG angehörte. -Kultur und Tourismus In den beiden Jahren 1906 und 1907 konzentrierte die Gemeinnützige Gesellschaft ihre Tätigkeit auf zwei Gebiete: Weil Grenchen keinen Verkehrsverein hatte, nahm sich die Gesellschaft dessen Aufgaben an. Die Tätigkeit der Gesellschaft konzentrierte sich auf jenes Gebiet, das anderswo vom Verkehrsverein bearbeitet wurde. Im Zentrum des Dorfes wurde eine „hübsche, umfriedigte“ Anlage geschaffen (war das der Lindenpark?). Das Vorhaben wurde von der Gemeinde und Privaten unterstützt. Einwohner- und Bürgergemeinde sanierten den Weg durchs Engloch und errichteten bessere Schutzwehren auf der Wandfluh. Und schliesslich stellte die GGG Wegweiser zu den schönsten und interessantesten Punkte der Gemeinde auf. Auf Veranlassung der GGG trat die Gemeinde dem Juraverein bei. Gleichzeitig wurden weitere Ablagen für den Vertrieb der „Guten Schriften“ ins Leben gerufen. Schliesslich konnten diese Hefte an acht verschiedenen Stellen erworben werden. Interessant ist der Umstand, dass die bildende Kunst zu einem Thema wurde. Deshalb wollte die GGG 1907 eine Ausstellung und ein Depot mit „Bilderschmuck fürs Schweizerhaus“ organisieren. Doch der Versuch fiel nicht positiv aus: „... und so eine Zierde des heimischen Herdes anzuregen, fand dermalen noch nicht den erhofften Anklang.“ So ist im Jahresbericht nachzulesen. Sämtliche Mitglieder erhielten eine Broschüre verfasst von alt Bundesrat E. Frey zugestellt. Ihr Titel lautete: „Die Erziehung der schweizerischen Jungmannschaft zur Erfüllung ihrer Bürgerpflichten“. Unschwer ist festzustellen, dass die Einführung des Frauenstimmrechtes noch in weiter Ferne lag. Beinahe nebenbei wird im Mehrjahresbericht erwähnt, dass die Gemeinnützige Gesellschaft den Kindergarten in eigener Regie führt. Als Kindergärtnerin amtete Frau Luise Heutschi-Spitzmüller. - Die GGG arbeitete auch im Kanton und auf Bundesebene Unter dem Patronat der Kantonalen Organisationen standen schwergewichtig die Unterstützung und Finanzierung des Kinderheims für „schwachsinnige Kinder“ in Kriegstetten und die Heilstätte für Lungenkranke auf dem Allerheiligenberg. In diesem Umfeld wurde auch die Frauenliga zur Bekämpfung der Tuberkulose ins Leben gerufen. Die GGG verkaufte jedes Jahr die Pro Juventute Marken. Ein grosses Projekt der Kantonalen Gemeinnützigen Gesellschaft war die Betreuung der „wandernden arbeitssuchenden Wandergesellen“. Im Kanton wurden für diese fünf Anlaufstellen geschaffen und zwar in Solothurn, Balsthal, Olten, Breitenbach und Grenchen. In einem Bericht stellte die kantonale Organisation fest, dass besonders in Krisen- und Notzeiten die Zahl der Wandergesellen zunehmen. Die Gemeinnützige Gesellschaft Grenchen betreute 1906 insgesamt 425 Wandergesellen und brachte dafür 295 Franken auf. Alle fünf Stationen zusammen betreuten 2'270 Personen. Rund 19 Prozent davon in Grenchen. - 1907 waren es 399 „Durchreisende“ oder rund 17 Prozent, die in Grenchen Betreuung fanden. – Später muss es in Grenchen eine weitere Aufnahmestätte gegeben haben. Diese war dem Polizeiposten der Kantonspolizei angegliedert. Ich weiss, dass in den 30er Jahren bis 1942 diese Stelle von meiner Grossmutter, Martha Schwägli, geführt wurde. Die „Vaganten Herberge“ befand sich, wenn ich meinen Erinnerungen trauen kann, in der Umgebung des heutigen Rest. Gärtli resp. Beim seinerzeitigen „Rosengarten“. Das Armenasyl wurde nicht gegründet Die Gemeinnützige Gesellschaft Olten-Gösgen befasste sich nach einem überlegten Referat von Otto Wyser aus Schönenwerd mit der Gründung eines Amenasyls nach dem Vorbild der bernischen Anstalt auf dem Dettenbühl. Kernstück dieses Vorstosses war die Beteiligung der Gemeinden. Vorgesehen war, dass auf je 200 Einwohner ein Anteilschein im Werte von 1000 Franken gezeichnet werden musste. Im Gegenzug erhielt die Gemeinde je Anteilschein eine Option auf einen Platz im Armenasyl. Der Vorschlag wurde 1898 in gedruckter Form in die Gemeinden verschickt. Im Gegensatz zu den Dorf-Gemeinden sollte Grenchen nur auf je 300 Einwohner einen Anteilschein lösen. Nach der Berechnung von Otto Wyser hätte Grenchen somit 16 Anteilscheine erwerben müssen. Dafür hätten 16 Grenchnerinnen oder Grenchner im Asyl Aufnahme finden können. Nirgends fand ich einen Hinweis, dass man sich in der GGG ernsthaft über eine Beteiligung Gedanken gemacht hätte. Nachdem die Idee eines kantonalen Armenasyls vom Tisch war, setzte sich die Gemeinnützige Gesellschaft für den Bau von Altersheimen ein. - Eine Kommission der Gesellschaft übernahm die Schutzaufsicht für entlassene Strafgefangener. Auf kantonaler Ebene wurde die Sonntagsruhe diskutiert und wurde die Alkoholfrage behandelt. Schliesslich darf erwähnt werden, dass die kantonale Organisation die Förderung der Kinder- und Schülerkrankenversicherung postulierte und die Vorarbeiten leistete, damit ein Arbeitsnachweisamt geschaffen werden konnte. - Vor und während des Ersten Weltkrieges 1912/13 konzentrierte sich die GGG auf die Durchführung von Kursen für „die fabrikarbeitende weibliche Bevölkerung“. In erster Linie wurden 1912 zwei Kochkurse angeboten, die jeweils drei Wochen dauerten und von Frau Oberholzer-Schild erteilt wurden. Mehr als 40 Frauen besuchten diese Kurse. – Es folgte ein Flickkurs unter der Leitung der Arbeitslehrerin Marie Schild. Die Kursteilnehmerinnen hatten während zehn Wochen je zwei Kursabende zu absolvieren. Der Erfolg der Kurse war sehr gross, und wenn man bedenkt, dass die Programme sich an berufstätige Frauen wandte, so ist der Einsatz auch der Kursteilnehmerinnen beachtlich. Angeboten wurden 1913 Kleidermachkurse, Weissnäh-, Knabenkleider-, Glätte- und Kochkurse. Im Jahresbericht beklagte sich der Vorstand, dass die Schulkommission lange zögerte, Schulzimmer zur Verfügung zu stellen, weshalb einige Kurse, für welche Anmeldungen vorlagen, leider nicht durchgeführt werden konnten. - Rechtsauskunftsstelle Darüber hinaus hegte man in der „Gemeinnützigen“ grosse Pläne. Man wollte eine Rechtsauskunftsstelle für Kinder- und Frauenschutz ins Leben rufen und liess sich dabei von Pfarrer Hürzeler aus Biel und vom Juristen Markus Wyler aus St. Gallen beraten. Die designierte erste Leiterin dieser Beratungsstelle verliess Grenchen noch bevor die Institution angelaufen war. Ersatz fand man in der Person von Frau Zemp- Wyss. Leider war schon zu viel Zeit verstrichen, so dass die vorgesehene Beratungsstelle 1913 noch nicht eröffnet werden konnte. – Zu Beginn des Weltkrieges konnte die bereits beschlossene Auskunftsstelle für Kinder- und Frauenschutz ihre Tätigkeit aufnehmen. Der Andrang blieb jedoch vorerst noch gering, weshalb diese Stelle die Vermittlung von Mittagstischen für bedürftiger Kinder an die Hand nahm. Dabei arbeitete die Gesellschaft eng mit der Gemeindeverwaltung zusammen. Auf Anhieb konnten für acht Kinder Plätze gefunden werden. - Stadtbild Offenbar gelang es zu jener Zeit der Gemeinnützigen Gesellschaft, die alte grosse Dorflinde bei der röm. - kath. Kirche zu retten und vor ihr eine Ruhebank aufzustellen. Auf Ende des Jahres 1913 trat der Kassier, Pfarrer Joseph Walker von seinem Doppelmandat als Kassier und Aktuar zurück. - Schwere Zeiten gemeinsam meistern Es wurde im Herbst eine Frauenkommission eingesetzt und ihr der Auftrag erteilt, eine Kleiderstube zu eröffnen und zu führen. Zeitungsaufrufe führten dazu, dass zahlreiche Wäsche- und Kleidungsstücke abgegeben wurden, die dann im neuen Schulhaus (Schulhaus II) gelagert und verarbeitet wurden. An drei Abenden pro Woche gingen freiwillige arbeitende Frauen daran, diese textilen Stücke in Stand zu stellen. Gleichzeitig konnten Arbeitnehmerinnen am gleichen Ort ihre eigenen Kleidungsstücke unter Anleitung von Arbeitslehrerinnen und Schneiderinnen flicken. – Die wieder in Stand gestellten Kleidungsstücke wurden an Bedürftige verteilt. Die

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