Der römische Gutshof Breitholz

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Die römische Herrschaft (58 vor bis 406 n. Chr.)[1]

Skizze von Dr. Ernst Müller, Grenchen.
Grundriss
Ausgrabungen.
Modell der Römervilla im Kultur-Historischen Museum Grenchen. Südansicht.
Modell der Römervilla im Kultur-Historischen Museum Grenchen. Ostansicht.
Funde und Rekonstruktionen. Ausgestellt im Kultur-Historischen Museum Grenchen.

Römische Siedlungen in der Region Solothurn-Grenchen

Mit dem Auszug der Helvetier (es sind sicher auch Solothurner darunter gewesen) nach Gallien und der Schlacht bei Bibracteim Jahre 58 v. Chr:. tritt unser Land in die Geschichte ein. Diese Begebenheit endigt mit der Unterwerfung der Helvetier und ihrer Verbündeten durch Rom. In den Stammrollen fanden sich in gallischer Sprache aber griechischer Schrift genaue Angaben über die Kopfzahl der Auswandernden: Darnach waren es 263'000 Helvetier, insgesamt 368'000 Seelen. Die Gesamtzahl der Heimgekehrten betrug noch 110'000 Köpfe.

Um die Posthaltestelle, spätere Festung Solothurn, gruppierten sich die schon bestehenden Dörfer mit ihrer altheimischen keltischen Bevölkerung, die allmählich das römische Wesen annahm, aber sicher nur teilweise. Ausserdem siedelten sich Grossgrundbesitzer, denen vielleicht von Staatswegen Land zugeteilt wurde, in einzelnen Gehöften an, die abseits der eigentlichen Dörfer standen, wie die Villa auf dem Breitholz bei Grenchen. Dass die heutigen Dörfer fortgesetzt bewohnt waren, beweisen die zahlreichen römischen Ruinen, die gerade da stehen, wo heute die Dorfkirche ihren Turm aus saftig grüner Umgebung hervorstreckt: Grenchen, Selzach usw. Also die einheimischen Gallorömer in den Dörfern, die fremden, die Veteranen und Beamten als Herrenbauern nebenaus für sich auf römischem Fiskalland, das ihnen einst zugeteilt wurde, so gestaltet sich das Bild römischer Besiedelung in der Aareebene.

Römische Strassen und Pässe

Die römischen Strassen hatten für jegliche Art von Handel und Wandel, aber auch für die strategische Beherrschung des Landes nicht geringere Bedeutung als heutzutage die Eisenbahnen. Die Strasse von Mailand über den Grossen St. Bernhard nach Mainz nennt auf ihrer schweizerischen Strecke als Station unter andern: Aventiculum (Avenches), Petinesca (Studenberg, südlich von Biel), Salodurum (Solothurn), Augusta Rauracum (Augst). Ostwärts von Petinesca scheint die Strasse zeitweilig auf verschiedenen Linien geführt worden zu sein; denn es sind Spuren sowohl rechts wie auch links der Aare gefunden worden, dort zwischen Büren-Leuzigen und weiterhin gegen Lüsslingen; hier auf der Linie Port-Meinisberg-Altreu. Oberhalb von Solothurn vereinigten sich die,beiden Züge wieder, was einen Aareübergang etwa zehn Minuten oberhalb Solothurn beim Hohberg verlangte, Diese Gegend ist es denn wirklich auch, an welche die kirchliche Tradition jene Römerbrücke hinverlegt, auf welcher St. Urs und Viktor den Martyrertod sollen erlitten haben. Der Zugang zum Fluss ist hier von beiden Seiten eben, der Flussboden nicht felsig und somit für das Einrammen von Pfählen geeignet. Die Römerbrücken unseres Landes waren bekanntlich fast alle aus Holz konstruiert. Unterhalb Solothurn bog die grosse Heeresstrasse aus der Hochebene des Aaretals nach links ab und wandte sich vor Oensingen direkt nordwärts durch die Balsthaler Klus über den obern Hauenstein.

So hat ein Netz von Römerwegen aller Art Berg und Tal durchzogen. Auf den Hauptstrassen kursierte die kaiserliche Reichspost und marschierten aus weiter Ferne die Heere in entlegene Provinzen; bescheidenere Wege vermittelten nur lokalen Verkehr von Ort zu Ort. Als solche Nebenstrasse ist die direkte Verbindung zu nennen, die von Altreu über Grenchen, Allerheiligen, dem Fusse des Ittenbergs entlang über Romont in den Jura führte. Sie hatte mehrfach die den römischen Bergwegen eigene Pflästerung und hiess der Galenweg. Ein weiterer Weg führte dem Jurahang entlang von Solothurn nach Grenchen. So bildete Grenchen zur Römerzeit ein Verkehrszentrum.

Ein Hauptarm führte zwischen Staad und Grenchen durch, teilte sich dann nach Meinisberg und Pieterlen, um einerseits nach Petinesca und anderseits an den Bielersee auszulaufen. Zwischen Staad und Grenchen hiess diese alte Römerstrasse der Därten. Die Gemeinde Grenchen hatte dort das Recht, bevor der Heuet erlaubt war, sechs Züge über alles Privateigentum mähen zu lassen. Dieses Recht gab früher die Gemeinde als Losung dem Weibel, der nie ermangelte, lange Sensenwörbe zu machen und die grössten Mäher anzustellen.

Prof. Dr. Hugi unternahm es um die Mitte des 19. Jahrhunderts, vom Därten aus die Strassenrichtung zu verfolgen. Wo der Därten und der Weg von Grenchen nach Staad sich kreuzen, war eine kleine Anhöhe, sonst war das Land eben. Man muss nun annehmen, dass die Strasse in jener Zeit so angelegt wurde, dass sie bei gewöhnlichem Wasserstand nicht überflutet werden konnte. Nun aber fiel sie stellenweise so; dass sie ebenso tief lag oder sogar tiefer als der Wasserspiegel der Aare. Die sehr bedeutende Erhebung des Aarebettes seit jener Römerzeit ist daher eine unbestreitbare Tatsache; denn beim späteren Wasserstande der Aare hätte sich die Römerstrasse nie aus dem Wasser erhoben. Das Flussbett erhöhte sich durch Schlammbildung nur nach und nach, wozu auch die Emme beitrug. Bei seinen. weitern Untersuchungen fand Dr. Hugi, dass der kleine Därten seiner ganzen Länge nach gewölbt ,;war. Beim ersten Grabversuche stiess er schon nach sechs Zoll Tiefe auf die Römerstrasse und nirgends hatte er mehr als einen Fuss zu graben, um sie zu erreichen. Das Strassenbett war drei bis vier Fuss mächtig. Auch fanden sich Spuren von Ziegelfragmenten vor. Die Strasse am kleinen Därten scheint erst vom Jahre 1375 an (Brand der Brücke bei Altreu) aufgegeben worden zu sein, während die Strasse am grossen Därten, oft mit mehr als sieben Fuss hohen Massen von Moor-, Ton- und Pflanzenerde bedeckt, in das Altertum zurückreicht.

Ein Pass führte von Grenchen und Selzach nach Gänsbrunnen. Auf der Jurahöhe, bei der Weide zum Brüggli wurden römische Ziegel und östlich davon, bei der Ruine Schauenburg, römische Münzen gefunden. Die zahlreichen römischen Funde in jener Gegend lassen erkennen, dass nicht nur im Tale längs des Jurahanges, sondern auch oben auf dem Berge ein starker Pass- und wohl auch Gratverkehr war. Die Judaea-capta-Münze des Vespasian, die unweit der Burg Grenchen gefunden wurde, ist nur eine weitere Bestätigung dafür. Die Pässe wurden zunächst nur im Sommer begangen und zwar von Eilboten, dann aber auch von den Bewohnern der Umgegend. Was die Münzfunde auf den Passhöhen anbetrifft, so gehen diese auf eine bekannte Sitte zurück. Diese Münzen wurden dem Geist des Gebirges als Opfer dargebracht, dessen Macht und Schrecken man auf der Reise hatte kennenlernen.

Siedlung und Wohnung

Was die geographische Verbreitung der römischen Ansiedelungen betrifft, so sind im allgemeinen ihre Spuren auf der schweizerischen Hochebene bedeutend zahlreicher als in den Gebirgsgegenden, und innerhalb der Hochebene sind sie im Westen dichter gestreut als im Osten. Von den deutschschweizerischen Kantonen ist der Aargau weitaus am stärksten vertreten. Aber auch der solothurnische Jurahang war mit einem ganzen Kranz von Villen geschmückt und ein reger Verkehr belebte die Pässe und den Grat dieses Gebirgszuges. So weisen die Dorfnamen mit der Endsilbe «ach» auf römische Ansiedlungen hin. In Grenchen selbst sind zwei römische Gutsbetriebe festzustellen, der eine im Breitholz und der andere an der Jurastrasse. Solche römische Ansiedelungen umfassten ein umfangreiches Areal, das bis 250 ha messen konnte. Die Römerstrasse; die von Staad her führte, grenzte wohl die beiden Güter ab.

Am 27. September 1911 wurde auf dem Breitholz bei Anlass der Errichtung eines Befestigungswerkes durch die Soldaten des Bataillons 50 eine römische Villa mit einigen ihrer Mauerzüge abgedeckt.

Zu finden war nicht viel, denn durch Abschwemmung und Abtragung sowohl durch die atmosphärischen Vorgänge als auch durch Menschenhand war alles bis auf die untersten Teile des Gebäudes verschwunden. Immerhin lag dort eine seltene, vollkommen erhaltene quadratische Platte aus weichem rotem Backstein mit eingesprengten Ziegelstückchen und Kieselsteinchen. Sie ist 60/60 cm gross, 5 cm dick und etwa 40 kg schwer. Es muss eine Türschwellenplatte gewesen sein. Es fanden sich auch sehr viele Reste einer Wandbemalung al fresco. Eine Menge von Falzund Hohlziegeln bekundete, dass das Haus solid gedeckt war. Es war ein Landhaus, wo ein wohlhabender, in römischer Art sich gefallender Landmann seinen Acker bebaute und sein Vieh hegte und pflegte.

Im Mai 1940 legte die Ortswehr Grenchen in Verbindung mit der hiesigen Luftschutzkompagnie auf dem Breitholz einen Schützengraben an. Dabei wurde eine Mauer der römischen Villa freigelegt. Die vor zwei Jahren - gegründete Museums-Gesellschaft nahm hierauf die Ausgrabung der Villa auf dem Breitholz an die Hand. Die Oberaufsicht übte der kantonale Konservator, Prof. Dr. S. Pinösch in Solothurn, aus. Die wissenschaftliche Leitung lag in den Händen von Prof. Dr. R. Laur-Belart, Basel, und Architekt Alban Gerster, Laufen. Die technische Leitung wurde Tiefbautechniker J. Karpf, Holderbank, und Kar! Hürbin, Ausgrabungsleiter von Vindonissa, anvertraut.

Beschreibung, Ausgrabung und Funde 1940/41

Am 21. Oktober 1940 begann die Ausgrabung mit Hilfe von 15 Arbeitslosen. Drei Wochen später war bereits der Grundriss der römischen Villa freigelegt. Es handelt sich um eine römische Villa rustica, d. h. um einen römischen Gutshof mit Landwirtschaftsbetrieb. Unter einer römischen Villa darf man sich keine Villa im heutigen Sinn vorstellen. Die Anlage bestand vielmehr aus einem Landhaus, das dem Eigentümer als Wohnung diente und den Oekonomiegebäuden, d. h. den Ställen und den Scheunen. Bei kleineren, ärmeren Siedelungen diente allerdings schon das Herrenhaus zur Unterbringung von landwirtschaftlichen Geräten, während bei ganz grossen Anlagen das Herrenhaus schloss artigen Charakter aufwies und die Landwirtschaft in separaten Oekonomiegebäuden, in einer grossen, mit einer Mauer umzogenen Hofstatt untergebracht war. Der Gutshof in Grenchen muss zu den kleinen Anlagen gezählt werden.

Ausgegraben wurde ein kleines Herrenhaus von ca. 32/31 m Grundfläche, in prachtvoller Lage auf der Hochfläche des Breitholzes, am Rande gegen das Aaretal. Westlich und nördlich des Gebäudes liegt fruchtbares, ebenes Land, das sich für Ackerbau und Viehzucht vortrefflich eignet. Das Herrenhaus war aus Stein gebaut und gehörte zum Typus der Porticus-Villa mit Eckrisaliten. Um eine grosse Halle von ca. 13/16 m befinden sich ringsum Anbauten, und zwar an drei Ecken vorspringende Räume, sogenannte Risalite, zwischen welchen auf der Süd- und Westseite schmale offene Laubengänge eingesetzt sind. Die Anlage ist im Verlaufe der Jahrhunderte oft umgebaut worden. Die Wohnräume befanden sich in den drei Risaliten, was anhand der gemachten Funde und anhand des Baubefundes leicht nachweisbar ist. Der mittlere Risalit, d. h. derjenige an der Südecke, ist besonders interessant. Da der Untergrund aus fertigem Lehm besteht, war die Trockenlegung des Neubaues sehr schwierig. Die Römer legten unter diesem Eckrisalit Abzugsgräben aus Feldsteinen und da dies wohl nicht genügte und trotzdem noch Feuchtigkeit in den Raum aufstieg, hoben sie bei einer späteren Bauperiode den Boden bedeutend über das ursprüngliche Niveau. Dieser Raum war sehr wahrscheinlich mit einer Heizungsanlage, vielleicht sogar mit einer Badewanne ausgestattet. Die aufgefundenen Reste von Heizröhren und von Hypokaustpfeilern aus gebranntem Ton sprechen für diese Annahme.

Während also die drei Vorbauten und die dazwischenliegenden Lauben dem Eigentümer als Wohnräume dienten, wurden der grosse Zentralraum und die nördlich anschliessenden niederen Räume bereits für die Landwirtschaft verwendet. Der östliche Risalit, der zum Teil schon auf abschüssigem Terrain stand, war mit fünf kräftigen Strebepfeilern versehen, die den Erddruck aufzunehmen hatten. Von Nordosten führte ursprünglich eine breite Türe in diesen Raum hinein, die bei einer späteren Bauperiode zugemauert worden war. Vor den beiden grösseren, südlichen Eckrisaliten befand sich eine kräftige Terrassenstützmauer. Von dieser Terrasse aus oder vom Laubengang zwischen den beiden Risaliten hatte man an windgeschütztem Ort eine prachtvolle Aussicht über das Aaretal.

Das Gebäude war mit einem Ziegeldach überdeckt, dessen Reste sich im Schutt in grossen Mengen nachweisen liessen. Viele kleine Funde, die im Museum Grenchen aufbewahrt werden, sind von grösstem Interesse. Es handelt sich besonders um Keramik, um Geschirrscherben aus gewöhnlichem Ton und aus Terra Sigillata und um eine Münze. Einige Wasserkrüge aus schönem rotem Ton konnten ganz geborgen werden. Nach all diesen Funden ist die Gründung der Siedlung in die zweite Hälfte des ersten Jahrhunderts n. Chr. zu setzen.

Es ist anzunehmen, dass zu diesem Herrenhaus noch kleine Oekonomiegebäude gehörten, die ganz in Holz gebaut waren und deren spärliche Reste, bestehend aus einigen Steinsockeln oder kleinen Fundamentmäuerchen sehr schwierig zu finden sind.

Anfangs März 1941, als die letzten Teile der Villa wieder mit Erde aufgefüllt wurden, stiess man unterhalb der südlichen Portikusmauer auf einen mit grossen, flachen Steinen zugedeckten Kanal, in dem Wasser floss. Nachforschungen ergaben, dass es sich um den Ablauf eines kreisrunden, nach oben sich verjüngenden Brunnenschachtes handelt. Der Schacht wurde sorgfältig ausgeräumt, ausgebessert und aufgebaut. Während das Mauerwerk der Siedlung fast gänzlich abgebrochen und zur Ausbesserung der Wege auf dem Breitholzhügel verwendet wurde, blieben der Brunnenschacht und ein Mauerwinkel erhalten. Auf Kosten der Einwohnergemeinde wurde dort eine öffentliche Anlage mit Ruhebänken und Schattenbäumen erstellt, die nunmehr «Römerplatz» heisst und wozu die Bürgergemeinde das Land gratis zur Verfügung gestellt hatte. Die so entstandene kleine Anlage weist auf die Ausgrabungen des interessanten Typus einer kleinen Villa rustica hin, die mithilft, das Bild von der römischen Provinzialkultur zu erweitern.

Die Knochenreste, die auf dem römischen Gutshofe auf dem Breitholz ausgegraben worden sind, wurden vom zoologischen Museum der Universität Zürich näher bestimmt. Die Untersuchung ergab Knochenreste von 1 Edelhirsch, 1 Hund, 3 Schweinen, 2 Schafen, 3 Rindern und 1 Huhn. Unter den Haustieren fehlen das Pferd und die Ziege, die in den römischen Siedlungen sonst r~gelmässig mit den genannten Arten von Haustieren auftreten. Bei der bescheidenen Menge des Knochenmaterials kann der Zufall das Fehlen von Pferd und Ziege verschulden.

Der Edelhirsch ist nur durch einen einzigen Rest vertreten. Der Hund von Grenchen ist der grösste in römischen Siedlungen der Schweiz aufgefundene. Der grösste Hund, der im Militärlager von Vindonissa aufgefunden worden ist, bleibt wesentlich hinter dem Hunde von Grenchen zurück; dies ergibt sich ohne weiteres aus dem Vergleich der Basallängen der Schädel, 198 gegen 220 mm und der Unterkiefer längen, 171 gegen 185 mm. Die Römer betrieben die Zucht der Hunde sehr erfolgreich; die Mannigfaltigkeit der Formen unter den Funden aus jener Zeit auch in der Schweiz ist deshalb leicht erklärlich. Die Schweinereste stammen von drei männlichen Individuen. Bei den drei vorgefundenen Hauern ist die Spitze abgebrochen, eine Verletzung, wie sie noch heute absichtlich vorgenommen wird, um den Gebrauch der Hauer als Waffe oder auch als Wühlwerkzeug bei Bearbeitung der Stallwände zu beeinflussen. Mit den Römern kam auch das Haushuhn in die Schweiz. Die Katze scheint in Grenchen noch nicht vertreten gewesen zu sein. Neben den Tierresten fanden sich auch Ueberreste von menschlichen Föten.

Die Kosten der Ausgrabung belaufen sich auf Fr. 10'513.-, von denen nahezu 90 Prozent für Arbeitslöhne ausgegeben wurden. Die Einnahmen setzen sich aus dem Beitrag der Schweiz. Römerkommission von Fr. 1'000.-, der 'ihr als Bundesbeitrag pro 1940 zugesprochen wurde, einem staatlichen Beitrag von Fr. 4'000.-, einem Zuschuss der Einwohnergemeinde a fonds perdu von Fr. 500.- und einer Zuwendung der Association pour la Defense des Interets du Jura von Fr. 500.- zusammen. Dazu brachte die [[Museums-Gesellschaft Fr. 1'000.- auf und durch Darlehen und Beiträge aus privater Hand wurde der Rest gedeckt.

Im November 1938 stiess man beim Ausheben einer Grube in der Hofstatt der Frau Witwe Ris-Moser, Ecke Jurastrasse-Maria-Schürerstrasse, auf römische Spuren. Es zeigten sich Ueberreste von Mauern und einem stark verwitterten römischen Boden. Leistenziegel und ein Bodenstück aus Terra Sigillata sind die Funde. Es handelt sich um eine Villa rustica, wofür schon die exponierte Lage spricht.

Die Museums-Gesellschaft Grenchen liess im Februar 1941 an dieser Stelle durch J. Karpf zwei Sondierschnitte ziehen. Der erste, etwa 30 m lange Schnitt ergab nichts als ein Nest römischer Scherben des 2. Jahrhunderts. Im zweiten Schnitt traf man, nur zirka 30 cm unter dem Boden, auf leichte Mauern aus Kalkbruchsteinen und eine dicke Ziegelschicht (Breite eines Ziegels 34 cm). Damit ist der Nachweis erbracht, dass sich auch hier eine römische Siedlung befand, wohl eine zweite Villa innerhalb des Gemeindebannes Grenchen. In der Nähe der FundsteIle tritt eine alte Quelle zutage, die einen leichten Tuffkegel gebildet hat, auf dem die römischen Bauten stehen.

Zu diesen beiden Ansiedelungen gesellten sich noch Niederlassungen von Handwerksleuten, worauf die folgende Fundstätte hinweist: Da wo der Hügel sich gegen das Mösli zu neigen beginnt, südlich der Bielstrasse, verflachten arbeitssame Bauern zur Winterszeit die steilen Hänge gegen die Bielstrasse, um mehr anbaufähiges Land und auch von dieser Seite eine Zufahrt zu erhalten. Bei solchen Arbeiten stiess man im Jahre 1883 auf dem Rand der Böschung auf eine viele Meter lange dicke Mauer, die ungefähr in der Richtung der Landstrasse verlief. Viele Fuder Steine und Ziegelscherben führte man von hier fort. Dr. Franz Joseph Schild liess sie von einem Sachverständigen untersuchen, der sie als römische Ueberreste erkannte.

Beim Bau der römisch-katholischen Kirche stiess man auf feste und dicke Grundmauern, angeblich von einem Heidentempel herrührend.

Römische Wachttürme mit Mauerüberresten finden sich längs des Jura zwischen Grenchen und Olten mehrere, z. B. in der Nähe von Grenchen und Bellach, auf der Balmfluh, zwischen Oberbipp und der Klus.

Römische Münzen

Römische Münzen fand man in Allerheiligen am Galenweg, und zwar: Gallienus (253-268 n. Chr.) und Magnentius (350-353 n. Chr.); auf dem Därten: eine Faustina I. (138-141 n. Chr.), eine Claudius Gothicus (268-270 n. Chr.), Gratianus (367-383 n. Chr.); auf dem Breitholz: ein Caligula (37-41 n. Chr.), Claudius r. (41-54 n. Chr.) und zwei Gallienus (253-268 n. Chr.); bei der alten Kirche: Constantinus I. (306-327 n. Chr.) und Constantinus II. (323-361 n. Chr.). In der Kiesgrube zwischen den beiden Friedhöfen: Erzmünze des Vespasianus (69-79 n. Chr.). Alle diese Münzen sind in der solothurnischen Stadtbibliothek.

Unweit vom Bachtelenbad wurde ein schlecht erhaltenes römisches Mittelerz gefunden und dem Museum Solothurn übergeben. Der Kopf stellt den Kaiser Magnus Maximus dar, der 383-388 regiert hat. Am Fundort führte der römische Galenweg nach Allerheiligen - Romont - Vauffelin). vorbei.

Im Jahre 1924 wurde unweit der mittelalterlichen Burg Grenchen in einem Maulwurfshaufen eine kupferne Münze gefunden, die ein Mittelerz des Kaisers Vespasianus ist und nach der Bezeichnung des Konsulatsjahres in der Zeit von 77 oder 78 n. Chr. geprägt wurde.

Bei der Erstellung der vier aneinander gebauten Wohnhäuser am östlichen Ende der Schild-Rust-Strasse im Jahre 1874 wurden in einer Tiefe von 3-6 m mehrere römische Silbermünzen gefunden. Diese befanden sich lange Zeit im Naturalienkabinett der Bezirksschule, scheinen jedoch verloren gegangen zu sein.

Im Jahre 1938 fand man bei Erstellung eines Zufahrtsweges von der Jurastrasse zur neu erbauten Radiofabrik „Hofrela“ eine römische Münze, und zwar Claudius (41 n. Chr.). Beim Ausgraben des römischen Gutshofes auf dem Breitholz kam als einzige römische Münze Vespasianus (69-79 n. Chr.) zum Vorschein.

Die Funde der römischen Villa rustica von Grenchen-Breitholz und ihre Datierung[2]

Blick auf die Ausgrabungsstätte.
Herr Karpf zeigt den Fund einer Amphore.
Keramikfunde und Rekonstruktionen. Ausgestellt im Kultur-Historischen Museum Grenchen.
Keramikfunde und Rekonstruktionen. Henkelkrüge, vorne links eine Spinnwirtel. Ausgestellt im Kultur-Historischen Museum Grenchen.
Schüssel, verziert mit konzentrischen Kreisen. Ausgestellt im Kultur-Historischen Museum Grenchen.
Fragmente der Wandbemalung. Ausgestellt im Kultur-Historischen Museum Grenchen.
Griff aus Bronze. Ausgestellt im Kultur-Historischen Museum Grenchen.
Wasserleitungen. Hinten Leitungsstück aus Ton, vorne Fragment einer Wasserleitung aus Blei. Ausgestellt im Kultur-Historischen Museum Grenchen.
Römische Bleileitungen: Querschnitte. Das in Grenchen gefundene Fragment einer Bleileitung entspricht der Abbildung rechts, gefaltet und gelötet.

Späte Aufarbeitung

Im Winter 1940/ 41 führte die neu gegründete Museumsgesellschaft Grenchen mit Hilfe des Kantons und der Schweizerischen Römerkommission unter Leitung der Herren Prof. Dr. R. Laur-Belart, Basel, und Dipl.-Arch. A. Gerster, Laufen BJ, ihr erstes grosses Unternehmen durch. Es handelte sich um die Ausgrabung der römischen Villa rustica im Breitholz (LK 1126, 596 350/225 775). Sie dauerte mit wenigen Unterbrüchen vom 21. Oktober bis 15. Dezember. Die teilweise Räumung und Wiedereindeckung erfolgte im Februar 1941.

Trotzdem die Ausgrabung schon ziemlich weit zurückliegt, hat man sie noch nicht veröffentlicht. Kurze Hinweise erschienen in der Urschweiz 5, 1941, 8-12, im Jahrbuch der Schweiz. Gesellschaft für Urgeschichte 32, 1940/41, 133-134, im JsolG 14, 1941,275 und 15, 1942, 185-188.

Anlässlich eines Besuches in Grenchen im Jahre 1944 im Auftrag der Eidg. Zentralstelle für Arbeitsbeschaffung machte ich die Herren Dr. Hermann Hugi und Lehrer Werner Strub auf die Möglichkeit der Fundbearbeitung aufmerksam. Nachdem der Vorstand der Museums-Gesellschaft mit einem provisorischen Projekt einverstanden war, erfolgte am 1. September 1945 die Herausgabe der Funde.

Der allgemeine Eindruck von, der Aufbewahrung war ein guter. Weitaus der Grossteil der Schachteln und Schächtelchen wies Fundnotizzettel auf. Leider stellte ich jedoch an manchen Stellen eine ungewollte Vermengung fest, weil in der langen Zwischenzeit bessere Stücke für Vorträge und ähnliche Veranstaltungen gebraucht worden waren. Auf Grund gut geführter Wochenberichte der örtlichen Leiter Hürbin von Wegenstetten und Karpf von Holderbank-Solothurn konnten indes manche Funde wieder eruiert und lokalisiert werden.

Dieser Umstand zeigt wieder einmal neu, wie notwendig es ist, dass die Grabungsleitung nicht nur auf die momentane Lokalisierung Wert legt, sondern ebenso sehr auf deren Katalogisierung. Die Ausgrabung ist eben mit der Reinigung des Arbeitsplatzes erst halbwegs beendet.

Die Fundverhätnisse

Dank der bereits erwähnten, gut geführten Grabungs- oder Wochenberichte war es möglich, mich in die Fundverhältnisse einzuleben, ohne die eine Charakterisierung der Funde nicht vorgenommen werden kann.

Der Grundriss der Villa rustica vom Breitholz lässt sich an Hand der Wochenberichte folgendermassen knapp beschreiben:

  • Raum 1: Nach Laur (JbSGU 1940/41, 134 oben) war dies die Halle. Die Mauern waren nur in den Fundamenten erhalten. Eine Kulturschicht fehlte völlig. Ziegelfragmente waren nur spärlich vorhanden.
  • Raum 2: Auch dieser Raum war sehr schlecht erhalten. Ziegelreste fanden sich nur im Westteil.
  • Räume 3 und 7: In beiden Räumen, die die Halle beidseitig nach aus sen abschliessen, lag keine Kulturschicht. Beide Räume waren bis auf die Fundamente ausgeraubt.
  • Raum 4: Südostrisalit. Entsprechend seiner Lage stiessen hier die Ausgräber auf eine starke Bauschuttschicht mit sehr vielen Ziegeln, die zum Teil eine Tiefe von 1 m erreichte. Unter dieser Bauschuttschicht zog sich ein brandiger Streifen hin, in und unter welchem eine gut ausgeprägte Kulturschicht mit Hypokauströhrenfragmenten, Wandverputzresten, Teilen von Juramarmorplättchen und Brocken von rotem Mörtelboden lagerte. Hier wurden auch die Kugelamphore, rätische Keramik mit Warzenmuster, eine «Terra sigillata-Schale mit Augendekor» (wahrscheinlich das Töpfchenfragment Fig. 31!) sowie ein rundes «Sockelplättli» gefunden. - Die teilweise gut erhaltenen Mauerruinen waren am Steilhang durch Strebepfeiler verstärkt. An der Südostfront entdeckten die Ausgräber eine später zugemauerte Türschwelle.
  • Raum 4b (Westteil des Raumes 4) : Raum 4 wurde durch eine, anlässlich der Ausgrabung nur noch schlecht erhaltene Trennmauer zweigeteilt. Die Ausbeute war hier bedeutend ärmer als im östlichen Teil, dem eigentlichen Raum 4. Im Raum 4b hoben die Ausgräber eine etwa 1 m lange Bleirohrwasserleitung.
  • Raum 5: Der korridorartige Raum war wahrscheinlich der Portikus. Die Fundverhältnisse glichen jenen der Räume 3 und 7. Südlich dieses Raumes fand sich eine Wasseranlage. Davon unten mehr. Eine an die Südmauer (Aussenseite) angelehnte Feuerstelle dürfte jüngeren Datums sein.
  • Raum 6: Pendant zu Raum 4: Südwestrisalit. Wie im Raum 4 fanden sich auch hier Spuren von zwei Bauperioden. Reste zweier Böden lagen in etwa 1 m Distanz übereinander. Den Zwischenraum füllte eine Bauschuttschicht mit Wandverputzresten, wenig Keramik und einem Schlüsselfragment aus. Hierher gehört unter anderem die Scherbe Fig. 20. - Leider war diese wichtigste Stelle der ganzen Ruine durch eine frühere Grabung gestört.
  • Raum 8: Abtritt? Allerdings wurden keine Fäkalienrückstände fest gestellt.
  • Raum 9: Nordwestrisalit. Er lag grossenteils unter der Strasse. Verhältnismässig wenig Ziegelreste.
  • Wasseranlage : Südlich des Portikus stiessen die Ausgräber auf eine runde Zisterne von 2.3 m Durchmesser, in welche eine Quelle sprudelte und aus welcher ein mit flachen Kalksteinplatten gedeckter Kanal in südlicher Richtung verlief, dessen Mündung mit einem kleinen Tonnengewölbe ausgebaut war. Bei der Zisterne wurde ein Umbau festgestellt. - Terra sigillata-Scherben (Fig. 1), rätische Fragmente (Fig. 33) und bemalte helvetische Scherben (Fig. 27) lagen im Schlamm neben und auf den keilförmigen Tuffsteinen des Tonnengewölbes der Mündung. Auf der Sohle der Zisterne aber lagen unter anderem ein Schneidezahn eines jungen Bären und ein Hauer eines Wildschweines. - Die Zisterne ist nach der Ausgrabung konserviert und die Umgebung zu einem heimeligen Ruheplatz eingerichtet worden.

Versuch einer Datierung der Funde

Die keramischen Funde

  1. Die Terra sigillata: Der Grossteil der Terra sigillata, einer hochrot und klingend hart gebrannten Keramik - auch römischer «Porzellan» genannt - gehört dem 2. Jahrhundert n. Chr. an. Die drei Scherben in Fig. 1 mit dem Eierstab mit Beistrich, den eigenartigen Amphoren, den beiden Hängegirlanden und den zwei verschiedenen Einzelblättchen stammen aus der Werkstatt des Töpfers CIRIUNA, welcher um die Mitte des 2. Jahrhunderts in Heiligenberg bei Strassburg im Elsass töpferte. Eine verwandte Schüsselscherbe stammt aus Eschenz (Garten Moosberger) (vgl. Urner-Astholz, Die römerzeitliche Keramik von Eschenz- Tasgetium, Thurg. Beiträge zur vaterl. Gesch., Heft 78, Taf. 20,3 und S. 59ff.). Ebenfalls aus Heiligenberg stammen die Scherben Fig.2-4, und zwar vielleicht sogar aus der gleichen Werkstatt. Der Löwe zum Beispiel kommt ebenfalls auf Schüsseln des CIRIUNA vor (vgl. Knorr, Die verzierte Terra sigillata - Gefässe von Rottweil, Stuttgart 1907, Taf. 25, 11). Neben diesen abgebildeten Scherben, die alle in die Mitte des 2. Jahrhunderts gehören, figuriert im Fundgut noch ein winziges Fragmentchen (G 1236) mit Perlschnurdekor, im Sinne des Andreaskreuzes, demnach aus der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr., in welche Zeit auch die Fig. 6-8 fallen. Die Fig. 10-12 und 14-17 reichen hingegen über die Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert hinauf. Die Fig. 13, 18 und 19 gehören der 2. Hälfte des 2.Jahrhunderts an, könnten aber zum Teil sogar ins 3. hinaufreichen.
  2. Die Terra sigillata-Imitation: Die lange Zeit als «falsche Sigillata» bezeichnete sigillataähnliche, in der Qualität aber teilweise zurückstehende einheimische Keramik bezeichnen wir heute allgemein als Terrasigillata-lmitation (vgl. hierzu und zu den folgenden Typen W. Drack, Die helvetische Terra sigillata-lmitation des 1. Jahrh. n. Chr., Basel 1945). Die Fig.20-22 lassen sich zeitlich neben die Fig.6 stellen. Schüsseln von der Art der Fig. 23 gehören in neronisch-frühflavische Zeit, das heisst in die Mitte und kurz damach des 1. Jh. (Drack, 1. c., 80, bzw. 94ff.).
  3. Die bemalte helvetische Ware: Noch wenig untersucht ist, aber einmal zusammengestellt zu werden verdiente diese sogenannte «Renaissance»-Keramik der frühen bemalten helvetischen Keramik, welche um die Zeit um Chr. Geburt die Hochblüte erlebte und - allerdings meist in ärmlichen Surrogaten um 100 n. Chr. noch einmal auflebte. Entgegen der Meinung der örtlichen Grabungsleiter (s. Wochenbericht S. 14 f.) gehören nämlich die Scherben Fig. 26 und 27 ans Ende des 1. Jahrhunderts datiert und nicht an den Anfang. Für diese zeitliche Fixierung sprechen nicht zuletzt auch die klaren Fundumstände mitsamt den Beifunden.
  4. Die rätische Ware: Rätische Ware nennt man einen in unserer Gegend in römischen Ruinen sehr viel angetroffenen Keramiktypus, der besonders durch den «metallenen» Überzug hervortritt. Zur rätischen Ware aus Grenchen gehören die Fig.28-35 als Hauptvertreter. Das früheste Beispiel dürfte wohl Fig. 33 darstellen, zwei zusammenfügbare Scherben eines gros sen dünnwandigen Bechers, wie er im Fundgut aus der Engehalbinsel bei Bem zahlreich vertreten ist. (Vgl. hierzu O. Tschumi, Jb Bem. Hist. Museum 1929, 61 f., bes. 66). Ein Becher gleicher Art mit springendem Hirsch (Hist. Museum Bem 30269) kommt unseren Scherben am nächsten. Wahrscheinlich beruht die Ähnlichkeit der genannten und andere Stücke mehr nicht auf Zufall. Ein grosser Teil der «rätischen Ware» des Aaregebietes dürfte wohl eher als Engehalbinsel-Keramik bezeichnet werden (vgl. dazu Schulthess, JbSGU 1929, 86, 101). Wenig später als die besprochenen Scherben, das heisst in die 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts sind die Töpfchen mit Warzendekor wie Fig.28 und 29 (vgl. Germania Romana, Band V, 1930, 19 und Taf. 28; auch P. E. Scherer, Die vorgeschichtlichen Altertümer der Urschweiz, Mitt. Antiq. Ges. Zürich, Bd. 27, 4, Taf. 7) zu datieren. Zum Profil Fig. 35 habe ich mich in der Veröffentlichung der Funde aus der römischen Villa rustica von Bellikon, Kt. Aargau, geäussert (vgl. Zeitschrift für Schweiz. Archäologie und Kunstgeschichte, Bd. 5, 1943, Heft 2, 110 unter Nr. 2536). Zeitlich geht sie mit den eben besprochenen Fig. zusammen. - Zur Verzierung der Fig. 31-32 vergleiche man unter anderem Germania Romana, Band 5, 1930, 18 und Taf. 28, 4.
  5. Gallische henkellose Krüge: In der Keramik des 2., zum Teil noch 3. Jahrhunderts unserer Gegend nehmen die henkellosen Krüge einen gros sen Platz ein. Es ist darum nicht verwunderlich, wenn Fragmente solcher Gefässe bei jeder grösseren Ausgrabung zu Tage treten. Es handelt sich meistens um bauchige Krüge mit engen Öffnungen, auf mehr oder weniger hohen «Stengelfüssen». Sie sind in der Grosszahl schwarz. Einen Stengelfuss eines henkellosen Kruges gibt Fig. 36 wieder, Fig. 37 aber eine Mündungspartie. Von einem weiteren Krug liegen zahlreiche kleinere Fragmente vor.
  6. Die rot bemalte Keramik: Diese Keramik bildet innerhalb der Funde aus römischen Siedlungen unserer Gegend eine sehr weite Gruppe. Sie ist somit bei Bearbeitungen wie der vorliegenden nur schwer zu einer geschlossenen Einheit zusammenzustellen. Trotz der ziemlich einheitlichen Technik der roten Bemalung gehen die einzelnen Gefässe in bezug auf die Form sehr stark auseinander. Die Hauptvertreter der «Gruppe» bilden Schüsseln, wie sie aus Grenchen-Breitholz in den beiden Fig.-Zeichnungen 38 und 39 wiedergegeben sind. Weiter gehören hier behandelt die Fig. 55, 56, 58 (?) und 83, doch wurden sie der typischen Form wegen anderswo eingereiht (s. w. u.). Zeitlich ist die rot bemalte Keramik schwer zu fassen. Anscheinend schliesst sie an die helvetische Terra sigillata-Imitation an und dauerte das ganze 2. Jahrhundert hindurch.
  7. Die bronzierte Ware: Diese Keramikart hat meist einen hellbeigen Scherben, eine bräunliche «Haut», das heisst Überzug, welcher mittels eines goldenen Glimmerstaubes «bronziert» ist. Dieser goldene «Bronze»-Schimmer sollte wohl anfänglich Bronze vortäuschen, verlor aber mit den Jahren anscheinend den «Metallcharakten>, so dass bei Siedlungsfunden oft die bronzierten Gefässe an Hand der Formen (1) herausgesucht werden müssen. - Hierher gehören die Fig.40-44 und vielleicht noch 55, 56 und 62. Die Scherben stammten von Schüsseln, bzw. eine von der Schulterpartie eines Henkelkruges (Fig.42). Der früheste Vertreter ist ohne Zweifel Fig. 40, aus der Mitte des 1.Jahrhunderts stammend. Die übrigen dürften um 100 anzusetzen sein.
  8. Sogenannte Reibschalen, auch als Milchbecken bezeichnet: Abgesehen von Amphoren und grossen Vorratsgefässen wie Dolien, bilden die Reibschalen im Fundinventar römischer Siedlungen in bezug auf ihre Wandungsstärke und Grösse die markantesten Vertreter. Sie erscheinen hauptsächlich in zwei Techniken: entweder sind sie aus einem hellbeigen, mehligen Ton gefertigt und hernach ohne Zugabe eines Überzuges so belassen oder sie wurden später rot überzogen. Bei der zweiten Gattung ist der Scherben oft härter gebrannt. In Grenchen sind beide Arten vertreten.
    Ohne mich in Einzelheiten einzulassen, möchte ich hier eine knappe Datierungsübersicht an Hand einzelner Fragmente geben. Die beiden Fig.45 und 49 bilden ohne Zweifel die beiden zeitlichen Marksteine für die Grenchner Reibschalen - oder Milchbecken. Fig. 45 zeigt das älteste, Fig. 49 hingegen das jüngste Profil. Die beiden Profile liegen rund 200 Jahre auseinander. Während nämlich Profilbildungen in der Art Fig. 45 noch in die 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts gehören können, reichen Reibschalentypen in der Art. Fig. 49 bis an die Schwelle des 4. Jahrhunderts (vgl. dazu unter anderem Argovia, Band 57,234). Zwischen diese beiden Marksteine lassen sich alle übrigen Profile einreihen: entsprechend ihrer Verwandtschaft mit dem ersten oder zweiten Beispiel früher oder später.
    Besonderer Erwähnung würdig sind die Randscherben Fig. 52 und 53, von welchen die eine den quergestempelten Inschriftrest . . . OP . . ., die andere aber die schwer leserliche, bzw. schwer deutbare Fabrikmarke C:MTIA oder CMITIA trägt. Leider konnte ich weder den ersten Stempel ergänzen, noch für den zweiten Analogien finden. Es sind wahrscheinlich Fabrikmarken kleinerer Töpfer, deren Produkte vielleicht eine ebenso kleine Verbreitung gefunden haben wie diejenigen aus der Werkstatt der Badener Reibschalentöpfer Gaius Valerius Albanus und Silvinus (vgl. Drack, Die römischen Töpfereifunde von Baden - Aquae Helveticae, Schriften des Inst. Ur- und Frühgeschichte der Schweiz, 1949). Zum Töpfernamen Gaius M(i?)tia oder M(e?)tia findet sich als nächste Analogie der Name Metia auf der Weiheinschrift des Helvetiers Togirix, des Sohnes des Metia, gefunden in Yverdon (vgl. Howald und Meyer, Die römische Schweiz, Nr. 175).
  9. Schüsseln: Entsprechend der vielfachen Verwendungsmöglichkeit der Schüsseln erscheinen im römischen Fundgut selbstredend die verschiedenartigsten Formen. Der Grossteil hat eine napfartige Form mit steilen Wandungen und einem kräftigen Rand mit Rillung. Wenigstens trifft dies für die Nordschweiz zu. Merkwürdigerweise fanden sich in Grenchen nur Schüsseln mit Rändern ohne Rillung. Es ist dies um so auffälliger, als auch in Aeschi-Dornacker das gleiche der Fall war (vgl. P. Bouffard, Die Keramik des römischen Baues in Aeschi, JsolG 17, 1944, 93ff.). Soweit mir übrigens das Berner Material unter die Augen kam, scheint diese Schüsselart auch dort zu fehlen. - Wie dem auch sei, das mehr oder weniger einheitliche Gepräge der Grenchner Schüsseln deutet darauf, dass die Formen als ziemlich langlebig taxiert werden müssen; denn Schüsseln braucht man immer. Ich greife darum einzig die Fig. 66 heraus, weil sie meines Erachtens durch ihre Rippung mit den sogenannten Fassbechern des 3. Jahrhunderts in Beziehung gebracht werden kann (vgl. E. Oelmann, Kastell Zugmantel, Obergerm.-rätischer Limes, Lief. 32, 159 und Taf. 19, 9).
  1. Töpfe: Es liegen nur 3 Fragmente vor.
  2. Krüge, Amphoren und Dolien: Von Krügen und Amphoren sowie Dolien sind im Breitholz verschiedene Fragmente gehoben worden. Zum Teil handelt es sich um Henkel, zum Teil um Wandungsstücke, schliesslich auch um Rand- und Bodenteile. Der Grösse wegen liessen sich die Reste der besagten Gefässe nicht gut in das Abbildungsmaterial der Kleinkeramik einordnen, ausgenommen die beiden Randstücke Fig. 71 und 72, beide aus weisslichem Ton, etwas mehlig, und selbstverständlich auch die Krugteile Fig. 73 und 76 oder etwa die Fig. 74 und 75, zwei Bodenteile von Krügen. Alle Reste der Krüge, Amphoren und Dolien lassen sich gut in das bereits gewonnene Zeitbild einordnen. Die beiden Prachtstücke der Breitholz-Ausgrabung sind eine Kugelamphore oder Dolium und eine engmündige Kugel-«Schüssel». Ein Randstück zu einer solchen Kugel-« Schüssel» hat P. Bouffard im Material von Aeschi veröffentlicht (l.c., 105, Abb. 7, 15).
  3. Das ;grobtonige Kochgeschirr: In unseren Landstrichen hat das grobtonige Kochgeschirr allgemein einen "La Tène-zeitlichen Charakter». Der Scherben ist meist stark gemagert, die Oberfläche trägt einen mehr oder weniger dicken Schlicküberzug und manche Gefässe sind handgeformt. Hierher gehören das Topffragment Fig. 78, die Schüsselscherbe Fig. 77, weniger Fig. 79 sowie die Fig. 80 und 82.
    Dieses Kochgeschirr, wie es allgemein, oder Schwarzhafnerware, wie es von den österreichischen Archäologen genannt wird, ist schwerlich zu datieren. Anscheinend hielt es sich bis ans Ende der römischen Okkupation, das heisst bis zum Beginn der Völkerwanderung. Es liegen ja genügend Beweise vor, die dafür zeugen, dass die Romanisierung in unseren Landstrichen am Ende des 2. Jahrhunderts ihre Prosperität mehr und mehr verlor und dafür das keltische Element mancherorts den Sieg davontrug, wie zum Beispiel in der Zählung der Strassenmasse, indem die Meilensteine durch Leugensteine ersetzt wurden u. a. m. (vgl. hierzu F. Stähelin, Die Schweiz in römischer Zeit, 2. Aufl., Basel 1931, 327).
  4. Frühmittelalterliche Scherbe : Wohl ein Streufund ist die eine frühmittelalterliche Scherbe Fig. 84 mit den zonenartig angebrachten Linien aus quadratischen Einstichen (vgl. unter anderem G. Bersu, Das Wittnauer Horn, Basel 1945, Taf. 33, Abb. 122, 30).

Die Reste römischer Wandmalerei

Unter den dem Zerfall am meisten ausgesetzten Materialien aus den Ausgrabungen nimmt die Malerei den ersten Platz ein. Aber nicht nur ist sie meist schlecht erhalten, sondern sie wird überdies gerade wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes nicht in genügender Weise eingeschätzt und aufgehoben. Die wichtigsten Fragmente sind abgebildet. Es handelt sich um kleine und kleinste Brocken, meist nur mehr im obersten Malgrund erhalten. Er besteht aus einem feinen grauen Mörtel (Dicke nicht mehr erkennbar) mit einem minimen weisslichen Kalkverstrich, auf welchem die Farben entweder in Freskotechnik oder als Deckfarben aufgetragen sind. Fragment 1 (G 976) weist eine schwarze Grundierung (Fresko) mit Spuren brauner Übermalung (schraffiert: Deckfarben) auf, weisse Kreise, darin blaue Felder (ebenfalls Deckfarben). Fragment 2 (G 977), wohl das interessanteste Stück aus dem Breitholz, zeigt auf schwarzem Grund eine auf einen runden Schild (?) gestützte rechte Hand (?) (oder eine Pranke ?), diese braun getönt, - rechts davon rotes Feld (in der Zeichnung kariert). Über die Bedeutung bin ich mir nicht im klaren; doch ist es sicher, dass wir es hier mit einer figürlichen Darstellung zu tun haben, wie sie aus Augst in kleinen Bruchstücken im Basler Museum aufbewahrt werden, welche Szenen im gleichen Massstab(!) aus dem Amphitheater darstellen. (1966 kam unter dem Fundmaterial ein Malereirest zum Vorschein, der oben an Fragment 2 anzuschliessen ist) - Fragment 3 (G 983) zeigt ein kontinuierliches Doppelblattmotiv in grün (auf der Zeichnung schraffiert), links davon rosafarbenes Feld (kariert), rechts davon aber schwarz. Ähnliche Motive erscheinen in der Wandmalerei der römischen Schweiz da und dort: in gleichem Massstab auf kleinen Fragmenten aus dem römischen Bau in Eich, Kanton Luzern (Hist. Museum im Rathaus Luzern), etwas grösser auf einem Stück aus Herzogenbuchsee (Museum Solothurn). Fragment 4 (G 980) gibt eine lineare Musterung wieder: ein über Braun gemaltes ziegelrotes Band zwischen zwei gleich breiten weissen Streifen grenzt ein schwarzes Feld ab. Fragment 5 (G 979), ein Bruchstück aus einer schwarzen Wand, lässt die Reste eines zierlichen kleinen Girlandenmotivs erkennen, wahrscheinlich ehemals braun.

So klein die beschriebenen Fragmente sind, so reich sind im Verhältnis die Anhaltspunkte, welche sie für die Rekonstruktion der Villa rustica im Breitholz bieten. Die erste und wichtigste Feststellung ist, dass das Gebäude bemalte Räume hatte. Das ist für kleinere römische Gebäude nicht absolut notwendig, wenigstens nicht in der Reichhaltigkeit, wie wir sie für Grenchen-Breitholz geltend machen müssen. Denn wir stellen an Hand der Fragmente weiter fest, dass von den bemalten Wänden zumindest eine rot und die andere schwarz gewesen sein muss, wahrscheinlich lagen sich aber in einem Raum (Raum 4 oder 6) je zwei rote, bzw. schwarze Wände gegenüber, wie das im Modell des sogenannten Militärspitals aus der Ecke Parkstrasse/Römerstrasse in Baden (Hist. Museum im Landvogteischloss in Baden) noch sehr gut zum Ausdruck kommt. Wie dem aber auch immer sei, die für die Hauptperiode geltend gemachten Wände waren sehr lebendig gehalten: lineare, vegetabile und figürliche Motive wechselten in bunter Folge. Hält man sich an die eben zitierten Badener Wände aus dem seiner Grösse wegen besser genannten Arzthaus und die Wände des im Musée romain de Vidy konservierten römischen Privathauses, dann reiht man die linearen Muster am ehesten als grosse Feldeinfassungen ein, die figürlichen - vorzüglich ihrer Grösse, das heisst ihres Massstabes wegen -lassen sich am leichtesten in der Wandmitte in der Art der kleinen pompeijanischen Genrebilder einfügen, die vegetabilen Motive und die kleinen Girlanden gehören zweifellos ganz oben als Wandabschluss platziert. (Vgl. Drack Walter, Die römische Wandmalerei der Schweiz, Basel 1950, Seiten 83 und 84).

Die Metallfunde

Ausser dem im Fundkatalog unter Fig. 84 aufgeführten Bronzegriff fanden die Ausgräber noch ein Fragment eines kleinen dünnwandigen Gefässchens aus Bronze (Form nicht deutbar), aus Raum 6 stammend sowie eine längliche Bronzespitze. An Eisen wurde ausser mehreren Nägeln ein massiver, aber leider stark gerosteter Tragring eines Kessels gehoben (jünger ?). Schliesslich verweise ich auf die eingangs hingewiesene Bleirohrleitung in Raum 4b (s. w. 0.) (Fig. 87).

Die Baufunde

Wie in allen andern römischen Villen fanden sich auch im Breitholz verschiedene Bauteile: Ziegelreste, Tubuli (Heizröhren), Hypokaustplatten, Hypokaustsäulenteile, Juramarmorplatten und ähnliches.

Die Glasfunde

Ausser einem hellgrünen leicht durchsichtigen Bodenfragment Figur 86 liegen noch mehrere kleine Scherbchen eines sehr dünnwandigen Gläschens vor. Leider lässt sich die Form nicht mehr erkennen (G 990).

Andere Funde

  1. Botanische Funde: Aus dem Brunnenschacht wurden Hasel- und Walnussschalenreste aufgehoben.
  2. Zoologische Funde: Schädel eines Hundes, 1 Zahn von Rind, 1 Zahn von Hund (oder Wolf), 2 Zähne von Hausschwein (oder Wildschwein?).

Zusammenfassung

Die keramischen Funde - Münzen wurden leider ausser einem Berner Batzen aus dem Jahre 18. . keine gehoben (Werner Strub erwähnt im Heimatbuch Grenchen eine Vespasians-Münze; eine Silbermünze wird im Wochenbericht Seite 2 vermerkt; beide Stücke sind verschollen) - zeigen klar, dass die römische Villa rustica Grenchen-Breitholz frühestens um die Mitte des 1. Jahrhunderts erbaut und um spätestens 300 n. Chr. aufgelassen worden sein muss. Für die Baugeschichte an und für sich lässt sich leider der eingangs geschilderten Verhältnisse wegen nicht sehr viel spezielles herauspräparieren. Das Fragment Fig. 20 aus dem Bauschutt zwischen den beiden Böden in Raum 6 sagt immerhin soviel, dass der erste Boden in neronischer Zeit bestanden haben muss und der zweite, obere frühestens in frühflavischer Zeit erbaut worden sein kann. - Die Scherbenfunde über dem Wasserkanal datieren jenen in die Zeit um 150 n. Chr., während die Funde aus dem Schlamm (Lage?) nicht näher ausgewertet werden können. Die übrigen Funde aus den verschiedenen Räumen wage ich nicht näher auszuwerten, als dass die Villa um 300 n. Chr. infolge teilweiser (?) Einäscherung nicht mehr benutzt worden ist.

Dieser Befund stimmt in grossen Linien mit dem allgemeinen der bisher in dieser Hinsicht geprüften Villeninventare des östlichen schweizerischen Mittellandes überein. Was immer wieder überrascht, ist der Endtermin. Leider lässt er sich meistens nicht mit Münzfunden unterbauen, weil entweder nur ganz wenig Münzen zum Vorschein kommen, oder überhaupt keine. Immer geht es um die 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts. Dieser Sachverhalt wirft doch mehr und mehr ein eigentümliches Licht auf die römische Besiedlungsdichte nach dem ersten grossen Germanensturm im Jahre 260 n. Chr. Trotz genauester Prüfung bleiben die Spuren aus dem 4.Jahrhundert sehr gering: sie beschränken sich auf Kastelle und Grossanlagen wie zum Beispiel Ober-Entfelden AG, dem grössten bisher in der Schweiz entdeckten römischen Gutshof.

Es ist das Verdienst der Museums-Gesellschaft Grenchen, die Funde aus Grenchen-Eichholz einer gründlichen Bearbeitung und Konservierung unterziehen zu lassen und dadurch die Ausgrabung vom Winter 1940/ 41 überhaupt zu einem guten Abschluss gebracht zu haben. Der Verfasser seinerseits dankt auch an dieser Stelle für die wohlwollende Hilfsbereitschaft während der Bearbeitung sowohl den Herren Dr. Hugi und Lehrer Strub als auch dem Gesamtvorstand der Museums-Gesellschaft Grenchen.

Fundkatalog

Tafel 1, Figur 1 -23
a) Terra Sigillata
  • Fig. 1 (G 1323): 3 Fragmente von Schüssel Dr. (=Dragendorff) Form 37, Ton rötlich, Überzug gut rot, wenig blättrig, Ablaufkanal, 8 m südlich Brunnenschacht, 70 cm tief.
  • Fig. 2 (G 1344): WS (= Wandscherbe) von Schüssel Dr. Form 37, Ton rötlich, mehlig, Überzug stark blättrig, 6-8 m südlich Brunnenschacht über Mündung des Ablaufkanals.
  • Fig. 3 (G 1324): WS von Schüssel Dr. Form 37, Ton rötlich, Überzug gut rot, Ablauf-Kanal.
  • Fig. 4 (G 1231): 2 Fragmente von Schüsseln Dr. Form 37, Ton rötlich, wenig mehlig, Überzug gut rot, stark blättrig, Fundort unbekannt.
  • Fig. 5 (G 1250b): BS (=Bodenscherbe) von Schüssel Dr. Form 37, Ton rötlich, stark mehlig, Überzug gut rot, stark blättrig, Raum 4.
  • Fig. 6 (G 1300): Fragmente von flacher Schale Ritterling Typ HA, Ton rötlich, Überzug gut rot, Raum 6.
  • Fig. 7 (G 1232): BS von Teller Dr. Form 18 (?), Ton rötlich, Überzug gut rot, hart, Raum 4.
  • Fig.8 (G 1330): RS (=Randscherbe) von Teller Form Dr. 18, späte Variante, Tonrötlich, etwas mehlig, Überzug rot, blättrig, Raum 4 b.
  • Fig. 9 (G 1287) Form wie Nr. 8, Raum 4.
  • Fig. 10 (G 1237 und 1264): Form wie Nr. 8, Überzug härter, Fundort unbekannt. Fig. H (G 1267): BS von Teller Dr. Form 17/18, spätere Variante, Ton rötlich, Überzug gut rot, Raum 4.
  • Fig. 12 (G 1234): RS wie Nr. 8-10, frühere Variante, Ton rötlich, Überzug gut rot, Fundort unbekannt.
  • Fig. 13 (G 1352): Fragment (aus 2 Stücken zusammengesetzt) von Krüglein Ludowici Typ Vd-Variante, Ton dunkelrot, Überzug gut rot, Innenseite wenig abgescheuert, Raum 4.
  • Fig. 14 (G 1329): Kleine WS von Schale Dr. Form 36, Ton rötlich, Überzug gut rot, hart, Raum 4 b.
  • Fig. 15 (G 1233): RS von Schale Form Dr. 35 oder 36, Technik wie Nr. 13, Fundort unbekannt.
  • Fig. 16 (G 1263) BS von Tasse Dr. 33, Ton rötlich, Überzug gut rot, hart, auf Bodenzentrum (oben) Stempelrest (S)EVERI(?), Raum 4.
  • Fig. 17 (G 1303): WS von Tasse Dr. Form 33, Technik wie Nr. 16, Raum 6.
  • Fig. 18 (G 1356): Fragment von Tasse Dr. Form 33, Technik wie Nr. 16 und 17, Raum 4 (?).
  • Fig. 19 (G 1359): Fragment von Schüssel Ludowici Typ Sd, Technik wie Nr. 16-18.

b) Terra Sigillata-Imitation
  • Fig. 20 (G 1299a): BS von Tasse der Form Helvet. TS-Imitation Typ HA, Technik 1b (vgl. Lit. im Text zu diesem Abschnitt). Raum 6.
  • Fig. 21 (G 1299b): WS von Schüsselchen Helvet. TS-Imitation Typ 21Aa, Technik 1b, Raum 6(?).
  • Fig. 22 (G 1360): 4 Fragmente von Schüsselchen wie Nr. 20, ebenfalls in Bezug auf Technik, Raum 4(?).
  • Fig. 23: RS von Schüssel Helvet. TS-Imitation Typ 19A, Technik 3b, Fundort unbekannt.
Tafel 2, Figur 24-44
  • Fig. 24: Form und Technik wie Nr. 23, Raum 6, unter Bauschutt.
  • Fig. 25 (G 1349): 16 Fragmente von Schüssel wie Nr. 23 und 24, Ton beige, Oberfläche stark abgescheuert, Ton mehlig, Raum 4(?).

c) Bemalte helvetische Keramik
  • Fig. 26 (G 1272): Kleine WS von henkellosem Krug, Ton beige, oben weiss, unten dunkelrot bemalt, etwas abgescheuert, Mittelpartie tongrundig, Raum 4(?).
  • Fig. 27 (G 1345): 2 WS von henkellosem Krug, Ton rötlichbeige, Oberfläche fein bemalt: Grundierung hellbeige, darüber (hier oberer Teil) brauner Streifen (Breite nicht erkennbar, weil zu stark abgebröckelt), 6-8 m südlich Brunnenschacht über Mündung des Ablaufkanals.

d) Rätische Ware
  • Fig.28 (G 1281): WS von Töpfchen, Ton beige, Überzug metallisch, rotbraun, mit typischen Warzen bedeckt, Raum 4.
  • Fig.29 (G 1283): 2 Fragmente von Töpfchen, Ton beige, Überzug metallisch, rotbraun, dunkelfleckig, stark glänzend, darauf rundliche und halbmondförmige Warzen, Raum 4.
  • Fig. 30 (G 1350): 8 Fragmente von gallohelvetischem henkellosem Krug mit rätischem Dekor aus dreifachkonzentrischen Kreischen, in Zonen angeordnet, dicht untereinander, Ton grau, Oberfläche schwarz geschmaucht, geglättet, teilweise stark abgescheuert, Raum 4(?).
  • Fig.31 (G 1277): WS von Töpfchen, Ton beige, Überzug rot-braunrot, matt, mit dreifachkonzentrischen Kreischen, schachbrettartig angeordnet, darüber gerippte Halszone, Raum 4(?).
  • Fig. 32 (G 1278): WS von Töpfchen, Ton beige, Überzug braunrot, stark abgescheuert, mit Dekor wie Nr. 31, Raum 4.
  • Fig. 33 (G 1282): 2 bzw. 3 Fragmente von Topf, Ton beige, stark mehlig. Oberfläche gelblich (bemalt?), abgescheuert, Innenseite sehr fein gerillt (von Drehscheibenarbeit), rosa, auf Oberfläche Reste von Zone aus dreifachkonzentrischen Kreischen, desgleichen andere Partien mit Tontupfen in Barbotinetechnik, das grosse Bildfeld metopenartig durch ebensolche Tupfenleiste geteilt (perlbandimitation!), im freien Feld Hinterteil eines Wilds (Hirsch?), nach links gewendet, «Wasseranlage».
  • Fig. 34 (G 1273): BS von Töpfchen, Ton rötlich, Überzug rot wie TS, Raum 4. Fig. 35 (G 1332): RS von Töpfchen, Ton beige, mehlig, Überzug braun, metallisch glänzend, auf schmaler Schulter gerippt, Raum 4 b.

e) Gallische Krüge
  • Fig. 36: BS von gallischem, henkellosem Krug, Ton grau, Oberfläche schwarz, matt glänzend, Raum 4.
  • Fig. 37 (G 1321): RS von gallischem, henkellosem Krug, Ton grau, Oberfläche ehemals schwarz geschmaucht, jetzt stark abgescheuert, Schnitt 2, 0,4 m tief.

f) Rot bemalte Keramik
  • Fig. 38 (G 1292): RS von Schüssel(?), Ton rötlichbeige, Oberfläche violettrot bemalt, etwas abgescheuert, Raum 4.
  • Fig.39 (G 1319): RS von Schüssel, Ton graurötlich, Oberfläche wie Nr. 38 bemalt, Schnitt 3 (Siehe weitere bemalte Keramiken zum Beispiel unter «Schüsseln»).

g) Bronzierte Ware
  • Fig. 40 (G 1290): RS von kleinem Schüsselchen, Ton beige, Oberfläche ehemals bronziert, jetzt stark abgescheuert, Raum 4.
  • Fig.41 (G 1333): RS von Schüsselchen, Ton beige, Oberfläche braungelb grundiert, darauf Bronzierung, etwas abgescheuert, Raum 4B.
  • Fig. 42 (G 1247): Schulterfragment von Krug, Ton beige, Oberfläche braungelb grundiert, darauf Bronzierung, stark abgescheuert, Streufund.
  • Fig. 43 (G 1295a): BS von Schüssel der gleichen Technik wie Nr. 41 und 42, Bronzierung allerdings sehr schlecht erhalten, Raum 4.
  • Fig. 44 (G 1285): BS wie Nr. 43, derselben Technik, Raum 4.
Tafel 3, Figur 45-54
h) Sogenannte Reibschalen oder Milchbecken
  • Fig. 45 (G 1315): RS (aus 2 Stücken zusammengesetzt), Ton rötlichgrau, hart, tongrundig, Schnitt 3.
  • Fig. 46 (G 1298): Form wie Nr. 45, Ton rötlich, hart, tongrundig, Innenseite gerauht, wenig körnig, Raum 4.
  • Fig. 47 (G 1241): Form wie Nr. 45, Ton beige, tongrundig, mehlig, Streufund.
  • Fig.48 (G 1239): 2 Rand- und Wandfragmente von sogenannter Reibschale, Ton rötlich, hart, Oberfläche rot wie TS, am Rand metallisch glänzend, Innenseite gerauht, Streufund.
  • Fig. 49 (G 1317): wie Nr. 45, Ton beige, mehlig, Oberfläche braun bemalt, stark abgescheuert, bestossen, Schnitt 3.
  • Fig. 50 (G 1318): wie Nr. 45, Ton beige, mehlig, tongrundig, Innenseite stark gerauht, stark bestossen, Schnitt 3.
  • Fig. 51 (G 1298): wie Nr. 45,3 RS mit Ausguss, Ton rötlich, tongrundig, Innenseite körnig, Streufund.
  • Fig. 52 (G 1240): wie Nr.45, Ton ziegelrot, tongrundig, mehlig, mit Stempelrest. . . OP . .. in Rechteckrahmen, Streufund.
  • Fig. 53 (G 1297): wie Nr.45, mit Ausguss, Ton rötlichbeige, mehlig, tongrundig, Innenseite wenig körnig, beioiseitig des Ausgusses Stempel C. MITIA in Rechteckrahmen, Raum 4.
Tafel 4, Figur 55-70
i) Schüsseln mit abstehendem Rand
  • Fig.54 (G 1314): WS von Schüsselchen, Ton beige, mehlig, tongrundig, Schnitt 2.
  • Fig. 55 (G 1289): wie Nr. 54, Ton orangebeige, Oberfläche orange bemalt, (ehemals noch bronziert?), Raum 4.
  • Fig. 56 (G 1305): wie Nr. 54, violettrötlich, ebenso bemalt (ehemals anscheinend bronziert?), Raum 6(?).
  • Fig. 57 (G 1251a): wie Nr. 54, Ton rötlichbeige, tongrundig, Streufund.
  • Fig. 58 (G 1358): Fragment von Schüssel, Ton beige, scherbig, Oberfläche rot (bemalt?) stark abgescheuert, im Schutt beim Ablaufkanal.
  • Fig. 59 (G 1246): Fragment von Deckel zu obiger Schüsselform, Ton beige, mehlig. tongrundig, Streufund.
  • Fig. 60 (G 1270): BS von Schüsselchen obiger Form mit gerilltem Rand, Ton beige.mehlig, Oberfläche rötlich, Raum 4.
  • Fig. 61 (G 1307b): wie Nr. 54, Ton beige, grob, tongrundig, Raum 6.
  • Fig. 62: wie Nr. 54, Ton beige, Überzug bräunlich, ehemals wohl bronziert, Raum 4. Fig.63 (G 1316): wie Nr. 54, Ton ziegelrot, tongrundig, grob, Schnitt 2.
  • Fig. 64 (G 1294): wie Nr. 54, Ton rötlichbeige, Oberfläche orangebräunlich bemalt. wenig abgescheuert, metallisch matt glänzend, Raum 4.
  • Fig. 65 (G 1252): wie Nr. 54, Ton ziegelrot, Oberfläche tongrundig, fein, Streufund.
  • Fig. 66 (G 1257): 2 RS, bzw. WS von Schüssel, Ton grau, Oberfläche ehemals schwarz geschmaucht, jetzt stark abgescheuert, Streufund.
  • Fig. 67 (G 1313): BS von (wahrscheinlich) sogenannter Reibschale oder Schüssel in der Art. Nr. 66, Ton beige, mehlig, tongrundig, Innenseite nicht gerauht(?), ohne Körnung. Raum 6, unter dem Bauschutt.
k) Töpfe
  • Fig. 68 (G 1291a): RS von Topf, Ton grau, tongrundig(?), mehlig, Raum 4.
  • Fig. 69 (G 1291b): RS von Topf wie Nr. 68, Ton grau, mehlig, Oberfläche schwarz geschmaucht, stark abgescheuert, Raum 4.
  • Fig. 70 (G 1309): wie Nr. 68, Ton grau, gemagert, tongrundig, Raum 6(?).
Tafel 5, Figur 71-87
l) Krüge und Amphoren, bzw. Dolien
  • Fig.71 (G 1249): RS von Amphorenhals, Ton hellgrau, mehlig, tongrundig, Streufunde?).
  • Fig. 72 (G 1311): wie Nr. 71(?), Ton innen rötlich, aussen hellbeige, Raum 6, unter dem Bodenrest.
  • Fig. 73 (G 1312): RS von Flaschen- oder Krughals, Ton hellbeige, scherbig, tongrundig, Raum 6(?).
  • Fig. 74 (G 1295b): BS von Krug oder Flasche, Ton rötlichbeige, tongrundig, mehlig. Raum 4.
  • Fig. 75: wie Nr. 74, Ton beige, mehlig, ehemals rötlich(?), Raum 6, unter dem Bodenrest.
  • Fig. 76 (G 1400): Fragment von Henkelkrug, Ton beige, tongrundig, Raum 4.
m) Grobe Keramik
  • Fig. 77: 2 WS von grosser Schüssel, Ton grau, grob, tongrundig, Fundort unbekannt. Fig. 78 (G 1327): 2 RS von Topf, Ton grau, grob, handgeformt, tongrundig, Innenseite brandgeschwärzt, Ablaufkanal.
  • Fig. 79 (G 1253): wie Nr. 78, Technik ebenfalls gleich, Streufund.
  • Fig. 80 (G 1322): RS von Teller, Ton dunkelgrau, grob, tongrundig, Schnitt 2. Fig. 81 (G 1296): BS von Topf, Technik wie Nr. 79, Streufund.
  • Fig. 82 (G 1255): RS von Topf, Technik wie Nr. 79, Streufund.
  • Fig. 83: RS von Teller, Ton beige, scherbig, Oberfläche gelborange bemalt, Raum 4.
n) Frühmittelalterliche Scherbe
  • Fig. 84 (G 1256): WS von Topf(?), Ton grau, mehlig, tongrundig, Oberfläche wahrscheinlich ehemals schwarz geschmaucht(?), stark abgescheuert, Streufund.
o) Bronze
  • Fig. 85 (G 1353): Bronzegriff mit Fragment eines eisernen Stieles, Raum 4.
p) Glas
  • Fig. 86 (G 1258): BS von Glas, hellgrün.
q) Blei
  • Fig. 87: 3 Rohrstücke einer Bleirohrleitung.

Manuskript verfasst und abgeschlossen im Jahre 1946.

Der Römische Gutshof Breitholz[3]

Modell der Römervilla im Kultur-Historischen Museum Grenchen. Südwestansicht.
Modell der Römervilla im Kultur-Historischen Museum Grenchen. Nordansicht.

Schon vor 100 Jahren stellte Prof. Dr. Franz Josef Hugi auf dem Eichholzhügel südlich von Grenchen bauliche Ueberreste fest, von denen er annahm, dass sie zu einer römischen Befestigungsanlage gehörten. Als römisches Kastell wurde das Mauerwerk auch im Gemeindeplan von 1870 vorgemerkt. Als 1911 ein Solothurner Bataillon beim Ausheben eines Schützengrabens den Mauerfuss neuerdings freilegte, liess Prof. Tatarinoff einen kurzen Sondiergraben ziehen. Er erstattete darüber Bericht in den Tageszeitungen, verzichtete aber darauf, die untersuchte Stelle genau zu bezeichnen. Im März 1940 nahm Prof. Laur-Belart auf Einladung der neugegründeten Museums-Gesellschaft auf dem Eichholzhügel einen Augenschein vor und überzeugte sich davon, dass sich dort in der Tat einst eine grosse römische Siedelung befand. Stücke von Leistenziegeln und Mörtelüberreste, denen er auf Schritt und Tritt begegnete, liessen keinen Zweifel mehr zu. Brennend wurde die Frage nach der Art und dem Ausmass der Anlage, als einige Wochen später Luftschutztruppen wiederum eine gut erhaltene Mauerecke freilegten. Prof. Laur und Architekt Gerster in Laufen rieten nun dringend dazu, sogleich an die Arbeit zu gehen und das Mauerwerk auszugraben. Um die Sache zu beschleunigen, versprachen sie, der Museumsgesellschaft den Bundeskredit für 1940 im Betrage von 1'000 Fr. zuweisen zu lassen. Der Vorstand der Museumsgesellschaft wandte sich darauf an den Präsidenten der solothurnischen Altertümerkommission, Erziehungsdirektor Dr. Oskar Stampfli, der für das Vorhaben das grösste Verständnis zeigte und durch den Regierungsrat einen vorläufigen Kredit von 3'000 Fr. eröffnen liess. Die Gesellschaft beschloss überdies, aus eigenen Mitteln und durch eine Sammlung rund 2'000 Fr. an die Kosten der Ausgrabung beizutragen.

Mit den Arbeiten wurde am 21. Oktober 1940 begonnen. Die Oberaufsicht übte der kantonale Konservator, Prof. Dr. S. Pinösch in Solothurn aus. Die wissenschaftliche Leitung lag in den Händen von Prof. R. Laur-Belart, Basel, und später Architekt Alban Gerster, Laufen. Die technische Leitung wurde Tiefbautechniker J. L. Karpf, Holderbank, und Karl Hürbin, Ausgrabungsleiter von Vindonissa, anvertraut. Die Zahl der Arbeiter, die anfänglich nur 6 Mann betrug, wurde später auf 15 erhöht.

Schon beim ersten Sondierungsschnitt, der von Osten nach Westen verlief, stiess man auf vier ausgezeichnet erhaltene Mauerzüge. Durch einen zweiten Graben weiter nördlich wurden die dazu gehörenden Quermauern blossgelegt. Es war jetzt kein Zweifel mehr möglich, dass es sich um eine römische Villa handelte, die am Südabhang des Eichholzhügels terrassenförmig aufgebaut war. Talwärts standen die beiden Risaliten mit Eckverstrebungen, verbunden durch den Portikus, von dem nicht feststeht, ob er nach Süden offen oder geschlossen war. Im Verhältnis zu der Gesamtanlage zeichnen sich die Eckbauten durch ihre Grösse aus. Die Hauptfassade schaute gegen Süden, also gegen die Aaresenke, die Seitenfassade gegen Westen, gegen die Abendsonne. Die Siedelung sass auf der Kante der Moräne auf und War deshalb von jeher den Einflüssen der Witterung, der Auswaschung und Zerspülung ausgesetzt, abgesehen davon, dass sich hier der Boden mehr oder weniger gesenkt haben mag. Das erklärt es, warum das Gehniveau im mittleren Teil der Anlage vollständig verschwunden ist und dort überhaupt keine Funde gemacht worden sind. Dagegen sind die Kulturschichten weiter oben und weiter unten noch recht gut erhalten.

Wie bei fast allen römischen Siedelungen, so kann man auch bei derjenigen auf dem Eichholzhügel verschiedene Bauperioden unterscheiden. Es wurden Mauerreste vorgefunden, die mit den Hauptmauerzügen nicht verbunden waren und augenscheinlich einer früheren Bauetappe angehören. Trotzdem steht fest, dass die Villa am Ende des ersten oder zu Beginn des zweiten Jahrhunderts erstellt wurde, also zu einer Zeit, als der normale Typus der Portikus-Villa mit Eckrisaliten bereits entwickelt war.

Der Grundriss der Villa ist quadratisch mit einer Seitenlänge von 31.5 Meter. In der Mitte befand sich der Hof, dessen Ausmasse 13 x 16 m betrugen. Die unterste Lage der Hofmauern, aus Kieselsteinen ohne Mörtel bestehend, war 60 cm breit. Darauf lag eine Schicht zerschlagener Findlinge. Im Süden war die Hofmauer 70-80 cm breit. Die Länge der östlichen und westlichen Umfassung des Hofes betrug 13, die Breite 4 Meter. Auch hier fehlte die Kulturschicht vollständig. Vom nordwestlichen Eckbau wurde gutes, zum Teil noch aufgehendes Mauerwerk mit Vorfundamenten gefunden.

Südöstlich des Hofes stand ein gut erhaltener Wohnraum von 8 auf 8 Meter, dessen Aussenmauern als Schutz gegen die Bise eine Mächtigkeit von 1.20-1.50 Meter aufwiesen. Bemerkenswert sind hier mehrere Wandpfeiler aus gesägtem Tuffstein, die den Schub aufhielten. Im Innern lag sehr viel Bauschutt, dabei einige Leistenziegel mit Handmarken, sämtliche Bruchstücke zu drei Kugelamphoren, Marmorplatten, Stücke des Wandverputzes, Hypokauströhren und Kalkreste.

Durch den windgeschützten Portikus mit prachtvoller Aussicht über das Aaretal gelangte man in den westlichen Parallelraum. Auch' hier wurden Scherben von Amphoren, Urnen und Schalen, zum Teil aus Terra sigillata, gefunden. Die südliche Abschlussmauer dieses Risalites war merkwürdigerweise schon im Fundament nur 50 cm breit. Im Innern konnten zwei Böden mit einer Zwischenfüllung aus Bauschutt festgestellt werden. Neben guten Mauern mit Messerschnittverzierungen gab es hier auch schlechte Fundamente, was auf verschiedene Bauzeiten schliessen lässt.

Anfangs März 1941, als die letzten Teile der Villa wieder mit Erde aufgefüllt wurden, stiess man unterhalb der südlichen Portikusmauer auf einen mit grossen, flachen Steinen zugedeckten Kanal, in dem Wasser floss. Nachforschungen ergaben, dass es sich um den Ablauf eines kreisrunden, nach oben sich verjüngenden Brunnenschachtes handelt. Der Schacht wurde sorgfältig ausgeräumt, ausgebessert und hochgeführt. Nach der Ansicht des kantonalen Konservators, Prof. Dr. S. Pinösch, befand sich am Südende des Auslaufes ein Brunnentrog, aus dem das Wasser mit Tonkrügen geschöpft und in die Villa getragen wurde. Während das Mauerwerk der Siedelung fast gänzlich abgebrochen und zur Ausbesserung der Wege auf dem Eichholzhügel verwendet wurde, bleiben der Brunnenschacht und ein besonders gut erhaltener Mauerwinkel erhalten. Auf Kosten der Gemeinde wurde dort eine öffentliche Anlage mit Ruhebänken und Schattenbäumen erstellt, die nunmehr "Römerplatz" heisst. Wertvolle Fundgegenstände sind ausser den schon genannten ein silberner Denar mit dem Kopfe Kaisers Vespasian, eine bronzene Standartenspitze, Scherben einer Reibschüssel, ein Bleirohr der Wasserleitung, das Bruchstück eines Schalensteines, das in das Fundament eingemauert war, u. a. m.

Die Kosten der Ausgrabung belaufen sich auf Fr. 10'513.-, von denen nahezu 90% für Arbeitslöhne ausgegeben wurden. Die Einnahmen setzen sich aus dem genannten Bundesbeitrag von Fr. 1'000.-, einem staatlichen Beitrag von Fr. 4'000.-, einem Zuschuss der Gemeinde a fonds perdu von Fr. 500.- und einer Zuwendung der Association pour la Defense des Interets du Jura von Fr. 500.- zusammen. Dazu kommen noch ca. 1'000 Fr., welche die Museums-Gesellschaft aufbrachte, sowie zwei Darlehen von Fr. 300.- und 800.-, jenes von der Genossenschaft für Arbeitsbeschaffung, dieses von der Einwohnergemeinde.

Literaturverzeichnis

  • Drack, Walter: Die Funde der römischen Villa rustica von Grenchen-Breitholz und ihre Datierung. Jahrbuch für Solothurnische Geschichte Bd. 40(1967), S. 445-466.
  • Hugi, Hermann: Bericht über die Römervilla in Grenchen. Jahrbuch für Solothurnische Geschichte, Bd 15(1942), S.185-188.
  • Kaufmann, Hans / Peter Zurschmiede: Grenchen. Solothurn: Vogt-Schild, 1974. 248 S., ISBN 3-85962-023-1 S. 16-22.
  • Kaufmann, Hans: Semper Curiosus. Hans Kaufmanns kleine Schriften zu Grenchen und Umgebung. Unter Mitwirkung des Autors herausgegeben von Rolf Max Kully. Grenchen: Literarische Gesellschaft,1995. 196 S. Zur römischen Vermessung. S. 5-6, Därden. S. 134.
  • Strub, Werner: Heimatbuch Grenchen : Die vergangenen Jahrhunderte bis in die Gegenwart. Solothurn: Vogt-Schild, 1949. 758 S. S. 9-15.

Quellen

Einzelnachweis

  1. Strub, Werner: Heimatbuch Grenchen. Solothurn: Vogt-Schild, 1949. S. 9-15.
  2. Walter Drack, Jahrbuch für Solothurnische Geschichte Bd. 40(1967), S. 445-466.
  3. Hugi, Hermann: Jahrbuch für solothurnische Geschichte, Bd 15(1942), S.185-188.

Weblinks