Burg Grenchen: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 8. Dezember 2018, 15:01 Uhr

Burg Modell Suedostansicht.jpg
Burg Grenchen (Bettleschloss)

Inhaltsverzeichnis


Burg Grenchen

Vor 800 Jahren

Massstabgetreue Verkleinerung einer Digitalfotografie des Burg-Modells aus dem Kultur-Historischen Museum Grenchen im korrekten Blickwinkel eingesetzt ins Digitalbild des Burghügels. Wegdenken muss man sich neben Leitungsmast und Stacheldraht auch die Bewaldung bis zum und rund um den Burghügel.

Fotomontage der Burg Grenchen

Die zwei Burgstellen und das Rodungsgebiet

Die zwei Burgstellen: Die Obere Burg auf der Schlossfluh und die Untere Burg auf der Hofacherfluh. Die Rodungsgebiete: Teile des Hofachers (Burgacker) unten und erste Teile der Weiden des Bettlachbergs oben.

Burgstellen und Rodungsgebiet.

Definition des Begriffs Burg

Definitionsversuch

In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts setzt sich eine Neudefinition des Begriffs Burg durch. Die bis anhin dominierende militärische Bedeutung der Burg wird relativiert. In den Vordergrund treten folgende Komponenten: die Burg als Repräsentationsbau, als Macht- und Wirtschaftszentrum, als landwirtschaftlicher Gutsbetrieb[1]

Burgen und Schlösser: Definition und Terminologie

Unter dem Begriff Burg ist grundsätzlich eine hoch- und spätmittelalterliche Wehranlage zu verstehen, die gleichzeitig Angehörigen der Oberschicht (Adel) als Wohnsitz diente, den Mittelpunkt eines herrschaftlich organisierten Güter- und Rechtsverbands sowie eines Wirtschaftsbetriebs bildete und mit ihren Bauformen Stand, Macht und legitime Herrschaft repräsentierte. In den lat. Quellen werden solche Anlagen meist als castrum, seltener als castellum, fortalicium oder munitio bezeichnet. Neben den Begriff Burg traten vom 13. Jh. an die Synonyme Schloss, Haus oder Feste. Vom 15. Jh. an verband sich der Begriff Schloss immer häufiger mit bestimmten Burgnamen (z.B. Schloss Wildenstein). In der modernen Fachterminologie bedeutet Burg den ma. Wehrbau, Schloss den neuzeitlichen Herrensitz ohne ausgesprochenen Wehrcharakter. Wehr- und Sperrfunktionen kamen auch verschiedenen anderen Formen von Befestigungen zu.[2]


Oder eine andere Definition


Erst Burgenforscher wie August von Cohausen (18121896) und Otto Piper (18411921) räumten mit viel burgenkundlichem Unsinn auf (so den heidnischen oder römischen Ursprüngen unserer Burgen), waren aber immer noch von der militärischen Hauptfunktion der Burg überzeugt. Gemeinsam mit Bodo Ebhardt(18651945) begannen sie jedoch, verstärkt auch auf die repräsentative Ausgestaltung der Burg, das heißt auf ihre Funktion als vornehmer Wohnsitz, einzugehen. Was sich damals vorsichtig abzeichnete: dass die Burg nicht nur ein Kriegsinstrument war, ist heute durch neue Forschungsmethoden zur Gewissheit geworden.

Mittlerweile begreifen wir die mittelalterliche Burg als einen Mehrzweckbau, dessen militärische Bedeutung wir zugunsten eines höheren Statuswerts und Symbolgehalts spürbar reduzieren müssen. Für den mittelalterlichen Menschen war die Burg das sichtbare Zentrum einer Herrschaft: Wer die Burg besaß, hatte auch die Herrschaft inne. Von einer Burg aus wurde das zugehörige Land verwaltet, regiert und befriedet. Zur Burg gehörte auch ein Rechtsbezirk, in dem der Burgherr meist die Niedere, bisweilen auch die Hohe Gerichtsbarkeit innehatte. Die zeitgenössische Malerei benutzte folglich die burgenreiche Landschaft als Symbol für ein befriedetes Land, denn die Burgendichte veranschaulichte, wie intensiv eine Herrschaft die Gegend durchdrungen und befriedet hatte. “Burgenpolitik” war letztlich das Resultat der systematischen Unterteilung eines Territoriums in kleine Grundherrschaften, die ihrerseits von Burgen aus verwaltet und gesichert wurden. Wenn wir aber die Burg als sichtbaren Anspruch auf eine wie auch immer geartete Herrschaft definieren, dann war der Kampf um Burgen viel eher ein Kampf um Herrschaftssymbole und Herrschaftsrechte als um Militärbasen.

Die Burg stellte innerhalb eines kleinräumigen Handelsraums auch ein lokal-regionales Wirtschaftszentrum dar, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als die Städte zu übermächtigen Wirtschaftszentren heranwuchsen, Handwerker und Kaufleute an sich banden, großräumig Handel betrieben und die Burgen ins wirtschaftliche Abseits beförderten. Die herausragende gesellschaftliche Stellung eines Landbesitzers und Landherrn ließ sich in der Tat nicht besser demonstrieren als durch eine Burg, die sich weithin sichtbar über das Tal und das Umland erhob. Sehen und vor allem Gesehenwerden spielte bei der Wahl des Burgstandorts eine ganz wesentliche Rolle.

Auf die Wahl des Lageplatzes wirkten sicherlich auch andere Faktoren ein: die Nähe zum burgeigenen, für die Existenz der Burgbewohner unabdingbaren und von daher unbedingt zu schützenden Wirtschaftshof mit seinen Ställen, Scheunen, Äckern und Feldern; die Nähe zur zugehörigen Siedlung mit ihren Bauern, Handwerkern und Kaufleuten, eine weitgehend sichergestellte Wasserversorgung, eine günstige wegemässige Erschließung zur täglichen Ver- und Entsorgung. Wehrtechnische Belange traten demgegenüber eher in den Hintergrund.

Abgesehen vom augenfälligen Lageplatz stellen die Dimensionen der Gebäude weitere äußerlich sichtbare Machtsymbole dar: Je höher, mächtiger und imposanter die Baumassen, um so erhabener der Burgherr. Der Burgenbau folgte hierin der mittelalterlichen Adelspyramide: an der “Luxusspitze” standen königliche, landesherrliche und bischöfliche Burgen, die in ihren Dimensionen, in ihrer Ausgestaltung und in der Hochrangigkeit ihrer höfischen Kultur Ausnahmebauten darstellten. Innerhalb der nachfolgenden Gruppe der Dynastenburgen sind schon beachtliche Differenzierungen festzustellen, wenngleich sich viele dieser Anlagen erneut durch ihre Großflächigkeit, ihre Gebäudevielfalt, ihren Bauschmuck und ihre aufwendige Hofhaltung auszeichnen. Wie die Reichs- und Landesburgen waren auch viele Dynastenburgen schon im 11. und 12. Jahrhundert aus Stein errichtet.

Auch innerhalb des Ministerialenstands, der zahlenmäßig den Sockel der Adelspyramide bildete, erkennt man anhand der Baudimensionen und -materialien eine Ober-, Mittel- und Unterschicht. Die Burganlagen sind mittelgroß bis klein, besitzen als Hauptbauten meist einen Palas mit Bergfried oder einen Wohnturm. Die ärmlichen Sitze des Landadels, quasi der “Bodensatz” der Pyramide, waren bescheidene Wohntürme, “Feste Häuser” oder sogar bauernhofähnliche Anlagen, lange noch aus Holz und Erde, sonst oft aus Bruchstein. Auch sie erfüllten innerhalb eines begrenzten territorialen Raums ihre Funktion als örtliches Status- und Machtsymbol. Gemeinsam ist all diesen Burgen das Streben nach Höhe, sowohl in der Architektur als auch in der Topographie. [3]

Burg Grenchen - Bettleschloss

Werner Meyer, Basel, meldet sich in seinem Grabungsbericht zur Burg Grenchen schon 1963 mit sehr modernen Definitionsansätzen zum Begriff Burg. Meyer gilt in der Schweiz als Pionier der Burgenarchäologie und der Neuinterpretation der Funktionen unserer Burgen[4]

S.214

"Kuno [von Grenchen], der erste urkundlich nachgewiesene Vertreter des Geschlechtes, dürfte noch in der Holzburg gehaust haben. In der nächsten Generation aber muss mit dem Bau der Steinburg begonnen worden sein. Sucht man nach Gründen, welche die Errichtung des Steinbaus veranlasst haben, so muss man sich davor hüten, bloss rationale, verteidigungstechnische Erwägungen anzunehmen. Diese mögen mitgespielt haben. Entscheidend aber war, dass das Geltungsbedürfnis, welches durch das in jener Zeit erwachende adlige Standesbewusstsein geweckt worden war, nur durch einen repräsentativen Steinbau gestillt werden konnte. Der Wechsel von der optisch bescheidenen Holzbauweise zum attraktiven Steinbau stellte eine jener zahlreichen Aeusserungen dar, welche das Aufkommen eines neuen adligen Lebensstiles kennzeichneten."

S. 216

"Die abseitige Lage der Burg hängt jedenfalls mit der typischen pastoralen Lebensweise des mittelalterlichen Adels im Jura zusammen. Sie befand sich am Rande des grossen, von der Natur geschützten Weidegebietes des Bettlacherberges. Der Viehraub, der in den mittelalterlichen Fehden eine gewaltige Rolle spielte, wurde dadurch erschwert. Denn der Zugang zum Bettlacherberg konnte von der Burg aus überwacht werden, so dass das Vieh, das auf dem Bettlacherberg weidete, höchstens auf sehr schwer passierbaren Pfaden abzutreiben war."

Geografische Lage, Umgebung, Klima, Strategische Bedeutung

Die Burg liegt auf der Schlossfluh (950 m ü.M.) in unwegsamem, felsigem Gelände am Jura-Südhang auf dem Gebiet der Gemeinde Bettlach, einer aufstrebenden Ortschaft östlich der Uhrenstadt Grenchen im Kanton Solothurn. Die Burg Grenchen reiht sich in die frühen Rodungsburgen des Juras aus dem 10. Jahrhundert ein. Gerodet wurden Teile des Hofachers (älterer Flurame 'Burgacker') und Teile der heutigen Weiden auf dem Bettlachberg.

Die Burg bestand aus zwei Burgstellen: die Obere Burg (Hauptanlage) auf der Schlossfluh und die Untere Burg auf der Hofacherfluh, der Schlossfluh vorgelagert.

Eine bedeutende strategische Aufgabe der Burg ist nicht nachzuweisen. Sie kontrollierte weder einen Juraübergang noch andere Verkehrswege. Die Wege zum Mürenpass, der seit der Römerzeit begangen wird, führten nicht an der Burg vorbei. Für dessen Sicherung war wahrscheinlich die Schauenburg (nahe der Hasenmatt) zuständig.

Einen historischen [[#Plan der Burg Grenchen aus dem Jahre 1894 | Plan]] (K. Meisterhans) aus dem Jahr 1894 und eine interessante geografische Beschreibung der Burg finden wir bei J.R. Rahn: Die Mittelalterlichen Kunstdenkmäler des Cantons Solothurn. Zürich, 1893/94. S. 226/227. Ferner finden wir die Burg und die benachbarte Schauenburg auf einigen Landkarten und Plänen aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Vorsicht! Die Besichtigung der Burg ist nicht ungefährlich. Die Ruine liegt im Gebirgsgelände. Gutes Schuhwerk ist unbedingt nötig (steile Abhänge, Felsen, Sturzgefahr).

In Anbetracht der hohen Lage der Burg muss auch die klimatische Voraussetzung dieser Zeit berücksichtigt werden. Die Besiedlungszeit der Burg fällt ziemlich genau in die sog. Medieval Warm Period[5] (Klimaoptimum des Mittelalters), die von ca. 900 bis ca. 1300 dauerte. Die durchschnittlichen Temperaturen lagen in dieser Zeit ungefähr 1 Grad Celsius höher als vorher und nachher. Nach der Medieval Warm Period begann die sog. Kleine Eiszeit, die bis ins späte 19. Jahrhundert reichte.

Während der Besiedlungszeit der Burg waren die Voraussetzungen für den Betrieb einer Gutswirtschaft in höheren Lagen wahrscheinlich besser als in späteren Epochen, obwohl es auch während dieser "Warm Period" zu erheblichen klimatischen Schwankungen kam. So sind z.B. aus dem 11. Jahrhundert mehrjährige Feuchtperioden mit grossen Niederschlagsmengen überliefert, die Missernten und Hungersnöte bewirkten. Im Burgund soll es sogar zu Kannibalismus gekommen sein (Bericht des Mönchs Radulf Glaber über eine Hungersnot in den Jahren 1032-1034).

Die Besiedlungsepoche der Burg Grenchen fällt zugleich voll in die Zeit eines starken Bevölkerungswachstums. Von 950 bis 1300 wuchs die europäische Bevölkerung um 140%, von 22 Mio. auf 55 Mio. Einwohner. Für diese markante Aufschwungsbewegung gibt es wohl verschiedene, z.T. einander bedingende Faktoren: Klima, grosser Landgewinn durch Rodungen, Dreifelderwirtschaft , die Herausbildung der feudalen Gesellschaft, die allmähliche Entfaltung des Städtewesens, neue technische Hilfsmittel, (Egge, Anspanntechnik (Kummet)).

Die Burg auf alten Landkarten und Plänen

Der Plan von K. Meisterhans (1894)

Vielleicht der älteste Plan der Burg.

Strassberg oder Bettlach-Schloss

Zitat aus Rahn, J.R.: Die Mittelalterlichen Kunstdenkmäler des Cantons Solothurn. Zürich, 1893/94. S. 226/227

Es gab zwei Schlösser dieses Namens, das eine bei Büren, Ct. Bern, das andere etwa eine Stunde oberhalb Bettlach im Solothurner Amte Lebern gelegen und ohne Zweifel identisch mit der pag. 34 erwähnten Ruine.

Die zwischen 1637 und 1640 verfasste "Croneck Loblicher Statt Solothurn" (Msc. in der Stadtbibliothek Solothurn) p.22 meldet hierüber: "Strassberg, das Schloss ligt ob dem dorf Bettlach, von den Inwohneren die burg genannt, dessen Vestigia vnd alt gemür, daselbst noch zu sechen, darvon von etlich jaren vill Maurstein gehn Grenchen (vgl. oben p.90, Art. Grenchen) zu erbauwung der Kefi daselbst, Fuchsenloch genambt, von den landleuthen gefüert worden".

Der Weg zu der Ruine führt dem Giglerbach entlang über einen prähistorischen Bergsturz, auf dessen unterem Theile, im Kastelsfelde, die Ruinen einer römischen Villa liegen, und an der "Burgmatt" vorbei. Westlich erhebt sich die Gestlerfluh, oder Gäschlerfluh, wie sie im Volksmunde und auf dem Katasterplane der Amtsschreiberei Lebern, Detail-Blatt Nr. 44, heisst. Auf dem Hofacker angelangt, sieht man vor sich zwei hinter und über einander gelegene Flühen: die vordere Hofacker- und die hintere Schlossfluh. Auf dieser stand die Burg (Fig. 107). Dass auch die Südseite D mit einer Mauer bewehrt war, möchte ich bezweifeln, obwohl Mörtelstücke herumliegen. Ich glaube, dass die ganze Burg aus nichts als aus dem Thurme bestand. Bei C ist eine runde Vertiefung von ca. 3 m. Weite, deren Tiefe sich ohne Spaten nicht feststellen lässt. Von den Mauersteinen (Kieseln) haben viele durch Feuer eine röthliche Färbung angenommen, besonders bei F. Die Mauerdicke ist bei E gemessen 1m. Die Ruine liegt 400 m. über dem Dorfe Bettlach. Auf Fig. 107 ist fälschlich ein nasser Graben verzeichnet.
Meisterhans, 14/IV, 1894.

Zitat ebenda p. 90, Art. Grenchen:

Zum Neubau der Kirche hatte man die Steine eines das "Fuchsenloch" genannten Thurmes verwendet, der 1581 über der nach Biel führenden Strasse zur Aufnahme der Gefangenen aus den Trümmern des Schlosses Strassberg (wohl eher Burg Grenchen?) errichtet worden sein soll. Auf einem Steine desselben standen die Initialen A.C.R.S., wie Strohmeier 1. c. sie deutet, die Anfangsbuchstaben der Inschrift: ad coercendum rusticorum superbiam!! [den Stolz der Bauern zu demütigen]
R. 1892

Erläuterungen von A. Fasnacht

Beim Plan aus dem Jahre 1894 von K. Meisterhans handelt es sich wahrscheinlich um den ältesten erhaltenen Plan der Anlage der Burg Grenchen (Bettleschloss). Bemerkenswert ist das Versehen, den Schlossgraben als nassen Graben, d.h. als Wassergraben darzustellen. Der Plan ist nach den damals noch sichtbaren Teilen der Burg genau und sorgfältig gezeichnet worden und stellt zusammen mit der Beschreibung der geografischen Lage und der Ruinenstätte ein interessantes Dokument dar. Was den Namen der Burg betrifft, bestand damals noch Unsicherheit. Drei Namen standen zur Auswahl:

  • Schloss Strassberg ob Bettlach
  • Bettlach-Schloss
  • Burg Grenchen

Rahn verwendet in seinem Artikel von Grenchen bei der Nennung der Burg Grenchen noch ein Fragezeichen und setzt die Bezeichnung in Klammern. Er war sich damals der historischen Sachlage noch nicht ganz sicher. Diesbezügliche Sicherheit bringt schliesslich Ferdinand Eggenschwiler mit seiner kurzen Abhandlung über die Burg Grenchen aus dem Jahre 1912. (F. Eggenschwiler: Die Burg Grenchen. Aus: Solothurner Monatsblatt, Jg. 1912, S. 146-148).

Das Zitat aus der Solothurner Chronik aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ("Croneck Loblicher Statt Solothurn") erwähnt zwei interessante Tatsachen. Einmal ist da der vom Volk gebrauchte Namen 'burg' und anderseits der Bericht über den Zustand der Ruine und die Nennung des Gefängnisbaus in Grenchen. Dieser Gefängnisturm, im Volksmund das "Fuchsenloch" genannt, stand nördlich der alten katholischen Kirche an der Mauer des ehemaligen Friedhofs, ungefähr dort wo sich heute die Treppe von der Kirchstrasse zum Vorplatz der Kirche befindet. Mit 'dessen Vestigia' meint der Verfasser etwa 'dessen Spuren, Ueberreste'.

Hartnäckig hatte sich während Jahrhunderten der Name Schloss Strassberg verbreitet, dies vor allem in schriftlichen Quellen. Der Name Schloss Strassberg leitet sich ab von den Herren von Strassberg, die im frühen 13. Jahrhundert die Burg von der letzten Angehörigen der Familie von Grenchen (Berta II von Grenchen) über den Strassberger Zweig des Hauses Nidau erbten. Die Strassberger waren ein historisch sehr wichtiges und mächtiges Geschlecht für die Gegend von Büren a.A. und des Oberen Leberbergs. Im Jahre 1309 schliesslich fand die Erbteilung unter den Strassbergern statt, wo die Burg dem heutigen Gemeindegebiet von Bettlach zugeschlagen wurde. All diese Tatsachen trugen dazu bei, dass die 'Burg ob Bettlach' zunehmend in den schriftlichen Quellen mit 'Schloss Strassberg ob Bettlach' oder ähnlich zitiert wurde und das ausgestorbene Geschlecht der Edelfreien von Grenchen allmählich in Vergessenheit geriet, also kaum mehr mit der Burg in Verbindung gebracht wurde. Erst die historische Quellenforschung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts rief die Gründer der Burg Grenchen, die Familie der Edelfreien von Grenchen, wieder zurück ins geschichtliche Bewusstsein einer breiten Bevölkerung. Neben dem im Volksmund geläufigen Namen 'Bettleschloss' erhält die Burg ihren ursprünglichen und wissenschaftlich korrekten Namen 'Burg Grenchen' zurück.

Lange hielt sich auch die Deutung der eingemeisselten Buchstaben in einigen Quadersteinen der Burg, die beim Gefängnisbau in Grenchen eingemauert wurden: A.C.R.S. - Diese sollen gemäss einer Deutung von Peter Strohmeier (1836) die Initialen zu folgender Inschrift gewesen sein: ad coercendum rusticorum superbiam (zur Bekämpfung des bäuerlichen Übermuts). Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass es sich bei diesen Buchstaben um Steinmetzzeichen handelte. Die Steine des Grenchner Gefängnisturms 'Fuchsenloch' verwendete man beim Neubau der katholischen Kirche in Grenchen (ca. 1806).

Die runde Vertiefung C auf dem Plan von Meisterhans wurde bei den Ausgrabungen 1959/61 untersucht. Es handelt sich dabei um einen natürlichen Schacht von etwas mehr als 3 m Tiefe. Als Teil einer Wasserversorgung kommt er nicht in Frage, da weder Bearbeitungsspuren noch Abdichtungen nachgewiesen werden konnten, die bei der Funktion z.B. als Zisterne nötig gewesen wären. Ob der Schacht damals anderswie genutzt wurde, ist nicht bekannt, da sein Inhalt einigen Raubgrabungen zum Opfer fiel. Abenteurer vermuteten dort einen unterirdischen Gang.

Meisterhans gibt beim Turm (Plan Mauer E) einen Mauerdurchmesser von 1 m an. Die Mauern des Turms weisen jedoch eine Dicke von 2 bis 2,6 m auf. Damals waren vermutlich bloss der Innenmantel der Mauern und teilweise der Mauerkern sichtbar.

Die strategische Bedeutung der Burg

Allgemeines

Berghaus Schauenburg, hinten der bewaldete Burghügel der Schauenburg, links der Weg über den Mürenpass bei der Hasenmatt (Bild ungefähr aus dem Jahr 1960).

Die Burg Grenchen hatte keine wichtige strategische Bedeutung. Sie sicherte weder einen Juraübergang noch andere wichtige Verkehrswege. Die Wege zum Mürenpass, dem nächstgelegenen Juraübergang, der übrigens seit der Römerzeit begangen wird, führten nicht an der Burg vorbei. Für die Sicherung des Passweges war wahrscheinlich die Schauenburg bei der Hasenmatt zuständig. Dieser Juraübergang führt vom Aaretal (Selzach, Lommiswil) nach Gänsbrunnen oder Court.

Die Burg Grenchen überwachte die Gebiete des eigenen Gutsbetriebs, so die Weiden auf dem Bettlachberg und im Hofacher (Untere Burg), wo auch Ackerbau betrieben wurde.

Viehraub und Fehden waren sehr häufig während der Besiedlungszeit der Burg. Diese Tatsache und das Repräsentationsdenken rechtfertigten den steinernen, wehrhaften Neubau der Burg in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Dauerhafte politische und militärische Geltung konnte im 12./13. Jahrhundert von den gräflichen und edelfreien Geschlechtern kaum mehr durchgesetzt werden ohne das zeitgemäss gestaltete Machtzentrum einer Steinburg.

Befestigungsanlagen der Burg

Was die Verteidigung betrifft, war die Standortwahl für die Burganlage auf der Hofacher- und auf der Schlossfluh nahezu ideal. Die topografischen Voraussetzungen für eine Wehranlage waren gegeben. Grosse, besondere Bauten und Erdarbeiten für die Verteidigung waren nicht notwendig. Beide Burghügel ( Untere und Obere Burg) waren gesichert durch steiles Gelände und Felswände. Bei der Oberen Burg waren der Burggraben und die Wallanlage natürlich vorgegeben. Allein der Wall musste über eine Strecke von gut 40m künstlich aufgeschüttet werden. Der Wall war mit einem Zaun erhöht.

Aussehen und Grundrisse der frühen Holzburg und der noch nicht erforschten Unteren Burg sind nicht bekannt. Hingegen kennen wir die Ruine des Wohnturms der oberen Burg. Die Obere Burg konnte nur auf der Nordseite angegriffen werden. Die Nordwest- und die Nordostmauer des Turms sowie auch die Stirnmauer der Anbauten an die Nordostwand waren auch als Wehrmauern angelegt. So weisen die Nordwest- und die Nordostmauer des Wohnturms eine um rund ½ m erhöhte Festigkeit auf im Vergleich zu den nach Süden ausgerichteten Turmflanken. Die Umfassungsmauern im südöstlichen Bereich schliesslich fügten die Obere Burg zu einer rundum befestigten Wehranlage zusammen.

Von der Unteren Burg wissen wir, dass sie auf ihrer Nordseite durch einen Graben vom Burgweg abgesetzt und von einer etwa 1,5m dicken Wehrmauer auf der Nord- und vielleicht auf der Westseite geschützt war. Aussehen und Funktion der Unteren Burg sind noch nicht bekannt. Schriftliche Quellen übermitteln kaum Hinweise zu den Bauten der Burganlage.

Überwachung und Kommunikation

Untere Burg: Blick hinauf zur Oberen Burg. Die Rodung vom Okt. 2001 bringt es an den Tag: Die beiden Burgen waren durch Sichtkontakt miteinander in Verbindung.
Untere Burg: Blick auf den Hofacher und auf die Burgmatt.

Obwohl die Rolle der Unteren Burg nach wie vor unbekannt ist, geben Beobachtungen doch einige allgemeine Hinweise. Am Aktionstag auf der Burg (27. Oktober 2001) befreite man die Ruinen der Oberen Burg von der Vegetation. Dadurch wurden die Mauerreste der Burg gut sichtbar.

Diese Rodung hatte zur Folge, dass man im Winter/Frühjahr bei entlaubten Bäumen und Sträuchern feststellen kann, wie ausserordentlich gut der Sichtkontakt zwischen den beiden Burgen gewesen sein muss. Von der Unteren Burg kann man einige Mauern der Oberen Burg sehr gut erkennen. Als die Burgen bewohnt waren, hielt man die Burghügel unbewaldet. Das bedeutet, dass ein ständiger Sichtkontakt zwischen den Burgen da war, der höchstens wetterbedingt (Nebel) unterbrochen werden konnte. Die Distanz zwischen den Burgen ist gering – eine Verständigung durch akustische oder visuelle Signale war problemlos möglich: Rufe, Hornsignale, Fahnen, Feuersignale.

Beim Begehen des Burgwegs fällt auf, dass dieser überwacht werden konnte. Vom Turm oder vom Wehrgang der Umfassungsmauer der Oberen Burg liess sich das Wegstück hinunter zur Unteren Burg leicht überwachen. Auch von der Unteren Burg konnte der Burgweg überschaut werden. Hier vor allem das Wegstück unter der Schlossfluh (östlich des Felsentors) wie auch hinauf zur Oberen Burg.

Die zum Gutsbetrieb der Burg gehörenden Landwirtschaftsgebiete auf dem Bettlachberg wie auch einen Teil des Hofachers überwachte die Obere Burg. Die Untere Burg hatte den Hofacher und die Burgmatt voll im Blickfeld.

Das Herrschaftsgebiet zu Füssen

Von ihrer Burg aus hatten die Herren von Grenchen eine faszinierende Aussicht auf ihr Herrschaftsgebiet - atemberaubend gar war der Ausblick von der Turmzinne. Bei gutem Wetter war sicher die Burg Strassberg ob Büren an der Aare sichtbar, wo die Verwandten der Freiherren von Grenchen, die Freiherren von Strassberg, ihren Wohnsitz hatten. Infolge der heutigen Bewaldung kann die Aussicht nicht mehr voll genossen werden.

Geschichtliche Grundlagen

Allgemeine Situation

Die Position des Adels festigte sich zusehends während des allmählichen Niedergangs Hochburgunds. Eine Folge davon war auch die starke Zunahme des Burgenbaus. Adelsfamilien sorgten so für feste Refugien und durch Rodungen vergrösserten sie ihren Grundbesitz. Auch die Gründung der Burg Grenchen im späten 10. Jahrhundert ist wohl in diesem Zusammenhang zu sehen.

Die Herren von Grenchen, Gründer der Burg

Das Adelsgeschlecht der Herren von Grenchen gab es tatsächlich. Diese Familie bewohnte die Burg Grenchen. Wahrscheinlich waren sie auch die Gründer der Burg.

Erstmals erwähnt wurde ein Kuno von Grenchen (Chono de Granechun) 1131 im Zusammenhang mit der Stiftung des Klosters Frienisberg, wo Kuno als Zeuge auftrat. Man darf mit Sicherheit annehmen, dass es die Familie von Grenchen schon länger gab, weisen doch die älteren Funde auf der Burg ins 10. Jahrhundert zurück, als die heutige Westschweiz wie auch das Gebiet des Leberbergs noch zum Königreich Hochburgund[6] gehörten. Die Herren von Grenchen waren keine Grafen, wie es früher oft vermutet wurde. Sie gehörten aber doch dem höheren Adel an, wahrscheinlich als Edelfreie, wie ihre Verschwägerung mit Grafengeschlechtern wie den Grafen von Neuenburg und den Grafen von Neuenburg-Nidau[7] vermuten lässt. Mit dem Niedergang der Königsautorität, der sie allein verpflichtet waren, verfügten Edelfreie wie die Herren von Grenchen ziemlich souverän über ihre Güter.

Das Geschlecht der Herren von Grenchen war früh ausgestorben, vermutlich schon im 13. Jahrhundert mit Berta II von Grenchen, die mit dem Minnesänger Graf Rudolf I von Neuenburg-Nidau verheiratet war. Die Herren von Grenchen waren offenbar Verwandte der Herren von Strassberg, deren Burg in Büren a.A.stand. Etwa 1180 wird Ulrich von Strassberg als Cognatus (Verwandter) Hessos von Grenchen erwähnt.

Zu ihrem Besitz zählten die Herren von Grenchen die Dörfer Grenchen, Bettlach und Selzach sowie wahrscheinlich kleinere Gebiete südlich der Aare.

Graf Rudolf I von Neuenburg-Nidau

Bild aus der Manessischen Liederhandschrift[8], die zwischen 1300 und 1340 in Zürich entstand. Heute in der Universitätsbibliothek Heidelberg.
Wappen des Bezirks Lebern, Kanton Solothurn.

Es scheint tatsächlich der Fall zu sein, dass die Freiherren von Grenchen verschwägert waren mit einem der grossen Minnesänger, nämlich Rudolf von Fenis-Neuenburg, der offenbar identisch ist mit dem Grafen Rudolf I von Neuenburg-Nidau und der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts oft in den Urkunden erscheint[9]. Seine erste Ehefrau war Berta II von Grenchen (erwähnt 1225).

Gemäss neusten Forschungen ist es nicht mit Sicherheit nachzuweisen, wer im Codex Manesse als Graf Rudolf von Fenis Neuenburg dargestellt ist: Handelt es sich um den Minnesänger Rudolf II von Neuenburg (1158-1192) oder um seinen Neffen Rudolf I von Neuenburg-Nidau (1201-1258)?

Interessant ist die heraldische Verwandtschaft der Wappen des Grafen (s. Bild aus der Manessischen Liederhandschrift) und des heutigen Bezirks Lebern

Zur Quellenlage

Woher stammte eigentlich diese Familie von Grenchen? Hinweise auf Beziehungen zum deutsch-alemannischen Adel im Norden und Osten gibt es nicht. Man darf fast davon ausgehen, dass die Herren von Grenchen altem burgundischem Adel entstammten.

Rückblickend kennen wir mit einiger Sicherheit aus Erwähnungen in schriftlichen Quellen nur fünf Vertreter aus drei bekannten Generationen der Familie von Grenchen, nämlich:

Prof. Werner Meyer: Versuch einer Stammtafel.

Bei den Erwähnungen in schriftlichen Quellen muss man davon ausgehen, dass es damals bei weniger bedeutenden Geschlechtern und Gütern recht selten vorkam, dass ihre Namen in Urkunden erschienen. Vermutlich lebten noch weitere Angehörige der Herren von Grenchen, deren Namen bis heute unbekannt geblieben sind. Das dürfte bestimmt für die Zeit vor Kuno von Grenchen und etwas vermindert auch nachher zutreffen. In der Zeit vom 10. bis ins 12. Jahrhundert flossen die schriftlichen Quellen sowieso nur sehr spärlich.

Schenkungsurkunde der Berta von Grenchen aus dem Jahre 1225. Flächenmass: 1 Schuppose = 10 - 12 Jucharten, also rund 400 a (40'000 m2)

Zur Erläuterung der Quellensituation sei Werner Meyers Einleitung zum Bericht über die Ausgrabung der Burg Grenchen zitiert:

"Der Jura bot mit seinen mannigfachen Bergkuppen und Felsrippen im Mittelalter günstige topographische Voraussetzungen für den Bau von Burgen. Es kann deshalb nicht verwundern, dass sich in der Feudalzeit zahlreiche Festen auf den Höhen dieses Waldgebirges erhoben. Über ihren Ursprung wissen wir im allgemeinen sehr wenig. Die schriftliche Überlieferung setzte erst im Laufe des 13. Jahrhunderts in grösserem Umfang ein. Aus jener Zeit erfährt man vielleicht ein paar Dinge über ihre Bewohner und deren Besitzverhältnisse. Nur von Burganlagen, die bis in die Spätzeit des 15. oder 16. Jahrhunderts Bestand hatten, sind Nachrichten über die Baugeschichte, die Inneneinrichtung oder das tägliche Leben auf uns gekommen. Über die Entstehung der Festen ist aus schriftlichen Quellen in den seltensten Fällen etwas zu entnehmen.

Die moderne Bodenforschung mit ihren Zweigwissenschaften ist imstande, einen Teil der durch die Dürftigkeit der schriftlichen Überlieferung entstandenen Wissenslücke zu schliessen."

Das Wappen der Herren von Grenchen

Die Chronik von Johannes Stumpf "Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen und Völckeren Chronick wirdiger Thaaten Beschreybung", gedruckt 1548 bei Froschauer in Zürich, überliefert das Wappen der Herren von Grenchen in den Farben Silber (Weiss) und Blau.

Die Chronik von Johannes Stumpf "Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen und Völckeren Chronick wirdiger Thaaten Beschreybung" , gedruckt 1548 bei Froschauer in Zürich, überliefert das Wappen der Herren von Grenchen in den Farben Silber (Weiss) und Blau. Die Chronik erwähnt es offenbar als Wappen Hessos von Grenchen.

Erben der Herrschaft von Grenchen waren die Strassberger

Der erwähnte Besitz der Herren von Grenchen geht nach dem Ableben von Berta II von Grenchen (in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts) an den Strassberger Zweig des Hauses Nidau. In einer der nächsten Generationen der Strassberger fand eine wichtige Erbteilung statt, die sich bis heute auswirkt. 1309 erhielt Otto von Strassberg das Dorf Grenchen mit dem Kirchensatz, Büren a.A. und die Burg Strassberg. Berchtold von Strassberg dagegen erhielt Altreu[10], Selzach[11], Bettlach [12] und die Burg Grenchen mit dem Dorfe Burg. Seit dieser Erbteilung im Jahre 1309 liegt die Burg Grenchen auf Bettlacher Boden.

Das heute nicht mehr lokalisierbare Dorf Burg lag möglicherweise nahe dem Landwirtschaftsbetrieb Burghof. Wahrscheinlich von diesem Betrieb aus wurde das Gut der Burg Grenchen bewirtschaftet. Vermutlich wuchs das Dorf Burg aus dem mit der Burg verbundenen Landwirtschaftsbetrieb heraus.

Die neuen Herren benutzten die Burg nicht mehr. Vermutlich bewohnten Ministeriale (Dienstleute) der Strassberger die Anlage noch einige Jahrzehnte. Anfangs des 14. Jahrhunderts gab man das Bauwerk auf und überliess es dem Zerfall. Ihre rechtliche Bedeutung als Herrschaftssitz behielt die Burg jedoch bei. Sie erscheint bis um 1400 in den Handänderungsurkunden.

Erste Besiedlungsperiode

Blick vom Burghügel auf den nördlichen Teil der Terrasse und den Wall, hinter dem Wall der Schlossgrabe.
Terrasse, Fläche W: Ungefähre Lage der Feuerstelle. Links: Wall. Rechts: Nordwestl. Abhang des Burghügels.
Blick hinunter vom Burgtor auf die Fläche K, den ungefähren Bereich der Steinsetzungen am südwestlichen Ende der Terrasse.
Plan der ersten Siedlungsperiode.

11. bis Mitte 12. Jahrhundert: Wall und Holzbauten.

Die Füllung des Walls enthielt kleine Brocken verkohlten Holzes, Ziegelfragmente wohl römischer Herkunft sowie ein altertümliches Keramikfragment, das in die Jahrtausendwende zu datieren war. Das meiste Material für den Wall gewann man vermutlich durch den Aushub und die Ausebnung der Terrasse. Der Wall war wohl zusätzlich mit einem Holzzaun erhöht. Der Zaun hielt das Vieh im inneren Bereich und schützte vor Eindringlingen aller Art.

Darstellungsversuch der Holzburg (1000 - 1150).

Spuren von Holzbauten mit Feuerstelle im Bereich der Fläche W (Plan oben). Funde: Tierknochen, Keramikfragmente (11./12. Jahrhundert), Hufeisen von kleinwüchsigen Pferden, ein langes Messer mit Griffdorn.

Quadratischer Holzbau (5 x 5 m) mit Steinsetzungen im Bereich der Fläche K (Plan oben). Funde: Tierknochen, Keramikfragmente (11./12. Jahrhundert), Eisenteile wie Nägel verschiedener Grösse sowie Türangeln, Angellager, einen Schlüssel, Hufeisen und eine Pfeilspitze. Die Steinsetzung stellte offenbar ein Gehniveau dar. Von den sich deutlich abhebenden Steinreihen dienten wohl zwei, die rechtwinklig aufeinander zuliefen, als Auflager für die Schwellbalken des Holzgebäudes. Unter den Steinsetzungen konnte eine weitere Kulturschicht ausgemacht werden, die dem 11. Jahrhundert zuzuordnen war.

Ueber die Konstruktionsweise der Holzbauten lässt sich heute nichts mehr feststellen. Es könnte sich durchaus um einfache Fachwerkbauten gehandelt haben. Diese Technik findet man wieder (durch Funde bestätigt) bei den Anbauten der Steinburg.

Die in Fläche W (Plan oben) aufgefundene Feuerstelle und Fragmente von Ofenkacheln aus dem späten 11. Jahrhundert, die im Bereich der Steinsetzung (Fläche K) gefunden wurden, weisen darauf hin, dass die Holzbauten bewohnt waren.

Die Holzburg

Hochmittelalter: Europa im Jahre 1000. Die Burg Grenchen wird in dieser Zeit gegründet.
Steinsetzung am südwestlichen Ende der Terrasse. Die Steinsetzung diente als Gehniveau und als Auflager der Schwellbalken für ein Holzgebäude.
Plan der obigen Steinsetzung gezeichnet von Werner Meyer. Von den sich deutlich abhebenden Steinreihen dienten wohl zwei,die rechtwinklig aufeinander zuliefen, als Auflager für die Schwellbalken des Holzgebäudes.

Die Burg Grenchen war nach der Gründung am Ende des 10. Jahrhunderts etwa 300 Jahre lang bewohnt. Die Burg wurde als Holzburg gegründet. Während 150 Jahren stand also auf dem Burghügel der Schlossfluh vermutlich eine Holzburg oder zumindest eine Wehreinrichtung (z.B. hölzerner Wehrturm). Die Grundrisse dieses Baus sind nicht überliefert.

Das Besiedlungskonzept der Grenchner Holzburg übernimmt klar die Struktur einer frühen Burganlage des Hochmittelalters: auf einem Hügel oder Motte der Wehrturm, bewohnt oder unbewohnt und darunter die ebenfalls befestigte Vorburg (bei der Burg Grenchen die Terrasse hinter dem Wall) mit Ökonomie- und Wohngebäuden.

Spuren von Holzbauten aus der frühen Siedlungsphase fand man anlässlich der Ausgrabungen 1959/61 im nordöstlichen Teil der Terrasse. Es konnte eine Feuerstelle mit 60 cm Druchmesser freigelegt werden, die aus mittelgrossen runden Steinen gesetzt war. Neben vielen Tierknochen kamen verschiedene Keramikfragmente (11./12. Jahrhundert) zum Vorschein. Diese Kulturschicht barg auch Hufeisen von sehr kleinwüchsigen Pferden sowie ein langes Messer mit Griffdorn. Im südwestlichen Endbereich der Terrasse fand man Steinsetzungen, die offensichtlich als Unterlage für Schwellbalken eines fast quadratischen Holzbaus dienten (5 x 5 m, ev. Ständerbau, reiner Holzbau oder möglicherweise auch Fachwerkbau). Funde in dieser Schicht: Tierknochen, Keramikfragmente (11./12. Jahrhundert), Nägel verschiedener Grösse, eiserne Türangeln und Angellager, einen Schlüssel, Hufeisen und eine Pfeilspitze. Unter der Steinsetzung befand sich eine zweite Kulturschicht, die ins 11. Jahrhundert datiert werden konnte.

Die aufgefundene Feuerstelle wie auch Fragmente von Ofenkacheln aus dem späten 11. Jahrhundert, die im Bereich der Steinsetzung gefunden wurden, weisen darauf hin, dass die Holzbauten bewohnt waren.

Ob und wie man die Burgstelle der Unteren Burg auf der Hofacherfluh zur Zeit der Holzburg nutzte, ist nicht bekannt.

Erst etwa im Jahre 1150 bauten die Herren von Grenchen den imposanten steinernen Wehrbau auf der Schlossfluh und die einfacher konzipierte Untere Burg auf der Hofacherfluh. Während oder nach dem Bau der Steinburg trug man vermutlich die Holzbauten ab.

Diese Tatsachen geben genügend Anlass, einige Informationen aufzuführen zum Bau und zum Aussehen der Holzburgen, die vom 10. bis ins 11. Jahrhundert im Gebiet der heutigen Schweiz und im benachbarten Ausland entstanden sind.

Es waren vor allem Angehörige des hohen Adels (Grafen, Edelfreie), die im 10./11. Jahrhundert ihren Besitz und ihren Einfluss durch Rodungen zu mehren suchten. So entstanden in den grossen Waldgebieten des Juras und der Voralpen wie auch im Mittelland viele Rodungsburgen, die sehr oft als Holzburgen gegründet wurden. Durch die Rodungsarbeit fiel das Baumaterial Holz in rauhen Mengen an, war also kostengünstig vorhanden, lange Transporte entfielen. Der Bau einer Holzburg war im Vergleich zum Steinbau einfach, dauerte nur kurze Zeit (wenige Wochen) und war mit erheblich kleineren Investitionen verbunden. Der Bau in Stein dagegen erforderte viel Planungsarbeit, dauerte lange (für kleinere Burgen zwei und mehr Jahre) und war teuer. Investitionen in Steinbrüche waren nötig. Die Baustelle für einen Steinbau erforderte technische Einrichtungen und Hilfsbauten: Krane, Gerüste, Transportrampen, Kalköfen, Schuppen und Unterstände. Steinmetze und spezialisierte Handwerker waren nötig und mussten angestellt werden für die oft jahrelange Arbeit.

Als Siedlungsplätze nutzten die Burgherren die topografischen Gegebenheiten der Landschaft wie im Falle der Burg Grenchen. Oft wählte man Hügel, die künstlich erhöht und vergrössert wurden oder man schüttete sogar ganze Burghügel künstlich auf. Diese künstlich angelegten oder erweiterten Burghügel nennt man Motten. Auf den Motten baute man die oft unbewohnte Holzburg (Wehrturm) als Pfosten- oder Ständerbau, umgeben von Palisaden, Graben- und Wallsystemen als Wehreinrichtungen. Angrenzend an die Motten errichtete man die ebenfalls befestigte Vorburg (Palisaden, Gräben), die meistens aus einem Herrenhaus und einem Gutshof (mehrere Gebäude) bestand. Je nach Grösse der Hügelplattform und Funktion der Burg wurde nicht nur ein Gebäude auf dem Burghügel erstellt, wie z.B. die Holzburg Salbüel (Hergiswil b. Willisau, Kanton Luzern) zeigt. Salbüel verfügte über keine Vorburg.

Eine hochinteressante Burganlage (Erdburg, Motte) mit ausgedehntem Wall- und Grabensystem in der Nähe der Burg Grenchen ist die Teufelsburg im Rütiwald, Gemeinde Rüti bei Büren an der Aare. Die Besichtigung dieser eindrücklichen Erdburg lohnt sich. Die beste Jahreszeit für die Besuche von Erdburgen ist der Winter.

iele Erdwerke und Motten der Schweiz sind noch unerforscht. Teilweise stammen sie aus früheren Jahrhunderten: Fluchtburgen aus der Völkerwanderungszeit oder sogar aus der Keltenzeit. Deshalb ist es sinnvoll, den Blick nach Grossbritannien, Deutschland und Nordfrankreich zu richten, wo die mittelalterlichen Holzburgen auf künstlich angelegten Hügeln (Châteaux à Motte) schon seit längerer Zeit erforscht werden.

Sogar auf dem berühmten Teppich von Bayeux (11. Jh.) findet man einige Motten dargestellt (Rennes, Dinan, Dol, Hastings).

Die Châteaux à Motte in Nordfrankreich, the Motte and Bailey Castles in Grossbritannien wie auch die Motten in Deutschland stehen je nach Funktion einem befestigten Fronhof nicht selten näher, als vielen Holzburgen der Schweiz. Dennoch waren zahlreiche Châteaux à Motte in Frankreich ursprünglich auch Rodungsburgen, aus denen nicht selten Dörfer hervorgingen. Die siedlungsgeschichtliche Bedeutung der Motten ist also nicht von der Hand zu weisen. Diese Tatsache wie auch die landwirtschaftliche Pionierrolle kommen bei den geschichtlichen Beschreibungen der Châteaux à Motte eher zu kurz. Aufgrund der intensiven Rodungen im Hochmittelalter war z.B. die Waldfläche Frankreichs im 13. Jahrhundert kleiner als heute.

Diese Ausführungen über die mittelalterlichen Holzburgen und Erdburgen/Motten (Entstehungszeit: 10./11. Jahrhundert) lassen die folgende, jedoch mit grosser Vorsicht zu geniessende Einteilung nach Typen zu:

  1. Höhenburg : Befestigte und bewohnte Holzburg (oft Rodungsburg) auf natürlichem oder teilweise künstlichem Burghügel in gebirgigem Gelände, mit oder ohne direkt angegliederter Vorburg. Dazu gehörte meistens ein Gutsbetrieb (Landwirtschaft, Viehwirtschaft). Diese Holzburgen baute man in vielen Fällen neu als Steinburgen, wie z.B. die Burg Grenchen, andere wurden später verlassen.
  2. Bewohnte Holzburgen (ursprünglich oft Rodungsburgen) in den Niederungen, in hügeligem bis flachem Gelände auf natürlichem, künstlichem oder teilweise künstlichem Burghügel (Motte) gesichert durch Wallsystem, Palisaden, Gräben und Wassergräben. Auch diese Burgen wurden oft neu gebaut als Steinburgen. Dazu gehörte meistens ein befestigter Gutsbetrieb (Landwirtschaft, Viehwirtschaft) als Vorburg. Dörfer und seltener Städte entstanden um einige dieser Burgen.
  3. Motte, Erdburg: Motte mit meistens unbewohntem, aus Holz gebautem Wehrturm, befestigt mit Wallsystem, Gräben, Wassergräben und Palisaden. Dazu gehörte eine mit Graben und Zaun/Palisaden befestigte Vorburg mit Herrenhaus, Kapelle, Bauernhäusern und Oekonomiegebäuden (s. obige Abbildung). Die Vorburg (la Basse-Cour, the bailey) diente in kriegerischen Zeiten auch als Refugium für die Landbevölkerung. Die Motte mit dem Wehrturm diente allein dem Schutz und der Verteidigung der ganzen Anlage. Diesen Typ findet man häufig in Nordfrankreich und Grossbritannien. Nicht selten gingen aus diesen Châteaux à Motte Dörfer hervor. Die Holzburg auf der Motte ersetzte man in vielen Fällen mit Steinbauten.

Zum Thema Motten und Holzburgen sei auf die im Literaturverzeichnis angegebenen Arbeiten hingewiesen.

Funde bei den Holzbauten

Ausgrabungen und Beschreibung

Ausgrabungen auf der Burg Grenchen

Bemerkung: Die folgenden Farbbezeichnungen in Klammern beziehen sich auf den sensitiven Plan der Oberen Burg.

Seit Jahrzehnten durchwühlten romantisch angehauchte Schatzsucher die Ruine. Vieles ging durch diesen Raubbau für spätere, wissenschaftliche Ausgrabungen verloren. Doch fanden auch einige seriöse Grabungen statt, die sich vor allem auf Sondiergrabungen beschränkten. Bereits konnten einige Funde sichergestellt werden.

Besonders spektakulär war ein Münzfund des Bettlacher Waldarbeiters German Leimer im Jahre 1930. Dieser Fund in den Mauern des Wohnturms wurde von Prof. Tatarinoff im Jahrbuch für Solothurnische Geschichte, Bd. 4(1931), S. 202-203, beschrieben. Der Münzfund steht jedoch in keinem Zusammenhang mit der Besiedlungsepoche der Burg durch die Freiherren von Grenchen, stammen doch die Fundstücke aus dem 14. Jahrhundert. Solche Funde schürten die Fantasie von Unberufenen und es wurde im Verlauf der folgenden Zeit auch immer wieder im Schutt gewühlt.

Der Architekt F. Gruber hob 1946 im Auftrag der Museums-Gesellschaft Grenchen einige Sondiergräben aus und erstellte eine umfassende Vermessung der Oberen Burg. Gruber hatte bei seinen Grabungen einige Funde gemacht, die er mit seinen Aufzeichnungen der Museumsgesellschaft Grenchen überliess. Aufzeichnungen und Funde Grubers sind leider verschollen.

Vor den Ausgrabungen 1959 und 1961 waren von der Ruine allein die Innenwände (ca. 1 - 2 m hoch) des Wohnturms sichtbar. Die Aussenwände erreichten nur noch Bodenhöhe. Das Innere das Wohnturms wurde im Laufe der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch Raubgrabungen ausgeräumt.

Die Burg Grenchen im Lichte der Ausgrabungen 1959 und 1961

Die Museums-Gesellschaft Grenchen veranlasste die umfassende Erforschung der Burg. Es war auch diese Gesellschaft, welche die für die Arbeiten notwendigen Geldmittel zusammenbrachte. Die Ausgrabungsarbeiten in den Jahren 1959 und 1961 standen unter der Leitung des bekannten Burgenforschers Werner Meyer[13], Basel, der die Burgenarchäologie in der Schweiz auf einen hohen, international anerkannten Stand führte.

Die Ausführungen basieren grösstenteils auf den den Grabungsberichten von Werner Meyer (siehe Literaturverzeichnis).

Unmittelbar nach den Ausgrabungen begann man im Herbst 1961 mit der Konservierung des Mauerwerks und des Backofens. Die Konservierungsarbeiten fielen sehr umfangreich aus und dauerten bis ins Jahr 1963.

Das Kultur-Historische Museum in Grenchen zeigt in seinen Ausstellungen Funde der Burg Grenchen sowie ein Modell der Burg. Ein Besuch lohnt sich, vor allem vor einer Besichtigung der Burgruine. Vorsicht! Die Besichtigung der Burg ist nicht ungefährlich. Die Ruine liegt im Felsgelände. Gutes Schuhwerk ist unbedingt nötig (steile Abhänge, Sturzgefahr).

Beschreibung der Burg

Die Lage der Oberen und Unteren Burg.

Es gab zwei Burgstellen: die eigentliche Hauptburg auf der Schlossfluh (Obere Burg) und die Untere Burg auf einem Felsen (Werner Strub nennt ihn Hofacherfluh), der Schlossfluh südwestlich vorgelagert. Die Obere Burg stand auf einem natürlichen Felshügel, der auf der Nordwestseite von einer künstlich aufgeschütteten Wallanlage und einem Burggraben gesichert wurde. Die Wallkrone war, wie ein gefundenes Pfostenloch zeigt, wahrscheinlich durch einen Holzzaun erhöht (ein Hinweis auf Palisaden fehlt). Auf den anderen Seiten des Hügels waren wegen der steil abfallenden, mit Felsen durchzogenen Abhängen keine weiteren Befestigungen nötig.

Der Burgweg

Die Burg war, ursprünglich von Grenchen aus, durch einen 2-3 m breiten Burgweg erschlossen, der heute an einigen Stellen beim Burghügel und unter der Schlossfluh noch gut erhalten ist. Damals konnte der Weg wahrscheinlich bis zur Wallanlage mit leichten, einachsigen Ochsen- oder Pferdekarren befahren werden. Eine besonders schöne Partie des Burgwegs befindet sich bei der Unteren Burg, wo der Weg zwischen zwei Felsenpfeilern durchführt.

Der Zugang zur Burg von der Terrasse hinter dem Wall her ist nicht mehr eindeutig rekonstruierbar. Wahrscheinlich führte er an der Südwestseite des Hügels hinauf zum gepflasterten Gehniveau ( Rampe). Vielleicht war die dem Hang entlang führende Mauer ein Teil des Zugangs. Beim Abtragen der Burg im Jahr 1585 und wahrscheinlich auch durch Verwitterung wurden die Hauptteile des Zugangs zerstört oder waren abgerutscht.

Das Tor zum Innenhof, das eigentliche Burgtor befand sich wahrscheinlich am Ende des Gehniveaus (Rampe) auf der Südwestseite des Turms in der Umfassungsmauer. Das Tor war vom Gehniveau aus wahrscheinlich über eine kleine brückenähnliche Holzkonstruktion zugänglich.

Nach der Holzburg folgt ca. 1150 der Steinbau

Fundgegenstände datieren den Siedlungsbeginn der Anlage auf die Jahrtausendwende 10. / 11. Jahrhundert. Es entstanden mit grosser Sichereit erste Holzbauten, die Wallanlage sowie oben auf dem Burghügel eine Holzburg, deren bauliche Gestalt und Grundrisse archäologisch nicht mehr nachgewiesen werden konnten. Der Holzbau wurde etwa 1150 durch einen Steinbau abgelöst, der aus einem Wohnturm mit einem fast quadratischen Grundriss von rund 11,5 m Seitenlänge (innere Seitenlänge rund 8 m) als Hauptgebäude bestand (gelb). Südlich des Wohnturms war der Vorplatz der Burg durch eine erste Umfassungsmauer (rot) umbaut, die offenbar zusammen mit dem Turm enstand. Dieser Hof war mit leichten Nutzgebäuden, besseren Unterständen versehen. Ferner führte auf der Südostseite des Turms eine Holztreppe zum Hocheingang des Wohntrums. Der Turm hatte vielleicht vier Stockwerke, vielleicht auch mehr. Seine Höhe dürfte zwischen 10 m und 15 m gelegen haben.

Umgestaltung der Anbauten und der Umfassungsmauer um 1200

Etwa um 1200 veränderte man den Innenhof mit einer neuen Umfassungsmauer und baute grössere Nutzgebäude, die im oberen Bereich als Fachwerkbau ausgeführt waren. Diese Anbauten waren vermutlich bewohnt. Man fand in diesem Bereich eine Ansammlung von Ofenkacheln. Südlich des Turms war das bebaubare Gelände stark terrassiert durch bearbeitete Felsterrassen. Es mussten also beim Bau der Nutzgebäude starke Niveauunterschiede überwunden werden. Ein grösserer Brand zerstörte die Anbauten kurz nach der Fertigstellung. Die zerstörten Nebengebäude baute man sofort wieder auf, wie die darunter liegende Brandschicht bekundet, die bei den Ausgrabungen zum Vorschein kam.

Das Schicksal des Bauwerks

Hinweise, dass die Burg oder Teile davon je einmal mit Gewalt, also durch kriegerischen Einfluss, zerstört worden wären, gibt es nicht.

Die Strassberger benutzten die Gebäude der geerbten Burg Grenchen nicht. Das heisst also, dass die Burg seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts höchstens noch von Dienstleuten (Angehörige des niederen Adels) bewohnt wurde, deren Namen nicht überliefert sind. Allein eine Urkunde der Grafen von Neuenburg aus dem Jahre 1214 erwdhnt zwei Ministerialen (Dienstmänner) mit Namen: Burcardus de Betelahe und Heinricus de Granges, wobei dieser Heinricus kein Angehöriger des edelfreien Geschlechts von Grenchen war. Er entstammte einer Familie niederen Adels (ministerialis). Ein Wohnsitz der beiden wird nicht genannt. Die Behauptung, dass einer von ihnen z.B. die Untere Burg bewohnt hätte, wäre sehr spekulativ und urkundlich in keiner Weise gesichert.

Spätestens anfangs des 14. Jahrhunderts gab man das Bauwerk endgültig auf und überliess es dem Zerfall. Auch die Funde belegen diese Tatsache. Stammen doch die jüngsten Keramikfunde aus dem 14. Jahrhundert. Ob Teile der Burg vom Erdbeben von Basel, am 18. Oktober 1356, zerstört wurden, bleibt ungewiss. Ihre rechtliche Bedeutung als Herrschaftssitz behielt die Burg jedoch bei. Sie erscheint bis um 1400 in den Handänderungsurkunden.

Die Ruine der Burg war im 16. Jahrhundert noch gut erhalten. 1583 beschloss der Solothurner Rat den Bau eines Gefängnisturms in Grenchen. Zum Bau dieses Turms wurde dem Maurer zu Selzach der Abbruch des "burgstalls zur burg ob bettlach" übertragen. Danach wurde die Ruine als Steinbruch benutzt für den Bau des Gefängnisturms in Grenchen. Dieser Gefängnisturm, im Volksmund das "Fuchsenloch" genannt, stand nördlich der alten katholischen Kirche an der Mauer des ehemaligen Friedhofs, ungefähr dort wo sich heute die Treppe von der Kirchstrasse zum Vorplatz der Kirche befindet.

Die Grenchner brachen den Gefängnisturm 1806 wieder ab und verwendeten seine Steine, also auch die der Burg Grenchen, beim Bau der neuen röm.-kath. Kirche in Grenchen. Damals mauerten die Kirchenbauer auch die Grabplatten der Herren von Grenchen, die in der alten Kirche beigesetzt waren, in die Fundamente der neuen Kirche ein. So lebt ein Teil der Burg Grenchen in der heutigen St. Eusebius Kirche in Grenchen weiter.

Bilder von den Ausgrabungen 1959 / 1961

Alltag und Funde auf der Burg

Der Alltag auf der Burg

Er war karg, hart, feucht und kalt. Das Leben in den 2 m dicken Mauern war nicht sehr komfortabel. In den Wohntürmen, so sicher auch in Grenchen, befand sich die Küche unten, meistens mit offenem Herdfeuer. In den oberen Stockwerken waren die Wohn- und Schlafgemächer untergebracht, die in den mittelalterlichen Burgen oft schon mit Kachelöfen beheizt wurden. Das dürfte auch in Grenchen der Fall gewesen sein; die Ausgrabungen brachten in den Nebengebäuden etliche Ofenkacheln zu Tage. Die Vorläufer der Kachelöfen sind die in kalten Gegenden, vor allem im Alpenraum, in die Häuser eingebauten Backöfen oder überwölbten Herdfeuerungen. Der Backofen wanderte mit seinem Ofenkörper in die sich im Mittelalter herausbildende Stube, die Beheizungs- und Beschickungsseite verblieb aber in der Küche. Dadurch entstand ein Raum, der beheizbar war und trotzdem sauber gehalten werden konnte. Diese Öfen hatten meist eine Oberfläche aus Lehm und Kalk. Aus Gründen der leichteren Konstruktion baute man in diese Gewölbe Bauteile ein, die der Töpfer (Hafner) zu diesem Zweck herstellte nämlich konvexe oder konkave Schüsseln und Becher. Man merkte schnell, dass die Wärmeübertragung an den Stellen mit keramischen Bauteilen besser war.

Wie schaute der Alltag aus auf einer mittelalterlichen Höhenburg im Jura? Die Burg wurde bewohnt von der Familie des Burgherrn, vom Gesinde und, je nach Situation, von einigen Kriegsknechten. Auf oder unmittelbar bei der Burg hielt man sich Kleinvieh, Kleintiere und Hunde. Die Sennerei und der Landwirtschaftsbetrieb der Burg Grenchen befanden sich in einiger Entfernung der Burg; nämlich unten auf dem Hofacher und oben auf dem Bettlachberg die vermutete Sennerei.

Der Alltag des Burgherrn: Belegt ist von einigen Jura-Burgen, dass der Burgherr sich zuweilen mit Sennerei-Arbeit beschäftigte. Das stimmt mit dem von Werner Meyer geschilderten Bild vom Leben der Adeligen als kriegerische Hirten und Jäger voll überein. Die Jagd spielte auf allen Burgen eine wichtige Rolle. Bei manchen Jura-Burgen belief sich der Wildanteil der Tierknochenfunde auf 30% und mehr. In Grenchen waren es etwa 11%. Als Jagdwaffe spielte die Armbrust die Hauptrolle. Mit einer Armbrust konnte bis auf eine Distanz von über 100 m präzise getroffen werden. Ebenfalls für die Jagd wurden natürlich die Hunde eingesetzt, die auf jeder Burg zahlreich gehalten wurden. Auch die Jagd mit dem Falken pflegten einige Burgherren. Zu den 'Regierungsgeschäften' des Burgherrn zählte vor allem das Abhalten von Gerichtstagen, dem Klären von alltäglichen Streitereien, Problemen und Fragen seiner Bauern. Die Pflege der Beziehungen zu Verwandten und befreundeten Adeligen war von grosser Bedeutung. Waffenübungen, Turniere, Gelage und nicht zuletzt auch das Fehdewesen (Fehden, also Streit und Rechtshändel unter Adeligen, wurden teilweise als wahrhaftige Kleinkriege zwischen den beteiligten Adelshäusern ausgetragen) spielten mit im Alltag der Burgherren. Mit der schulischen Bildung der Burgherren war es schlecht bestellt - Analphabetismus war fast der Normalfall.

Der Alltag der Gemahlin: Die Frauen auf der Burg befassten sich mit den täglichen Hausarbeiten: Kochen, Backen, Wohnungspflege, Spinnen, Nähen, Waschen, Pflege und Fütterung der Kleintiere. Bei diesen Arbeiten legte selbst die Herrin Hand an. Bei den Damen gehörte Schrift und Sprache zur schulischen Ausbildung. Deshalb wurden die wenigen nötigen Schriftstücke oft von der Burgherrin geschrieben.

Besonders erwähnt sei hier der Winter. Die unwegsame Umgebung der Grenchner Burg dürfte sich im Winter besonders hart ausgewirkt haben. Oft waren die Wege kaum begehbar. Kälte, Schnee und Winterstürme machten den Bewohnern das Leben schwer. Die Burgen waren nur schlecht zu beheizen, Fenster im heutigen Sinne gab es nicht. Butzenscheiben kamen erst viel später auf. Die Bewohner waren gezwungen, die offenen Fenster und Luken soweit wie möglich zuzustopfen oder mit Läden zu vermachen - die dunklen Räume der Burgen waren im Winter noch viel ungemütlicher und kälter. Dennoch erlosch im Winter das Leben auf den Burgen nicht. Nach Weihnachten hielt man Turniere ab und in dieser Zeit eröffnete man die Fehden. Höhepunkte des Herrenlebens fielen also in die kalte Jahreszeit. Den Frühling erwartete man aber allemal mit grosser Sehnsucht: Ängste und Nöte des Winters waren endlich vorbei.

Kirche, Religion: Was das religiöse Leben betraf, richtete sich die Familie der Burgherren nach Grenchen aus. In der Kirche von Grenchen empfingen sie wohl die Taufe und besuchten die Gottesdienste. Als gesichert gilt die Tatsache, dass einige der Familienmitglieder in der Kirche Grenchen bestattet waren. Die Erbauer der neuen Kirche mauerten die Grabplatten der Herren von Grenchen anfangs des 19. Jahrhunderts in die Fundamente der St. Eusebiuskirche Grenchen ein.

Ausgrabungen 1959/1961

Bau- und Ausführung des Mauerwerks, Knochen-, Keramik-, Glas- und Metallfunde geben dem Archäologen recht genau Auskunft über die Besiedlungsepochen einer Burganlage. Eine wichtige Rolle spielen auch Ort, Beschaffenheit und Tiefe der Fundstellen (Kulturschichten).

Die Funde setzen sich denn auch hauptsächlich aus den genannten Materialgruppen zusammen. Den Hauptteil nehmen Tierknochen und Keramikfragmente ein, weniger Metallgegenstände und selten Glas- und Steingegenstände. Gegenstände aus leicht vergänglichen Materialien wie Leder und Holz wurden nicht gefunden. Alle Fundgegenstände weisen auf die Besiedlung der Anlage vom 10. Jahrhundert bis ins frühe 14. Jahrhunder hin. Eine Besiedlung in der gallorömischen Epoche kann ausgeschlossen werden.

Der sensitive Plan der Burg gibt Auskunft über Fundort und Massierung der Fundgegenstände aus der Besiedlungsperiode der Steinburg, nach 1150. Die erste Besiedlungsperiode, ca. 1000 - 1150, und die Funde aus dieser Zeit erläutert das Kapitel über die Holzburg.

Grabungsbefund von Werner Meyer

Nachbau eines Kachelofens aus dem 13. Jahrhundert.
Dezemberbild mit Kachelofen, Freskomalerei, Zürich "Haus zum langen Keller", Anfang 14. Jh.

Aus dem Grabungsbefund[14] schliesst Werner Meyer auf einen harten und sehr primitiven Alltag der Burgbewohner. Dennoch gibt es ein paar Hinweise auf eine etwas gehobenere Alltagskultur auf der Burg:

Nach heutigen Begriffen war das Dasein sehr rauh und primitiv. Die ganze Burganlage schmiegte sich an den unregelmässigen Verlauf des Felsens an, weshalb man sich die Topographie der Burg sehr verwinkelt und voll von Unebenheiten vorstellen muss. Eine Ausnahme mag der geräumige Wohnturm gebildet haben; doch war auch dessen Zugang über einen Hocheingang alles andere als bequem. Die Wände waren im Innern grob verputzt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Wohnräume mit einem einfachen Getäfer versehen oder mit Fellen behangen waren. Wandteppiche sind für jene Zeit vor 1300 wohl noch nicht anzunehmen.

Die Steinburg wurde mit Kachelöfen geheizt. Zwei befanden sich im Südtrakt, mindestens einer im Wohnturm. Ueber die Heiztechnik in der älteren Holzburg wurde nichts Sicheres bekannt. Das Vorhandensein von Kachelöfen kann keineswegs als nachgewiesen gelten. Vermutlich begnügte man sich mit offenem Herd- oder Kaminfeuer.

Die fast prähistorisch anmutende Primitivität der Gegenstände des täglichen Lebens offenbarte sich am augenfälligsten in der Geschirrkeramik. Diese – es handelte sich fast ausschliesslich um Kochtöpfe – war roh und unglasiert. Die Trinkgläser aus dem 13. Jahrhundert, von welchen ein paar Reste gefunden wurden, müssen als grosse Kostbarkeit gegolten haben.

Die Annahme, ein grosser Teil des Haushaltgerätes habe aus Holz bestanden, ist sehr berechtigt, doch bleiben davon keine Spuren übrig. Zur Beleuchtung dienten Talglampen; die Verwendung von Kienspänen ist nicht von der Hand zu weisen, doch fanden sich keine Belege.

Die Herkunft der Haustiere, deren Knochen in grosser Zahl gefunden worden sind, konnte nicht mit Sicherheit ermittelt werden. Wenn für die zeitweilige Existenz eines Pferdestalles auch gewisse Anhaltspunkte sprechen, so fanden sich auf der Steinburg doch keinerlei Spuren, die auf das Vorhandensein eines grösseren Rinder- oder Schweinestalles hätten schliessen lassen. Dass die Burg in irgendeiner Weise mit einem Gutsbetrieb von vorwiegend viehzüchterischer Prägung verbunden war, ist sehr zu vermuten. Die Holzbauten in der Westterrasse könnten damit in Verbindung gebracht werden. Ob zur Zeit der Steinburg die Haustiere in einem Pferch im Burggraben oder in einem eigentlichen Sennhof unbekannten Standortes untergebracht waren, lässt sich zur Zeit nicht entscheiden. Die abseitige Lage der Burg hängt jedenfalls mit der typischen pastoralen Lebensweise des mittelalterlichen Adels im Jura zusammen. Sie befand sich am Rande des grossen, von Natur gut geschützten Weidegebietes des Bettlacherberges. Der Viehraub, der in den mittelalterlichen Fehden eine gewaltige Rolle spielte, wurde dadurch sehr erschwert. Denn der Zugang zum Bettlacherberg konnte von der Burg aus überwacht werden, so dass das Vieh, das auf dem Bettlacherberg weidete, höchstens auf sehr schwer passierbaren Pfaden abzutreiben war.

Der geringe Fundanteil der Bewaffnung mag vielleicht befremden, zumal die gefundenen Pfeil- und Bolzeneisen zu einem erheblichen Teil für die Jagd bestimmt waren. Dazu ist zu bemerken, dass die grossen Waffen, Helme, Harnische, Schwerter usw. als kostbare Familienerbstücke galten und deshalb sorgfältig gehütet wurden, so dass sie nicht wie das zerbrochene Geschirr oder die Küchenabfälle auf die Kehrichthaufen geworfen wurden.

Hinweise auf kultivierten Alltag

Unter den Fundgegenständen, die 1961 bei den Ausgrabungen gefunden wurden, befanden sich einige Stücke, welche doch auf eine etwas edlere Lebensart der Burgbewohner hinweisen.

So deutet der Teil einer bronzenen Buchschliesse (Zeichnung 36) an, dass auf der Burg vielleicht sogar gelesen wurde oder dass es Bewohnerinnen gab, die des Lesens und des Schreibens kundig waren. In jener Zeit waren es vor allem die Burgfrauen, welche diese Kunst beherrschten.

Bei den männlichen Adeligen gehörte die literarische Bildung weniger zur Erziehung. In der Regel waren die Burgherren Analphabeten. Es waren Geistliche und speziell ausgebildete Schreiber, die für das Schreiben der amtlichen Schriftstücke und Urkunden zuständig waren. Zur Zeit der Besiedlung der Burg Grenchen waren Bücher Luxusgegenstände. Jedes Buch war eine individuelle Einzelanfertigung (Unikat), von Hand geschrieben, illustriert und gebunden. Papier war in Europa noch kaum bekannt. Geschrieben wurde auf Pergament, das in einem komplizierten Verfahren aus Tierhäuten (vor allem Ziegenhaut) anfertigt wurde. Eine Burgbibliothek war sicher nicht vorhanden. Vielleicht besass man ein einziges Buch oder bestenfalls zwei bis drei Bücher. Was wurde wohl gelesen oder vorgelesen auf der Burg Grenchen? Man darf davon ausgehen, dass es sich um Erbauungsliteratur gehandelt haben dürfte (Texte über die zehn Gebote, Heiligenleben, Geschichten aus der Bibel oder Gebetstexte). Die Buchschliessen ermöglichten das feste Schliessen eines Buches, um es so besser schützen zu können vor Schmutz, Alterung und Feuchtigkeit.

Erst etwa 150 Jahre nach der Aufgabe der Burg Grenchen erfand Johannes Gutenberg in Mainz den Buchdruck, ca. 1450. Damit legte Gutenberg den Grundstein für die mechanische Vervielfältigung der Texte und die spätere Massenproduktion der Bücher.

Ein weiteres interessantes Fundstück ist das Fragment einer Schiefertafel (Zeichnung 39). Auf der einen Seite weist es eingeritzte Schriftzüge auf, von denen einzig der Buchstabe b entziffert werden kann. Handelt es sich bei dieser Tafel um einen 'Notizblock' oder gar um eine Übungstafel für die Schreibübungen junger Burgbewohnerinnen?

Zu den spärlichen Funden aus Buntmetall gehört ein Ortband (Zeichnung 34) aus Kupferblech mit Spuren einer Versilberung. Vermutlich handelt es sich dabei um den Rest (Spitze) einer Dolchscheide. Weiter fand man einen Teil eines Zierblechs (Zeichnung 35) unbekannter Verwendung (Bronze) mit s-förmigen Gravierungen.

Es kamen auch einige kleine Reste von unbestimmten Buntmetallblechen zu Tage, die zum Teil Spuren von Vergoldungen trugen.

Der Backofen

Beim Wiederaufbau nach dem Brand (ca. 1200) wurde auch der leicht ovale Backofen gebaut, dessen Konturen noch gut sichtbar sind. Die Backfläche hatte stattliche Ausmasse. Durchmesser auf der Schmalseite etwa 1,75 m und auf der Längsseite gut 2 m. Der Backofen galt als Sensation, denn er stellte den ersten mittelalterlichen Backofenfund der Schweiz dar. Es handelte sich um einen Lehmbackofen, wie er heute noch gebaut wird und zwar technisch sehr ähnlich wie das Exemplar der Burg Grenchen. Kurz nach dem Backofenfund auf der Burg Grenchen fanden Archäologen bei anderen Ausgrabungen auf Schweizer Burgen ähnliche Exemplare.

Bei der Ausgrabung und Entdeckung des Backofens im Jahre 1961 waren die beiden Bettlacher Lehrer Hans Rudolf Zuber und René Bolle direkt beteiligt. Sie waren es, die den Backofen in einer Nachtschicht während der Ausgrabungen im Sommer 1961 vom Schutt der Jahrhunderte befreiten. Hans Rudolf Zuber hielt dieses Ereignis in einem fesselnden Erlebnisbericht fest.

Den wichtigen Fund beschreibt Werner Meyer[15] wie folgt:

"Hier trat direkt unter dem Mauerschutt eine mächtige, linsenförmige, hellrote Lehmschicht zutage. Als diese sorgfältig abgetragen wurde, kam in einer Tiefe von dreissig Zentimetern eine leicht ovale, horizontale, dunkelgebrannte Lehmfläche zum Vorschein, die von einem Kranz in Lehm gebetteter Steine umgeben war. Es handelte sich offenbar um die Reste eines Ofens. Gegen die Deutung als offene Feuerstelle sprach die Tatsache, dass über der Bodenfläche eine dreissig Zentimeter starke Lehmschicht gelagert war, die aus einzelnen Brocken bestand und offenbar die Reste einer Kuppel darstellte. Um einen Heizofen konnte es sich ncht handeln, da die Lage für einen solchen denkbar ungünstig gewesen wäre, und ausserdem fehlte jegliches Fragment einer Ofenkachel. (..) Nur gegen die Deutung als Backofen sprachen keine Argumente. Solche hat es auf den Burgen nachweislich gegeben, wenn auch aus hochmittelalterlicher Zeit in der ganzen Schweiz bis jetzt erst vier Exemplare gefunden werden konnten. Auf drei Seiten war der Ofen von Mauerwerk umgeben. Ueber seinen Rauchabzug können nur Vermutungen angestellt werden. Sehr wahrscheinlich führte ein primitiver Rauchkanal auf der Innenseite der Mauern zum Dach empor. Die Einschussöffnung war ungefähr siebzig Zentimeter breit und war noch bis in eine Höhe von zwanzig Zentimetern erhalten. Der ganze Ofen ruhte auf einem festen Unterbau von Lehm und Steinen verschiedener Grösse auf." Ende Zitat.

Besonders schwierig gestaltete sich die Konservierung des Backofens. Eine Bergung des seltenen Stückes kam aus technischen Gründen nicht in Frage. Deshalb fertigte im Jahre 1961 eine Equipe des Schweizerischen Landesmuseums in wochenlanger Arbeit einen genauen Gipsabguss an und gab dem Original, das grösstenteils aus zerbröckelndem Lehm bestand, durch Tränkung mit verschiedenen Chemikalien und durch Erhitzung neue Festigkeit. Um den Ofen vor der Witterung und vor unvernünftigen Besuchern zu schützen, versah man ihn mit einem überdachten Gitter.

Die Schutzeinrichtung des Backofens wurde im Laufe der Jahre entfernt und die Reste des Ofens blieben der Witterung und der Vegetation ausgesetzt.

Lehmbackofen heute

Der Backofen der Burg Grenchen war ein Lehmbackofen und entstand etwa im Jahre 1200. Die Bauweise ist den heutigen Lehmbacköfen sehr ähnlich. Die Funktionstüchtigkeit dieses Systems ist offenbar so überzeugend und effizient, dass man ihm über Jahrhunderte treu geblieben ist. So befindet sich auf dem Rabehof in Oldendorf an der Oertze (Deutschland) ein rund 500 Jahre alter Lehmbackofen, der noch in Betrieb steht und auch heute noch schmackhafte Brote bäckt.

Heute setzt man den Lehmbackofen vor allem als Gemeinschaftsbackofen in Siedlungen und Dörfern wie auch als Gartenbackofen ein - Pizzen und Holzofenbrote aus dem Lehmbackofen sollen hervorragend schmecken.

Backtag auf dem Rabenhof

Peter Rabe schildert uns das Backen mit dem wohl 500 Jahre alten Lehmbackofen des Rabehofs in Oldendorf an der Oertze. Peter Rabe liess den Ofen im Jahre 2002 renovieren. Heute ist es wieder möglich, mit dem Backofen schmackhafte Brote und andere Backwaren zu erzeugen. Der Backofen des Rabehofs ist etwas grösser als das 800 Jahre alte Exemplar auf der Burg Grenchen (Backfläche Burg Grenchen: Länge ca 2,05m, Breite ca 1,75m.

Peter Rabe hat das Wort:

Dieser Backofen steht auf dem "Otten-Hof" in Oldendorf an der Oertze, ca 100km südlich von Hamburg, 20km nördlich von Celle, 40km nördlich von Hannover. </ blockquote>

Das Fundament bilden große Feldsteine, die Backfläche besteht aus Ziegelsteinen, die auf einer Sandschicht verlegt sind. Die Lehmwände sind an den meisten Stellen 0,30m dick. Höhe des Ofens innen 0,80m, aussen 1,10m.

Der Backofen ist erwähnt vor 1600, ich weiss aber nicht genau, wo das niedergeschrieben ist. Aber es ist sicher, dass er noch im Urzustand ist, nur der Dachstuhl wurde mehrfach erneuert.

Die Frau auf dem Bild ist keine Rabe, sondern sie ist die Nachbarin "Dortschen", die immer beim Backen half. Nach ihr ist ein Acker bei uns benannt. Dieses Bild wurde ca 1938 oder 1939 gemacht.

Der Backofen wurde im Sommer 2002 von einem Backofenspezialisten repariert, von innen abgekratzt und neu verstrichen, weil ich ihn gerne wieder nutzen wollte. Der große Riss neben der Frau (mit einem nassen Sack verstopft) wurde bei der Reparatur wieder verschlossen.

Wie hat man in diesem Backofen gebacken? Diese Frage habe ich meinem Vater und seiner Schwester gestellt, es kamen viele Antworten: In den Backofen wird ungefähr ein halber Raummeter gespaltenes Meterholz geschichtet. Der Abbrand dauert ca 6 Stunden, jetzt wird die Glut im Ofen noch einmal richtig verteilt. Nach ca 1 Stunde wird die Glut aus dem Backofen entfernt.

Um den Glutkratzer wird ein nasser Jutesack gewickelt und der Ofenboden damit ausgewischt, bis er sauber ist; das geht sehr schnell. Nachdem der Ofen vorbereitet ist, muß die Temperatur festgestellt werden. Früher hat man in den Brotschieber eine Roggenähre geklemmt - sie durfte nicht brennen. Ich mache es ein klein wenig anders: ich lege eine Seite der Tageszeitung auf eine Schaufel, schließe die Tür und warte 20 Sekunden. Wird das Papier schon stark braun oder brennt sogar, ist der Ofen noch zu heiß und ich muss noch warten. Ist das Papier leicht braun, kann ich mit dem Backen beginnen.

Tür auf, Butterkuchen rein, nach 5 - 7 Minuten ist dieser fertig. Butterkuchen raus und sofort 20 bis 40 Laibe Brot in den Ofen, nach ca 1 Stunde öffne ich wieder die Tür und dann steigt mir ein Duft in die Nase, das kann keiner beschreiben.

Besten Dank an Peter Rabe, dass sein Text und seine Bilder hier wiedergeben werden dürfen.

Wasserversorgung

Ausgangslage

Anlässlich der Ausgrabungen der Oberen Burg 1959/61 konnte die Frage nach der Wasserversorgung der Burg nicht beantwortet werden. Werner Meyer hält in seinem Bericht Folgendes fest:

"Unter den offenen Fragen, welche durch die Ausgrabungen nicht beantwortet werden konnten, mag diejenige der Trinkwassserversorgung besonders erwähnt werden. Sichere Hinweise auf einen Brunnen fanden sich nicht. Die in der Nähe gelegenen Quellen können den Wasserbedarf bei Friedenszeiten gedeckt haben. Möglicherweise waren sie sogar gefasst, so dass eine Leitung aus Holzkänneln an den Burghügel geführt hätte. Das Regenwasser der Dächer wurde für Kriegszeiten vermutlich in Holztrögen gesammelt. Auf jeden Fall ist es völlig undenkbar, dass die Trinkwasserversorgung der Burg Grenchen nicht sichergestellt wäre."

Alte Bettlacher erinnern sich, dass oberhalb der Burg eine ergiebige Quelle sprudelte. Man nannte diese Quelle „die Schlossquelle“. Möglicherweise handelte es sich bei dieser Quelle tatsächlich um den Wasserlieferanten der Burg. Die Quelle versiegte während des Tunnelbaus des Grenchenbergtunnels in den Jahren 1911-1915.

Werner Strub zitiert im Heimatbuch Grenchen, S. 26, Prof. Franz Josef Hugi (Bemerkung zur Burg Strassberg, ca. 1825):

"Am nahen Abhang des nördlich sich erhebenden Berges zeigten sich Spuren einer alten Wasserleitung."

In die Überlegungen einzubeziehen sind die topografischen Veränderungen der letzten Jahrhunderte. Diese Veränderungen hatten Einfluss auf die Eigenschaften der Gebietsentwässerung, auf Quellen und Bachläufe:

  • Wahrscheinlich hielt man während der Besiedlungsepoche der Burg den grössten Teil Burganlage (Burghügel der Oberen und der Unteren Burg) aus Sicherheitsgründen unbewaldet.
  • Einen starken Einfluss auf Fliessgewässer (Bachläufe) hatte bestimmt der Bau der Strasse (erste Hälfte des 20. Jhs.) nördlich der Burgstelle der Oberen Burg.
  • Die weidewirtschaftliche Nutzung des Gebiets direkt oberhalb der Burgstelle bildete einen weiteren Faktor für Veränderungen. Die Weiden des Bettlachbergs und der Bützen trafen bei der Burg zusammen. Das Gebiet war bis ins frühe 20. Jahrhundert Weideland, war gerodet.
  • Eine grosse Auswirkung auf die heutige hydrologische Situation des Gebiets hatte der Bau des Grenchenbergtunnels in den Jahren 1911-1915, als in Grenchen und in Bettlach zahlreiche Quellen versiegten. Die Wasserversorgung Grenchens kam fast ganz zum Erliegen. Der Tunnelbau löste sogar drei recht starke Erdbeben aus.

Ein Wasserableitungsstollen quer unter dem Burgweg durch

Blick in den Stollen.

Der bereits in den Fünfziger Jahren bekannte Stollen (Markus Gutmann / Ferdinand Scheller-Sorko) unter dem Burgweg ist im April 2003 auf Hinweise von Markus Gutmann wieder entdeckt worden. Nach meiner Auffassung bildet der Stollen einen wichtigen Baustein für den Versuch, etwas mehr über die ehemalige Wasserversorung der Burg herauszufinden. Der Stollen bildete vermutlich das Schlussstück der Wasserversorgung. Er leitete das dauernd der Burg zufliessende Wasser ab quer unter dem Burgweg durch ins westlich gelegene Tobel. Als Bestandteil der Wasserversorgung müsste der Stollen aus der Besiedlungszeit der Burg stammen. Argumente, dass der Stollen jünger sein könnte, gibt es wenige.

Die solide und sorgfältige Bauweise des Stollens weist darauf hin, dass er der Ableitung eines dauernd fliessenden Gewässers diente und nicht nur Meteowasser aufnehmen sollte.

Der Stollen ist innen seitlich gemauert (Trockenmauer), der Deckenteil ist mit groben Steinplatten gedeckt. Die Länge des noch intakten Stollens: ca. 2,5 m. Breite 50 – 60 cm, Höhe ca. 40 cm. Vermutlich befand sich an der bergseitigen Böschung ein Auffangbecken, um Schlamm und Geröll aufzunehmen. An seinem Ende ist der Stollen mit Schutt gefüllt, vermutlich eingestürzt oder anderswie zerstört.

Bei den Ausgrabungen in den Jahren 1959 und 1961 blieb der Stollen unentdeckt.

Ein alter Bachlauf führt vom Schlossgraben zum Stollen

Plan von K. Meisterhans aus dem Jahre 1894: Bachlauf im Schlossgraben.

Bei der genaueren Untersuchung des Geländes oberhalb des Stollens stellt man fest, dass er genau unterhalb des westlichen Schlossgrabens liegt. Am westlichen Ende des Schlossgrabens zeigt das abschüssige Gelände tatsächlich Einschnitte auf, die als Bachlauf interpretiert werden können und die sich genau auf den Stollen ausrichten.

Einen weiteren Baustein bildet der Plan von Meisterhans aus dem Jahre 1894. Auf diesem Dokument ist im Schlossgraben ein Bachlauf eingezeichnet. Obwohl Meisterhans dazu bemerkte, der Zeichner hätte irrtümlicherweise einen „Nassen Graben“ (Wassergraben) eingezeichnet. Beide, der Zeichner und Meisterhans, hatten wohl recht. Die Burg war sicher nicht von einem „Nassen Graben“ (Wassergraben) geschützt, das wäre in der Tat weder geologisch noch hydrologisch denkbar. Es spricht jedoch sehr viel dafür, dass es sich bei der Planeintragung um einen Bachlauf im Schlossgraben handelt. Diese Annahme liegt auf Grund der damaligen örtlichen Gegebenheiten durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen.

Reste einer Wasserleitung (Wasserfassung) im Kehr nordwestlich der Burg?

Studiert man die Wasserläufe und das Gelände im Kehr nordwestlich der Burg, kann das folgende Resultat daraus hervorgehen:

Bachläufe im Kehr. Ausschnitt aus dem Plan Einungen Grenchen, Bettlach und Selzach aus dem Jahre 1822.

Im Bild ist die Gegend des „Kehrs“ festgehalten. Eingezeichnet ist der heutige Bachlauf (graublau), der allerdings nur nach Gewittern, starken Regengüssen und in der Zeit der Schneeschmelze noch Wasser führt. Der heutige Bachlauf (graublau) wurde vermutlich erst beim Bau der Strasse (gelb) aus praktischen Gründen im unteren Teil etwas nach Westen umgeleitet. Das alte Bachbett (blau) ist auch heute noch gut sichtbar. Die von mir vermutete Zuleitung der Wasserversorgung für die Burg ist hellblau eingetragen. Der Verlauf der geböschten, vermutlich offenen Leitung (ähnlich den alten Walliser Bewässerungssystemen) ist nördlich der Strasse im Gelände noch auszumachen. Es gibt kaum plausible Argumente, dass es sich hier um ein altes Wegstück handeln könnte.

Es ist durchaus anzunehmen, dass das Schlussstück der Zuleitung als Holzkännel ausgeführt war, der den Schlossgraben überbrückte, zu einer Aufnahmevorrichtung (Trog) auf der Terrasse führte. Das nicht verwendete Wasser floss durch eine Oeffnung im Wall in den Schlossgraben. Vom Schlossgraben nahm das weggeleitete Wasser seinen Lauf zum Stollen (rot) im Burgweg und plätscherte schliesslich ins Tobel westlich der Burg.

Es ist wahrscheinlich, dass der Stollen seine Funktion schon lange vor dem Strassenbau nicht mehr wahrnehmen konnte. Der stark ausgewaschene, nicht mehr intakte Teil des Burgwegs oberhalb (nördlich) des Stollens lässt diese Annahme zu.

Der im Plan von Meisterhans eingetragene Bach nimmt konkrete Züge an; einerseits durch den alten Bachlauf vor dem Strassenbau (blau) und andererseits durch die ehemalige Wasserversorgung (hellblau) der Burg, die jedoch im Jahre 1894 längstens nicht mehr vorhanden war, wie Prof. Franz Joseph Hugi schon im Jahre 1825 berichtete.

Bemerkungen Alfred Fasnacht

Die hier erwähnten Vermutungen und Bausteine sollen Denkanstösse vermitteln zur offenen Frage der Wasserversorgung. Vieles ist noch unsicher und sehr hypothetisch. Die vermutete Wasserleitung müsste archäologisch untersucht werden, das Alter des Stollens ist nach wie vor unklar. Vielleicht geben diese Ausführungen bei späteren archäologischen Untersuchungen den Anlass, diese Punkte näher abzuklären. Es ist erstaunlich, dass auf den alten Plänen und Karten der Gegend die Wasserläufe nördlich der Burg nicht eingetragen sind.

Der Münzschatz der Burg

Die Geschichte und Bedeutung des Fundes

Im Jahre 1929 fand man bei einer vom Bettlacher Holzweibel Vinzenz Kummer veranlassten Grabung auf der Burg Grenchen einen Münzschatz bestehend aus annähernd 300 Silber-Schrötlingen, einigen Münzen (Brakteaten), einem kleinen Silberbarren und angeblich einem Eisenbarren, der auf einer Seite eine Eintiefung von ca. 2 cm Durchmesser aufweist. Entdecker dieses umfangreichen Silberfundes war German Leimer (1906-2002), der während Jahrzehnten in Bettlach als Waldarbeiter tätig war. Leimers Aeusserungen zum Fundhergang werden hier publiziert.

Numismatiker, die sich heute erneut mit dem Fund beschäftigen, messen dem Silberhort der Burg Grenchen internationale Bedeutung bei. Die Wichtigkeit des Fundes machen nicht nur die verschiedenen Brakteaten aus, sondern auch die Zusammensetzung des Fundes aus dem Silberbarren, der die chemisch gleiche Zusammensetzung aufweise wie die heute (2006) bekannten rund 284 Schrötlinge, die detaillierte Rückschlüsse zulassen auf den Arbeitsablauf bei der Brakteatenprägung im Hochmittelalter. Prof. H. U. Geiger weist in der Antwort einer Anfrage (E-Mail) besonders darauf hin, Zitat:

"...dass diese Schrötlinge ein einmaliges Dokument für die mittelalterliche Prägetechnik, besonders der Hhohlpfennige (Brakteaten) sind".

Die Fundstücke wurden im März 1930 (Protokoll des Bürgergemeinderats Bettlach vom 8. März 1930) definitiv dem Museum der Stadt Solothurn (heute Museum Blumenstein) überlassen. Eugen Tatarinoff publiziert den Fund im Jahrbuch für Solothurnische Geschichte, Bd, 4, 1931. Tatarinoff berichtet auch von einer ersten chemischen Analyse, durchgeführt von Prof. Liechtenhan. Tatarinoff erkennt die Schrötlinge noch nicht als solche und schreibt von 'geschnittenen Brakteaten, die nur ein eingeschlagenes grösseres oder kleineres Rechteck oder Quadrat, manchmal ganz flau, aufzuweisen hatten'.

Im Jahresbericht 1930 des Museums der Stadt Solothurn findet man neben der Schilderung des Münzfundes (wohl aus der Feder von Eugen Tatarinoff) folgende äusserst interessante Bemerkung zur Uebergabe des Fundes an das Museum: 'Die ganze Sammlung wurde von der Bürgergemeinde Bettlach dem Staate geschenkt; eine grössere Partie der Notmünzen gelangte später durch Kauf in die kantonale Sammlung.'

1938 veröffentlicht J. Simmen in der Schweizerischen Numismatischen Rundschau einen kurzen Bericht mit vermutlich ersten Bildern (7 Schrötlinge, 1 Brakteat: Elefant, über dem Rücken drei Höcker) über den Fund. Erst Simmen spricht in seinem Beitrag von Schrötlingen.

Zur Erläuterung des Elefanten-Motivs, das vermutlich aus der Vita Alexanders d. Gr. stammt, sei verwiesen auf die Publikation zur Ausstellung "Le Trésor de Colmar. - Exposition présentée au musée d'Unterlinden, Colmar, 29 mai - 26 September 1999". Das Elefanten-Motiv wird erläutert auf den Seiten 75-76 und auf Seite 90, wo ein Exemplar des Elefanten-Brakteaten (möglicherweise gleichen Ursprungs wie diejenigen, die auf der Burg Grenchen gefunden wurden) abgebildet und beschrieben ist.

Mindestens einen Teil des Fundes gab man weiter ins Schweizerische Landesmuseum in Zürich, wo der Fund von Prof. Dietrich Schwarz untersucht werden sollte. Schliesslich wurde diese Untersuchung leider nicht durchgeführt. Dem Schweizerischen Landesmuseum gehören heute 13 Silber Schrötlinge aus dem Fund (1970 als Geschenk ins Inventar übernommen).

In den Siebziger Jahren befasste sich Prof. H. U. Geiger, Zürich, in einer Arbeit über die Brakteatenprägung in der Schweiz mit dem Silberfund der Burg. Er veröffentlichte in seinem Bericht interessante Erkenntnisse zum Fund.

Anlässlich der 8. Sitzung des Arbeitskreises für Münzhortfunde vom 2. März 2006 in Olten befassten sich Suzanne Frey-Kupper, freie Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kantonsarchäologie Solothurn, und Beatrice Schärli, Basel, in einem Referat mit dem Schatzfund von Bettlach. Es zeigte sich einmal mehr, dass der Fund noch immer Rätsel in sich birgt und etliche Fragen unbeantwortet lässt.

Beschreibung des Fundes

Protokoll-Auszug des Bürgergemeinderats Bettlach vom 8. März 1930.
Brakteat 13-10-1.4, Zofingen, vorderösterr. Mzst., um 1320. Gewicht 0.287g, Durchmesser zwischen 15.3 und 14.5mm.
Schrötling mit altem Kartontäfelchen.

German Leimer fand 1929 ca. 300 Münzen und Brakteaten-Schrötlinge, 1 Silberbarren und 1 Objekt aus Eisen mit schalenartiger Eintiefung von ca. 2 cm Durchmesser. H. U. Geiger erwähnt in seiner Arbeit aus dem Jahre 1976 "Bemerkungen zur Brakteatenprägung in der Schweiz" eine Zahl von 265 Schrötlingen, die im Jahre 1929 auf der Burg Grenchen gefunden und im März 1930 dem Museum Solothurn überlassen wurden.

Prot.-Auszug Bürgergemeinderat Bettlach vom 8. März 1930 Prot.-Auszug des Bürgergemeinderats Bettlach vom 8. März 1930.

Die Schrötlinge haben einen Durchmesser von etwa 1 cm und ein Gewicht von ca. 0,25 g. Es handelt sich bei Brakteaten normalerweise um sehr dünne einseitig geprägte Münzen. Chemische Zusammensetzung, Mass und Gewicht des Silberbarrens wie auch der Schrötlinge und Brakteaten sind heute bekannt. Ueber das Eisenobjekt liegen noch keine Angaben vor. Sobald weitere Daten bekannt werden, sollen sie hier integriert werden. Heute, im Jahr 2006, weiss man, dass der Münzfund auf der Burg Grenchen über 300 Objekte umfasst.

Der Fund wird von den verschiedenen Autoren wie folgt beschrieben:

Tatarinoff (1931)

.. eine grosse Anzahl von Brakteaten, samt einem stark kupferhaltigen Silbergussplättchen, wowie einem Eisenbarren, der auf einer Seite eine Eintiefung hat, in der sich eine 2 cm breite Schale befindet. Unter den Brakteaten waren einige Laufenburger Stebler, ferner mehrere mit dem Elephanten, der vielleicht auf das Haus Oesterreich weist, und dann endlich eine grosse Menge von schnittenen Brakteaten, die nur ein grösseres oder kleineres Rechteck oder Quadrat, manchmal ganz flau, aufzuweisen hatten. Dieser Münzfund, der noch der genaueren Untersuchung harrt, dürfte aus dem 14. Jahrhundert stammen. Ich vermute eine Stätte, wo Notgeld geprägt wurde. Dafür spricht das Gussplättchen, das chemisch gleich zusammengesetzt ist, wie die Münzen, der Eisenbarren und die übergrosse Menge der nur mit einem rechteckigen Instrument geschlagenen Stücke. Von Interesse dürfte sein, dass keiner der befragten Numismatiker uns Aufschluss über ähnliche Vorkommnisse erteilen konnte.

Simmen (1938)

.. In der Ruine des Schlosses Strassberg ob Bettlach wurde 1929 ein Fund gemacht. Es handelt sich dabei vermutlich um vorbereitete Schrötlinge zu einer Prägung von Brakteaten einer unbekannten Münzstätte, event. Falschmünzerei. Begleitstücke waren 1 Silberlingot, einige abgenutzte nicht mehr bestimmbare und einige gut erhaltene Brakteaten mit Krone über Elephant ...

Meyer (1963)

.. Der grosse Münzfund von Grenchen befindet sich zur Zeit noch im Landesmuseum in Zürich, um dort eingehend untersucht zu werden. Da bis jetzt noch kein Ergebnis vorliegt, muss hier die Besprechung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden...

Fussnote: Die gründliche Bearbeitung erfolgt durch Prof. Schwarz am Landesmuseum Zürich.

Kaufmann (1974)

..In der Mauer des Wohnturms macht im Jahre 1930 der Bettlacher Holzweibel einen der seltsamsten Münzfunde unseres Landes. Neben einem kleinen Silberbarren kamen einige Brakteaten mit dem stilisierten Löwen der Münzstätte von Laufenburg und auch mehrere mit dem Bild des Elefanten zum Vorschein. Brakteaten werden die mit der Schere aus dünnem Silberblech geschnittenen Münzen mit einseitiger Prägung genannt; sie entsprechen meist der alten Münzeinheit des Pfennigs, von denen 12 auf den Schilling und 240 auf das Münzpfund gehen. Die Elefantenbrakteaten konnten bis heute noch keiner bekannten Münzstätte zugewiesen werden; man vermutet dahinter einen Münzort im Breisgau. Der Grossteil des Münzfundes aber bestand aus brakteatenförmig zugeschnittenen Silberplättchen, die statt des gewohnten stilisierten Münzbildes nur ein Rechteck oder Quadrat eingeprägt trugen. Noch ist der Bericht über die wissenschaftliche Auswertung des seltsamen Münzfundes nicht publiziert worden. Vermutungen über die Bedeutung kreisen um die Existenz einer Notgeldprägestätte in Kriegszeit oder, krimineller, um eine Falschmünzerwerkstatt. Das einzige, das man heute mit Sicherheit über den Schatzfund der Grenchner Burg aussagen kann, ist die Feststellung, dass er mit dem Freiherrengeschlecht von Grenchen in keinem Zusammenhang steht; die Laufenburger- und Elefantenpfennige sind sicher nicht vor dem 14. Jahrhundert entstanden, zu einer Zeit also, die mindestens hundert Jahre jünger ist als die letzten Nachrichten über die Herren von Grenchen. ..

Schötling mit alter Beschreibung (Kartontäfelchen) Münzfund Burg Grenchen: Schrötling mit altem Kartontäfelchen. © Kantonsarchäologie Solothurn, Foto J. Stauffer.

Geiger (1976)

Schrötling der Gruppe A
Schrötling der Gruppe B

.. Im Jahre 1929 wurde in der Ruine der Burg Grenchen bei Solothurn zusammen mit einem Silberlingot und einigen Breisgauer Pfennigen eine grössere Anzahl von Brakteatenschrötlingen gefunden, die uns erkennen lassen, wie solche Schrötlinge hergestellt worden sein müssen. .. .. Die Burg wurde zu Beginn des 14. Jh. verlassen, der Fundkomplex muss aber aus der 2. Hälfte des 14. Jh. stammen, wobei es sich kaum um Material von Falschmünzern handeln kann, da der Silbergehalt mit 50 % bzw. 75-80 % den offiziellen Geprägen der 2. Hälfte des 14. Jh. entspricht. Möglicherweise war es verstecktes Diebes- oder Fluchtgut in Not- oder Kriegszeit, etwa der Guglereinfälle 1375. ..

Aufgrund von chemischen Untersuchen, die H.U. Geiger erwähnt, lassen sich die Schrötlinge in zwei Gruppen unterteilen:

Gruppe Anzahl Feingehalt Silber Mittleres Gewicht g Feinsilber
A 219 ca. 75-80% Ag 0.226g 0.173g
B 46 ca. 50% Ag 0.288g 0.141g

Die Schrötlinge wiesen keinerlei Abnützungen auf.

Geiger vergleicht die Ergebnisse mit den Feingehaltsvorschriften für Zürcher Pfennige in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts

Jahr Vorschriften Feingehalt
1377 80%
1382 67%
1387 73%
1400 62%

Fundjahr

Tatarinoff beschreibt den Fund in seiner 'Prähistorisch-archäologischen Statistik des Kantons Solothurn. 4. Folge 1930', also in einer Art Chronik auf das Jahr 1930. Auch Kaufmann (1974) nennt 1930. Im Gegensatz dazu nennen J. Simmen (1938) und H. U. Geiger (1976) 1929 als Fundjahr. German Leimer, der Entdecker des Fundes, kann sich leider nicht mehr an das genaue Jahr und Datum erinnern. Vermutlich fand die von Holzweibel Kummer veranlasste Grabung in der zweiten Hälfte des Jahres 1929 statt. Bis der Bürgergemeinderat Bettlach am 8. März 1930 die Uebergabe des Fundes schliesslich beriet, waren möglicherweise einige Monate vergangen. Es gab vorgängig einen Briefwechsel zwischen der Bürgergemeinde Bettlach und E. Tatarinoff, Solothurn. Zudem führte wohl E. Tatarinoff am Fund einige Abklärungen und Untersuchungen durch, bis die Uebergabe an das Museum Solothurn im März 1930 definitiv erfolgen konnte.

Wo befindet sich der Münzschatz der Burg Grenchen heute?

13 Schrötlinge verwahrt das Schweizerische Landesmuseum in Zürich. Acht Schrötlinge und ein Elephantenpfennig, möglicherweise aus der Sammlung J. Simmen, tauchten in Deutschland auf und befinden sich heute in der Sammlung der Universität Tübingen. Michael Matzke hat diese Stücke beschrieben und analysiert in seiner 2003 veröffentlichten Arbeit "Die Analysen der europäischen Mittelalter-Münzen". Offenbar tauchten vor einigen Jahren Schrötlinge aus dem Fund an einer Münzenbörse in Bern auf, wo sie privat die Hand wechselten. Heute befindet sich der Hauptteil des Schatzes in Obhut der Kantonsarchäologie Solothurn, der für die Bodenfunde zuständigen Institution des Kantons Solothurn. Aufbewahrungsort ist das Historische Museum Olten, das Funddepot der Kantonsarchäologie. Zählt man die bis heute wissenschaftlich erfassten und bekannten Objekte des Fundes zusammen, ergibt sich das stolze Total von 306 Einheiten.

Literaturverzeichnis zum Münzfund

  • Tatarinoff, Eugen: Prähistorisch-archäologische Statistik des Kantons Solothurn. 4. Folge 1930. Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Solothurn. Bd 4(1931) Münzfund erwähnt: S. 202-203
  • Simmen, J.: Die Münzen von Solothurn. Schweizerische Numismatische Rundschau. Bd 26.4, 1938. Münzfund erwähnt: S. 356-357.
  • Strub, Werner: Heimatbuch Grenchen : Die vergangenen Jahrhunderte bis in die Gegenwart. Solothurn: Vogt-Schild, 1949. 758 S. Münzfund erwähnt: S. 26
  • Meyer, Werner: Bericht über die Ausgrabung der Grenchner Burg im Sommer 1959. Jurablätter. Monatsschrift für Heimat- und Volkskunde. 22. Jg 1960. S. 1-16 Derendingen, 1960. Münzfund erwähnt: S. 4-5, Anm. S. 23
  • Meyer, Werner: Die Burg Grenchen. Ein Beitrag zur wissenschaftlichen Burgenforschung. Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Solothurn. Bd 36 (1963). S. 142-219 Münzfund erwähnt: S. 145 u. S. 194
  • Kaufmann, Hans: Grenchen - die Stadt der alten Grenzen. In: Jurablätter Jg.35(1973), S.41-53. Münzfund erwähnt: S. 46 ff.
  • Kaufmann, Hans, und Peter Zurschmiede Grenchen: Solothurn: Verlag Vogt-Schild, 1974. 248 S. ISBN 3-85962-023-1 Münzfund erwähnt: S. 28
  • Geiger, H.U.: Bemerkungen zur Brakteatenprägung in der Schweiz. In: Beiträge zur Süddeutschen Münzgeschichte. Festschrift zum 75-jährigen Bestehen des Württembergischen Vereins für Münzkunde e.V. Stuttgart, 1976. S. 79-86. Münzfund erwähnt: S. 80 u. S. 83
  • Leimer, Edgar: Bettlach. Geschichte und Geschichten. 800 Jahre Bettlach, 1181-1981. Bettlach: Einwohnergemeinde, 1981. Reich illustriert. 343 S. Münzfund erwähnt: S. 43
  • Matzke, Michael: Die Analysen der europäischen Mittelalter-Münzen. In: Dirham und Rappenpfennig.Mittelalterliche Münzprägung in Bergbauregionen. Hrsg. v. L. Ilisch, L. Sönke, W. B. Stern u. a. (Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters, Beiheft 17), Bonn 2003. S. 151-204; zum Fund S.186-187, Nr. 5967-5975 (Metallanalysen).

Erläuterung des Elefanten-Motivs:

  • Le Trésor de Colmar. Exposition présentée au musée d'Unterlinden, Colmar, 29 mai - 26 September 1999. Commissariat de l'exposition: Catherine Leroy. Paris: Editions de l'Art Somogy, 1999. - 147 S. ISBN 2-85056-354-4 gb., ISBN 2-902068-23-9 br. Das Elefanten-Motiv wird erläutert auf den Seiten 75-76 und 90

Landwirtschaft und Ernährung

Haustiere, Nutztier und Landwirtschaft

Grössenvergleich: Haustiere im Früh- / Hochmittelalter (hell) und heute (dunkel)

Die Bewohner der mittelalterlichen Burgen waren eng mit den Haus- und Nutztieren verbunden. Die Tiere gehörten unmittelbar zur Lebenssicherung und Ernährung der Burgbewohner, die ein ausgesprochen landwirtschaftlich betontes Leben führten. Die Jagd spielte für die Ernährung eine eher untergeordnete Rolle auf den kleineren Herrschaftssitzen im Mittelalter. Das gilt auch für die Burg Grenchen. Die Nutztiere, vor allem Rinder und Pferde waren zu dieser Zeit kleiner als heute. Die Pferde darf man sich in der Grösse von Ponys vorstellen. Als Reittiere können sie nicht mit den heutigen schweren Tieren verglichen werden.

Dass auf der Burg Vieh gehalten wurde, ist weniger wahrscheinlich. Möglich ist, dass man Reitpferde zeitweise im Burghof unterbrachte, die gefundenen Hufeisen könnten darauf hinweisen. Sicher hielt man auf der Burg ein wenig Kleinvieh, Geflügel und natürlich etliche Hunde für die Jagd und für die Bewachung. Auf vielen Jura-Burgen brachte man etwas Kleinvieh im Burggraben oder, wie vielleicht auf der Burg Grenchen, auf der Terrasse hinter dem Wall unter. Das Vieh hielt man ziemlich sicher in einem Sennereibetrieb auf dem heutigen Gebiet des Bettlachbergs und im landwirtschaftlichen Betrieb auf dem Hofacher/Burgmatt, wo auch Ackerbau betrieben wurde für die Ernährung der Burgbewohner. Die Ldndereien, die direkt vom Burgherrn bewirtschaftet wurden, unterlagen normalerweise nicht dem Flurzwang (z.B. Zelgensystem), wurden aber dennoch oft nach dem Prinzip der Dreifelderwirtschaft bebaut. Im Falle der Burg Grenchen betraf das sicher den Bereich Hofacher und Burgmatt.

In die Zeit der bewohnten Burg Grenchen fällt als Folge des starken Bevölkerungswachstums im Hochmittelalter die Umorientierung in der Landwirtschaft von der fast ausschliesslichen Viehwirtschaft hin zum Ackerbau (Getreide und Hülsenfrüchte). Der Stellenwert des Fleisches in der Ernährung sank rapide. Als Hauptnahrungsmittel setzten sich die Getreideprodukte (Brot, Fladen, Mus, Brei) durch. In diesem Zusammenhang ist es interessant festzuhalten, dass der Backofen der Burg Grenchen erst etwa um 1200 gebaut wurde, nach einem Brand der erst kurz vorher erstellten neuen Anbauten an den Wohnturm. Der Backofen war also zur Zeit dieses Neubaus noch nicht vorgesehen. Diese Tatsache lässt die vorsichtige Annahme zu, dass der Bau des Backofens auf der Burg Grenchen aus der oben geschilderten Trendwende in der Landwirtschaft und in den Ernährungsgewohnheiten hervorgegangen sein könnte. Diese Annahme will nicht heissen, dass der Gutsbetrieb der Burg die Viehwirtschaft aufgab. Diese wurde bestimmt weiter als Hauptzweig betrieben. Dennoch dürfte der vermehrte Ackerbau im Herrschaftsgebiet der Burg zu einer Aenderung der Ernährungsgewohnheiten geführt haben. Die Abgaben der Bauern setzten sich mit der Umgestaltung der Landwirtschaft aus immer grösseren Getreideanteilen zusammen.

Die Knochenfunde geben Auskunft über die Zusammensetzung des Nutztierbestands und des Fleischverbrauchs der Burg. Die auf der Burg Grenchen gefundenen Knochen stammen hauptsächlich von folgenden Tieren:

Jagdtiere 11.7% Haustiere 88.3%
Hase, Kaninchen 3.9% Pferd 1.3%
Braunbär 1.9% Hausschwein 34.3%
Wildschwein 1.3% Schaf, Ziege 22.2%
Edelhirsch 1.3% Hausrind 24.0%
Reh 2.6% Haushuhn 3.9%
Lämmergeier 1.3% Hausgans 2.6%}

Das Roden

Die Reuthaue, ein starker, einseitiger Pickel, gals als das wichtigste Rodungswerkzeug.

Das Roden, eine harte Arbeit

Das Roden[16] zählte zu den härtesten körperlichen Arbeiten im Mittelalter. Man begann das Roden einer Waldfläche meistens mit dem Schwenden, dem Abschälen der Rinde von den Bäumen. Das Schwenden verursachte das Verdorren der Bäume. Oft folgte danach die Brandrodung. Es ist jedoch anzunehmen, dass man in Waldstücken mit hochwertigem Stammholz auf die Brandrodung verzichtete.

Als Werkzeuge dienten Beile, Gerteln, Sägen und verschiedenartige Kettenkeile. Das Hauptwerkzeug beim Roden war die Reuthaue. Sie diente zum Ausgraben und Ausheben von Wurzelstöcken, zum Entfernen von Gestrüpp und zum Wegwuchten von Steinen, denn allein mit dem Abbrennen und Entfernen der Bäume war die Rodungsarbeit längst nicht erledigt.

Schliesslich legte man eine bepflanzbare, sichere Bodendecke (Humus) an. Erst jetzt konnte man an eine erste Aussaat denken. Das neu gewonnene Land musste weiter sorgfältig gepflegt werden.

Rodungen rund um die Burg

Der Plan der Einungen Grenchen, Bettlach, und Selzach aus dem Jahre 1822 zeigt Weidegebiete nördlich angrenzend an die Burg. Die Weiden der Bützen und des Bettlachbergs berührten sich bei der Burg. Seit wann sich die Weidegebiete der beiden „Berge“ bei der Burg vereinigten, ist nicht bekannt. Vermutlich erreichte im 19. Jahrhundert die vieh- und weidewirtschaftliche Nutzung des Leberberger Juras ihren Höhepunkt.

Später wurden etliche Weidegebiete wieder aufgeforstet, so z.B. in Grenchen das Witeli (unterhalb des Stierenbergs) und die Fuchsböden (östlich des Käswegs) sowie auf Bettlacher Gebiet das Weidegebiet unmittelbar bei der Burg (im Kehr) wie auch am Bettlachstock. Vermutlich nutzte man auch die Ebene Matt (westlich der Burg) weidewirtschaftlich. Der Flurname deutet es an.

Der Plan aus dem Jahre 1822 ist ein interessantes und wichtiges Dokument. Er zeichnet sich aus durch hohe Genauigkeit und vermittelt ein entsprechend klares Bild der damaligen landschaftlichen Realität rund um die Burg.

Laut Werner Meyer umfassten die Rodungsgebiete der Burg und der Freiherren von Grenchen allein den Hofacher und die Teile der Weiden auf dem Bettlachberg. Die oben erwähnten, burgnahen Gebiete wurden höchstwahrscheinlich im Laufe der späteren Jahrhunderte gerodet.

Offene Fragen

Zitat Werner Meyer:

"Unter den offenen Fragen, welche durch die Ausgrabungen nicht beantwortet werden konnten, mag diejenige der Trinkwassserversorgung besonders erwähnt werden. Sichere Hinweise auf einen Brunnen fanden sich nicht. Die in der Nähe gelegenen Quellen können den Wasserbedarf bei Friedenszeiten gedeckt haben. Möglicherweise waren sie sogar gefasst, so dass eine Leitung aus Holzkänneln an den Burghügel geführt hätte. Das Regenwasser der Dächer wurde für Kriegszeiten vermutlich in Holztrögen gesammelt. Auf jeden Fall ist es völlig undenkbar, dass die Trinkwasserversorgung der Burg Grenchen nicht sichergestellt wäre."

Eine weitere offene Frage bleibt auch das Verhältnis der Oberen Burg zur Unteren Burg. Welche Funktion hatte die Untere Burg eigentlich?

Was in den Grabungsberichten vielleicht zu wenig erwähnt wird, ist die Tatsache, dass die Abbrucharbeiten an der Ruine Ende des 16. Jahrhunderts sicher einige störende Einflüsse auf die Grabungsvoraussetzungen zur Folge hatten. Eine Quantifizierung ist jedoch kaum möglich.

Konservierung des Mauerwerks und des Backofens 1961 - 1963

Zitat aus dem Bericht von Werner Meyer [4]:

Das freigelegte Mauerwerk befand sich grösstenteils in einem sehr schlechten Zustand. Deshalb drängte sich eine rasche Konservierung auf. Dr. R. C. Schild, Präsident der Museums-Gesellschaft Grenchen, sorgte dafür, dass die wichtigsten Erhaltungsarbeiten noch vor dem Einbruch des Winters 1961/62 durchgführt werden konnten. Das Baugeschäft Meyer-Wyss AG, das schon 1959 den Innenmantel des Wohnturmes gesichert hatte, erhielt den Auftrag, mit den Konservierungsarbeiten möglichst rasch zu beginnen.

Freilich sollte keine künstliche Ruine errichtet werden, sondern die Sicherungsarbeiten hatten lediglich die Aufgabe, das bestehende Mauerwerk vor weiterem Zerfall zu bewahren. Die Aussenmäntel, welche meistens bis auf die Fundamente hinunter zerstört waren, mussten allerdings bis in die Höhe des Mauerkerns neu aufgemauert werden. Bei gut erhaltenen Mauermänteln genügte ein gründliches Ausfugen, verbunden mit einzelnen Ausflickungen.

Die äusserste Schicht des Bindemittels wurde durch Zusatz von Weisskalk und gesiebtem altem Mörtel aus dem Mauerschutt im Farbton dem alten Gemäuer angeglichen, so dass die störende bläulichgraue Zementfarbe nirgends sichtbar blieb.

Besonders schwierig gestaltete sich die Konservierung des Backofens. Eine Bergung des seltenen Stückes kam aus technischen Gründen nicht in Frage.

Deshalb fertigte eine Equipe des Schweizerischen Landesmuseums in wochenlanger Arbeit einen genauen Gipsabguss an und gab dem Original, das grösstenteils aus zerbröckelndem Lehm bestand, durch Tränkung mit verschiedenen Chemikalien und durch Erhitzung neue Festigkeit. Um den Ofen vor der Witterung und vor unvernünftigen Besuchern zu schützen, versah man ihn mit einem überdachten Gitter.

Zur Zeit ist die Konservierung noch nicht abgeschlossen. Aus diesem Grunde wäre ein umfangreicher Bericht über die Sicherungsarbeiten noch verfrüht. Es ist aber zu hoffen, dass die noch ausstehenden Arbeiten in absehbarer Zeit zu Ende geführt werden können.

Anmerkung von Alfred Fasnacht: Die Konservierungsarbeiten begannen im Herbst 1961 nach den Ausgrabungen und dauerten mit Unterbrüchen bis 1963. Die Schutzeinrichtung des Backofens wurde im Laufe der Jahre entfernt und die Reste des Ofens blieben der Witterung und der Vegetation ausgesetzt.

Unterhalt der Burg nach 1963 und in Zukunft

In unregelmässigen Abständen liess nach 1963 die Bürgergemeinde Bettlach Schäden am Mauerwerk des Wohnturms ausbessern und hielt den Burgzugang begehbar.

Die Vegetation bemächtigte sich aber immer mehr der Umfassungsmauern und des Turminneren. In den letzten Jahren waren im Sommer die Umfassungsmauern und das Innere des Wohnturms kaum mehr sichtbar. Der Historische Verein Bettlach und die Museums-Gesellschaft Grenchen beschlossen darauf, sich der Ruine anzunehmen. Am 27. Oktober 2001 führten die beiden Vereine einen gemeinsamen Aktionstag "Burg Grenchen - Bettleschloss" durch mit dem Ziel, die Ruine von der wuchernden Vegetation zu befreien, die Mauern auszubessern und den Burgzugang zu erneuern.

Aktionstag Burg Grenchen, Samstag, den 27. Oktober 2001: Roden – Ausbessern der Mauern – Burgzugang renovieren

Das Ziel wurde erreicht: Die Burganlage für weitere Jahre erhalten, sichtbar und zugänglich machen.

Nach den von der Museums-Gesellschaft Grenchen veranlassten Ausgrabungen der Burg Grenchen vor rund 40 Jahren unter der Leitung von Prof. Dr. Werner Meyer, Universität Basel, wurden die Mauerreste der Burg sorgfältig restauriert und konserviert. Der Grundriss der Burg war lange gut erkennbar und die Geschichte der Burg wurde damals auf einer Texttafel erklärt.

Die Ruine der Burg Grenchen ist in den letzten zwei Jahrzehnten etwas in Vergessenheit geraten. Es waren hauptsächlich der Internet-Auftritt der Burg und die Aktivitäten der Museums-Gesellschaft Grenchen und des Historischen Vereins Bettlach, welche die Ruinenstätte wieder ins Bewusstsein und ins Interesse eines breiteren Publikums zurückholten.

Der bisherige Zustand der Ruine war bis auf kleinere Abschnitte recht gut. Am Mauerwerk waren denn auch nur wenige Ausbesserungen vorzunehmen. Was dem Besucher jedoch auffiel, war das Wuchern von Sträuchern und Kleinholz auf den Umfassungsmauern, am Backofen, im Innern der Turmruine, wie auch im Bereich der Wallanlage. Liesse man der Vegetation ihren Lauf, dürften die Mauerreste der Umfassungsmauern und der Nebengebäude der Burg in wenigen Jahren nicht mehr zu erkennen sein. Von der Wallanlage war bereits heute während der Sommermonate kaum mehr etwas auszumachen. Auch der Zugang hinauf zur Burg war beschädigt und musste stark ausgebessert werden.

Die Burg Grenchen (Bettleschloss) steht seit etwa 700 Jahren auf Bettlacher Boden. Geschichtlich mit der Burg eng verbunden sind jedoch beide Ortschaften, Grenchen und Bettlach. Aus Grenchen stammten die Gründer der Burg, die Adelsfamilie der von Grenchen, welche die Burg rund 250 Jahre bewohnte. Nach dem Aussterben der von Grenchen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird die Herrschaft an den Strassberger Zweig des Hauses Nidau vererbt. Durch eine spätere Erbteilung der Strassberger wird die Burg im Jahre 1309 dem heutigen Gemeindegebiet von Bettlach zugeschlagen. So sind es seit jenen Tagen die Leute von Bettlach (in der neusten Zeit vor allem die Bürgergemeinde), welche das ehemalige Gut der Burg bis heute bewirtschaften und verwalten – Hofacher, Bettlachberg und die dazugehörenden Wälder.

Auf Grund dieser geschichtlichen Tatsachen ist es doch vorbildlich, dass sich die Präsidenten des Historischen Vereins Bettlach und der Museums-Gesellschaft Grenchen entschlossen haben, am Samstag, den 27. Oktober 2001, einen gemeinsamen Aktionstag Burg Grenchen durchzuführen. Ziel des Aktionstages war es, die Anlage der Burg der wuchernden Vegetation zu entreissen, für die kommenden Jahre wieder sichtbar und leichter zugänglich zu machen. Die beiden Präsidenten, Beat Leimer (Historischer Verein Bettlach) und René Inderkummen (Museumsgesellschaft Grenchen), liessen sich anlässlich eines Lokaltermins auf der Burg im Mai dieses Jahres vom Kantonsarchäologen und vom kantonalen Denkmalpfleger über die zu treffenden Massnahmen informieren.

Am 27. Oktober 2001 traf sich morgens um 8.00 Uhr eine Schar von 17 Leuten bei der Burg Grenchen zum Arbeitseinsatz. Das Wetter zeigte sich von der guten Seite, etwas neblig zwar und kühl war es am Vormittag – am Nachmittag hingegen überwiegte die angenehme Oktobersonne.

Die beiden Präsidenten, René Inderkummen und Beat Leimer, sorgten für einen reibungslosen und hervorragend organisierten Ablauf des Aktionstages, selbst die Verpflegung kam nicht zu kurz. Es war bestimmt nicht ganz einfach, diesen Tag zu planen, die Fachleute aufzubieten, die Materialmengen richtig zu bestimmen und die Werkzeuge bereit zu stellen. Die Arbeiten teilten sich drei Einsatzgruppen: eine Gruppe für den Bau des Zugangsweges, eine Rodungsgruppe und ein Spezialteam für die Ausbesserung der Ruinenmauern. An der Spitze dieser Gruppen leiteten jeweils Fachleute den Einsatz.

Beschreibung der heutigen Ruine

Die untenstehenden sensitiven Pläne führen zu den Bildern der angeklickten Stellen.

Hocheingang zum WohnturmWehrmauerNeue UmfassungsmauerAlte UmfassungsmauerTormauer mit WehrgangBackofenBurg ModellModell der Burg Grenchen.
RampeTurm SüdwestmauerTurm NordwestmauerTurm SüdostmauerTurm NordostmauerNordostanbauNeue UmfassungsmauerAlte UmafssungsmauerBackofenTormauerAbhang BurghügelFunde bei den AusgrabungenWohnturm innenAlte UmfassungsmauerAlte UmfassungsmauerPlan der Burg Grenchen.

Burg-Modell aus dem Kultur-Historischen Museum

Burghügel

Burgwall

ca. 10. Jahrhundert.


Südecke des Turms, Torpartie

Umfassungsmauern im südlichen Bereich der Burg

Turm Südostmauer, Burghof

Turm Südwestmauer

Turm Südwestmauer mit Rampe

Turm Nordwestmauer

Turm Nordostmauer

Wohnturm innen

Nordost-Anbau der Umfassungsmauer an den Turm

Alte Umfassungsmauer ca. 1150

Neue Umfassungsmauer ca. 1200


Süd-Westabhang Burghügel

Backofen ca. 1200

Literarisches zum Thema Burg Grenchen - Bettleschloss

Die Sage

Die Sage der Burg, Aquarell von Hans Rudolf Zuber, Bettlach

Vor uralten Zeiten hauste in der Burg Grenchen ein arger Tyrann, der das arme Volk arg bedrückte und aussaugte. Damals lebte drüben über der Aare, unweit vom Dorfe Arch, ein Zwingherr auf seinem Schloss, dem die Not des Volkes zu Herzen ging und der daher den Entschluss fasste, dieser ein Ende zu machen. Er beredete die Schlossmagd der Burg Grenchen, ihm behilflich zu sein, den Tyrannen beiseite zu schaffen. Als dieser an einem Abend voll Behagen hinter seinem Humpen am Tische sass, brachte die Magd das Licht herein und stellte selbiges dem Fenster Gegenüber auf den Tisch. Bald darauf flog von Arch herüber ein Bolzen und traf den Tyrannen ins rechte Auge, so dass er tot vom Stuhle stürzte.

Seither sei – nach der Volkssage – der Geist nicht zur Ruhe gekommen, sondern spukte in Teufelsgestalt in der zerfallenen Ruine. In einer grossen Kiste bewache er in einem unterirdischen Gange einen reichen Schatz. Schon wiederholt haben Schatzgräber denselben zu heben gesucht, dabei aber jedesmal Schaufel, Karst und Pickel eingebüsst und sie mussten noch froh sein, dass sie mit heiler Haut davon gekommen sind. Wenn der Biswind daherkommt und das Wetter ändern will, dann verlasse der Schlossteufel den Schatz, komme auf die Rothenfluh heraus und jauchze und johle, dass niemand des Lebens mehr sicher sei. Wenn dann zufällig ein Zug vorbeifahre, habe der Teufel oft den Rossen die Kummet abgenommen und in die Tannen hinaufgehängt.

Bald kommt er - der Schlossteufel! Meidet die Burg in der Nacht ...!

Auch den Sennen habe er früher manchen Spuk getrieben und sie auf Irrwege geführt. Darum hat auch der Bützensenn, wenn er am Schloss vorbeigegangen ist, sein Lederkäppchen abgenommen und einen frommen Spruch getan und ihm ist auch nie was Leides begegnet. Seit den Franzosenzeiten hat man von dem Schlossteufel nichts mehr gehört. Mit dem Glauben ist eben auch er verschwunden und freut sich nun das Volk der vollen Freiheit, die der Schlossteufel einst geschändet hat. Ebenfalls ging die Sage um, dass der Schlossteufel wieder regiere, wenn das Wissbächli in schlimmen Regentagen grosse Steine und Tannäste mit sich fortriss.

Aus: Strub, Werner : Heimatbuch Grenchen. Solothurn: Verlag Vogt-Schild, 1949.

D'r Schlosstüfel im Bettleschloss

In Verse gesetzt vom Grenchner Mundartdichter Franz Josef Schild, (Grossätti vom Leberberg). Den Text findet man hier .

Der Bettleschloss-Tüfel

Nacherzählung der Burgsage von Ulrich Stuber (1939-2008) Gewerbeschullehrer in Grenchen. Stuber verfasste seine Fassung der Sage für die Münzschatz-Ausstellung 2008 in Bettlach. Als Vorlage diente Stuber die Version in Versen von Franz Josef Schild (1821-1889), Grossätti usem Leberberg. Eine Abschrift ist hier zu finden.

Der letzte Graf von Grenchen

Festspiel in drei Bildern zur 25. Gründungsfeier des Ferienheims Grenchen.
"Der letzte Graf von Grenchen" wurde aufgeführt am Jugendfest 1938 auf dem Platz zwischen den Schulhäusern I und II in Grenchen.

Erlebnisbericht von Hans Rudolf Zuber

Hans Rudolf Zuber, Grabungsteilnehmer 1961, berichtet. Ein Erlebnisbericht mit Bildern.

Infotafeln

Mehrere Infotafeln bei der Burg geben Auskunft vor Ort.

Bibliographie der verwendeten Literatur

Literaturverzeichnis

  • Meyer, Werner: Bericht über die Ausgrabung der Grenchner Burg im Sommer 1959. Jurablätter. Monatsschrift für Heimat- und Volkskunde. 22. Jg 1960. S. 1-16. Derendingen, 1960
  • Meyer, Werner: Die Burg Grenchen. Ein Beitrag zur wissenschaftlichen Burgenforschung. Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Solothurn. Bd 36 (1963). S. 142-219
  • Meyer, Werner: Die Ausgrabung der Burg Grenchen vom Sommer 1961. Separatdruck aus der Ebauches-Hauszeitung, Nr. 1, 2 und 3/1963. Solothurn: Vogt-Schild AG, 1963. 11 S. ( PDF Version).
  • Stampfli, H.R.: Die Tierknochenfunde der Burg Grenchen. Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Solothurn. Bd 35 (1962) S. 160-178
  • Hugi, Hermann: Ausgrabung der Burg Grenchen. Separatdruck der Ebauches-Hauszeitung Nr. 4,5,6/1959 und 1/1960. Solothurn: Vogt-Schild, 1960. 20 S.
  • Hugi, Hermann: Ein Wappen der Herren von Grenchen. Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Solothurn. Bd 26 (1955) S. 219-220
  • Eggenschwiler, Ferdinand: Die Burg Grenchen. Solothurner Monatsblatt. Jahrgang 1912, S. 146-148.
  • Tatarinoff, Eugen: Prähistorisch-archäologische Statistik des Kantons Solothurn. 4. Folge 1930. Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Solothurn. Bd 4(1931) S. 202-203 zum Münzfund auf der Burg Grenchen (Bettlacher Schloss) im Jahre 1930.
  • Strub, Werner: Heimatbuch Grenchen: Die vergangenen Jahrhunderte bis in die Gegenwart. Solothurn: Vogt-Schild, 1949. 758 S.
  • Kaufmann, Hans, und Peter Zurschmiede: Grenchen. Solothurn: Verlag Vogt-Schild, 1974. 248 S. ISBN 3-85962-023-1
  • Kaufmann, Hans: Semper Curiosus. Hans Kaufmanns kleinere Schriften zu Grenchen und Umgebung. Unter Mitwirkung des Autors hrsg. von Rolf Max Kully. Grenchen: Literarische Gesellschaft Grenchen, 1995. 196 S. [ohne ISBN]
  • Rahn, J. R.: Die Mittelalterlichen Kunstdenkmäler des Cantons Solothurn. Im Auftrag der Eidg. Landesmuseums-Commission beschrieben von J.R. Rahn, unter Mitwirkung von Robert Durrer, K. Meisterhans und Josef Zemp. Zürich: Verlag der Antiquarischen Gesellschaft, 1893/94. S. 89/90, 226/227,
  • Piper, Otto: Burgenkunde. Bauwesen und Geschichte der Burgen. Neue, verbesserte und erweiterte Auflage. Verbesserter und erweiterter Nachdruck der 3. Auflage von 1912. Zweiter, neuer Teil von Werner Meyer Frankfurt a.M.: Verlag Wolfgang Weidlich, 1967. 711 S. ISBN 3-8035-0316-7
  • Meyer, Werner und Eduard Widmer: Das grosse Burgenbuch der Schweiz. Zürich: Ex Libris Verlag, 1977. 320 S.
  • Meyer, Werner: Hirsebrei und Hellebarde. Auf den Spuren des mittelalterlichen Lebens in der Schweiz. Olten, Freiburg i.Br.: Walter Verlag, 1985.395 S. ISBN 3-530-56707-8
  • Meyer, Werner: Der mittelalterliche Adel und seine Burgen im ehemaligen Fürstbistum Basel. 140. Neujahrsblatt, hrsg. von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen. Basel: Helbing & Lichtenhahn, 1962. 90 S., Illustr.
  • Meyer, Werner: Rodung, Burg und Herrschaft. Ein burgenkundlicher Beitrag zur mittelalterlichen Siedlungsgeschichte. Aus: Burgen aus Holz und Stein. Burgenkundliches Kolloquium in Basel 1977. 50 Jahre Schweizerischer Burgenverein. Olten: Walter Verlag, 1979. S. 43-80. ISBN 3-530-12790-6
  • Pfostenbau und Grubenhaus. Zwei frühe Burgplätze in der Schweiz. Hugo Schneider: Stammheimer Berg ZH. Bericht über die Forschungen von 1974 bis 1976. Werner Meyer: Salbüel LU. Bericht über die Forschungen von 1982. (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters. Bd 17) Basel: Schweiz. Burgenverein, 1991. 139 S., Ill. ISBN 3-908182-02-6
  • Boxler, Heinrich und Jörg Müller: Burgenland Schweiz. Bau und Alltag. 2. Auflage 1991. Solothurn: Verlag Aare, 1991. 176 S. ISBN 3-2760-0352-5
  • Zeune, Joachim: Steinerne Zeugen der Macht. DAMALS, Nr. 8 (1997) München: Deutsche Verlagsanstalt, 1997.
  • Tauber, Jürg: Herd und Ofen im Mittelalter. Untersuchungen zur Kulturgeschichte am archäologischen Material vornehmlich der Nordwestschweiz (9. - 14. Jh.). (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters. Bd 7). Hrsg. vom Schweizerischen Burgenverein Olten: Walter Verlag, 1980. 415 S. Ill. ISBN 3-530-87101-x
  • Leimer, Edgar: Bettlach. Geschichte und Geschichten. 800 Jahre Bettlach, 1181-1981. Bettlach: Einwohnergemeinde, 1981. reich illustriert. 343 S.
  • Solothurner Urkundenbuch. Hrsg. vom Regierungsrat des Kantons Solothurn. Erster Band: 762-1245. Bearb. von Ambros Kocher. (Quellen zur Solothurnischen Geschichte). Solothurn: Staatskanzlei, 1952. 350 S., 13 Tafeln im Anhang.
  • Kully, Rolf Max: Solothurnische Ortsnamen. Die Namen des Kantons, der Bezirke und der Gemeinden. (Solothurnisches Namenbuch 1). Solothurn: Drucksachenverwaltung/Lehrmittelverlag Kanton Solothurn, 2003. 763 S., Illustriert. ISBN 3-905470-17-9
  • Gesellschaft und Ernährung um 1000 : eine Archäologie des Essens. Hrsg. von Dorothee Rippmann ... [et al.] Vevey : Alimentarium, 2000. - 288 S. Ill. Begleitband zur Ausstellung "Les mangeurs de l'an 1000", Alimentarium, Vevey. ISBN 2-940284-05-9
  • Rösener, Werner: Bauern im Mittelalter. 4., unver. Aufl. - München: Beck, 1991. 335 S. ISBN 3-406-30448-6
  • Hinz, Hermann: Motte und Donjon. Zur Frühgeschichte der mittelalterlichen Adelsburg. (Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters. Beiheft 1) Köln: Rheinland Verlag, 1981. 164 S., Ill. ISBN 3-7927-0433-1
  • Schild, Franz Josef: Aus dem Leberberg : Gedichte und Sagen in Solothurner Mundart. Erstes Bändchen. Beitrag zum schweizerischen Idiotikon. Biel: Steinheil, 1860. 106 S.
  • Festschrift Jugendfest Grenchen 1938. 26. Juni eventuell 3. Juli verbunden mit dem 25-jährigen Jubiläum des Ferienheims Grenchen. Grenchen: Buchdruckerei von Gunten, 1938. 48. S. [S. 7-18: Marti, William: Der letzte Graf von Grenchen. Festspiel]

Zum Thema Motten und Holzburgen

  • Janssen, Walter: Niederungsburgen im Rheinland. Vom Holzbau zur Steinburg. Burgenkundliches Kolloquium in Basel 1977. 50 Jahre Schweizerischer Burgenverein. Olten: Walter Verlag, 1979. S. 11-41 ISBN 3-530-12790-6
  • Hinz, Hermann: Motte und Donjon. Zur Frühgeschichte der mittelalterlichen Adelsburg. (Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters. Beiheft 1) Köln: Rheinland Verlag, 1981. 164 S., Ill. ISBN 3-7927-0433-1
  • Pfostenbau und Grubenhaus. Zwei frühe Burgplätze in der Schweiz. Schneider, Hugo: Stammheimer Berg ZH. Bericht über die Forschungen von 1974 bis 1976. Meyer, Werner: Salbüel LU. Bericht über die Forschungen von 1982. (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters. Bd 17) Basel: Schweiz. Burgenverein, 1991. 139 S., Ill. ISBN 3-908182-02-6

Quellen

  • Text von Alfred Fasnacht
  • Die Grundlagen dieser Dokumentation basieren auf den Arbeiten von Prof. Dr. Werner Meyer[13]

Einzelnachweis

  1. Aus: "Historisches Lexikon der Schweiz".
  2. Definition von Werner Meyer, Basel
  3. Ausschnitt aus Zeune, Joachim: "Steinerne Zeugen der Macht" Erschienen in der Zeitschrift: DAMALS Nr. 8, 1997
  4. 4,0 4,1 Meyer, Werner: "Die Burg Grenchen. Ein Beitrag zur wissenschaftlichen Burgenforschung", Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Solothurn. Bd 36 (1963). S. 142-219
  5. Welt am Sonntag: "Als Grönland noch grün war", Axel Bojanowski, 15.06.2003 ( Artikel als PDF)
  6. Europa im Jahre 1000 (zur Karte): Die Burg Grenchen wird in dieser Zeit gegründet. Wallanlage und erste Gebäude: Holzburg, einfache Oekonomiegebäude aus Holz.
  7. Schloss Nidau
  8. Codex Manesse
  9. Kaufmann, Hans, und Peter Zurschmiede Grenchen. Solothurn: Verlag Vogt-Schild, 1974. 248 S. ISBN 3-85962-023-1 S. 29-30
  10. Altreu im Historischen Lexikon der Schweiz
  11. Selzach im Historischen Lexikon der Schweiz
  12. Bettlach im Historischen Lexikon der Schweiz
  13. 13,0 13,1 Auszug aus einem Beitrag von Heinrich Boxler in der Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 1997. Rücktritt des langjährigen Präsidenten, Prof. Dr. Werner Meyer. "Werner Meyer — als «Burgenmeyer» fast eine Legende!"( Auszug als PDF)
  14. Meyer, Werner, "Die Burg Grenchen. Ein Beitrag zur wissenschaftlichen Burgenforschung.". Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Solothurn. Bd 36 (1963). S. 215/16
  15. Meyer, Werner: Die Burg Grenchen. Ein Beitrag zur wissenschaftlichen Burgenforschung. Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Solothurn. Bd 36 (1963). S. 162/163.
  16. Landesausbau, Historisches Lexikon der Schweiz

Weblinks